Briefwechsel Eck - Übersicht Reformationsgeschichte
Nr. 276

Eck an Nuntius Pietro Paolo Vergerio
Ingolstadt
20-04-1534


Venedig Bibl Marc cod Marc lat IX, fol 66 (=3121); ebd cod Ital X, fol 400 (=10124)

Wie Vergerio von Bischof Fabri aus Wien erfahren haben wird, ist Eck mit seinen Bemühungen um eine ergiebige Pfründe erneut gescheitert. Der Legat möge trotzdem Ecks Anliegen nicht vergessen. Eck sendet Vergerio den 3. Band seiner »Homiliae de sanctis«. Eck hat brieflich aus Rom erfahren, daß Girolamo Orsini seinen Bruder, den Abt von Farfa bei Neapel, in der Nähe der Kirche San Lorenzo ermordet hat. Als der Gouverneur im Auftrag des Papstes gegen Girolamo vorgehen wollte, haben drei Komplizen Girolamos in der Nähe der Kirche S. Maria Rotonda ihm die rechte Hand abgehauen und ihn schwer verwundet. Zum Zeitpunkt des Briefes lebte er noch; die drei Attentäter suchten Zuflucht in ihrer Burg.

S.P. et parata obsequia. Reverendissime pater.

En altera vice »oleum et operam perdidimus«, uti ex Viennensi episcopo intelliges. Rogo tamen obnixius amplitudinem tuam et obsecro, si alia via possit consuli rebus meis, id facere non tarderis.

Mitto Homiliarum tomum III. de sanctis, qui non est exornatus ob festivam abitionem fratris.

Literas habui ex urbe, Hieronymum de Ursinis occidisse fratrem suum abbatem Neapolitanum de Farva extra muros prope sanctum Laurentium obequitantem gubernatore iussu S.D.N. volente facere iustitiam contra Hieronymum, qui a Hieronymi complicibus tribus prope Mariam Rotundam aggressus manu dextera abscisa multis vulneribus eum confecerunt; tempore datae literarum tamen adhuc vixit. Hi tres in castella sua salutem fuga quaesierunt.

Vale, reverendissime pater, faeliciter in Domino.

Jngoldstadii 20. Aprilis anno gratiae MDXXXIIII.

Eiusdem Reverendissimae Paternitatis
obsequentissimus servitor

Joh. Eckius.

(In dorso:) Reverendo patri et domino D. Petro Paulo Vergerio Iustinopolitano V.I. doctori protonotario apostolico S.D.N. ad Romanorum oratori ac patrono optimum observando

Gruß und Gehorsam!

Hochwürdigster Vater: Ja, ich habe mich erneut »vergeblich [um eine Pfründe] bemüht«, wie Ihr vom Wiener Bischof erfahren werdet. Dennoch bitte ich ergebenst Eure Erhabenheit und flehe Euch an, wenn Ihr mir auf anderem Wege in meinen Anliegen helfen könnt, das ohne Zögern zu tun.

Ich sende den dritten Band der Homilien über die Heiligen, der wegen des feierlichen Abschieds des Bruders noch nicht ausgeschmückt worden ist.

Ich habe brieflich aus Rom erfahren, daß GIROLAMO ORSINI seinen Bruder, den Abt aus Farfa bei Neapel, außerhalb der Mauern, als dieser nahe S. Lorenzo ausritt, getötet hat. Als der Gouverneur des Papstes gegenüber Girolamo Recht schaffen wollte, wurde er von drei Komplizen Girolamos nahe S. Maria Rotonda angegriffen. Ihm wurde dabei die rechte Hand abgeschlagen, und man brachte ihm viele Wunden bei. Zur Zeit der Abfassung des Briefes war er jedoch noch am Leben. Jene drei Komplizen sind aus ihrer Burg geflohen.

Lebt wohl, hochwürdigster Vater, im Herrn!

Ingolstadt, 20. April im Jahr der Gnade 1534.

Eurer hochwürdigsten Väterlichkeit ergebenster Diener

Johannes Eck.