Briefwechsel Eck - Übersicht Reformationsgeschichte
Nr. 346
Rom Arch Vat, Arm. 64 vol. 26 fol 234r - 235v (231 - 232): Autograph
Ecks
Nuntiaturberichte I, 4, 2, 585ff Nr 69
Paratissima obsequia pro salute, Et quia diversa oppida ducis Friderici sunt in variis diocesibus, scilicet Ratisponensi, Eistettensi, et Bambergensi, admonui episcopos, cum certo scirem post illam defectionem ducem Fridericum adhuc morari ad Rhenum, a quo in Brabantiam profectus est: mitterent communibus impensis secretarium ad suam Illustrissimum Dominationem, ubi ubi esset, et peterent per novas literas inhibiret suis subditis ne quicquam innovarent in fide aut contionibus se absente, usque dum rediret etc.; sed surdis hec narrabam. Ambergenses post pascha, non contenti
Luterano contionatore, etiam
Zwinglianum advocarunt ex Campidona,
qui in hospitali haereses detonet. Et quia
constans fama fuit per literas, ducem
Fridericum solvisse ex Hispania ac
venturum Bruxellas, consului obviam illi
mittendum per episcopos, sed nihil audio
quod faciant. Eichstettensis interea excessit e vivis. Tuae Reverendissimae Paternitatis fuerit instare apud Regiam Majestatem ut illi severiter scriberetur. Ipse egit omnia nomine Caesaris; ipse acceptavit aedictum: cur jam sine causa recedat in contemptum Caesaris? Cur ipse primus ex domo Bavarica a fide desciscat? Multa petit, plura sperat a Caesare, et vult se conjungere inimicis Caesarianis? Et quia scio ducem Philippum nepotem ejus multum sollicitari etiam a consiliariis suis super communione sub utraque specie, delectu ciborum, jejuniis, quae si permitterentur, in dies serperent ad deterioraa more cancri - ait Paulus - (scio quod ego hic laboraverim, sed secretissime), conduceret non modicum, si Reverendissima Paternitas Vestra scriberet optimo principi, quibusvis rationibus cohortando ne avitam religionem mutaret aut ab ecclesia se praescinderet, at forti animo, ut bonus princeps imperii, Caesaris catholici sequeretur edicta etc., additis etiam literis regiis. Credatis michi, opus est; fluctuat enim bonus princeps, procellis Achitophelorum suorum impulsus. Vidit arbitror quam pacem Wicelius
sarcire vellet, et papam in ordinem
redigere ac omnia sacerdotia privata et
missas auferre, cum aliis exorbitantiis, et
recte, ut mereatur pensiones Romanas.
Vix lachrymas contineo, cum cogito
defectionem nobilis ducatus Georgiani, et
quod frater suus volentibus exequias pro
more catholico facere de mortuo fieri
prohibuerit. O justitia quam exulas: frater
heres accipit ducatum et testamentum
defuncti irritat in parentalibus faciendis.
Domino Cochleo scripsi, princeps meus
gratus est illum colligere, postquam
manere non poterit sub Saxone haeretico.
Duo episcopi, Misnensis et
Merseburgensis, pertinent ad imperium,
sed olim passi sunt pro eorum bono, ut
dux Saxo (extraheret eos, vulgo dicimus)
pro suis computaret et in subsidiis imperii
inter suos computaret, sicut et archidux
Austriae cum quibusdam episcopatibus
facit. Quid si imperator jam predictos
episcopatus iterum vendicaret imperio, ut
olim? Utinam liceret duabus aut tribus
horis hec in aurem Amplitudinis Tuae
dicere. Me commendo Reverendissimae Paternitati Tuae, quae felicissime vivat et a Deo in causa religionis prosperiter dirigatur. Datum Ingoldstadii 18 junii 1539. E.R.P. ac Amplitudinis Spero Hutenum nostrum praepositum episcopandum. (Unter dem Brief
Vermerk von Aleanders
Hand) (In dorso) |
