Briefwechsel Eck - Übersicht Reformationsgeschichte
Nr. 296

Eck an A. Braun, Weihbischof von Eichstätt
Ingolstadt
20-02-1535


Ecks Orig.-Ms Privatbesitz J. Schlecht
CCath 21/22, 161f Nr 69

Der bayerische Hg. hatte bekanntlich die theologischen Fakultät in Ingolstadt aufgefordert, Predigten »de tempore, sanctis et sacramentis« anzufertigen. Nur Eck ist dem Auftrag gefolgt. Für die »Homiliae de tempore« erhielt der Drucker mehr als nötig 300 Gulden, der Rektor 100 Gulden, für jedes Buch 1 Batzen; Eck selbst waren 100 versprochen, jedoch nur 80 ausgezahlt worden, darunter Silberdukaten. Die Kanzleisekretäre haben mehr als 300 Gulden zurückbehalten. Die »Homiliae de sanctis« in deutscher Sprache wollte Leonhard von Eck nicht mit herzoglichem Mandat zum Verkauf kommen lassen, da die Bischöfe unzufrieden seien. Trotz aller Mühen hat er auf eigene Kosten Metzinger als Kommentator beschäftigt, und schließlich sind die Bücher auf heimliches Betreiben der herzoglichen Kanzlei gedruckt und die Priester durch herzogliches Mandat gezwungen worden, sie zu kaufen. Eck hatte die Arbeit und die Mühen, investierte 300 Gulden, und sitzt noch auf seinen Exemplaren, während jene aufgrund des Mandates mühelos auf seine Kosten Nutzen ziehen. Den größten Nutzen aber hat der Drucker, der noch etwas für sich herausholte und so die Bücher für 22 Kreuzer das Stück abgeben konnte. Als Eck sich bei Leonhard von Eck darüber beklagte, hat dieser nur gelacht und sich unwissend gestellt. Man möge seine Exemplare für 40 Kreuzer abgeben; wenn sie nur verkauft würden!

... Audi quid mihi contingat. Nosti, quomodo princeps mandavit facultati theologice, ut sermones faceremus de tempore, sanctis et sacramentis. Ego solus obtemperavi. In homiliis de tempore dati sunt calcographo 300 floreni plus solito, rectori distrahenti 100 floreni et de qualibet libro 1 batzius; mihi quidem promissi sunt 100, sed non dati nisi 80, et in his ducatus argenteus. Retinuerunt ergo secretarii cancellariae ultra 300 florenos.

Editis sermonibus de sanctis in vulgari noluit Wolfeckius, ut isto modo divenderent cum mandato per ducatum, quia ordinarii fuissent male contenti. Et iam cum labores habuerim, fecerim impensas cum Metzingero interpretando et alia onera subierim, intelligo illos ex cancellaria curasse clam, ut libri imprimantur. Dux dedit eis mandatum, coguntur omnes sacerdotes emere. Mea exemplaria nondum sunt divendita. Ego posui et locavi operas, feci impensas ad 350 florenos; illi sine labore cum paucis impensis habent in brevi, propter mandatum, tantum lucrum ex sudoribus meis. Et quod peius est, calcographus aliquae addidit pro se et ita poterit ipse dare pro XXII cruciferis. Interea ego patior. Postquam hodie intellexi, accessi Wolfeckium; risit et se ignorare attestatus est. Pulcher risus, dum ego labores impensas una perdo! Expende, quid faciam inter illa monstra!

Vale et salve!

Ingolstadii, 20. Februarii 1535.

(Nachschrift am Rand:)
Vendite libros nostros pro 40 cruciferis, si fieri potest; modo vendantur.

... Hört, was mir zugestoßen ist: Ihr wißt, wie der Fürst die theologische Fakultät angewiesen hat, Predigten zum Kirchenjahr, zu den Heiligenfesten und den Sakramenten zu verfassen. Ich allein habe dem Folge geleistet. Für die Predigten zum Kirchenjahr werden dem Drucker mehr als üblich dreihundert Gulden gegeben, dem Rektor hundert Gulden abgezogen, und für jedes Buch ein Batzen; mir selbst wurden hundert versprochen, aber nur achtzig gegeben, darunter Silberdukaten. Die Sekretäre der Kanzlei haben also dreihundert Gulden zurückbehalten.

Bei der Herausgabe der Predigten über die Heiligen in Deutsch wollte LEONHARD VON ECK UND WOLFSECK nicht, daß sie in dieser Weise mit Mandat im Herzogtum verkauft wurden, denn die Bischöfe waren unzufrieden. Da ich so viel am Hals hatte, hatte ich zusätzliche Ausgaben für MENZINGER als Übersetzer, und ich übernahm noch andere Lasten. Ich weiß, daß jene in der Kanzlei heimlich dafür gesorgt haben, daß die Bücher gedruckt wurden. Der Herzog gab ihnen das Mandat; alle Priester sind gezwungen, die Bücher zu kaufen. Meine eigenen Exemplare sind noch nicht verkauft. Ich habe die Sache eingefädelt, habe dreihundertfünfzig Gulden Ausgaben; jene haben mühelos mit wenig Ausgaben aufgrund des Mandates in Kürze großen Nutzen aus meinem Schweiß! Und was noch schlimmer ist: der Drucker fügt noch etwas für sich selbst hinzu, und so konnte er die Bücher für zweiundzwanzig Kreuzer abgeben. Inzwischen ist es mir zuviel. Nachdem ich das heute erfahren habe, bin ich zu WOLFSECK gegangen; er lachte und behauptete, von nichts zu wissen. Ein feines Lachen, verliere ich doch Arbeitskraft und Ausgaben! Was soll ich nur mit diesen Ungeheuern tun?

Lebt wohl und Gruß!

Ingolstadt, 20. Februar 1535.

Verkauft unsere Bücher für vierzig Kreuzer, wenn es geht: wenn sie nur verkauft werden!