Briefwechsel Eck - Übersicht Reformationsgeschichte
Nr. 287
Noch besteht Ecks Absicht, nach Trient zu reisen, obgleich ihn Kardinal Bernhard von Cles in zwei Briefen aus Augsburg von seiner Reise nach Rom zur bevorstehenden Papstwahl benachrichtigt hat und er inzwischen aus einem Brief aus Venedig und einem weiteren aus Mailand ersehen konnte, daß der Papst zwar krank, aber noch nicht verstorben sei. Dazu kommt, daß Eck aus einem weiteren Brief erfuhr, daß der Kardinal einem Nürnberger Freund einen Brief von seiner Burg Castello Buonconsiglio in Trient gesandt hatte und darin seine Abreise nach Rom gar nicht erwähnt. Eck wird an Fugger schreiben, um Näheres zu erfahren. Kardinal Lang von Salzburg rechnet auch mit dem baldigen Ableben des Papstes und sitzt auf Koffern. Eck wird also über Innsbruck nach Trient reisen und auf dem Rückweg über Mals, Landeck, Imst und Füssen auch nach Ottobeuren kommen. Kg. Ferdinand und die bayerischen Herzöge haben in Linz einen Friedens- und Freundschaftsvertrag geschlossen, der im Glaubensstreit von Nutzen sein wird. Der im Dienst der Türken stehende Statthalter Ludovico Gritti hat den Bischof von Großwardain Czibak hinrichten lassen, ist dann aber selbst auf Betreiben der aufständischen Ungarn getötet worden, ohne daß die Türken wegen ihrer geringen Zahl ihrem Patron helfen konnten. Das Luthertum geht in Nürnberg zurück, nimmt aber in Württemberg zu. Eck erkundigt sich, ob er Ellenbog seine lateinischen »Homiliae de sanctis« übersandt hat.
D.Ioannes Eckius fratri Nicolao S.P.D. Adhuc stat sententia Tridentum proficisci. Nam etsi ex Augusta binas receperim literas reverendissimum cardinalem profectum in urbem pro deligendo pontifice, tamen ex Veneciis vidi literas datas Kalendis Septembribus et ex Mediolano ultima Augusti pontificem quidem infirmari, at non esse mortuum. Ad haec heri literas accepi ex Noroberga, quibus significabat amicus se recepisse literas a cardinale ex arce Boni consilii, in quibus nullam taceret abitionis mentionem. Ideo rursus scripsi Fuckero, ut certiora rescribat. Expectat et Salisburgensis obitum pontificis ad electionem properaturus. Adhuc est mihi animus petendi Tridentum; quod si fiet, recta ibo per Onipontem, forte rediturus per superius iter per Mals, Landeck, Impst, Fussen etc. Et sic apud vos declinarem et tui abbatis gratiam inirem. Nova sunt varia. Illa meliora, quod colerunt in concordiam rex Ferdinandus et principes mei; proderit hoc negocio fidei. Aloysy Gritti, Thurcae ambasador, decolari fecit episcopum Varadiensem ac N. Zibeck, baronem Hungariae, unde commoti Hungari ad arma concurrerunt ac Grittum obsederunt; qui weidae implorat auxilium frustra, quod ille se in arce continet Budensi; nam eius iussu rumor est illos fuisse interfectos; neque Thurcae, qui assunt pauci, possunt patronum tueri, et Thurca bello Persico implicitus non potest ferre opem. Nurnbergae plurimum decrescit Luteranismus, qui pullulat in Wirtenbergo. Vale et salve faelicissime in Domino. Raptissime Ingolstadii 19. Septembris 1534. Dubito, an miserim timi tomum homiliarum de sanctis latine; fac, ut sciam |
Johannes Eck grüßt Bruder Nikolaus! Ich habe neulich auf Euren Brief geantwortet, liebenswerter Nikolaus. Bis jetzt besteht meine Absicht, nach Trient zu reisen. Wenn ich auch aus Augsburg zwei Briefe empfangen habe, die besagen, daß der hochwürdigste Kardinal von Trient nach Rom zur Papstwahl gereist ist, so habe ich dennoch auch Briefe vom 1. September aus Venedig und aus Mailand vom 30. August gesehen, aus denen hervorgeht, daß der Papst zwar krank daniederliegt, aber nicht gestorben ist. Dazu bekam ich gestern einen Brief aus Nürnberg, in dem ein Freund berichtet, er habe einen Brief des Kardinals aus seiner Burg Buonconsiglio erhalten, in dem er seine Abreise nicht erwähnt. Ich habe wiederum an FUGGER geschrieben, mir Näheres mitzuteilen. Auch der Kardinal von Salzburg erwartet den baldigen Tod des Papstes und bereitet sich auf die Wahl des neuen Papstes vor. Noch ist mir danach, nach Trient zu reisen: wenn es dazu kommen sollte, werde ich geradewegs über Innsbruck und auf dem Rückweg vielleicht weiter oben über Mals, Landeck, Imst, Füssen usf. reisen. Es gibt verschiedene Neuigkeiten: Die bessere ist, daß König FERDINAND und meine Fürsten zusammengekommen sind, um einen Freundschaftsvertrag zu schließen: das wird der Sache des Glaubens dienlich sein. ALOISIUS GRITTI, der türkische Gesandte, ließ dem Bischof von Großwardein und ungarischen Baron N. ZIBECK den Kopf abschlagen. Die Ungarn griffen daraufhin zu den Waffen und belagerten GRITTI. Dieser rief Wardein vergeblich um Hilfe an, weil er selbst sich auf der Burg von Buda befindet. Es geht das Gerücht, auf seinen Befehl seien jene getötet worden. Weder die Türken können wegen ihrer geringen Zahl ihren Patron beschützen, noch kann die Türkei Unterstützung schicken, weil sie in einen Krieg mit Persien verstrickt ist. In Nürnberg geht das Luthertum langsam zurück, nimmt aber in Württemberg zu. Lebt wohl und alles Gute im Herrn! Sehr in Eile. Ingolstadt, 19. September 1534. Ich bin mir nicht sicher, ob ich Euch den Band mit den Homilien zu den Heiligenfesten geschickt habe. Laßt es mich wissen! |