Briefwechsel Eck - Übersicht Reformationsgeschichte
Nr. 362

Eck an Kardinal Gasparo Contarini
Eichstätt
13-03-1540


Rom Arch Vat, Arm. 62 vol 37, fol 132-135 (127-130): Autograph Ecks
RAYNALDUS, Annales ecclesiastici 1540; FRIEDENSBURG, Beiträge 253-258 Nr 135 (Auszug)

Eck schildert Contarini ausführlich den bedauernswerten Zustand der Kirche in Deutschland, die Prophanisierung von Kirchen und Klöstern, den Bildersturm, die Verachtung des geistlichen Standes. Man hätte schon am Anfang den Flächenbrand eindämmen müssen, damals zur Zeit der Disputation Ecks mit Luther und Karlstadt in Leipzig. Damals konnte Luther mit seiner Polemik gegen den Ablaßhandel und die verdammenswerten Zustände an der römischen Kurie die Deutschen für sich einnehmen, mit einer Kritik, die damals von allen Gutwilligen geteilt wurde. Man gab vor, nicht die römische Kirche, sondern allein die Kurie zu kritisieren, und so verhielten sich auch die meisten Bischöfe wegen der Gravamina durch die hohen Abgaben nach Rom abwartend und mit verborgener Sympathie. Der Reuchlinstreit hatte den Orden und der Kurie geschadet; die theologische Kompetenz der Universitäten Bologna, Paris und Köln wurde untergraben. Die Gelehrten waren mit der Kurie in Streitereien um ihre Benefizien verstrickt, wie die Beispiele Wimpfelings und von Ecks Vorgänger als Theologieprofessor in Ingolstadt, Zingel, beweisen und die Eck selbst bis heute ertragen muß. Ihm war jedoch Hieronymus Emser zur Hilfe gekommen, der einst Raymundus Peraudi auf seiner Legation begleitet hatte. Die Domkapitel verhielten sich entweder stumm oder feindselig gegen Eck, wie der »Libellus indoctorum canonicorum in Eckium« zeigt. Luther hat dann, um dem Volk zu schmeicheln, die Fasttage aufgehoben, Klöster und Ordensgelübde beseitigen lassen, die Priesterehe eingeführt, so daß seine Sekte immer umfangreichere Gestalt annahm. Schließlich demontierte er schrittweise die Messe, leugnete ihren Opfercharakter, beseitigte die Jahrtage, dann die Privatmessen insgesamt. Die Zwinglianer schafften dann die Messe ganz ab. Im Folgenden wurden Klerus und Ordensleuten Privilegien und Lebensgrundlagen entzogen. In sechzehn Kathedralkirchen wurde der Klerus unter Aufhebung seiner Immunität vertrieben oder den Räten der Städte, das heißt, der Laiengewalt, unterworfen. Von den Schweizer Kantonen bis zu den skandinavischen Königreichen hat sich die verheerende Krankheit von Territorium zu Territorium ausgebreitet, was Eck bis ins Detail schildert. Es wird sehr schwierig, wenn nicht unmöglich, diese alle wieder in den Schafstall Christi zurückzuführen. Schwere Schuld auf sich geladen haben die Fürsten und Territorialherren, die das Eindringen der Häresie geduldet oder gefördert haben. Ungezählte Menschen wachsen seit einem bis zwei Jahrzehnten bereits im Irrtum auf; sie kennen den katholischen Glauben nicht mehr, so daß ein neuer Katechismus notwendig wird. Wie will man die Priester von ihren Frauen trennen, Mönche und Nonnen wieder zum Tragen des Habits veranlassen, die laisierten Klöster und Kirchen zurückgewinnen? Woher die für eine Reform der Kirche nötigen Ordensleute und Priester nehmen? Der Gewinnung neuer Kleriker stehen die Machenschaften der römischen Höflinge entgegen, die mit Benefizien feilschen und bis zu dreißig Pfründen anhäufen. Eck dagegen ist es nach so vielen Jahren Universitätsarbeit nicht gelungen, auch nur eine kleine Propstei zu erlangen. Ausgerechnet diejenigen, die