Briefwechsel Eck - Übersicht Reformationsgeschichte
Nr. 297

Eck an Papst Paul III.
Ingolstadt
01-03-1535


Widmung Ecks zu ECK: Quinte partis declamatoriae operum Iohannis Eckii in Lutherum et alios. Tomus IV. de septem sacramentis ecclesiae catholicae. Ingolstadt, Georg Krapf, 1535

Nicht nur Deutschland, sondern die ganze christliche Welt ist außer sich vor Freude über Pauls III. einstimmige Wahl durch das Kardinalskollegium. Auch Eck hat bei seinen Romaufenthalten Farneses Persönlichkeit schätzen gelernt. Nun wird von ihm alles erwartet, besonders das seit langem immer wieder hinausgezögerte Konzil, das er zusammen mit dem Kaiser und den übrigen christlichen Fürsten einberufen soll, um der bedrängten Kirche zu helfen. Schon seit hundert Jahren wartet diese Krone des Ruhmes auf Paul III., der sie keinem anderen überlassen soll. Des Papstes Mahnung an ihn in Gestalt eines Breves, in der Verteidigung des Glaubens fortzufahren, hat Eck bestärkt: er verweist auf die Drucklegung der ersten beiden Teile seiner Schriften gegen Luther sowie der vier Bände des fünften Teils, der die deutschen Predigten Ecks enthält. Auf vielfaches Drängen hat er eine lateinische Übersetzung dieser Predigten vorbereitet, von denen die ersten drei Bände Clemens VII. gewidmet waren; der vierte, die Sakramentspredigten enthaltend, ist ursprünglich in deutscher Fassung erschienen und wurde von Eck auf Wunsch des Mainzer Kardinals ins Lateinische übertragen: diesen Band hat er Paul III. gewidmet und, wie er glaubt, damit seinen Eifer für Kirche, Glauben und apostolischen Stuhl unter Beweis gestellt.

S.D.N. Paulo III. Pont. Max. post oscula pedum beatorum Dei gratiam et virtutem.

Immodice perfusa est gaudio Germania, Beatissime pater, quid Germania? Totus inquam Christianus orbis, cum Dei nutu ad summum illud pontificatus fastigium, unanimis sacri Collegii votis te evectum intellexit. Et cum primis nos quotquot in urbe aliquando fuimus, quam pietatem animi tui genuinam facilitatem dexteritati coniunctam ac eruditioni, non sine admiratione praesentes suspeximus. Hinc omnia nobis pollicemur, quae ab optimo pastore, Christi vicario expectari possint.

Modo curet S. T. id esse quod audit, et in primis sanctum concilii Aecomenici negocium, vave saepe promissum, ab aliquot saeculis non exhibitum, ita invicto animo, una cum Caesarea Maiestate ac reliquis Christianis potestatibus promoneas, ut ecclesiae a tot hostibus afflictae et tam lacerae tandem consulatur. Et sic omnino existima, hanc coronam a Deo iam centum annis in id tibi fore reservatam, quare gloriam tuam ne des alteri, sed tene quod habes, ne coronam tuam accipiat alter.

Quod autem clementer admodum S.T. per literas suas in forma brevis dignata est me homuncionem hortari, ut hoc tempore studium pietatis ad catholicam fidem defendendam adhibere velim, praestat obsequiosum animum facto potius quam phaleris verborum declarare.

Ecce qui iam pridem Chalcographorum opera primam partem operum adversus sectas publicaveram »de primatu Petri« et »de Poenitentia«, secundam item partem »de sacrificio missae«, »de Purgatorio«, »de imaginibus non tollendis«, exhibui tandem quintam partem declamatoriam hominibus nostrae linguae, in quatuor tomis, multorum autem etiam illustrium pulsatus praecibus, curavi latine loquerentur, ex quibus tres priores sub Clemente septimo fere emisimus.

