Briefwechsel Eck - Übersicht Reformationsgeschichte
Nr. 324

Eck an Hieronymus Aleander
Ingolstadt
04-02-1537

Rom Bibl Vat 6199 fol 154 (Orig-Ms)
FRIEDENSBURG, Beiträge 225f Nr 123


Aus Rom erfolgt auf Ecks Briefe keinerlei Echo; auch Campegio und Aleander, seine "Patrone", schweigen. Ein römischer Freund hat ihm geschrieben, von Aleander könne er alles erwarten, ja dieser habe sogar an Eck ein Schreiben gerichtet. Da müssen die kurialen Schwachköpfe wieder Briefe seiner Patrone unterschlagen haben. Er beschwört Aleander noch einmal, sich um die Würzburger Propstei zu kümmern. Ecks gelehrte Freunde sind betroffen, wenn sie hören, daß sich der Papst ihm gegenüber so abweisend verhält. Gumpenbergs Drohungen und kanonistische "Argumente" überzeugen ihn jedoch nicht. Aleander möge den Papst bewegen, Eck in den Genuß der Gefälle der Würzburger Propstei zu versetzen und dabei Moritz von Hutten, um einen Skandal zu vermeiden, im Besitz der Propstei zu belassen, wie es vom Bischof und vom Kapitel vorgesehen ist und schon deshalb wichtig ist, um den fränkischen Adel an den apostolischen Stuhl zu binden. Auch möge er dem Papst vor Augen halten, welche Übel Bischöfe und Domherren von den Häretikern zu erdulden haben, wie sie aus Konstanz, Chur, Basel, Magdeburg, Bremen und neuerdings Augsburg ins Exil getrieben worden sind; in dieser Situation kann der Papst als Vater aller Ortskirchen doch Würzburg nicht zusätzlich Beschwernisse bereiten.Aleander möchte daher Moritz von Hutten, der in der Würzburger Angelegenheit nach Rom aufgebrochen ist, in jeder Hinsicht unterstützen.


Salutem et paratissima obsequia,
Reverendissime pater, patrone et Mecenas.

Totiens jam scripsi ad urbem, nemo respondit, nec Echo quidem; Campegius et Aleander mirum dictu, ipsissimi patroni Eckii, silent. Cum re opus est, nemo mihi adest: alioquin montes promittitis. Verum ex urbe habui litteras amici omnia bona mihi promittentis de domino meo Brundusino; et quod plus est, scripsit amicus dominum meum Reverendissimum Brundusinum etiam literas michi scripsisse: at velut michi obtigit cum literis meis non fideliter praesentatis, ita vicissim nebulonum malevolentia literas patronorum meorum intercipi!

Verum ut veniam ad institutum, oro, rogo, obsecro per veterem amicitiam, per genium tuum studiosis omnibus amicum, per omnes labores Eckianos, age patronum Eckii in causa praepositure Herbipolensis, nam omnes docti frigefient, si audierint Eckium a pontifice hic repelli et repudiari. Non refrico quae Gumpenbergius nobis minatur, declarationes mentales, reservationes pectorales, antidata, sinistras et omni juri dissonas interpretationes:

unum hoc rogo et obsecro, insta apud Sanctissimum Dominum Nostrum ut patiatur Sanctitas Sua Eckium gaudere, uti et frui privilegio et gratia: ac Huttenum (non illum alatum sedis apostolicae ac fidei hostem ex professo, sed Huttenum de virunculo Tartarico, hoc enim est maxime insigne nobilitatis Francicae) faciat ad vitanda scandala, ad continendam nobilitatem Francicam in obedientia apostolica, manere in possessione semel obtenta concordibus votis Reverendissimi episcopi et capituli Herbipolensis.

Rogo eruditam et prudentem animam Aleandri, Sanctissimo Domino Nostro exponat quomodo patiantur tot mala ab hereticis episcopi et canonici: acti sunt in exilium Constantiae, Curiae, Basileae, Madeburgi, Bremae, et jam novissime Augustae, et summus pontifex, qui deberet esse pater ecclesiarum, vellet ecclesiam Herbipolensem gravare et molestare.

