Briefwechsel Eck - Übersicht Reformationsgeschichte
Nr. 358
Florenz Archivio di Stato, Carte Cervine filza 9 fol 911 (Autograph
Ecks)
FRIEDENSBURG, Beiträge 240f Nr 131
S.P. Venerande magister: Super dispensatione cujusdam hospitis nostri Eistettensis etiam bajulus literarum, d. Enoch Martius, habet commissionem. Et super hoc colloquetur. De doctore Sigismundo Han an pergat mihi molestus, nihil intelligo, nam peste furente secessi Eichstadium, ubi amici rarius per literas me invisunt quam si essem Ingolstadii. Habeo puerum ingeniosum valde ac studiosissimum, qui est nepos ex sorore non tamen uterina. Nescio quomodo pro eo gratiam impetrarem super episcopo Eistettensi, ut sic provideretur quod etiam me mortuo posset prosequi studia incepta; si deus mihi vitam prolongarit, nunquam ei deero. Et quia studium philosophiae est penitus desolatum, propono eum post annum mittere ad Parrhisios, ut septennium ibi agat in philosophia et theologia. Nomen illi est Johannes Schaup, clericus Augustanae diocesis. Haeretici jam silent post adventum Caesaris, de quo multa speramus; timemus tamen ne pauca faciat. Vale feliciter et cum domino Enoch mitte schedam cardinalium jam viventium. Iterum vale et salve. Eichstadii 3 marcii anno salutis 1540. |
Seid gegrüßt, verehrter Magister! Für den Dispens eines gewissen Gastfreunds von uns in Eichstätt, der auch unser Briefbote ist, HENOCH MARTIUS, hat ALEANDER die Befugnis. Darüber wird geredet werden. Ob DOKTOR SIGISMUND HANIUS mir weiterhin zur Last fällt, weiß ich nicht, denn ich habe mich wegen der wütenden Pest nach Eichstätt zurückgezogen, wo die Freunde mich weniger mit ihren Briefen erreichen, als wenn ich in Ingolstadt wäre. Ich habe hier einen sehr intelligenten und eifrigen jungen Mann, der mein Neffe von meiner wenn auch nicht leiblichen Schwester ist. Ich weiß nicht, wie ich den Eichstätter Bischof für ihn einnehmen könnte, so daß er dafür sorgt, daß er auch nach meinem Tod seine begonnenen Studien fortsetzen kann. Wenn Gott mein Leben verlängern sollte, wird ihm nichts fehlen. Und weil das Studium der Philosophie arg daniederliegt, schlage ich vor, ihn nach einem Jahr nach Paris zu schicken, um dort sieben Jahre lang Philosophie und Theologie zu studieren. Sein Name ist JOHANNES SCHAUB, Kleriker der Diözese Augsburg. Nach der Ankunft des Kaisers schweigen jetzt die Häretiker. Vom ihm erwarten wir uns viel, fürchten aber, daß er nur wenig tut. Lebt glücklich und sendet zusammen mit Herrn HENOCH eine Liste der noch lebenden Kardinäle. Noch einmal lebt wohl! Eichstätt, 3. März im Jahr des Heils 1540. |