Briefwechsel Eck - Übersicht Reformationsgeschichte
Nr. 329
Rom Bibl Vat 6199 fol 155 (Autograph)
FRIEDENSBURG, Beiträge 229f Nr 125
Paratissima obsequia pro salute. Amplissime pater! Essem profecto vehementer ingratus, si
Amplitudini Tuae ac domino Blosio
perpetua animi gratitudine non
officiosissime responderem, cum in re tam
difficili, tantis conatibus agitata, contra
viros tanti nominis ac dignitatis tam fidos
ac integros amicos, benefactores et
Maecenates vos exhibueritis: quare si res
non eum finem est sortita quem optabam,
in tanta tamen difficultate ac tot perplexis
dubiis gratias ago Deo, finem tamen
comicum tragediae isti subsecutum.
Studebo impensius gratitudinem ostendere
non modo sedi apostolicae ac Sanctissimo
Domino Nostro, sed et optimo principi
cardinali Farnesio a pedibus serviam et,
quod hortamini, libello aliquo nuncupato
humanissimum ac beneficum adulescentis
animum nostratibus declarabo. Ante enim
severiora studia hiemis mox receptis
litteris vestris (ut sciatis nunquam vos
frustra Eckio mandata daturos) revolvi
praelectiones meas in auditorio theologico
publice factas et incidi in Malachiam
prophetam. Confestim laborem annorum
novem ursino more lambendum desumo et
jam successivis horis torno ac levigo.
Expolitum sub praelum mittam, ut orbi
terrarum sub auspiciis Reverendissimi
vicecancellarii cardinalis Farnesii
divulgetur. Interea in officio vestro
persistite et me Reverendissimae suae
Amplitudini commendate. Quod vero ad te attinet, Reverendissime archiepiscope et humanissime Blosi, vester sum cliens ac servitor perpetuo, nunquam tanti beneficii immemor. Quanto autem vigilantior extitit
Amplitudo Tua, Brundusine, in negotio
Eckiano, tanto negligentioremm experior
dominum Petrum Paulum Vergerium,
sedis apostolicae nuncium, qui me adegit
ut canonicatum Ratisbonensem
susciperem; et dum lis michi movetur,
consilio Fabri et Otonelli sui gentilibus
suis mandatum transmisi: illi me
derelinquunt indefensum, ut jam sententia
in limine sit. Super qua re Vitus Krumher,
si ita opus fuerit, Reverendissimam P.T.
informabit. Nichil ego curo de canonicatu;
lubens cedam: modo litigans diluat michi
expensas possessionis adeptae; in has enim
me conjecit fraude sua. Sitit ille
pensionem quam dare non possum: ad
nichilum enim michi conducit. Si michi
non fuisset mota lis, resignassem alioquin
docto alicui et catholico viro; utcumque
servum domini non decet litigare: vellem
hac liberari molestia. Hutteni adventum adhuc expectamus. De concilio generali quando certi aliquid intellexerit, me faciat certiorem: scit Reverendissima P.T. quam notus sim episcopis et principibus: illi tam frequentes ad me scribunt. Id sibi persuadeat sedes apostolica nichil aeque Lutheranos omnes timere ac concilium; unde omnem lapidem movebunt ad concilium avertendum. Si quicquam egerint cum Mantuano, ignoro; tamen multi multa suspicantur. Verentur enim schismatici, ne in concilio expeditio generalis contra eos concludatur. Valete et salvete feliciter, Reverendissime pater acc humanissime Blosi. Ingolstadii 5 septembris anno gratiae 1537. E. Reverendissimae P. ac praeclarissimae
humanitatis (Vermerk von Aleanders Hand:) 8 octobris. Gratias agit ob procuratam pensionem 300 flor etc. |
