Briefwechsel Eck - Übersicht Reformationsgeschichte
Nr. 325
Rom Bibl Vat 3918, fol 183rv (zeitgenöss. Kopie, undatiert)
Nuntiaturberichte aus Deutschland I/2, 128ff Anm. 2
Depicturus tibi fratri et domino meo obiter synagogam illam Sathanae. Exordiri volui a Paulo Christi vicarii successore, primo scilicet praelato ecclesiae nostrae catholicae. Hujus mandata expositurus orator Saxoni et Hessio, ab Hessio quidem non est auditus, utpote cui nichil negotii cum pontifice. Sed et alter acceptum breve apostolicum, rem ad collegas referens, illud reddi voluit. Vorstius ob functam legationem recusat; instat Saxonis vicecancellarius non oportere sophistice agi; cui Vorstius: non sum sophista, sed jurium doctor paratus studiorum meorum reddere rationem etc. Nostri [Nurmbergenses] quoque se suspectos reddidere ob mutuam familiaritatem cum illius aulicis et a plerisque judicantur vacillantes ac si respiciant ad ecclesiam illamque magis probent quam sectas. Auget suspitionem quod diabolicam illam intelligentiam, foedus scilicet Guelphum, tam pertinaciter recusat cum Brandenburgensi Georgio duce Lignicensi et oppidis Hallis Hailbrun Weissenburg Winshaim etc., unde a secretis consiliis perpetuo sunt exclusi. Petierunt conjurati ut qui post pacem Nurmbergae datam eorum sectae nomina dedissent, in illa ipsa pace includerentur, quod orator Caesareus permittere noluit. Cautum autem est inter eos quantam quisque pecuniam apud Argentinam deponat in praesenti et quantum exercitum alere, si quis conjuratorum molestatus fuerit etiam per sententiam judicii imperialis. Decretum est apud eos turbato sotio ut conjuratus quisque proximum Catholicum armis adgrediatur. Omnia ad seditionem spectant, solum deest honesta occasio: interea irrequietus ille Hessus quae ad bellum necessaria sunt parat. Sunt qui Leodiensem initurum timent, quia in comitiis Augustensibus hunc fatuum dixerit et perjurum. Ventum est ad concilii rationem.
Causantur rebelles promissum hoc esse
Almaniae: negarunt strenue oratores.
Spirae quidem petitum et Augustae;
Caesar quidem operas suas est pollicitus;
sed locum dixit deligendum non modo
Germanis, sed universis fidelibus
commodum, atque alias 4 civitates
nominasse pro 4 nominatis ab eis in
Germania, scilicet Bononiam Piacentiam
Mediolanum et Mantuam. Causantur
Mantuam non esse tutam. Responderunt
oratores: et quis assecurabit pontificem in
Germania? Ego promitto, ait Caesarianus,
et offero vobis daturum Caesarem libere
salvum conductum eundi atque redeundi
idque praestaturum Caesarem totis
viribus. Venite rationem reddituri
doctrinae vestrae universo concilio, quod
toties appellastis, neque egre feret
Carolus: producite contra Paulum
pontificem si quid habetis vel potestis. Et ne sim molestus: quicquid conjurati arguunt, quocumque suffugiunt, presto est orator, omnia diluit refellit hortatur monet, ut vehementer mirarentur omnes tantam hominis dexteritatem ingenium atque prudentiam ita extemporaneam ut suspicarentur suorum consiliorum revelatorem. Sed his non obstantibus concluserunt se
nolle visitare concilium Mantuanum. Post
multa tantam concordiae letitiam ferme
turbasset Luderi mors, qui eo venerat
principibus officiosissime eum visitantibus.
Commisit conjugem et quinque liberos
duci suo. Saxo respondit suos futuros.