Tantum fidei tibi tribuo, ita mihi persuadeo et polliceor ut domino Mauricio Huteno, qui hac causa Romam proficiscitur, in nulla parte desis; ego vicissim fidei negotio, sedis apostolicae honori et tuae dignitati nunquam deero.

Me commendo commendatissime et syncerissime, atque adeo ipsum Hutenum.

Ingolstadii 4 februarii anno gratiae 1537.

Joh. Eckius pauperculus theologus.

(Von Aleanders Hand:) Romae 23 martii.

Gruß und Gehorsam!
Hochwürdigster Vater, Patron und Mäzen:

Immer wieder habe ich nach Rom geschrieben, keiner antwortet, keinerlei Echo. CAMPEGGIO und ALEANDER, Ecks »ureigenste« Patrone, um es einmal so zu sagen, schweigen! Wenn ich Hilfe brauche, ist keiner da; ansonsten versprecht Ihr Berge. Ich habe nämlich aus Rom den Brief eines Freundes erhalten, der mir alles Gute von seiten meines Herrn, des Bischofs von Brindisi, verspricht. Und noch mehr: mein Freund schrieb, mein Herr, der hochwürdigste Bischof von Brindisi, habe mir auch einen Brief geschrieben. Aber wie ich im Blick auf meine nicht treu zugeleiteten Briefe einräume, so auch, daß wiederum durch Übelwollen von Dummköpfen die Briefe meiner Patrone abgefangen werden.

Um aber zur Sache zu kommen: ich bitte Euch inständig und flehe Euch an bei unserer alten Freundschaft und bei Eurer allen Gelehrten gegenüber freundschaftlichen Gesinnung, bei allen Mühen, die ich hatte: seid mein Patron in der Sache der Würzburger Propstei, denn alle Gelehrten stutzen bedauernd, wenn sie hören, daß ich in der Sache vom Papst abgewiesen und verschmäht werde. Ich will nicht wieder auffrischen, was GUMPENBERG mir angedroht hat: neutrale Erklärungen, innere Reservationen, Vorgaben, fadenscheinige und allem Recht widersprechende Interpretationen der Rechtslage.

Um das eine bitte ich inständig: drängt beim Heiligen Vater darauf, daß Seine Heiligkeit zuläßt, daß ich mich über Privileg und Gnadenerweis freuen, sie gebrauchen und genießen darf und daß er HUTTEN (nicht jenen »geflügelten« unerbittlichen Feind des apostolischen Stuhls, sondern Hutten mit dem »tartarischen Männchen« im Wappen, Wahrzeichen des fränkischen Adels) zur Vermeidung von Skandalen und um den fränkischen Adel in der Obödienz zum apostolischen Stuhl zu halten, im einmal gewährten Besitz der Pfründe im Einklang mit den Beschlüssen des hochwürdigsten Bischofs von Würzburg und seines Domkapitels belasse.

Ich bitte den klugen und gelehrten ALEANDER, dem Heiligen Vater gegenüber deutlich zu machen, wieviel Übel Bischöfe und Domherren von seiten der Häretiker erleiden: ins Exil getrieben sind die Bischöfe von Konstanz, Chur, Basel, Magdeburg, Bremen und neuerdings Augsburg. Der Heilige Vater, der eigentlich Vater aller Kirchen sein sollte, will in dieser Lage dieses Bistum Würzburg belasten und drangsalieren.

Soviel Vertrauen schenke ich Euch, daß ich mir verspreche, daß Ihr Herrn MORITZ VON HUTTEN, der in dieser Sache nach Rom reist, in keinem Punkt Schwierigkeiten macht. Ich wiederum werde niemals in der Sache des Glaubens, der Ehre des apostolischen Stuhls und Eurer Gnaden zurückstehen.

Ich empfehle mich innigst und höchstem Ernst, in gleicher weise auch HUTTEN!

Ingolstadt, 4. Februar im Jahr der Gnade 1537.

Johannes Eck, der ärmste unter den Theologen.