beim wahren Glauben verharrten, sind die geizigsten und vernachlässigen den Glauben am meisten. Die Kirchengebote werden von den Laien zunehmend geringgeschätzt; die Priester zelebrieren kaum noch. Dazu kommen die kaum reformierbaren Zustände in den Domkapiteln, die in der Hand des Adels sind und wenig Priester in ihren Reihen haben. Sie haben gute Pfründen, aber keine Kenntnisse in der Theologie; das Chorgebet wird meist vernachlässigt. Dafür lesen viele unter ihnen Schriften Luthers, begeben sich zum Studium nach Wittenberg oder pflegen gar Umgang mit Luther selbst. Es gibt Diözesen, in denen weder der Bischof noch der Propst oder der Dekan Priester sind. An der Tragikomödie um Ecks Eichstätter Pfründe kann man ablesen, wie sehr der Papst Ecks langjährigen Einsatz für die Kirche schätzt, während er für die vielen ungelehrten und teilweise mit Luther sympathisierenden Kanoniker Sorge trägt. Dann die Posse um Ecks ihm von König Ferdinand vermittelte Regensburger Präbende: auch hier wartet er noch immer, daß sein römischer Patron Aleander wie versprochen an der Kurie seine Interessen durchsetzt. Seit fünf Jahren kämpft Eck um ein Regensburger Kanonikat; nach dem Tod des Trienter Kardinals Bernhard von Cles passiert in Rom in der Angelegenheit gar nichts. Nach diesen privaten Dingen wendet sich Eck wieder den öffentlichen Angelegenheiten zu: mit den Universitäten Deutschlands geht es bergab; die meisten sind in der Hand der Häretiker, promovieren aber trotzdem. In Marburg ist eine häretische Hochschule gegründet worden. Eck hat sich dafür eingesetzt, daß diesen Hochschulen das Promotionsrecht entzogen wird, was schon seit zwanzig Jahren hätte geschehen müssen. Von den Päpsten hat allein Leo Ecks Studien als Mäzen gefördert, seine Nachfolger haben nur Versprechungen gemacht. Erasmus und die Lutheraner fordern die scholastischen Theologen auf, allein das Studium der "bonae litterae" zu pflegen. Auch an den katholisch gebliebenen Hochschulen ist das Studium der scholastischen Philosophie und Theologie heruntergekommen, da geeignete Lehrer fehlen. Eck hält zwar nicht allzuviel von der Pariser Mixtur von Philosophie und Theologie; jedoch versteht er nicht, wie man ohne die aus der Lehre der Väter geschöpften Sentenzen des Petrus Lombardus Theologie treiben könne, wenn auch ohne die spätscholastische Terminologie der Sentenzenkommentare. Eine Studienreform ist nötig, denn die jetzt von allen gelesenen erasmischen Dialoge distanzieren sich zu sehr vom kirchlichen Brauchtum. Das einzige Heilmittel zur Reform der Kirche und der Studien ist das Generalkonzil, von dem sich der Papst von den Lutheranern nicht abschrecken lassen soll. Eck hat gestern erfahren, daß sein Eichstätter Propst, der Administrator von Passau Herzog Ernst, Koadjutor von Salzburg werden will. Diesen hat er gebeten, ihm für zweihundert Gulden die Propstei abzutreten, denn Eck hat in Eichstätt als Domherr nicht einmal einen Wohnsitz und muß beim einem Aufenthalt dort Fremden zur Last fallen. Wenn Papst Leo noch lebte, hätte er die Berufung Herzog Ernsts zum Salzburger Koadjutor von dessen Abtretung der Eichstätter Propstei an Eck abhängig gemacht. Noch neun Tage vor seinem Tod hatte ihm Leo X. eine Propstei zugesagt und hinzugefügt, wenn Mailand gefallen sei, werde das Luthertum ausgetilgt. Es geht aber nicht um Investitionen gegen die Franzosen, sondern um die Beseitigung der Häresie. Contarini möge Eck dem Papst empfehlen.


