Briefwechsel Eck - Übersicht Reformationsgeschichte
Nr. 348
Der Bote aus Ingolstadt, der zum Klosterpräfekten im Auftrag von dessen Sohn gesandt war, hat Ellenbog von Eck grüßen lassen und sich bereit erklärt, Briefe an Eck mitzunehmen. Er hat zwar vor zwei Tagen erst einen Brief zu Händen des bischöflichen Kanzlers Dr. Konrad Renz nach Dillingen schicken lassen, schreibt nun aber trotzdem. Bei den Rhabarberrezepten können Ärzte und Apotheker Eck weiterhelfen. Er gratuliert Eck zum neuen Eichstätter Bischof Moritz von Hutten und hofft, daß dieser zum Wohl der Kirche und seiner Untertanen wirken wird und weniger geizig ist als sein Vorgänger. Er möchte wissen, warum das in der Ostervigil und an Pfingstsamstag geweihte Wasser zwei Jahre und länger vor Fäulnis bewahrt bleibt, nicht aber die konsekrierte Hostie aufgrund der Wandlungsworte. Die Zwinglianer bedienen sich dieses Arguments bei ihrer Leugnung des Wandlungsmysteriums.
D. Ioanni Eckio frater Nicolaus S.D. Puto humanitati tuae satisfecisse de usu reubarbari et quo tempore colligi debeat. Si quid dubii ortum fuerit, habes ad manum medicos et aromatarios, qui te de singulis certiorem reddent. Gratulor tibi de novo episcopo Aistetensi. Det Deus illi dominus gratiam, ut bene et laudabiliter officium episcopale prosequatur ad communem ecclesiae et subditorum utilitatem evadatque liberabilior defuncto, de cuius sordida parcitate nuncius non pauca mihi retulit. Caeterum in quaestionem venit, cur aqua benedictione maiori benedicta in vigilia Paschae aut etiam Pentecostis tantam benedictionem et virtutem accipit, ut per biennium et amplius servetur sine putrefactione nec in ea generentur nubeculae etc., cur non etiam eucharistia virtute benedictionis et verborum consecrationis eandem virtutem accipit panis, ne putrefactioni subiaceat. Si mutatur panis in corpus Christi, corpus autem Christi corrupcioni prorsus obnoxium non est, eucharistia cur putrescit et situm contrahit? Zwingliani ex hoc infirmare volunt consecrationem eucharistiae et verum corpus Christi negant. Vale bene, humanissime vir. Ex Ottenpurra 8. Idus Iulii 1539. |
Bruder Nikolaus grüßt Johannes Eck! Ich glaube, Euch über den Gebrauch des Rhabarbers und zu welcher Zeit er gesammelt werden soll, ausführlich genug geschrieben zu haben. Sollten noch Zweifel bestehen, so stehen Euch Ärzte und Apotheker zur Verfügung, die Euch über Einzelheiten aufklären können. Ich gratuliere Euch zum neuen Bischof von Eichstätt. Gott gebe ihm die Gnade, das bischöfliche Amt gut und lobenswert ausüben zu können zum allgemeinen Nutzen der Kirche und seiner Untertanen und daß er sich freigebiger gibt als der Verstorbene, über dessen schmutzigen Geiz der Bote mir nicht wenig berichtet hat. Weiterhin kam mir die Frage, warum das mit dem feierlichen Segen in der Oster- oder auch der Pfingstvigil geweihte Wasser solchen Segen und solche Wirkkraft erhält, daß es durch zwei Jahre und mehr von Fäulnis bewahrt wird und sich in ihm keine Flecken bilden usf., die Eucharistie jedoch durch die Kraft des Segens und der Konsekrationsworte dieselbe Wirkkraft für das Brot nicht erhält, damit dieses nicht der Fäulnis anheim fällt. Wenn das Brot in den Leib Christi verwandelt wird, der Leib Christi jedoch weiterhin keinen Schaden erleidet, warum fault dann die Eucharistie und verändert sich? Die Zwinglianer wollen aus dieser Tatsache die Konsekration der Eucharistie abschwächen und leugnen die Gegenwart des wahren Leibes Christi. Lebt wohl, lieber Freund! Aus Ottobeuren, 8. Juli 1539. |