Briefwechsel Eck - Übersicht Reformationsgeschichte
Nr. 348

Nikolaus Ellenbog an Eck
Ottobeuren
08-07-1539


Paris BN cod lat 8643, 3 fol 81 Nr 27
GEIGER, Ellenbog II 31; CCath 19/21 (Münster 1938),405 Nr 27

Der Bote aus Ingolstadt, der zum Klosterpräfekten im Auftrag von dessen Sohn gesandt war, hat Ellenbog von Eck grüßen lassen und sich bereit erklärt, Briefe an Eck mitzunehmen. Er hat zwar vor zwei Tagen erst einen Brief zu Händen des bischöflichen Kanzlers Dr. Konrad Renz nach Dillingen schicken lassen, schreibt nun aber trotzdem. Bei den Rhabarberrezepten können Ärzte und Apotheker Eck weiterhelfen. Er gratuliert Eck zum neuen Eichstätter Bischof Moritz von Hutten und hofft, daß dieser zum Wohl der Kirche und seiner Untertanen wirken wird und weniger geizig ist als sein Vorgänger. Er möchte wissen, warum das in der Ostervigil und an Pfingstsamstag geweihte Wasser zwei Jahre und länger vor Fäulnis bewahrt bleibt, nicht aber die konsekrierte Hostie aufgrund der Wandlungsworte. Die Zwinglianer bedienen sich dieses Arguments bei ihrer Leugnung des Wandlungsmysteriums.


D. Ioanni Eckio frater Nicolaus S.D.

Venit ad me nuncius Ingolstadiensis, missus ad praefectum nostrum per filium. Is nomine D.T. me perhumaniter salutavit, petivit insuper literas a me T.D. perferendas. Et si ad te nudius tercius dederim literas easque ad Tillingen doctori Churado cancellario transmiserim, attamen ne desidiae argui possim, en secundo ad te scribo. Forsan autem posteriores illae meae literae priores reddentur.

Puto humanitati tuae satisfecisse de usu reubarbari et quo tempore colligi debeat. Si quid dubii ortum fuerit, habes ad manum medicos et aromatarios, qui te de singulis certiorem reddent.

Gratulor tibi de novo episcopo Aistetensi. Det Deus illi dominus gratiam, ut bene et laudabiliter officium episcopale prosequatur ad communem ecclesiae et subditorum utilitatem evadatque liberabilior defuncto, de cuius sordida parcitate nuncius non pauca mihi retulit.

Caeterum in quaestionem venit, cur aqua benedictione maiori benedicta in vigilia Paschae aut etiam Pentecostis tantam benedictionem et virtutem accipit, ut per biennium et amplius servetur sine putrefactione nec in ea generentur nubeculae etc., cur non etiam eucharistia virtute benedictionis et verborum consecrationis eandem virtutem accipit panis, ne putrefactioni subiaceat. Si mutatur panis in corpus Christi, corpus autem Christi corrupcioni prorsus obnoxium non est, eucharistia cur putrescit et situm contrahit? Zwingliani ex hoc infirmare volunt consecrationem eucharistiae et verum corpus Christi negant.

Vale bene, humanissime vir.

Ex Ottenpurra 8. Idus Iulii 1539.

Bruder Nikolaus grüßt Johannes Eck!

Der Ingolstädter Bote kam zu mir, gesandt zum Präfekten von dessen Sohn. Er grüßte mich in Eurem Namen sehr freundlich und erbat sich darüber hinaus Briefe von mir, um sie Euch zuzustellen. Und wenn ich an Euch auch erst vorgestern einen Brief gesandt und an Doktor KONRAD nach Dillingen übermittelt habe, habe ich, um nicht der Trägheit beschuldigt werden zu können, hier nun ein zweites Mal an Euch geschrieben. Vielleicht erhaltet Ihr auch den zweiten Brief eher als den ersten.

Ich glaube, Euch über den Gebrauch des Rhabarbers und zu welcher Zeit er gesammelt werden soll, ausführlich genug geschrieben zu haben. Sollten noch Zweifel bestehen, so stehen Euch Ärzte und Apotheker zur Verfügung, die Euch über Einzelheiten aufklären können.

Ich gratuliere Euch zum neuen Bischof von Eichstätt. Gott gebe ihm die Gnade, das bischöfliche Amt gut und lobenswert ausüben zu können zum allgemeinen Nutzen der Kirche und seiner Untertanen und daß er sich freigebiger gibt als der Verstorbene, über dessen schmutzigen Geiz der Bote mir nicht wenig berichtet hat.

Weiterhin kam mir die Frage, warum das mit dem feierlichen Segen in der Oster- oder auch der Pfingstvigil geweihte Wasser solchen Segen und solche Wirkkraft erhält, daß es durch zwei Jahre und mehr von Fäulnis bewahrt wird und sich in ihm keine Flecken bilden usf., die Eucharistie jedoch durch die Kraft des Segens und der Konsekrationsworte dieselbe Wirkkraft für das Brot nicht erhält, damit dieses nicht der Fäulnis anheim fällt. Wenn das Brot in den Leib Christi verwandelt wird, der Leib Christi jedoch weiterhin keinen Schaden erleidet, warum fault dann die Eucharistie und verändert sich? Die Zwinglianer wollen aus dieser Tatsache die Konsekration der Eucharistie abschwächen und leugnen die Gegenwart des wahren Leibes Christi.

Lebt wohl, lieber Freund!

Aus Ottobeuren, 8. Juli 1539.