Paratissima obsequia cum sui commendatione.

Reverendissime pater:

Lugubrem ecclesiarum Germaniae statum amplitudini T. depingam, ut qui prae aliis ecclesiae reformationem animo habeas et S.D.N. efficacius moneas et collegas ad idem faciendi excites: nam cor lapideum monere posset, taceo christianum, tot animarum, pro quibus CHRISTI sanguis fusus est, iactura ac eterna damnatio, tot ecclesiarum devastatio, tot monasteriorum desolatio, cessatio cultus divini, sacramentorum prophanatio: pro quibus vitulos exigimus in Dan et Bethel, animi spurcitia, impietate ac blasphemia sacra contaminantes: divis caelitibus in celo veneratio dubtrahitur, miseris animabus suffragia in purgatorio non dantur, cessant sacra missarum, beneficia extinguuntur, aedes, census, agri, possessiones ecclesiarum ac monasteriorum a prophanis laycis avara nobilitate diripiuntur, thesaurus, clinodia, calices conflantur, reliquiae proiiciuntur, ornatus pretiosus auro et gemmis distinctus dissipatur, altaria subvertuntur, imagines crucifixi, MARIAE et sanctorum deturbantur, conspurcantur ac confringuntur; praelati ac omnis ordo ecclesiasticus spernitur, papa imprimis cum cardinalibus ac episcopis infamatur ac peius audet quam vel Pilatus vel Antiochus vel Turcarum Arius, aut Tartarorum Cham: parum est si papa Antichristus, si cardinales capita bestiae, episcopi servi draconis. Roma olim omnibus christianis venerabilis meretrix Babylonica, monachi corvi et lupi, sacerdotes lemures dicantur, atrociora indies meditantur, famam servientium DEO proscindunt crudeliter turpissimis cantilenis, infamibus libellis, inhonestissimis picturis, rythmis infandissimis: pro Evangelio, pro sincera doctrina patrum, pro recta institutione morum ac vitae christianae seminantur haereses, errores, seductiones ac blasphemiae: ut nec vita, nec verbo, nec exemplo neque habitu, neque devotione ullus Christianus animus appareat, celibatus cleri in perpetuum meretricum, vestalium virginitas in prostibula, monachorum vota in scurrilitatem, ieiunia in luxum turpem, abstinentia in voracitatem sine pudore sive conscientia vertunt. Dies desinit ad hec mala explicanda. Crede michi, Reverendissime pater, adhuc peiora ac magis nephanda perpetrantur.

Et quia ab initio haeresibus non est itum obviam, cancer iste latissime serpsit, scintilla parva Luterus non fuit mox extincta, totam Germaniam incendio sua depopulata est, dum Eckius in arenam Lipsiae contra bestias Ludderum et Carlstadium disputaturus descenderet, praevia summi pontificis licentia. Tunc tempus erat hoc monstrum conficiendi, Hydram illam comburendi, verum Romae fortiter contemnebatis hunc fraticellum; Germani auscultarunt ei magno favore ob plausibile argumentum, quod ab initio tractabat nundinationis s. indulgentiarum ac abusus curiae Romanae, quos nemo non abhominabatur: quanto plausu excipiebatur distinctio sua quod curiam Romanam, non ecclesiam Romanam protestabatur se improbare. Imprudentes archiepiscopi et episcopi ad hoc ridebant, tacitus sperantes se liberandos a gravaminibus curiae Romanae at diris exactionibus, in confirmationibus, pallii collationibus, in privilegiorum violationibus, iniquis intrusionibus, enormibus dispensationibus ac similibus. Ad pauca aspitientes hanc totam tempestatem arbitrabantur lapsuram in Romam, animos eorum in spem libertatis erigebant, nescientes hoc esse initium dolorum et servitutis.

Fratres huic malo non abiecerunt, ut olim quod vel frater fratrem non lederat vel quod recenti facto Capnionis absterriti, sedem apostolicam senserant inclamantiorem, quae per eos actu non solum non defensabat, sed ludibrio et risui exposuerunt.

Nec idem videtur tres celebriores in theologia academias, Parhisinam, Bononiensem ac Coloniensem extraxisse, ut sero se contra haereses se accingerent, ad lectulum Salomonis defendendum, nam illorum sententias semper apud sedem apostolicam maximi habitas floccifecit, unde versifices turpissimis libellis famam illorum theologorum prosciderunt. Scholae alie quoque intuerunt, docti enim viri videbant se negligi, nullis honorati beneficiis vel dignitatibus, etsi quum obveniebat beneficium, a Romanensium curtisanis molestabantur, ut docti viri aliquando maluerint cedere, quam se litibus Romae involvere, uti Wimphelingio optimo theologo et doctori Zingelio praedecessori meo contigit et michi in hunc diem evenit. Solus ergo fui congressus cum bestiis istis, donec subsidiarius michi accurret Hieronymus Emser vir optimus et doctissimus, olim Cardinalis Raymundi secretarius in legatione. Nam praelati, canonici et qui pinguia habebant beneficia a sede apostolica plus muti erant, sicut hodie sunt, quam pisces. imo maius aliquando fuit michi periculum ab illis, quod partes Luderi fovebant, me prosequebantur, unde libellus prodiit sub titulo »Indoctorum canonicorum in Eckium«, ubi Luterum Paulo ferme equabant cum puritate evangelii et donis spiritus, Eckium autem indoctum, sophystam, pontificis adulatorem calumniabantur.