Ipse sibi hoc epitaphium prospexit: Vectus est ad villam Tambach ut inter suos moreretur, nam Smalckhaldii Zvingliani sunt etc. Orator Caesarianus petiit exemplar eorum ligas, sed denegarunt; palliant ligam, sit defensiva et talis quae coram Deo et hominibus subsistere possit. Saxo Hessus Brandeburgensis cum aliis conveniunt in Seitz oppido episcopi Nümburgensis ad tractandam causam Hallensem cum Moguntino. |
Bei der Beschreibung jener Synagoge des Satans [in Schmalkalden] wollte ich Euch gegenüber, meinem Freund und Bruder, obenhin mit PAUL, dem Nachfolger des Stellvertreters Christi, beginnen, dem obersten Vorsteher unserer katholischen Kirche. Dessen Mandate legte der Gesandte dem Kurfürsten von Sachsen und dem Landgrafen von Hessen vor; vom Hessen wurde er gar nicht angehört, denn er will mit dem Papst nichts zu schaffen haben; der andere hat ein apostolisches Breve erhalten, stellte es seinen Kollegen zu, wollte es zurück haben. VORSTIUS lehnt wegen der Legation ab; der Vizekanzler dringt auf die Sachsen ein, es dürfe nicht "zweideutig" vorgegangen werden; darauf VORSTIUS: »Ich bin kein Sophist, sondern Doktor der Rechte und bereit, Rechenschaft über meine Studien abzulegen« usf. Die unseren [Nürnberger] aber gaben sich mißtrauisch wegen der Vertrautheit mit dessen Hofleuten und wurden von vielen verdächtigt, schwankend zu sein und meinten, sie billigten mehr jene Kirche als die Sekten. Den Verdacht vermehrte noch, daß sie jene diabolische Sache, den Guelfenbund, so heftig zusammen mit dem Brandenburger, GEORG, dem Herzog von Liegnitz und den Städten Schwäbisch-Hall, Heilbronn, Weißenburg, Windsheim usf. ablehnen, daher sind sie von den Geheimverhandlungen gänzlich ausgeschlossen. Die Verschwörer baten darum, daß diejenigen, die nach dem Friedensschluß in Nürnberg für die Sekte gestimmt hatten, in diesen Friedensschluß mit eingeschlossen würden, was der kaiserliche Gesandte nicht erlauben wollte. Mit Vorsicht behandelt wird zwischen ihnen, wieviel Geld jeder jetzt in Straßburg deponieren und ein wie großes Heer er unterhalten solle, wenn einer der Verschworenen durch Verfügung des Reichsgerichts angeklagt werden sollte. Es wurde unter ihnen für den bedrohten Bundesgenossen beschlossen, daß jeder Verschworene dann den nächstgelegenen katholischen Gegner mit Waffengewalt angreifen solle. Alles ist auf Aufruhr aus, auch wenn ein ehrenhafter Anlaß fehlt; inzwischen bereitet der umtriebige Hesse das für den Krieg Notwendige vor. Es gibt welche, die befürchten, daß Lüttich zerstört werden solle, denn auf dem Augsburger Reichstag wurde solch meineidige Albernheit erzählt. Es wurde dann zur Frage des Konzils übergegangen. Die Rebellen argumentierten, dieses sei nach Deutschland versprochen worden: die Gesandten widersprachen dem heftig. Nach Speyer und Augsburg sollte es kommen; der Kaiser hat verspochen, sich dafür einzusetzen; er sagte aber, die Wahl des Ortes müsse nicht nur für die Deutschen, sondern für alle Gläubigen geeignet sein und daß vier andere Städte statt der vier von ihnen in Deutschland genannten erwähnt worden seien: Bologna, Piacenza, Mailand und Mantua. Sie behaupten, Mantua sei nicht sicher. Die Gesandten entgegneten: »Und wer garantiert in Deutschland die Sicherheit des Papstes?« »Ich verspreche« - so der kaiserliche Gesandte - »und biete Euch an, daß der Kaiser freies Geleit für An- und Abreise gewähren und daß das der Kaiser mit allen Kräften durchsetzen wird. Kommt und legt Zeugnis für Eure Lehre vor dem Universalkonzil ab, an das Ihr so oft appelliert habt. Kaiser KARL wird das nicht übel aufnehmen. Sprecht offen gegenüber Papst PAUL aus, wenn Ihr etwas auf dem Herzen habt oder vermögt.« Und um nicht lästig zu werden: was die Verschworenen auch vortragen, wohin sie ihre Zuflucht nehmen: schon ist der Gesandte da: alles löst er, weist er ab, belehrt und ermahnt er, so daß sich alle sehr über seine so große Rechtschaffenheit, Verstand, Klugheit und Spontaneität wunderten und einen solchen Ratgeber verdächtigten. Aber nichtsdestotrotz beschlossen sie, sie wollten
das Konzil in Mantua nicht beschicken. Nach
vielerlei anderem hätte der Tod LUTHERS die
große Freude über die Eintracht durcheinander
gebracht. Dieser wäre dorthin gekommen, wenn ihn
die Fürsten aufgesucht hätten. Er vertraute seine
Gemahlin und seine fünf Kinder seinem Fürsten an.
Der Sachse entgegnete, sie würden dann die
Seinen; er selbst sah folgende Grabinschrift voraus: Er ist nach Tambach gefahren, um im Kreis der Seinen zu sterben, denn in Schmalkalden sind die Zwinglianer usf. Der kaiserliche Gesandte erbat ein Exemplar ihres Bundesschlusses, sie verweigerten es ihm. Sie halten ihren Bund versteckt; er sei rein defensiv und so beschaffen, daß er vor Gott und den Menschen bestehen könne. Der Sachse, der Hesse und der Brandenburger mit den anderen kommen in Zeitz, der Stadt des Bischofs von Naumburg, zusammen, um über den Streit der Stadt Halle mit dem Mainzer Erzbischof zu beraten. |