Eck erinnert den Papst an die Schriftworte, die darauf verweisen, daß der Diener des Heiligtums von seiner Arbeit leben können soll: das heißt auf ihn selbst bezogen, daß er sechzehn Jahre im Dienst des Glaubens, der Kirche und des apostolischen Stuhls gestanden hat, ohne von den Päpsten seit den Zeiten Leos X. je ein Entgelt empfangen zu haben. Er will nicht besonders hervorheben, was ganz Deutschland inzwischen weiß und die Reichsstände auf dem Augsburger Reichstag erfahren haben: sein Auftreten in Leipzig gegen Luther und gegen Ökolampad in Baden. Der neue Papst möge daher gnädig auf seinen im Einsatz für die Kirche unermüdlichen Diener schauen. Er würde ihm gern seine Schriften gegen Luther und Zwingli schicken, aber der Transport so vieler Bücher nach Rom ist sehr schwierig; so hat er von den Bänden, die er im vergangenen Jahr an Clemens VII. gesandt hat, nie wieder etwas gehört. Die päpstlichen Legaten, besonders Campegio, wissen um Ecks Mühen. Wenn die Reise nicht so weit und kostspielig wäre, würde er gern persönlich nach Rom kommen. Gern erinnert er sich an Leos X. Freigebigkeit ihm gegenüber; alle Zusagen Hadrians VI. und Clemens VII. im Hinblick auf Pfründen blieben jedoch unerfüllt. Er wird jedoch weiter seinen Dienst tun, bis der Geist "den Knoten platzen läßt".
S.D.N. Paulo papae tertio Johannes Eckius post oscula pedum beatorum propemodum exoptat felicitatem. Beatissime Pater: Lex est Christi, quam vicarius Christi observare debet: »Dignus est operarius mercede sua«. Apostolus jubet »altario inservientes de altario participare«, et »eos qui annunciant Evangelium de Evangelio vivere«. Cur non etiam observaret dominus apostolicus? Militavi ego jam 16 annis pro fide, pro ecclesia, pro sede apostolica. Nihil vero stipendii accepi a sede apostolica post Leonis X. opt. pont., cujus memoria in benedictione sit, obitum. Non profero labores habitos quos tota novit Germania: experti sunt omnes Status imperii in comitiis Augustae. Audivit...audiverunt fortes...dum contra Luterum, contra Oecolampadium Lipsiae et Badae disputarem. Aspice igitur clementi animo tu pont. Max. Sanctitatis tuae et sanctae ecclesiae devotum et ad pericula ac labores promptum servitorem. Mitterem libros meos in Luterum et Zwinglium editos; verum quum sexcenta volumina iustae magnitudinis sint non facile ad urbem perferre possum. Superiori anno misi quidem pont. max. Clementi VII., sed in hanc horam me praeterit quorsum sint libri delati. Legati tamen ac amici sedis apostolicae labores meos optime noverunt; et inprimis Reverendissimus Cardinalis Champegius. Venirem ad oscula pedum beatorum, sed devertit me itinere longitudo et impensarum gravitas. Nam memori mente teneo ea quae a Leone papa felicis recordationis mihi fuerunt donata; ea gratis absumpsi ac in vanum ad Adrianum et Clementem pontifices, quamvis Adrianus felicis recordationis me per brevia evocaverit. Verum utcunque de stipendiis laborum agatur; serviam Christo, serviam Ecclesiae suae sanctae, serviam sedi apostolicae »donec spiritus hos ruperit artus«. D.O.M. servet ac sospitet Sanctitatem Tuam in felici regimine. Ingolstadii 17. Febr. 1535. S.T. a pedibus |
Dem Papst Paul III.] wünscht [Johannes Eck] nach
Fußkuß immerwährendes Glück!
Heiligster Vater! Es ist Gebot Christi, das Christi Stellvertreter
einzuhalten verpflichtet ist: »Der Arbeiter ist seines
Lohnes wert.« Und der Apostel gebietet: »Wer dem
Altar dient, soll vom Altardienst leben, und wer
das Evangelium verkündet, soll vom Evangelium
leben.« Warum soll nicht auch der Papst dieses
befolgen? Ich kämpfe nun bereits sechzehn Jahre
für den Glauben, die Kirche und den apostolischen
Stuhl, habe aber vom apostolischen Stuhl bisher
nichts zum Lohn erhalten, seit Papst LEO X.,
dessen Erinnerung im Gebet bewahrt zu werden
verdient, verstorben ist. Ich erwähne erst gar nicht
jene Mühen, von denen ganz Deutschland Kenntnis
hat: erfahren haben sie sämtliche Reichsstände auf
dem Reichstag zu Augsburg. Man hat davon in
Meißen gehört wie auch die tapferen Schweizer, als
ich mit LUTHER und ÖKOLAMPAD in Leipzig
und Baden disputierte. Schaut deshalb als Papst
gnädig auf den demütigen Verteidiger des
apostolischen Stuhls und der heiligen Kirche, der
stets bereit ist, alle Gefahren auf sich zu nehmen.
Gern würde ich meine Bücher, die ich gegen
LUTHER und ZWINGLI veröffentlicht habe,
senden, doch kann ich sechshundert Bücher solchen
Umfangs nicht ohne Beschwernis nach Rom
schicken. Ich habe jedoch im letzten Jahr dem Papst
CLEMENS VII. Bücher übersandt, jedoch ist mir
bis heute nicht bekannt, ob sie ihr Ziel erreicht
haben. Die Legaten und Nuntien des apostolischen Stuhls wissen jedoch bestens über meine Aktivitäten Bescheid, besonders der hochwürdigste Kardinal CAMPEGGIO. Ich würde gern persönlich den Papst aufsuchen, jedoch hindern mich die lange Reise und die hohen Kosten. Denn ich bewahre im Gedächtnis, was ich von Papst Leo seligen Angedenkens erhalten habe. Ich habe das alles gratis von ihm empfangen, mich aber vergeblich an die Päpste HADRIAN und CLEMENS gewandt, obwohl HADRIAN seligen Angedenkens mich mit einem Breve nach Rom eingeladen hatte. Doch, wie es auch mit dem Lohn für meine Arbeit laufen mag, ich werde Christus dienen, seiner heiligen Kirche, und auch dem apostolischen Stuhl, und das bis zum Tode. Gott bewahre und erhalte Eure Heiligkeit für die
Zeit Eures Pontifikates! Ingolstadt, 17. Febr. 1535. Eurer Heiligkeit zu Füßen J. Eck. |