Briefwechsel Eck - Übersicht Reformationsgeschichte
Nr. 273

Eck an Bernhard Kard. von Cles, Bischof von Trient
Ingolstadt
07-02-1534



Widmung Ecks, in: Quintae partis Iohannis Eckii in Lutherum et alios Tomus tertius homiliarum de sanctis...(Augsburg, Alexander Weyssenhorn, 1534) =
METZLER Nr 77 III

Aufgrund der bekannten Zuneigung des Kardinals von Trient gegenüber allen Gelehrten und Studenten ist sich Eck sicher, daß Cles ihm auf seine Anmerkungen antworten wird. So kam ihm in den Sinn, Cles den 3. Band seiner »Homiliae de sanctis«, der eigentlich Papst Clemens VII. gewidmet ist, zuzusenden in der Hoffnung, der Kardinal werde das Werk dem Heiligen Vater empfehlen. Die Herausgabe der deutschen Homilien hat Eck schon große Mühe bereitet; die Darstellung der Lehren der Heiligen jedoch wäre ohne fremde Hilfe, zum Beispiel die übermenschliche Anstrengung des Johannes Mentziger, nicht zustande gekommen. Eck hofft, daß das Werk jetzt in einem Zustand ist, daß es nicht erst nach Jahren, sondern bereits innerhalb weniger Monate erscheinen konnte, zumal viele auf eine schnelle Drucklegung drängten.


REVERENDISSIMO IN CHRISTO PAtri et domino,
D. Bernhardo S.R.E. tt. S. Stephani in Monte Coelio Cardinali et Episcopo Tridentino,
Principi dignissimo ac Meccenati semper observando,
Iohannes Eckius S.D.

Facit ingenii tui Candor, Reverendissime pater, celebris clementia, atque animus ille tuus in eruditos omnes ac studiosos propensissimus, ut non dubitem, quin et benevolenter, si qua in re mihi possis gratificari, notis meis respondeas.

Hinc mihi in mentem venit Tomum tertium »Homiliarum de Sanctis« adversus hostes Ecclesiae elaboratum atque S.D.N. dedicatum, R.P.T. transmittere, quae labores nostros sanctitati suae commendet.

Magnus revera fuit labor in edendis Homiliis Germanicis, at profecto maior iam fuit in describendis ac restituendis ubilibet sanctorum patrum sententiis, ut nisi fesso mihi ac pluribus nepotiis obruto, aliquis subsidiarius succurrisset, velut Hercules Athlanti, Iohannes Mentzingerus, qui diligentem operam vertendo navavit, adhuc in medio mari, longe a portu fluctuarem.

Fateor opus esse minus lenigatum et politum, quod si non in plures annos, saltem in plures menses fuerat praemendum et Aristarchi virgula plaeraque enotanda.

Verum cum plures improbe instarent, ut ederetur. Iudicavi satius etiam praematuro eis morem gerere libro, quam suo eos fraudare desyderio.

Perge itaque bonis auribus, optime princeps, et literatissimus ipse, literas literatos foveas ac tuearis.

Ingoldstadii, 7. Februarii, quae est Richardo Anglorum Regi ac Sueviae duci sacra, Anno restitutae salutis 34, supra sesquimillesimum.

Dem hochwürdigsten Vater und Herrn in Christus Bernhard,
Kardinal der Heiligen Römischen Kirche unter dem Titel S. Stefano in Monte Celio und Bischof von Trient,
dem würdigsten Fürsten und stets Gehorsam verdienenden Mäzen entbietet Johannes Eck seinen Gruß!

Der Glanz Eures Geistes, hochwürdigster Vater, Eure gerühmte Milde und jene Eure gegenüber allen Gelehrten und Studenten äußerst wohlwollende Gesinnung lassen mich nicht daran zweifeln, daß Ihr, wenn Ihr mir etwas Gutes tun könnt, wohlwollend meinen Bitten entsprecht.

Daher kam mir in den Sinn, den dritten Band mit Homilien über die Heiligen gegen die Feinde der Kirche, der dem Papst selbst gewidmet ist, Eurer Väterlichkeit zuzusenden, damit Ihr unsere Mühen persönlich dem Heiligen Vater ans Herz legt.

Es war wirklich große Mühe damit verbunden, die deutschen Homilien herauszugeben, noch größere aber brachte die Wiedergabe und Verifizierung verstreuter Kirchenväterzitate. Wenn mir daher angesichts meiner Erschöpfung und da ich von vielen Pflichten geplagt bin, nicht ein Helfer beigesprungen wäre wie Herkules dem Atlas, nämlich ein gewisser JOHANNES MENTZINGER, der sich beim Übersetzen größte Mühe gab, würde ich noch auf offenem Meer und fern dem Hafen dümpeln.

Ich gestehe ein, daß das Werk wenig gestrafft und geglättet ist, da es ja nicht in vielen Jahren, sondern schon in Monaten gedruckt werden sollte und viele »Knoten des ARISTARCH« zu entwirren waren.

Da aber viele in lästiger Weise auf sein Erscheinen drängten, erschien es mir besser, ihnen mit einem unausgereiften Werk entgegenzukommen als ihren Wunsch zu enttäuschen.

Fahrt daher mit Erfolg, bester Fürst und selbst Gelehrter, damit fort, die Wissenschaften und die Gelehrten zu fördern und zu schützen.

Ingolstadt, am Festtag des heiligen Richard, Königs von England und Herzogs von Schwaben, im Jahr des wiederhergestellten Heils 1534.