Briefwechsel Eck - Übersicht Reformationsgeschichte
Nr. 311
Stuttgart LB publ Ms Hist fol 527 (Orig-Ms)
Th. KOLDE, Zwei Briefe von Johannes Eck: Beiträge zur bayerischen Kirchengeschichte 7
(1891), 229ff
Vgl. H. GÜNTHER (Hg.), G. Blarer. Briefe und Akten Bd 1, Stuttgart 1914, 273 Nr 429
(Württ. Geschichtsquellen 16
S.P. et omne bonum. Reverende pater et patrone plurimum observande. Non fuit figmentum, quod ludi literarii
magister de prophetia Sophi Persarum
transmisit, R.P.V. et de rege ab occidente
venturo in Tunisium. Nam earumdem
literarum Swalbachi copiam, satis
antiquam et situ squalentem reperi in
Eistet apud D. Martinum Gotzman, quam
Regiae Maiestati transmisi. Holstainius
auctus milite ex Münster profligavit
Lubicenses terra et mari ac traiecto mari
obsidet Copenhagium; obsessus comes
Oldenburgius sperat praesidia a regimine
caesareo: missi sunt 6000 peditess ex
Inferiori Germania, sed prohibentur a
Lunenbergensibus, qui favent cum Hesso
Holsteiniis. Quod Caesar noster
passagium contra Aphros tam feliciter
speciosis triumphis confecit, praeter
adversariorumm suorum spem, merito
gaudium adferre debet universo orbi
Christiano et quod plura nobis polliceri
possumus de sua Maiestate, Bonum omen,
quod Bonam etiam cepit, Augustini sede
celebrem: nam quae antiquitus Hippone
dicebatur, modo a Saracenis Bona
corrupte dicitur, ut ex veteris et novae
tabularum collatione liquet. Sperabam
omnino R.P.V. adventaturam ad diaetam
ligae, sed frustratus sum spe mea;
miserunt tamen Abbates Rockenburgii,
Urspergii et praepositus in Waetenhausen
volentes incorporari ligae. Augustenses
nescio quid superbi scripserunt: Es solt
den Stenden pundts leid sein, dasz man
Ihn die waegen hab auffgehauen. Aiunt
ducem Ernestum accepisse in coadiutorem
decanum suum Muszheimer in ecclesia
Pataviensi, quod si est verum, mirari non
sufficio, cum volebat unum acceptare,
quod non accepit iuniorem de Solms,
fratrem comitis Nicolai, qui diu id ambivit.
Ratisponensis episcopus exposuit capitulo
se velle resignare quia redditus ecclesiae
sibi principi non sufficerent et tum voluit
alium principem eis obtrudere. Res sic
pendet. Rem adhuc manere in suspenso cum Woiavoda, novit P.V., obiit 11. Julii Marchio Joachim elector; gavisi sunt aliquamdiu Luterani sperantes potentem nactos se consortem, verum ut mihi scribit, fefellit eos spes: nam patre mortuo mox per omnem ditionem praecepit subditis, ut in antiqua fide permanerent, petiit Poloniam Augusto praeterito et filiam regis, neptim ex sorore Weyda accepit in thorum suum: Rex ipse pacem dedit Moscovitis reveritus Tartari et Rosciolanorum perfidiam. 17. non. Julii tyrannus Anglicus decollavit
Thomam Morum vicecancellarium suum,
qui prius episcopum Roffensem sanctum
virum decollaverat, ambo capita stipitibus
infixa: verum caput Roffensis non
contabuit, sed venerabilius in dies visum,
ob clamorem populi amotum est. Mitto
R.P.V. sicut pollicitus sum »Homiliarum
de sacramentis« latinum. Similem mitto
Abbati in Augia, vicino vestro, cui
curabitis tuto praesentari. Et me R.P.V. commendo, quae valeat felicissime. Ingolstadii 1. Octobris Anno gratiae MDXXXV. R.P.V. totus ex animo (In dorso:) |
