Briefwechsel Eck - Übersicht Reformationsgeschichte
Nr. 258

Eck an Hg. Georg von Sachsen
Ingolstadt
20-06-1533


Dresden HSA Loc 10301 Schriften bel. Herz. von Sachsen fol 143rv, 144v (Or.Ms Ecks

Eck will dem Gerücht der Lutheraner nicht glauben, daß sich der Papst mit dem Kg. von Frankreich unterreden wolle; wohl hat er brieflich erfahren, der Dauphin wolle sich im Juli in Lyon aufhalten und der Kg. habe den Papst gebeten, zu ihm nach Nizza zu kommen. Auch hat der Kg. entsprechend der Gewohnheit, nach dem Tod des Kardinals von Avignon einen französischen Kardinal zum Legaten in Frankreich zu machen, zwei Kandidaten vorgeschlagen, die der Papst jedoch abgelehnt hat. Die katholischen fünf Kantone der Schweiz haben durchgesetzt, daß Zürich sein Religionsmandat zurückgezogen hat. In Augsburg hat man den Schuster der St.-Moritz-Pfarre verjagt; als daraufhin Anton Fugger einen neuen bestellte, gab es einen Volksauflauf, und Fugger mußte auf Verlangen des Rates eine Nacht im Turm verbringen. Am 14-06-1533 haben Gesandte Hg. Wilhelms von Bayern in Augsburg eine Unterredung mit den Bürgermeistern gehabt; Eck gibt nichts darauf. Was es mit dem Erlaß des fürstlichen Rats in Wien für eine Bewandtnis hat, erfährt der Hg. vielleicht früher als Eck.


Durchleuchtiger hochgeborner fürst. E.F.G. seyen mein underthänig dienst in aller gehorsame höchstes fleiß zu voran berait.

Gnediger furst und herr!

Es ist hie bey allen frommen christen erschollen, wie christenlich E.F.G. gehandelt hat gegen die christlicher ordnung entgegen sint gwäsen. Gott der herr sey der lon in ewigkait und verleihe E.F.G. krafft und macht ditz säligklich zu ennden. Amen.
Unangesehen des verzweivelten munchß lester schrifften.

Die Luterischen geben für, wie der Bapst halt ain colloquium mit dem könig von Franckreich: khan ich nit glauben. Dan wie ich brief hab, so sint sye zu Lyon erst des königs und königin Delphin und secundo geniti gewertig ad Julium: wol schreibt man mir, wie der könig von Franckreich den bapst gebetten, er sölle zu im gen Nizza khommen in Sophoy [Savoyen]; khan aber nit versteen, das etwas bewilligt. Dan als Cardinal Avisitanus gestorben, und der gebrauch, allweg zu Avinion ain frantzösischen Cardinal zu ainem legaten zemachen, hat der könig dem Bapst 2 furgeschlagen und will eben deren ain haben. Will der Bapst nit, sonnder wie von alters her ain frantzesischen Cardinal zu ainem legaten ze machen seinß gefallens.

Die fünff ort haben so vil angehalten, das die von Zürch muessen haben ihr mandat abthun und retractieren durch ihr gebiet und mandatsbrieff von allen gebieten widerum auffheben: sub illo fuco. Sye haben nit gedacht, das ditz mandat solte ihren treuen eidgenossen von Vorten so wider sein gsein. Ich schick hie noch ain mal mein verlegung.

Die von Augspurg fallend gar da hin: haben den von S. Mauritzen den Schuster genommen: hat Fucker ain andern gemacht, darauß schier ain aufflauff worden. Und der Rat hat H. Antoni Fucker gestrafft ain nacht auff dem Thurm, und dem Ehem, der den herr gott herab gefelt hat, haben sye nichts than.

Mein gnediger herr hertzog Wilhelm hat an samstag 14. Iunii sein botschafft gehabt zu Augspurg. Haben sich die burgermaister wol vil erbotten. Ich passier nit darauff.

Es soll ains fürstlichem secretari zu Wien erlaß sein: was die mainung sey, waisst E.F.G. villeicht vor.

Befilch mich E.F.G. als meinem vil gnedigem herren.

Datum Ingolstat am 20. Iunij 1533.

E.F.G. underthäniger Caplan
I. Eck.

(In dorso:) Dem durchleuchtigen hochgebornen fürsten und herren H. Georgen Hertzog jn Sachßen, Marggraven zu Meissen und Lantgraven zu Turingen etc. meinem gnedigen herren.

Durchlauchter, wohlgeborener Fürst: ich bin zu Eurem Dienst im Gehorsam bereit!

Gnädiger Fürst und Herr:

Es ist hier bei allen frommen Christen bekannt geworden, wie christlich sich Eure Fürstliche Gnaden bei der Aufrechterhaltung der christlichen Ordnung verhalten hat. Gott selbst sei Euer Lohn in Ewigkeit und verleihe Euch Kraft, Euer Werk zu vollenden, trotz der lästerlichen Schriften des verzweifelten Mönches. Amen.

Die Lutheraner behaupten, der Papst habe eine Unterredung mit dem König von Frankreich. Ich kann das nicht glauben, denn ich habe es schriftlich, daß sich gegenwärtig bis zum Juli der Dauphin des Königs und der Königin mit den Nächstgeborenen des Herrscherhauses in Lyon trifft, obwohl es in dem Brief auch heißt, daß der König von Frankreich den Papst gebeten hat, er solle zu ihm nach Nizza in Savoyen kommen. Ich weiß aber nicht, ob das fest vereinbart ist. Denn weil der Kardinal von Avignon gestorben ist und es üblich ist, daß in Avignon immer ein französischer Kardinal zum Legaten bestellt wird, hat der König dem Papst zwei Kandidaten vorgeschlagen und will einen von diesen als Legaten. Das aber will der Papst nicht, sondern wie von Alters her einen eigenen Kandidaten unter den französischen Kardinälen durchsetzen.

Die fünf Schweizer katholischen Orte haben solchen Druck ausgeübt, daß die Züricher ihr Mandat in ihrem Gebiet widerrufen und ihre Mandatsbriefe unter jenem falschen Aufputz aus allen Gebieten zurückziehen müssen. Sie haben nicht gedacht, daß dieses Mandat ihren treuen Eidgenossen so zuwider sein sollte. Ich schicke hier noch einmal meinen Abdruck.

Mit Augsburg geht es weiter bergab: man hat den Schuster aus der St. Moritz-Pfarre verjagt, worauf ANTON FUGGER einen neuen eingesetzt hat. Der Rat hat daraufhin ANTON FUGGER für eine Nacht mit Gefangennahme im Turm bestraft; dem EHEM, der die Christusstatue umgeworfen hat, haben sie nichts getan.

Mein gnädiger Herr, Herzog WILHELM, hat am 14. Juni Gesandte nach Augsburg geschickt: die Bürgermeister haben diesen wohl allerhand Versprechungen gemacht. Ich halte nichts davon.

Der Fürstenrat zu Wien soll einen Erlaß herausgegeben haben: was darin steht, weiß Eure Fürstliche Gnaden vielleicht besser!

Ich empfehle mich Eurer Fürstlichen Gnaden als meinem sehr gnädigen Herrn.

Gegeben zu Ingolstadt am 20. Juni 1533.