Briefwechsel Eck - Übersicht Reformationsgeschichte
Nr. 275

Eck an Kard.Eb. Albrecht von Mainz
Ingolstadt
27-02-1534


Widmung Ecks, in: Der viert tail Christenlicher Predigen von den siben H. Sacramenten. Augsburg, Alexander Weyssenhorn, April 1534

Wie die Heilige Schrift lehrt, verhängt Gott wegen der Sünde der Menschen immer wieder Blindheit und Verstocktheit und läßt über die Christenheit Zwiespalter und Rottengeister kommen. Hier gilt es, dem Rat des Apostels Paulus zu folgen, der Obrigkeit um so mehr gehorsam zu sein und einander Trost zu spenden. Wenn alle sich nach dem Vorbild des Mainzer Kardinals verhalten hätten, wäre es zu der Glaubensspaltung nicht gekommen, hat er doch in seinen Diözesen Mainz, Magdeburg und Halberstadt für die Publikation der Bulle »Exsurge Domine« und des Kaiserlichen Edikts gesorgt. Die paulinischen Ratschläge hat Albrecht zuerst bei seinem eigenen Hofgesinde umgesetzt und die lutherisch Gesinnten entfernen lassen. Auch auf dem Augsburger Reichstag ist der Kardinal mit Umsicht und wertvollen Ratschlägen hervorgetreten. So hat er auch die »Homiliae de tempore et sanctis« gutgeheißen, die Eck im Auftrag der bayerischen Herzöge publiziert hat; in Regensburg aber hat Albrecht wegen der Bedeutung des Sakramentenempfangs für das christliche Volk Eck aufgefordert, auch »Homiliae de sacramentis« zu veröffentlichen. Diesem Wunsch des Kardinals ist Eck trotz aller Arbeitslast mit der Übertragung der »Homiliae de tempore et sanctis« ins Lateinische gern gefolgt und widmet das neue Predigtwerk, den vierten Band seiner Deutschen Predigten, seinem Auftraggeber.



Dem Hochwürdigsten, Durchleuchtigsten, hochgebornen Fürsten und herren, herr Albrechten, der hailigen Römischen Kirchen des Tittels Sant Petri ad vincula Priester Cardinal, des hailigen stuls zu Mentz und des stiffts Madenburg Ertzbischove, Churfürsten unnd des hailigen Römischen Reychs durch Germaniam Ertzcantzler unnd Primatenn Administratornn zu Halberstat, Margraff zu Brandenburg, zu Stettin, Pomern, Cassuben und Wenden Hertzogen, Burggraven zu Nürenberg, Fürst zu Rugen etc. Wünsch ich gnad von Gott mit erbietung meiner willigster dienst.

Hochwirdigister, Durchleuchtigister, Hochgeborner Churfürst, gnedigster herr:

Der hailig Gaist, den unser herr Christus den Aposteln und gantzer kirchen geben hatt zu ainem tröster unnd leerer aller warhait, hat diß völlig gethan durch die Byblischen schreyber, hailig Concilia unnd Göttlich leerer, die auß seinem hailigen einsprechen geschriben, erkent und declariert habenn also, das wir wol sprechen mögen die wort Johannis: »Die salbung leeret euch von allen dingen, aber die boßhait der menschen ist verstopffter, dann das sie sich der selbigen gehorsam halten.« Dann wie in der wüste Dathan, Choree, Abyron und die Juden sunst offt Moysi widerstrebten auß aigner hertneckigkait, da Gott noch gegenwürtigklich von tag zu tag mit Moyse redt, das sie auch die pusanen, getümel, blitzen, stral etc. hörten und sahen, also verhengt Gott von der sünd wegen solliche blindhait unnd halßsterrigkait, so mancherley zwispalter, speter und rottengayster in der Christenhait, wie er selbs, wie sein geliebsten S. Peter, S. Pauls, S. Judas Tadeus vor prophetisiert haben. Wie aber wirs sollen halten, seyen wir gnugsam durch S. Paulum underricht, der leeret inn gmain die underthanen, wie sie sich halten sollen gegen der Oberkait, und spricht: »Jr brüder, wir bitten euch, das jr erkennet die, so an euch arbaiten, und seind ewer oberer in dem herren, und vermanen euch, das jr sie dester mer liebet unnd jrs wercks willen, und seyt fridsam mit jnen«. Aber wie sie sich under ainander halten sollen, spricht er: »Jr sollet ainander trösten und ainander erbawen, wie er auch thut.«