Luder deinde, ut populares inescaret, cum prodiit vivendi licentia, nam et ieiunia libera dixit, et curvibus vesci diebus prohibitis indulsit, et in nassam eius pervenerunt, quo audacior factus in monasteria irruit, et abolenda censuit. Vota nullius momenti asseruit, fretus autem monachorum ac monialium salacitate, esse sacerdotibus uxores permisit, quibus sectam suam adeo auxit, ut multa millia in errorem traxerint. Cum missa gradatim in abyssum descendit, nam primo communionem sub utraque specie suadebat, deinde evangelium et epistolam teutonice legebat in missa, et negato purgatorio sustulit primos, septimos, tricesimos et anniversaria, eo dein prolapsus, ut negaret missam esse sacrificium et postea in universum abegit privatas missas, sufficere autem uni loco unicam missam docuit. Zwingliani his successibus elati missam paenitus sustulerunt. Ita factum est, ut layci extinctis missis privatis inutilem censuerunt cleri ac monachorum nutrimentum, eis sacra interdixerunt, matutinas cum aliis horis canonicis, ceremonias omnes spoliarunt ipsos privilegiis et immunitate ecclesiastica, subiecerunt omnem clerum magistratui prophano aut loco excederunt, quo factum est, ut in XVI ecclesiis cathedralibus clerus aut in exilium pulsus sit aut servitute layca prematus et vel novam religionem Luteri acceptare vel mutus sedere, a divinis laudibus otiosus et vacuus.

Ut rite magis condoleas ecclesiae Germaniae ac altius ingemiscas, quam late serpserit hoc malum, brevibus exponam, et a capite Germaniae incipiam: Grisones, Curienses omnes, exceptis Valesiis, omnes infesti sunt. Ex Helvetiis Zwingliani sunt Bernates, Thuricenses, Basilienses, Schafhusiani, Glarenses, Apocellenses, Gallenses et alia oppida libera cum his ferme triginta: Soli Lucernum, Urienses, Svicli, Underwaldenses, Zugii, Friburgenses et Schloducenses, pusillus grex, in antiqua religione perdurant.

In Suecus praelati adhuc perseverant, et nobiles liberi, paucissimi ex illis haeretica sequentur, sed civitates ferme omnes apostatarunt: Augusta, Vlma, Nördlinga, Meminga, Kempten, Eisen, Bibracum, Lindaw, Constantia, Esselinga, Reutlinga, Hallis Suevorum, Hailbrunna: Ad hec totus ducatus Wirtenbergius, ubi fuerunt 13 ditissima monasteria virorum, VII ecclesiae collegiatae, plura quam bis mille beneficia curata et simplicia, taceo monasteria fratrum et monialium.

In Franconia praeest marchionatus Brandenburgensis Georgii cum tot oppidis, monasteriis,, ecclesiis collegiatis ac parochiis in ... haeresim sequitur, cum aliquibus comitatibus: Thurmberga item, Weissenburgum, Wurzemium cum pluribus aliis oppidulis adherentibus.

Turingiam, Misniam et Saxoniam omnem perdidimus post catholici ducis Georgii obitum.

Marchia antiqua et nova abierunt pessum, posteaquam marchio elector cum fratre post obitum patris optimi principis hoc anno in sectas se contulerunt, ubi tot episcopatus, monasteria, ecclesiae cathedrales, oppida innumera, terra latissima et populosissima:

Abiit tota Hessia, totus ducatus Lunenburgensis, ducatus Brunsvicensis pro maiori parte,similiter et ducatus Mechelburgensis cum tota Holsatia, Stromatia, Pomerania, Prussia. Utraque Dania, Suetia, Nordwegia, amplissimis terris:

Soli Henricus et Ericho duces Brunsvicenses et Albertus dux Mechelburgensis exul in tam vastis regionibus sunt in obedientia sedis apostolicae.

Praeterii maximas ibi civitates imperiales Lubecum, Brunsvicum, Magdeburgum, Bremam, Goslariam, Mülhausen, Franckenhausen, Gerlicium cum pluribus aliis.

