Briefwechsel Eck - Übersicht Reformationsgeschichte
Nr. 261

Eck an Kard. Erhard von der Marck, Bischof von Lüttich
Ingolstadt
02-09-1533


Widmung Ecks,in: Christenliche underricht Mit grund der gschrifft, wider die Angemaßten setzer unnd angeber, vermainter Newer Kirchen Ordnung, Jüngst in der obern Marggrafschafft und Nürmberger gebiet...Außgangen. Ingolstadt, Georg Krapff, 1533 (= zu METZLER Nr 78)

Anhand von Schriftzeugnissen beklagt Eck die Unbeständigkeit der Christen und Juden. So hat Luther ohne Rücksicht auf Papst, Konzilien, Väter und Universitäten seine Lehre allein auf dem Urteil des Laienvolkes errichtet und damit auf Sand gebaut, wie Eusebius in seiner »Kirchengeschichte« bestätigt... Mit Boetius nennt Eck diejenigen Toren, die nicht auf das Urteil der Alten hören; Clemens verbietet die beliebige Schriftauslegung von Laien ohne Rückbindung an die Lehre der Kirche. Sogar Melanchthon hat das in seinem Brief an Myconius bekräftigt. Wegen seines Mitleids mit den Abgefallenen und seines Engagements auf dem Augsburger Reichstag widmet Eck dem Kardinal von Lüttich seine Antwortschrift auf die neue Nürnberger Kirchenordnung; hinzu kommt seine Dankbarkeit für die Großzügigkeit des Bischofs im Hinblick auf die Verleihung eines Lütticher Kanonikats an Eck.


Dem hochwürdigen Vater in Got, Fürsten und herren, Herrn Erharten von der Marck, der hailigen Römischen kirchen des Titels sant Chrysogoni Cardinal, Ertzbischove zu Valentz, Bischove zu Lüttich, Hertzog zu Bulion, Grave zu Lossen etc., Meinem genedigisten herren und patron, wünsche ich, Johannes Eck, gnad von Gott mit erbietung meiner willigen geflissen dienst jn aller gehorsame und underthenigkayt.

Hochwürdigister Fürst, Gnedigster Herr:

Wir lesen jm buch der zwölffpoten geschicht, wie das volck zu Lycaonia bewegt auß der predig S. Pauls und den mirackel haben jn und Barnabam für Got gehalten, aber des andern tags haben sie jn gestainigt zu der stat außgeworffen. Das jüdisch volck lobet Got, das auß der Pharaonischen gefencknuß erlößt war, bald wendt es sich und betet das guldin kalb an. Christum hat das volck am palm tag eerlich entpfangen, und am karfreytag über jn geschryen zu Creützigen, wie dann all Historii der juden, haiden und Christen solliche unbestendigkait und bald umb das gmainen volcks anzaigen. Und so Martin Luter sich fast auff des gmainen volcks urtail verlassen und gewichen von erkantbuß der Concilien, des Römischen stuls, der hailigen väter, der universitäten und gelerten, allain gestrebt nach anhang des gmainen pöfels und urtail, auch erkantnuß der layen, darmit er ye ain abfal und zwispaltung der kirchen auffrichtet. Und also auff den sandt gebawt hat layscher urtail jm glauben. Dann so man lißt die historii Eusebii und Tripartitum, so befindt man, wie die layen jm glauben hin unnd wyder gewagelt seind, on alle bestendigkait. Darumb Luther in dem sich vor aller erberkait billich verdächtlich macht in seinen erdichten verfürischer leer, auß dem erfolgt ist die treffenlich jrrung und (...1 Blatt fehlt...)-bigen abgesündert werden. Hab mich nichts kümern lassen, das die zwispalter und vom glauben abgefallen offt freveln und sich vermessen, den hailigen vätern und lerer nit glauben zu geben. »Dann es ist ain torhait«, spricht Boetius, »den alten nit wöllen glauben.« Ich sprich, es sey ain teufelische hoffartt, sein verstand wöllen erheben uber die hohenn von Got geleerten hailigen mennern, die da seind lerer und liechter der gantzen welt. Die geleert hat die salbung des hailigen Gaists. Die von Got seind clarificiert wordenn mit grosser kunst, mit treffenlicher yebung der gschrifft, mit hailigkait jrs lebens, mit klarhait der wunderwerck, mit mancherlay gaben und gnaden des hailigen Gaists. Darumb auch Clemens verboten, das nit ain yeder die geschrifft außleg nach seinem wansinnigen verstand, sonder nach gebrauch und mainung der alten. Diß auch frey bekent jhr Newer Euangelist Philipus Schwartzerd in seiner epistel zu Micornio: »Nach meinem geduncken«, spricht,»Jsts ain grosse frevel, wann ainer ettlich leer will auß braitten und nit vor Radts pflegen der alten kirchen.« Unnd wa sie die Gnad von Got heten, so wurden sie von allen jhrem jrthumben absteen unnd zu der hailgen Christenlichen kirchen dreten.

Dise Verlegung hab ich ewer Hochwürdigisten F.G. wöllen zu schreiben, das ich wayß, wie ewer F.G. ain hertzlich mit leyden trögt mit den abgefallen vom glauben unnd sich höchstes fleyß darinn bemüet hat auff dem Reychßtag zu Augspurg. So bin ich E.F.G. sonderlich zu underthäniger danckperkait verpflicht, Die mich on mein Bitt oder dannck so gnädigklich versehen hat. Dann in disem und merern bin ich urbittig, E.F.G. gehorsamlich zu dienen, Die der ewig Got lang barmbertzigklich Schützen wöll.

Datum jn eyl zu Jngolstat jn Bairn Am II. tag Septembris im jar M.D.XXXIII.