Wolte Gott, das all Fürsten und herren, all jr underthanen, in diser schweren spaltung des glaubens disem apostolischen mandat willkürlich gelebten, wie ewer E.Ch.F.G. gethan, als vil jr person betrifft, wäre die sorgklichst und seeltödterische unainigkait nit in Teutscher nation. Dann ich will geschweygen, das ich allain gehört hab, das E.Ch.F.G. als ain gehorsamerr Bäpstlicher hailigkait die Bull wider den erwecker sollicher spaltung und unainigkait Martin Luther in jren Stifften Mentz, Madeburg und Halberstat hat mit gebürlicher reverentz unnd ermanung allenthalb verkünden lassen, des gleichen auch Kaiserlicher Maiestat Edict (dem als der Oberkait auch jn von Gott eingesetzt, billich all Teutsch Fürsten solten ghorsamen willen laysten) mit geleicher zierlichait unnd vätterlicher ermanung hatt jren underthanen verkünden lassen, und so vil immer möglich auff das höchst, solchen jrrthumb und zwispalt bey jrer Ch.F.G. underthanen zu verhüten, oder wo er eingerissen wäre, väterlich auß zu reuten. Welches wie ich bericht anfängklich mit allem trost und senfftmütigkait beschähen, wöll darbey nit vergessen der apostolischen rätten Pauli unnd die zu dem ersten wider jr aigen hoffgsindt gebraucht, unnd die Kelcher vom hoff geurlaubt. Wer wolt dise Christenliche handlung nicht loben, preysen, und auff das höchst erheben?

Aber das ich selbs gesehen hab auff dem Reichßteg zu Augspurg und offt erfaren hab, wie mit höchsten fleyß, treffenlicher mühe, vernünfftigen fürschlegen E.Ch.F.G. alles than hat ungesparter arbait, das die jrrigen het mögen bringen zu ainiggkait des hailigen Christlichen glaubens, wie ich möcht von puncten und puncten erzälen, wo ich nit sorg trüg, die widerwertigen wurden mich darumb für ain zu tüdtler außruffen.

Diß kan ich aber nit umbgeen, nach dem die Durchleuchtigen Fürsten H. Wilhelm und H. Ludwig, Hertzogen in Bairn etc., mein gnedig herren, jren underthanen zu gut mir aufferlegt hetten, Predigen von der zeyt unnd hailigen zu machen, die E.Ch.F.G. auß demut und liebe unsers hailigen Christlichen glaubens die selbigen nicht verschmecht hat zu lesen unnd gut gehaissen. Aber nach der leer Pauli oben anzogen zu erbawung des nechstenn für notwendiger geacht, das predig gestelt wurden von den Siben hailigen Sacramenten Christlicher kirchen, dann dise wurden zu dem reuhisten angetastet von den feinden der kirchen und unsers glaubens, in deren übung vil brauch were vil des Christenlichen lebens, und haffte daran vast alle andacht der gelaubigen, auß welchen ursachen E.Ch.F.G. mündtlich mir zu Regenspurg befolhen sollich predig zu machen. Und wiewol mir solchs schwär war, angesehen das ich treffenlich bemüt war, zu helffenn und die sprüch der leerer auß zu ziehen von wort zu wort, die predigen von der zeyt und hailigen in das latein zu verfertigen. Yedoch so ich E.Ch.F.G. auff das höchst genaigt und begirig bin in aller underthänigkait, nach müglichem fleyß zu dienen, darbey auch erwägen das Christlich gemüt unnd bestendig ursach warumb die selbig mir solchs aufferlegt, hab ich die sach angriffen, unnd vil mit E.Ch.F.G. sollichs überantworte in aller gehorsame, und ferner in truck allen guthertzigen Christen zu trost und nutz geben habe, darmit wo etwa ainer hierin underricht, gewisen oder gebessert würdt, das er wisse nach Gott, Ewer hochwüdigister durchleuchtigkait zu dem wenigsten inn seinem andechtigen gebät danckbar zusein, auß deren gehaiß und geschäfft diß werck gemacht, unnd den frummen Christen mit getailt ist. Will also E.Ch.F.G. die sach des hailigen glaubens, auch friden ruw, unnd ainigkait Teutscher nation befolhen haben, die wisse mich für jren willigsten Capellan allzeyt zu brauchen.

Datum Jngolstat am 27. tag Februarii, Anno 1534.

E.Ch.F.G. underthänigster diener und Caplan.

Johannes Eck theologus.