Bereitwilligster Gehorsam zum Gruß! Ich werde meine Dankbarkeit nicht nur reichlich gegenüber dem apostolischen Stuhl und dem Heiligen Vater zeigen, sondern auch dem besten Fürsten und Kardinal FARNESE demütig dienen, und, wozu Ihr mich gemahnt habt, in einem ihm gewidmeten Büchlein den Unsrigen die menschenfreundliche und wohltätige Gesinnung des jungen Mannes darlegen. Nach angestrengten Studien während des Winters habe ich bald nach Empfang Eurer Briefe (damit Ihr wißt, daß Ihr niemals vergebens Forderungen an mich stellt) meine Vorlesungen wieder aufgenommen, die ich öffentlich im theologischen Hörsaal halte, und bin dabei auf den Propheten MALACHIAS gestoßen. Sogleich nehme ich nach Bärenart züngelnd die Arbeit von neun Jahren wieder auf und wende und glätte den Stoff von Vorlesungsstunde zu Vorlesungsstunde. Nach der Überarbeitung werde ich ihn zum Druck vorbereiten, damit er dann unter den Auspizien des hochwürdigsten Vizekanzlers und Kardinals FARNESE in der ganzen Welt verbreitet wird. Setzt inzwischen Eure Bemühungen fort und empfehlt mich Seiner Hochgeboren! Was aber Euch betrifft, hochwürdigster Erzbischof und menschenfreundlicher BLOSIUS: ich bin Euer Klient und Diener auf immer, niemals uneingedenk Eurer Wohltat. Je mehr aber Eure Hochgeboren, Bischof von Brindisi, in der Ecksache Euch intensiv bemüht, um so nachlässiger erkenne ich den Herrn PETRUS PAULUS VERGERIUS, Nuntius des apostolischen Stuhls, der mich veranlaßt hatte, das Regensburger Kanonikat anzunehmen, Während des Rechtsstreites, in den ich daraufhin verwickelt war, habe ich auf Rat FABRIS und VERGERIOS Stellvertreters OTTONELLO seinen Höflingen ein Mandat übersandt. Diese aber ließen mich gänzlich ohne Verteidigung, bis die Sache auf der Kippe stand. VITUS KRUMHER wird Euch, wenn nötig, darüber Auskunft geben. An dem Kanonikat liegt mir nichts mehr; gern trete ich zurück. Aber bei dem Rechtsstreit verlor ich die Auslagen für das erstrebte Eigentum: in solche Lage hat er mich durch seinen Betrug gebracht! Er verlangt nun noch dazu ein Entgelt für seine "Bemühungen", das ich nicht geben kann: er hat mich nämlich ins Nichts geführt! Wenn mich nicht der Streit so in Anspruch genommen hätte, wäre ich gern zugunsten eines anderen gelehrten und katholischen Anwärters zurückgetreten, denn ein Diener des Herrn soll keinen Rechtsstreit führen. Ich möchte von diesen Belästigungen befreit sein. Ich erwarte bis heute die Ankunft MORITZ VON HUTTENS. Wenn Ihr etwas Gewisses über das Generalkonzil vernommen habt, teilt es mir mit. Eure hochwürdigste Väterlichkeit weiß, wie bekannt ich unter den Bischöfen und Fürsten bin: so zahlreich schreiben sie mir. Davon möge der apostolische Stuhl überzeugt sein, daß alle Lutheraner nichts so sehr fürchten wie das Konzil; daher setzen sie alle Kräfte in Bewegung, um das Konzil zu verhindern. Ob sie etwas mit dem Herzog von Mantua vereinbart haben, weiß ich nicht: dennoch gibt es dazu vielerlei Gerüchte. Die Schismatiker fürchten nämlich, daß auf dem Konzil ein allgemeines Vorgehen gegen sie beschlossen wird. Lebt wohl und laßt es Euch gut gehen, hochwürdigster Vater und menschenfreundlicher BLOSIUS! Ingolstadt, 5. September im Jahr der Gnade 1537. Eurer hochwürdigsten Väterlichkeit und
strahlenden Menschenfreundlichkeit |