Ad Rhenum revertamur: Sub Helvetiis occurrit Argentina cum aliis oppidis, Weissenburga, Landaw, Wormatia, quae pro maiori parte periit, Francfordia formatissimum emporium.

Marchia Badensis corruit pro magna parte, nam et sacerdotibus uxores permisit, monachis exeundi facultatem, maior pars ceremoniarum adempta, utriusque speciei communio concessa, delectus ciborum neglectus. Sub duce Friderico paulatim labuntur. Magna spes erat reversum ex Hispaniis punituri cives luteranos, qui in eius absentia duos predicatores luteranos instituerant laycos Ambergae, et communionem servabant sub utraque specie: at ille nichil fecit, ne quod removit laycos praedicatores et eis communionem sub utraque specie permisit, sed a sacerdote luterano administratori.

Sub REGE omnia sunt salva, licet plures habeat clandestinos luderanos ex baronibus et nobilibus Austriae.

Slesia pro maiori parte est infecta, et praecipue Vratislavia.

Illustrissimi principes nostri Bavariae duces Wilhelmus et Ludovicus nullam haeresim tollerant, ut ne mutire verbum quispiam super eo audeat, tanta severitate puniunt a religione deviantes. Assunt monasteria opulenta 73, ecclesias collegiatas septem, oppida 35, castella 72, acres, nobiles villas innumeras. Ex ducibus palatinis bavaris elector et alii sunt boni, cum excedentes non ita puniunt, excepto duce Iohanne in Hundsruck cum filio duce Friderico, qui est optimus. Alioquin ultra Rhenani sunt boni.

Habes, Reverendissime pater, quam longe lateque crassata sit lues et omni anno novos sibi conciliat confederatos, et auctior vicibus intumescit.

Quam ergo difficile sit illos omnes reducere ad ovile Christi, pro tua prudentia et eruditione facile intelliges. Solet enim haeresi coniuncta esse pertinax obstinatio et obstinata pertinacia. Deinde principes et superiores, qui alios seducunt, verecundabuntur, non modo, quia alios in tantos errores impulerint, sed quod debent haberi et separati, qui tot sacrilegia, blasphemias ac impietates:

Porro difficile est assueta relinquere, difficilius ad dissueta redire. Si in 10, 15 aut 20 annis non sunt confessi, non usi caeteris ceremoniis, non ieiunarunt,obsurduerant in excommunicatione: quis dabit ut ex corde redeant.

Insuper quot ab infantia sunt in his erroribus nutriti et educati, et ita obsurduerant, ut nesciunt fidem nostram; solas haereses per omnem vitam crediderunt, nec sciunt aliud, egent novo catechismo.

Praeterea quam difficile erit sacerdotes separare ab uxoribus, monachos et moniales resumere habitum, reparare monasterium. Et postremo omnium difficilium restituere ecclesiis et monasteriis ac beneficiis ablata: ipsi aliqua sunt iam saepius vendita aut aliter alienata: ecclesiae et monasteria, cimiteria in usum prophanum alienata: hic mille orientur difficultates.

Et si omnino redire sponte voluerint et non potentia saeculari obstinate errorem defendere, ubi habebimus monachos, ut ad priorem statum reducantur monasteria? Ubi accipiemus sacerdotes pro parochis et curatis? Taceo de simplicibus et collegiatis ecclesiis, cum nos Catholici tot careamus sacerdotibus, et ipsi quoque Luderani magnam patiuntur penuriam. Modum inveniri praestaret, quo iuventus ad scholas alliceretur et ordines sacros.

At hic vinculum imponere oportet lupis Aphricae, curtisanis Romae, qui negotiationi prebendarum dies et noctes inseriunt: non ut improbem Sanctissimum Dominum Nostrum curiae Romanae servitores providere, sed hi qui nundinantur, qui non sunt contenti 20, 30 accepisse beneficia, sed indies resignant, vendunt sub pensionibus cum facultate redemptionis semel pro semper, in crastinum iterum alia beneficia inpetrant, cum quibus iterum mercantur. Novi ego tempore Leonis papae scopetarium, qui nobis dinumerabat 39 beneficia et unam praeposituram obtenta: ego jam praelegi in theologia 31 annis, in philosophia 10 annis: nunquam potui habere unam praeposituram vel parvam.