 Iam vero quartum tomum de sacramentis, cum utilem, tum nostris necessarium exhibemus, iussu reverendissimi Cardinalis Moguntini, principis et virtutibus et dignitatibus et natalibus excelsi ac studiorum Mecoenatis pientissimi, ab initio a nobis aeditum Germanice, quem S.T. nuncupatim dedicatum latinum theatro orbis exhibemus.

Quo opere abunde testatum arbitror, omnia me pro ecclesia, pro fide, pro sede apostolica impigerrime facturum.

D.O.M. diu nobis servet S.T. incolumem.

Ingoldstadii Baioariae prima Martii, Anno Gratiae M.D.XXXV.

S.T. obsequentissimus servitor

I. Eckius.

Papst Paul III. Nach Fußkuß Gottes Gnade und Kraft!

Deutschland fließt gewaltig vor Freude über, heiligster Vater, aber: was heißt Deutschland? Die ganze christliche Welt, so betone ich, hat erkannt, daß Ihr auf einen Wink Gottes hin mit einstimmigem Votum des Heiligen Kollegiums zum höchsten Priesteramt erhoben worden seid. Wir haben persönlich, besonders, da wir einst mehrfach in Rom weilten, nicht ohne Bewunderung gesehen, welche Frömmigkeit und Eurem Geist eigene Leutseligkeit, verbunden mit Aufrichtigkeit und Gelehrsamkeit, Euch eigen sind. Daher versprechen wir uns alles, was man sich von einem sehr guten Hirten und Stellvertreter Christi erwarten kann!

So möge Eure Heiligkeit dafür sorgen, was sie hört, und besonders die heilige Aufgabe eines ökumenischen Konzils, oft versprochen, aber seit langem nicht mehr durchgeführt, so mit unbesieglichem Geist zusammen mit der kaiserlichen Majestät und den übrigen christlichen Herrschern voranbringen, damit der Kirche, die von so vielen Feinden angefochten und so verwundet ist, endlich Hilfe geschieht. Und so bedenkt, daß diese Krone von Gott bereits hundert Jahre für diese Sache Euch reserviert ist: warum diesen Ruhm einem anderen einräumen; nehmt, was Euch zusteht, damit Eure Krone nicht ein anderer empfängt!

Daß aber Eure Heiligkeit allzu gnädig mich Menschlein in einem Breve aufzufordern gewürdigt hat, daß ich gegenwärtig das Studium der Frömmi8gkeit zur Verteidigung des katholischen Glaubens betreiben solle: hier kann eher Gehorsam im Handeln als äußerer Wortprunk etwas ausrichten.

Seht: ich hatte schon längst durch Drucklegung den ersten Teil meiner Werke gegen die Sekten veröffentlicht: über den Primat des Petrus und die Buße; den zweiten Band über das Meßopfer, das Fegfeuer, die Heiligenbilder; dann schließlich habe ich den fünften Teil der Predigten für die Menschen unserer Sprache herausgegeben. In vier Bänden besorgte ich auf dringende Bitten auch vieler berühmter Männer, daß sie ins Lateinische übertragen wurden: die ersten drei Bände davon habe ich unter CLEMENS VII. herausgegeben.

Gegenwärtig arbeite ich am vierten Band über die Sakramente, der sowohl nützlich als auch für die Unseren nötig ist, und zwar auf Anweisung des hochwürdigsten Kardinals von Mainz, des wegen seiner Tugenden, Würde und Abstammung bedeutenden Fürsten und frommen Förderer der Studien, der anfangs von uns in Deutsch herausgegeben wurde. Diesen Band widmen wir Eurer Heiligkeit und lassen ihn in Latein die Weltbühne betreten.

Durch dieses Werk glaube ich genügend bewiesen zu haben, daß ich alles für die Kirche, für den Glauben und den apostolischen Stuhl tun werde.

Gott der Herr bewahre Eure Heiligkeit lange unversehrt!

Ingolstadt in Bayern, 1. März im Jahr der Gnade 1535.

Eurer Heiligkeit gehorsamster Diener

Johannes Eck.