Bereitwilligster Gehorsam als Gruß Und weil verschiedene Städte der Herzogs FRIEDRICH in verschiedenen Bistümern liegen, nämlich Regensburg, Eichstätt und Bamberg, ermahnte ich die Bischöfe, - da ich sicher wußte, daß Herzog FRIEDRICH nach jener Fehlentscheidung am Rhein weilte und von dort nach Brabant gereist war - , sie möchten auf ihre Kosten einen Sekretär zu ihm schicken, wo er sich auch aufhalte, und ihn ersuchen, mit einem neuen Schreiben seinen Untertanen zu verbieten, Neuerungen im Glauben oder Predigten in seiner Abwesenheit zu erlauben, bis er zurückgekehrt sei usf.: Ich habe aber »zu Tauben« gesprochen. Die Amberger haben nach Ostern, mit ihrem lutherischen Prediger nicht zufrieden, aus Kempten auch noch einen zwinglianischen berufen, der im Hospital seine Häresien ertönen läßt. Und weil es aufgrund von Briefen ein beständiges Gerücht gab, Herzog FRIEDRICH habe Spanien verlassen und komme nach Brüssel, riet ich, ihm doch die Bischöfe entgegenzuschicken; ich habe aber nicht gehört, daß sie das getan hätten. Der Eichstätter Bischof ist inzwischen verstorben. An Eurer hochwürdigsten Väterlichkeit hätte es gelegen, beim König darauf zu drängen, daß er jenem Herzog ein ernstes Wort schreibe. Dieser hat doch bisher alles im Namen des Kaisers getan; weshalb entzieht er sich jetzt grundlos und mißachtet den kaiserlichen Willen? Warum trennt er sich als erster aus dem bayerischen Herrscherhaus vom Glauben? Vielerlei erbittet und erhofft er vom Kaiser und will sich doch den Gegnern des Kaisers anschließen? Und weil ich weiß, daß Herzog PHILIPP, sein Neffe, auch von seinen Räten hart bedrängt wird, die Kommunion unter beiderlei Gestalt zu erlauben, auch Änderungen im Hinblick auf die Speisevorschriften, das Fasten: - wenn er das erlauben würde, würden sie, wie Paulus sagt, täglich mehr nach Art eines Krebses zum Schlechteren hin kriechen (ich weiß, daß ich hier bemüht aber, aber diskret) - , würde es nicht wenig bringen, wenn Eure hochwürdigste Väterlichkeit dem besten Fürsten schriebe und ihn mit Vernunftgründen ermahnte, nicht die angestammte Religion zu wechseln oder sich von der Kirche zu trennen, jedoch mit Nachdruck müßte das geschehen, damit der gute Fürst die Reichsgesetze und die Edikte des katholischen Kaisers befolgt usf. Hinzugefügt werden sollten die Schreiben des Königs. Glaubt mir, das ist nötig; es wankt nämlich der gute Fürst unter dem Druck der Beschwörungen seiner Einflüsterer. Er hat, so denke ich, gesehen, was für eine Art Frieden WITZEL schließen wollte, nämlich den Papst »ins Glied zurückstufen«, alle Privatmessen aufheben und andere Ungeheuerlichkeiten: das verdient wirklich Unterhaltszahlungen durch Rom! Ich kann mich kaum der Tränen enthalten, wenn ich an den Untergang des edlen Herzogtums Sachsen der Zeit des Herzogs GEORG denke, und daß dessen Bruder denjenigen, die dem Verstorbenen die Totenmessen nach katholischem Ritus angedeihen lassen wollten, dieses verboten hat. O Gerechtigkeit, wie bist Du nun verbannt! Der Bruder nimmt das Erbe des Herzogtums an und verweigert zugleich das Testament des Verstorbenen gegenüber seinen Vorfahren. Herrn COCHLÄUS habe ich geschrieben, daß mein Fürst ihn gern aufnehmen würde, nachdem er bei den häretischen Sachsen nicht mehr bleiben konnte. Die beiden Bischöfe von Meissen und Merseburg gehören zum Reich, und sie haben einst um ihres Besitzes willen gelitten, damit nun der sächsische Herzog (er »enteignete« sie, um es auf Deutsch zu sagen!) Die Bistümer nun zu seinem Eigentum zählt und bei Subsidien für das Reich hier gleichsam auf eigene Besitztümer zurückgreift: so hat es auch der Erzherzog von Österreich mit einzelnen Bistümern getan. Was wäre, wen der Kaiser wiederum die genannten Bistümer an das Reich verkaufen will wie einst? Das müßte ich Euch eigentlich zwei oder drei Stunden hindurch ausführlich vortragen!! Ich empfehle mich Eurer hochwürdigsten Väterlichkeit: lebt glücklich, und Gott möge Euch in der Religionsfrage zum Erfolg führen! Gegeben zu Ingolstadt am 18. Juni 1539. Eurer hochwürdigsten Väterlichkeit und Erhabenheit gehorsamster Diener Kaplan Johannes Eck. |