Et hoc quoque dolenter expendendum: etiam eos qui in vera fide perstiterunt, eos tamen factos avidiores vel negligentiores in fide catholica. Layci enim, qui bis ante hanc haeresim solebant confiteri in quadragesima, plures ex his unam omittunt. Olim grave fuisset comedere ova in jejunio, jam pro nichilo ducitur, quia Luderani etiam carnes comedunt, ita de jejuniis, visitandis ecclesiis, oblationibus, feriis et aliis. Sacerdotes non luterani rarius celebrant, negligentias minus curant, horas canonicas citius negligunt, aut non celebraturi in toto amittunt:

In summa severitas canonum et disciplina ecclesiastica est enervata, ita ut totam clericorum vitam difficile sit ad priscam morum honestatem redigere.

Quod si hec omnia ad lineam et antiquam amussim reducantur, quantum laboris erit reformare ecclesias cathedrales, potissimum ubi soli nobiles canonicantur: nam ubi sunt 24, 30 aut 40 canonici, et vix quinque ex eis aut sex sunt sacerdotes. Scio ecclesiam cathedralem, in qua sunt 54 canonici et ex omnibus solum tres sunt sacerdotes, cum optima et pinguissima habeant beneficia; et, quod cum dolore dico, quot sunt in omnibus cathedralibus, quorum aliqui nunquam orant, alii raro horas canonicas recitant, in theologia studet nullus; nam in aliquot ecclesiis cathedralibus sunt plures quam quingenti canonici nobiles, ex quibus omnibus nullus est qui theologiam in scholis audiverit aut in theologia promotus sit, vix sex aut octo ex his sunt doctores juris. Quot ex illis sunt Luderani, qui ejus libros habent, legunt, qui licet canonici tamen ad studium Wittenbergense se contulerunt, jactant familiaritatem Luteri, quod cum Lutero choreas egerint et convivia.

Porro quam male serviunt ecclesiis: raro sunt in loco, rarius in templo, rarissime in choro; etiam si distribuantur praesentiae, ingrediuntur quidem, recipiunt pecuniam et mox egrediuntur, ut »canis ex Nilo«. Et quomodo posset disciplina canonica observari, ubi non est decanus sacerdos? Novi ante paucos dies ecclesiam, ubi neque episcopus neque praepositus neque decanus fuerunt sacerdotes. Novi etiam ecclesiam idem patientem. Olim curtisani non permisissent decanum non sacerdotem tot annis in administratione decanatus; jam silent et simplices vexant: »Dant veniam corvis, vexat censura columbas«.

Pontifex dederat gratiam michi. Jus meum cessi nunc electo Eistetensi. Conventum fuerat de pensione 500 florenorum. Cum res devoluta esset ad sedem apostolicam, pontifex detraxit michi ducentos florenos et dixit non fuisse intentionis suae theologo praeposituram. Tanti fecit papa labores, disputationes, scripta, declamationes, pericula vitae, quae in me suscepi pro fide et honore sedis apostolicae, cum tam multis indoctis interea provideatur et o utinam non Luderanis.

Rex quoque Ferdinandus, qui novit quomodo Lipsiae et Badae cum hereticis disputaverim, quos habuerim labores in comiciis, scripta nostra vidit, in proprio motu dedit michi preces regales, vigore quarum prebendam cum officio custodiae acceptavi. Concordavi cum intrusis, ut custos det 20 florenos et capellanus 15 florenos pro pensione juveni, quo possit studio insistere. Nolunt tamen quatrinum dare nisi sint liberati a quodam Valentino Bocher, stanneario pontificis, qui minatus est eis citationem. Cum autem nichil possit contra preces, tamen michi illam facit molestiam. Reverendissimus patronus meus cardinalis Aleander sepe pollicitus est me liberaturum, nichil tamen adhuc misit quo illos liberem a metu citationis comminatae.

Proximo majo quintus annus complebitur quo nuncius apostolicus contulit michi canonicatum eo praesente Ratisbonae vacantem. Compulsus ab eo acceptavi, feci impensas; confestim anno sequenti fui citatus ad urbem; interea nichil actum est. Reverendissimus cardinalis Tridentinus promiserat se curaturum ut liberarer. Eo autem mortuo iterum ex urbe minantur citationes. Vivente Leone papa non fuissem sic molestatus. Sed mitto haec privata.

