Briefwechsel Eck - Übersicht Reformationsgeschichte
Nr. 356

Eck an Johann Fabri, B. von Wien
Eichstätt
09-02-1540



Rom Bibl Vat, 6419 fol 238rv (Kopie der Kanzlei Morones)
FRIEDENSBURG, Beiträge 239f Nr 130 (Auszug)

Zum wichtigsten Thema, der Religionsfrage, ist zu sagen, daß nur der Kaiser und der König die Verhältnisse wiederherstellen können, da so viele Fürsten mit dem Bann belegt sind. Man denke nur an Sachsen, Brandenburg, ganz Skandinavien, Braunschweig, Mecklenburg, die eindeutig die Zerstörung des Reiches wollen. Sie schließen gegen den Willen des Kaisers Bündnisse, verwerfen dessen Mandate und Edikte und halten sich nicht an die Urteile des Reichsgerichts. Eck hat an Kg. Ferdinand geschrieben, daß die Religions- und die Reichsangelegenheiten eng zusammengehören, aber er weiß nicht, ob dieses und andere Schreiben den Adressaten erreicht haben. Fabri soll beim König alle Überredungskunst einsetzen, damit dieser auf Karl V. Einfluß nimmt. Alle erwarten eine Niederschlagung der Tumulte durch einen Reichstag; Eck dagegen hält gar nichts davon, da die Lutheraner dort stets in großer Zahl auftreten, ihre Beratungen geheimer halten als die Reichsstände, einander gegenseitig beistehen und alle kaiserlichen Mandate zurückweisen. Sie fürchten jedoch, daß der Kaiser härter gegen sie vorgehen könnte. Das hat man in Augsburg gesehen. Besser als alle Reichsversammlungen wäre es, wenn alle dem Kaiser ergebenen altgläubigen Fürsten überlegt und den Erfordernissen entsprechend mutig angreifen würden.


Ex literis Echii datis Eichstadii nono februario 1540 Rev. episcopo Viennensi.

(Anfang fehlt)
Jam ad primum et precipuum venio, hoc est ad religionis causam, quam nisi sacratissimus imperator et rex nobis restituant, actum est, cum tot principes hoc vinculo anathematis sint illaqueati. Expende solum terras, dominia, civitates, oppida, castella, villas omnium ducum Saxoniae, omnium marchionum Brandenburgensium, ducum Wirtembergii; taceo Sviceros et tot civitates imperiales, reges Daniae, Svetiae et Norvegiae, ducem Brunsvicensem, fratrem Henrici, ducem Mekhelburgensem fratrem Alberti, cum plurimis aliis, et cum neminem habeant quem timeant nisi Caesarem, nemo dubitet eos cupere Romani imperii destructionem. Ideo preter, imo contra Caesaris consensum foedera faciunt et ligas; ideo mandata sua contemnunt, edicta rejiciunt, Camerae Imperialis judicium irrident, imo assentatores eorum quoties Saxonem regem vocant. Hinc in literis ad regem scripseram negocium imperii conjunctum cum causa religionis; nescio an istas receperis, sicut et de aliis dubito. Hic omnes conatus, omnes nervos intendas ad regem persuadendum, quo urgeat et impellat divum Caesarem, quo tantis malis occurrat.

Omnes opinantur Caesarem coacturum conventum imperii ad hos tumultus sedandos. Ego contra sentio Caesarem nihil minus expediturum quam in comiciis. Nam ibi Lutherani in magno numero conveniunt, consultant frequentius et vigilantiores sunt in perfidia quam nostri pro fide. Porro eorum consilia sunt secretiora quam statuum ordinumque imperii, et coadunati se mutuo animant et fortius resistunt jussibus imperii et imperatoris. Contra cum longe ab invicem assunt nec semper augurari norunt quid Caesar decreverit, plus absterrentur unis literis aut mandato quam tot conclusionibus ventosis statuum imperii. Semper enim timerent ne graviora Caesar in eos statuisset. Vidimus hoc Augustae. Ideo forte satius esset fidelium principum, qui Caesari adhererent, habere intelligentiam et negotium forte adgredi, quam plures conventus imperii cogere....

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Ich komme nun zum ersten und wichtigsten, das heißt zur Sache der Religion, um die es, wenn der allerheiligste Kaiser und König sie uns nicht wiederherstellen, geschehen ist, da so viele Fürsten durch jene Fessel des Bannes gefangen sind. Bedenkt nur allein die Länder, Herrschaften, Städte, Flecken, Burgen, Landsitze aller Herzöge von Sachsen, Markgrafen von Brandenburg, Herzöge von Württemberg; ich schweige von den Schweizern und den so zahlreichen Reichsstädten, den Königen von Dänemark, Schweden und Norwegen, dem Herzog von Braunschweig, ALBRECHTS Bruder mit vielen anderen. Und da sie außer den Kaiser niemanden fürchten, besteht kein Zweifel, daß sie das Heilige Römische Reich zerstören wollen. Daher schließen sie außerhalb, ja gegen den Konsens mit dem Kaiser Bündnisse, verachten des Kaisers Mandate, verwerfen seine Edikte, lachen über das Urteil des Reichskammergerichts, ja titulieren ihre Schmeichler wie den sächsischen Kurfürsten als ihren König. Ich habe daher dem König brieflich Mitteilung gemacht, daß die Sache des Reiches mit der der Religion eng verknüpft ist; ich weiß nicht, ob ihr diese Briefe erhalten habt, wie ich hinsichtlich anderer Briefe auch so meine Zweifel habe. Alle Eure Bemühungen und Anstrengungen müssen darauf aus sein, den König zu überreden, auf den Kaiser Druck auszuüben, um diesen Übeln abzuhelfen.

Alle meinen, der Kaiser müsse veranlaßt werden, eine Reichsversammlung zur Niederwerfung dieser Umsturzversuche einzuberufen. Ich dagegen denke, der Kaiser werde dabei nicht mehr zustandebringen als auf Reichstagen. Denn dort kommen die Lutheraner in großer Zahl zusammen, beraten sich öfters und sind in ihrer Perfidie eifriger als die Unseren bei der Verteidigung des Glaubens. Dazu sind ihre Beratungen geheimer als die der Reichsstände, und vereint ermuntern sie sich gegenseitig und widerstehen mit Nachdruck den Aufforderungen des Reiches und des Kaisers. Da sie aber weit voneinander entfernt sind und nicht immer die Absichten des Kaisers erraten können, können sie mehr durch einen Brief oder ein Mandat abgeschreckt werden als durch windige Beschlüsse der Reichsstände. Immer nämlich fürchten sie, daß der Kaiser härter gegen sie vorzugehen beschließt. Wir sahen das in Augsburg. Es ist daher für die gläubigen Fürsten, die dem Kaiser anhängen, zweckmäßiger, mit Einsicht und Kraft tapfer die Sache in Angriff zu nehmen als viele Reichsversammlungen zu erzwingen....