Briefwechsel Eck - Übersicht Reformationsgeschichte
Nr. 277

Eck an Hg. Georg von Sachsen
Ingolstadt
25-04-1534


Dresden HStA Loc 10695 Zeitungen 1534, fol 3rv

Landgraf Philipp von Hessen hat einen Feldzug gegen das habsburgische Württemberg begonnen. In Genua, Mailand, Siena und Florenz hat es von den Franzosen angestiftete Aufstände gegeben. In Ancona ist ein Mordanschlag auf den Kardinal versucht worden. Bei den wechselvollen kriegerischen Auseinandersetzungen mit den Türken zu Wasser und zu Land haben diese große Verluste erlitten. In Rom hat Girolamo Orsini seinen leiblichen Bruder, einen Abt von Farfa, erstochen. Der Gouverneur wollte einschreiten und ist im Kampf von Giuliano Cesarini schwer verwundet worden. Zur Strafe hat der Papst ihn in den Bann getan und seinem Geschlecht die Würde von päpstlichen Bannerträgern genommen. Der Papst hat in Anwesenheit der Gesandten des Kaisers und des Königs von Portugal den englischen König mit dem Bann belegt. Eck sendet seine »Sermones de sanctis« in lateinischer Fassung; die »Sermones de sacramentis« sind durch deren Drucklegung verzögert im Erscheinen: sie werden dafür als 4. Teil seiner Deutschen Predigtenin deutscher Sprache herauskommen und von daher dem Hg. annehmlicher sein. Die Drucker sind sehr beschäftigt, denn Eck schiebt sofort seine Erwiderungsschrift gegen Luther nach.


Durchleuchtiger hochgeborner fürst. E.F.G. seyen mein underthänig dienst höchstes fleiß zu voran berait. Gnädiger herr:

Es zeucht der landgraff von Hessen da her, auff Würtenberg, hat wol lang an knechten gesamlet zu Gmünd jn Westereich und auff das jüngst zu Straßburg: hat am raisigen zeug auß Lutringen zu sein reuttern, und gschütz von Straßburg, wie das gschray ist, das königs volck zeucht erst zu, ist zu besorgen werden zu spat khommen. Es wäre dan sach das sye etwa vor ainer statt auffgehalten wurden oder schloß in ainer belagerung.

Die frantzösischen angestifften verretereyen zu Genua und stat Mailand sint endeckt worden, auch die zu Sena ... und Florentiner. Auch zu Ancona, da etlich angeschlagen den Cardinal in der kirchen zu erwürgen, die weil sein teutsch trabanten die helbarten fur der kirchen anlaiten, wolten sye die abgelauffen haben.

Der Konig v. Franckreich soll all sein geraischen auff botten haben auff den 20. Maii.

Die Turcken über zugesagten anstand haben Coron gestürmt auff dem wasser und land, und verloren den sturm: auff dem land biß in 5000 man verloren, haben fast die teutschen und Italianer than; auff dem wasser acht man mer, man khanß nit wissen, das haben Spanier than, aber auch grossen schaden entpfangen.

Zu Rhom vor der stat hat Signor Hieronymo de Ursinis sein leiplichen bruder erstochen, ain Abt zu Farva: Gubernator hat wollen gegen Ihm handlen, hat Ihn Signor Iuliano de Cesarinis überfallen in der stat, die hand abgehawen und für todt ligen lassen. Hat der Bapst Ihn than in höchsten bann, aller Eheren entsetzt, Ihn und seine khind, und so sye ...seyen Banerherren gwäsen zu Rhom, hat der Bapst das vom geschlecht genommen und ainem andern geben.

Der Bapst hat aber ainßmalß den entlichen sententz geben wider den könig von Engelland, sint des kaiserß und deß von Portugal oratores dar bey gwäsen und begert, ihre herren pro exemtoribus sententiae zu geben. Nun vil unglücks hier, der Entichrist nahet sich.

Ich schick E.F.G. hie mit »Sermones de sanctis« lateinisch, dar für halb hab ich geeylt, de sacramentis verzeucht wol der trucker lang: aber es würd doch die nächsten wochen außgeen; will ich hüpscher zu richten lassen, würdt teutsch sein und villeicht E.F.G. annemlicher. Der trucker hat ain klain ding zetrucken, dar nach würdt er das wider den Luder anfahen. Befilch mich E.F.G. alß meinem gnedigen herren. Gott verlengere ewer tag dits lebenß dem Christlichen glauben zu gut.

Datum Ingolstat am 25. tag Aprilis Anno etc. 34.

E.F.G. underthäniger Caplan

Iohan Eck.

(In dorso:) Dem durchleuchtigen hochgebornen fürsten und herren: Herrn Georgen hertzogen zu Sachßen, Margraffen zu Meissen und Lantgraven zu Turingen meinem gnedigen herren Zeitung.