Briefwechsel Eck - Übersicht Reformationsgeschichte
Nr. 338

Eck an Nikolaus Ellenbog
Ingolstadt
21-10-1538


Paris BN cod lat 8643, 3 fol 51v - 52 Nr 84
GEIGER, Ellenbog, Anhang II 26; CCath 19/21 (Münster 1938), 386f Nr 84

Er dankt Ellenbog für sein Interesse. Eck ist nach Fertigstellung der Kommentare zu Aggaeus und Psalm 20 bemüht, auch den Malachias und den Kommentar zu Psalm 1 drucken zu lassen. Da Augsburg sich weigert, Katholisches zu drucken, sollen die Schriften nun im kommenden Januar in Köln erscheinen. Obgleich er eigentlich noch Sophonias und Habakuk herausgeben wollte, hat er dem Wunsche einflußreicher Leute nachgegeben, den fünften Band seiner Predigten über die Zehn Gebote zu publizieren. Nach Abschluß seiner Vorlesung über das Pentateuch kommen jetzt die Paulusbriefe dran. Die Flotte des Kaisers hat sich bei Korfu mit den Venezianern vereint und hat Kreta und vielleicht auch schon Euböa angegriffen. Der Kaiser hat beschlossen, die Türken in einem dreijährigen Feldzug zu schlagen, indes in Deutschland selbst ein schlimmerer Gegner als die Türken sich erhebt.



Ioannes Eckius theologus fratri Nicolao Ellenbog S.P.

Literae P.T. etsi breves, tamen gratissimae fuerunt ab amico animo profectae.

Scias autem post Aggeum et Psalmum 20. me prelo commisisse Malachiam et primum psalmum simili cura. Verum dum Augustani insaniunt, ne opera catholicorum excudantur, Colonia petenda fuit, ubi ad proximum Ianuarium prodibunt. Statueram etiam Sophoniam et Abacuc limare; verum ita insteterunt hi, quibus nephas est aliquid negare, ut tandem victus precibus subierim V. tomum homeliarum de decem praeceptis. In publicis autem lectionibus Pentateucum intra mensem absolveram, postea compendio omnes epistolas Pauli praelecturus. Haec de laboribus.

Exercitus Caesaris 7. Septembris coniunctus est Venetis Corfuni, 10. fecerunt sacra et acceperunt benedictionem, 11. vela ventis commiserunt contra Candiam, forte Euboiam petituri. Caesar decrevit triennali bello Turcam prosequi. Et interea peiores Turcis surgunt in Germania.

Valeat R.P.T. faelicissime ac valere iubeas abbatem nostrum optimum.

Ingolstadii 21. Octobris anno huius saeculi 38.

Der Theologe Johannes Eck grüßt Pater Nikolaus Ellenbog!

Euren Brief, lieber Pater, wenn er auch kurz war, habe ich dennoch sehr dankbar aufgenommen, da er von freundschaftlichem Geist erfüllt ist.

Ihr sollt wissen, daß ich nach Haggai und Psalm 20 jetzt den Maleachi und den 1. Psalm mit ähnlicher Sorgfalt der Druckerpresse übergeben habe. Da nämlich die Augsburger wüten und keine Schriften von Katholiken mehr drucken wollen, mußte ich mich nach Köln wenden, wo sie im kommenden Januar erscheinen werden. Ich hatte beschlossen, auch Zephanja und Habakuk zu überarbeiten, aber diejenigen, denen gegenüber es Unrecht wäre, ihnen etwas abzuschlagen, bedrängten mich so, daß ich, von ihren Bitten schließlich besiegt, mir den fünften Band der Homilien über die zehn Gebote vornahm. Bei den öffentlichen Vorlesungen werde ich innerhalb eines Monats den Pentateuch abschließen und dann in Kurzform über sämtliche Paulusbriefe lesen. Das über meine Arbeiten.

Das kaiserliche Heer hat sich am 7. September bei Korfu mit den Venezianern vereinigt, am 10. feierten sie eine Messe und empfingen den Segen, am 11. setzten sie Segel in Richtung auf Kreta, vielleicht an Euböa vorbei. Der Kaiser hat beschlossen, drei Jahre gegen die Türken Krieg zu führen. Inzwischen erheben sich in Deutschland Elemente, die schlimmer sind als die Türken.

Es möge Eurer hochwürdigsten Väterlichkeit bestens ergehen; grüßt den aller besten Abt!

Ingolstadt, 21. Oktober im Jahre 1538.