Briefwechsel Eck - Übersicht Reformationsgeschichte
Nr. 259

Eck an Christoph Scheurl
Ingolstadt
24-06-1533


Nürnberg Scheurl-Archiv Fischbach Akten 2, 25
J. GREVING: Briefmappe 1, 229-232 Nr. 101

Eck hat zwei Briefe von Scheurl vorgefunden; er wird sie ihm wie gewünscht zurücksenden. Über den in Gefangenschaft geratenen Sekretär weiß er nichts. Markgraf Georg von Ansbach-Kulmbach will die katholisch gesinnte Susanna von Bayern mit Geld abfinden. Als Schiedsrichter im Namen des bayerischen Hgs ist Leonhard von Eck eingetroffen. Der Würzburger Bischof, Friedrich II. von der Pfalz und Ottheinrich haben sich dem Rheinischen Bund angeschlossen. Natalis Beda hat Eck aus Paris berichtet, daß die Theologische Fakultät Cajetans Kommentare zum NT einer Prüfung unterzogen und sie nach Streichung von 25 Artikeln nach Rom gesandt hat. In den Herbstferien will Eck zum Eb. von Trier reisen. Zwei Bände seiner lateinischen Predigten sind im Druck erschienen. Leider verzögert sich der Druck seiner Schrift gegen die Nürnberger Kirchenordnung. Eck fragt nach dem Verbleib des Kardinals von Trient. Der Streit zwischen den Pfalzgrafen von Neuburg und der Abtei Kaisheim geht weiter, ebenso sind die Unruhen in Augsburg unübersehbar. Eck hat briefliche Nachricht, daß sich der Papst nicht mit dem Kg. von Frankreich treffen wolle. Die holländische Sache ist beigelegt; das Gerücht, Hg. Karl von Geldern wolle Franz von Lothringen adoptieren, ist falsch. Anna von Lothringen soll einen Hg. friedrich ehelichen. Das Herzogtum Burgund will mit der Freigrafschaft Burgund Friedensverhandlungen. Hg. Wilhelm will mit seiner Gemahlin am 13-07-1533 nach Ingolstadt kommen.


Salutem plurimam, excellentissime doctor et frater charissime!

Recepi binas literas sub adventu meo. Remitto illas, quas imperastis remitti. De secretario capto nihil possum intelligere. Marchio Georgius vellet redimere dotem Bavarae in pecunia. Iam hic conventum est arbitro Leonhardo Eckio nomine ducis. Episcopus Herbipolensis, dux Fridericus, dux Ottohenricus venerunt ad ligam trium electorum Rheni.

Natalis Beda scribit mihi ex Parrhisiis, facultatem theologicam examinasse scripta Caietani in novum testamentum, et deprehensis 25 articulis miserunt illos ad pontificem et cardinalem ipsum, ut manus, quae vulnus intulit, adferat medelam quoque.

Treverensis archipraesul habuit nuncium apud me; forte ad eum proficiscar his vacationibus studiorum.

Tomi duo latini sermonum exierunt praelum; nondum habeo exemplaria. Expecto infra biduum.


Doleo tardare typographum in edenda confutatione.

Cupio scire, ubi sit reverendissimus cardinalis Tridentinus.

Actum etiam est hic inter ducem Ottonem Heinricum et abbatem Caesariensem, sed nichil perfectum.

Augustanorum disturbia non potestis ignorare.

Scribitur michi, papam nolle acquiescere rege Gallo instantissime colloquium petenti.

Res Hollandicas audio esse compositas. Rumorem aiunt falsum fuisse de Geldrio, quod filium Lotharingi adoptaverit. Lotharingus filiam vellet nuptui locare duci Faederico.

Burgundi Gallici conventum habuerunt cum Caesarianis super pace firmanda in terris inter se, utcumque delyrent capita. Gallus paenaliter revocavit suos.

Dux meus Margarethae huc veniett cum coniuge.

Vale, frater amantissime!

Ingolstadii raptissime in festo Johannis Baptistae 1533.

Tuus ex animo
J. Eckius.

(In dorso:) Ornatissimo ac doctissimo viro, domino Christophoro Scheurlin, iuris utriusque doctori, regio consiliario, fratri amantissimo etc.
Nurmbergae.

Seid herzlich gegrüßt, großer Doktor und teuerster Freund!

Ich habe seit meiner Ankunft zwei Briefe erhalten. Ich schicke sie zurück, denn Ihr wolltet, daß das geschieht. Über den gefangenen Sekretär kann ich nichts in Erfahrung bringen. Markgraf GEORG wünscht, daß das Besitztum der bayerischen Witwe mit Geld abgelöst wird. Hier ist eine Zusammenkunft im Namen des Herzogs unter Leitung von LEONHARD VON ECK. Der Bischof von Würzburg, Herzog FRIEDRICH und Herzog OTTHEINRICH traten dem Bund der drei rheinischen Kurfürsten bei.

NATALIS BEDA schrieb mir aus Paris, die theologische Fakultät habe die Kommentare CAJETANS zum Neuen Testament einer Prüfung unterzogen und nach Exzerpieren von fünfundzwanzig Artikeln diese dem Papst und dem Kardinal selbst gesandt, damit die Hand, die die Wunde verursacht hat, diese auch wieder heile.

Der Erzbischof von Trier hat mir seinen Boten gesandt; vielleicht werde ich in den kommenden Semesterferien zu ihm reisen.

Zwei Bände lateinischer Predigten haben die Druckerpresse verlassen; ich habe noch kein einziges Exemplar in Händen, erwarte aber welche innerhalb von zwei Tagen.

Es tut mir leid, daß der Drucker bei der Herausgabe der Widerlegung der Nürnberger Kirchenordnung so zögerlich ist.

Ich möchte wissen, wo sich der hochwürdigste Kardinal von Trient aufhält.

Zwischen Herzog OTTHEINRICH und dem Abt von Kaisheim wird verhandelt, aber es ist noch nichts entschieden.

Die Verwirrung der Augsburger könnt Ihr nicht leugnen.

Man schreibt mir, der Papst wolle der Bitte des französischen Königs nach einem Zusammentreffen nicht entsprechen.

Die holländischen Streitigkeiten sollen, so höre ich, beigelegt sein. Man sagt, über den Herzog von Geldern habe es das falsche Gerücht gegeben, er habe den Sohn des lothringischen Herzogs adoptiert. Der Lothringer wolle seine Tochter dem Herzog FRIEDRICH zur Frau geben.

Die herzoglichen Burgunder hatten ein Treffen mit den kaiserlichen aus der Freigrafschaft, um ihre Territorialstreitigkeiten friedlich zu beenden, wie die Häupter faseln. Der Franzose hat die Seinen reumütig zurückbeordert.

Mein Herzog wird am Festtag der heiligen Margaretha mit seiner Gemahlin hierher kommen.

Lebt wohl, vielgeliebter Bruder!

Ingolstadt, in höchster Eile, am Festtag des heiligen Johannes des Täufers 1533.



Von Herzen der Eure, Johannes Eck.