Briefwechsel Eck - Übersicht Reformationsgeschichte
Nr. 317

Eck an Nikolaus Ellenbog
Ingolstadt
06-1536



Paris BN ms lat 8643, 3, fol 31 Nr 50


Das Buch des Julian von Toledo möchte Eck sehen und selbst für den Druck sorgen, da der Augsburger Drucker Alexander von Wolfartschwende nach Ingolstadt übersiedelt. Der Freisinger Bischof hat ihm auch ein altes Buch in fränkischer Mundart aus einer Zeit, bevor die Franken nach Gallien zogen, anvertraut. Für einen Deutschen ist die Schrift wegen ihrer kruden Rechtschreibung fast unverständlich. Die Arbeit an der Bibel läßt Eck nicht ruhen; er ist beim vierten Buch des Richterbuches angekommen.


D. Ioannes Eckius patri Nicolao Ellenbog S.D.

Iulianum episcopum Tholetanum de praegnostices videre cupio, et si videbitur, curabo illum excudi, nam Alexander de Wolfartschwende calcographus huc migrabit ex Augusta.

Reverendissimus ac illustrissimus princeps episcopus Frisingensis nuper ultro mihi accomodavit antiquissimum librum in lingua vernacula francica conscriptum, antequam Franci in Gallias migrarunt. Primo intuitu Germanus non intelligit, adeo adhuc crudes fuerunt in syllabis germanicis scribendis et orthographia.

Vale. Labor biblie non sinit me esse prolixiorem. Sum in quarto Regum. Vale.

Johannes Eck grüßt Pater Nikolaus Ellenbog.

Nach dem »Prognostikon« des JULIAN VON TOLEDO will ich Ausschau halten, und wenn ich es gefunden habe, werde ich für den Druck sorgen, denn der Drucker ALEXANDER VON WOLFARTSCHWANDE ist aus Augsburg hierher übergesiedelt.

Der hochwürdigste und erlauchteste Fürstbischof von Freising hat mir seinerseits vor kurzem ein in fränkischer Umgangssprache geschriebenes Buch anvertraut aus der Zeit, bevor die Franken nach Gallien gezogen sind. Ein Deutscher kann das nicht sofort auf Anhieb verstehen, da sie noch wildwüchsig in der deutschen Silbenbildung und in der Orthographie gewesen sind.

Lebt wohl. Meine Arbeit an der Bibel läßt mich nicht ausführlicher schreiben. Ich arbeite gerade am vierten Buch der Richter. Lebt wohl.