Gruß und alles Gute! Verehrter Pater und hochgeschätzter Patron:es war keine bloße Erfindung, daß der Lehrer der Dichtkunst über die Weissagung des Perserkönigs SOPHI Eurer hochwürdigsten Väterlichkeit berichtet hat, ein König werde von Westen nach Tunis kommen. Denn ich fand eine Abschrift dieses Buches von GEORG VON SCHWALBACH, ziemlich alt und durch die Lagerung ausgetrocknet, in Eichstätt bei MARTIN GUTSMANN; ich übersandte sie der königlichen Majestät. Der Graf von Holstein schlug mit Unterstützung von Soldaten aus Münster die Lübecker zu Wasser und zu Lande und belagert nach Überquerung der Ostsee Kopenhagen. Der belagerte Graf von Oldenburg erhofft Hilfe vom kaiserlichen Regiment: sechstausend Fußsoldaten sind aus Niederdeutschland geschickt worden, aber sie werden von den Lüneburgern behindert, die zusammen mit dem hessischen Landgrafen die Holsteiner begünstigen. Daß unser Kaiser den Feldzug in Nordafrika so glücklich mit erlesenen Triumphen abgeschlossen hat, gegen alle Hoffnung seiner Gegner, muß mit Recht dem ganzen christlichen Erdkreis zum Jubel gereichen. In den Dingen, die wir uns an weiteren Erfolgen von seiner Majestät versprechen können, ist es ein gutes Omen, daß er nun Bone eingenommen hat, den berühmten Bischofssitz des AUGUSTINUS: denn was einst Hippo genannt wurde, wird jetzt von den Sarrazenen verderbt Bone genannt, wie aus einer alten und neuen Sammlung von Landkarten hervorgeht. Ich hoffte, Eure hochwürdigste Väterlichkeit werde an der Versammlung der Liga teilnehmen, aber ich wurde in meiner Hoffnung enttäuscht: dennoch beschickten die Äbte von Roggenburg, Ursberg und der Propst von Watenhausen die Versammlung. Diese wollen der Liga beitreten. Die Augsburger haben hochmütig ich weiß nicht was geschrieben: »Es sollte den Ständen der Liga leid sein, daß man ihre Wagen zerschlagen hat!« Es heißt, Herzog ERNST habe seinen Dekan RUPERT VON MOSHAM als Koadjutor in der Diözese Passau eingesetzt: wenn es wahr ist, kann ich mich nicht genug wundern, denn er wollte einen, weil er nicht den jüngsten Sohn von SOLMS, den Bruder des Grafen NIKOLAUS, haben wollte, der sich lange darum beworben hat. Der Bischof von Regensburg hat gegenüber seinem Domkapitel dargelegt, er wolle resignieren, weil die Einkünfte des Bistums ihm als Fürsten nicht genügten: er wollte ihnen einen neuen Fürsten aufzwingen. Die Sache ist in der Schwebe. Eure Väterlichkeit soll auch wissen, daß ebenso die Sache mit Woiwoda [!] in der Schwebe ist: der Kurfürst JOACHIM ist am 11. Juli verstorben; schon lange freuen sich die Lutheraner in der Hoffnung, einen ihnen wohl gesonnenen Potentaten zu finden. Die Hoffnung hat sie aber - wie er mir der Wahrheit entsprechend schreibt - getäuscht, denn nach dem Tod seines Vaters hat er seinen Untertanen mit voller Amtsautorität befohlen, im alten Glauben zu verharren: er reiste im vergangenen August nach Polen und heiratete die Tochter des Königs, Enkelin seiner Schwester Weida. Der König selbst schloß mit den Moskowitern aus Furcht vor der Perfidie der Tartaren und Roscolanen Frieden. Am 6. Juli hat der englische Gewaltherrscher seinen Vizekanzler THOMAS MORUS, vorher schon den Bischof von Rochester, einen Heiligen, köpfen und beider Häupter auf Pfählen befestigen lassen, doch das Haupt des Bischofs von Rochester verschwand nicht, sondern war tagelang in seiner Verehrungswürdigkeit zu sehen. Erst als das Volk zu murren begann, ist es entfernt worden. Ich sende Eurer hochwürdigsten Väterlichkeit wie versprochen die lateinische Fassung der Homilien über die Sakramente. Das gleiche sende ich dem Abt von Au: sorgt dafür, daß er sie sicher erhält.. Ich befehle mich Eurer hochwürdigsten Väterlichkeit, der es wohl ergehen möge. Ingolstadt, 1. Oktober im Jahr der Gnade 1535. |