Ad publica redeo.
Multa sunt studia generalia in Germania: Basiliense, Friburgense, Tubingense, Ingoldstadiense, Viennense, Haidelbergense, Moguntinense, Treverense, Ertfurdense, Lipsense, Wittenbergense, Franckfordense ad Oderam, Coloniense et Lovaniense: ex quibus Basiliense, Tubingense, Ertfurtense, Lipsense, Witenbergense et Franckfurdense sunt in manibus haereticorum et tamen promovent doctores in singulis facultatibus. Idipsum attentare dicitur Hessus in studio Marckburgensi, quod ipse propria temeritate instituit suis pontificis et imperatoris autoritate. Et ad hec studia luderana confluit maior turba scholarium. Monui in literis pridie scriptis, ut his privilegia demerentur, et promoti deinceps non haberentur pro promotis, sed ad eundem gradum recipiendum et essent inabiles. Et quod beneficiati actu essent beneficiis privati et ad recipiendum beneficia inabiles, etc. toto anno sequenti, quo studium illud exierint, cum similibus et optimis clausulis.
Hec debuisset factum esse ante viginti annos. Papa LEO...(Textlücke: s. RAYNALDUS!!) Anima ejus vivat Deo. Iste solus inter pontifices praestitit se Maecenatem studiorum meorum. Cum ab Illustrissimo principe meo missus essem ad Adrianum papam, illud idem sollicitabam: sed ille videbat et providebat, quousque moriebatur, proposui etiam Clementi electo. Is legato Campegio dixit illa et alia commissurum; verum dum legatus esset in Germania, quoties eum interpellabam, negabat quicquam hujusmodi sibi esse commissum. An Sanctissimus Dominus Noster quipiam velit statuere, sui est arbitrii et collegarum tui consilii.

At ut perveniam ubi volebam, Erasmus et Luderani ad solas bonas literas (ita elegantiores appellant) scholasticos adhortantes. Philosophiam et theologiam una pessundederunt, et etiam studia Germaniae quae a Luterismo sunt libera, philosophiam tamen omnem perdiderunt. Nemo est qui discat theologiam scholasticam, pauci adhuc ex nobis vivunt doctoribus, qui ei operam dederunt. Quod etsi non laudem nimium illam philosophorum aquam a Parrhisiensibus vino theologico inmixtam, tamen non video quomodo exactus possit esse theologus qui sententias patrum a Petro Longobardo congestas non intellexerit, licet eum nolim adigere ad tot heceitates, formalitates, relationes, instantia originis et naturae, entia rationis, licet illa ebibisse in adulescentia non poeniteat. Itaque studia magna egent correctione, pueri dialogos discunt Erasmi, sed non inbibunt contemptum etiam divorum, ceremoniarum et odium monachorum? Unde magna quoque emendatione ac reformatione egent scholae, quas Luterismus pene desolavit.

Sed quomodo tantis malis contraibimus?
Solo inquam concilio, unico et saluberrimo afflictae ecclesiae remedio, de cujus salubritate et utilitate erubesco quicquam dicere coram tanto viro; cui domi illa nascuntur selectiora, non nostro eget nasturcio.

Volo rescindere: Sanctissimus Dominus Noster male audit ob concilium; dolent Luterani, qui in tantum opposuerunt se concilio, cum ut ajunt nunquam fuit pontificis mens concilium celebrare neque Mantuae neque Vincentiae etc. Parce, amplissime pater, ineptiis et multiloquio: nisi enim illectus essem fama integritatis ac eruditionis tuae, accedente jussu domini Sadoleti, tot verbis te minime onerassem; cum autem nuncius postae tardaret, volui id praestare quod promiseram.

Heri accepi literas, Reverendissimum administratorem Pataviensem, ducem Ernestum, postulatum coadjutorem Salisburgensem. Is est praepositus noster Eistetensis, quo jam tempore pestis de sua clementia huc confugi in domum praepositurae, et quia pro labore stipendii lecturae meae Ingolstatii nichil habeo nisi unam praebendam canonicalem (alii canonici omnes sunt nobiles), cujus proventus sunt in frumentis et semper ferme occurrit michi villicus iniquitatis in tam paucis fructibus colligendis, rogavi Reverendissimum ducem Ernestum ut michi resignaret praeposituram pro 200 florenis, ex his causis quia, licet decreverim annos vitae a DEO concessos conterere in schola theologica legendo et disputando, tamen in hoc praepositura me non impediret, cum non requirat residentiam, scilicet cum nullas habeam aedes pro canonicatu meo, quia oportet me esse in studio. Ideo cum Eichstet accedo, non habeo hospitium, cogor esse aliis onerosus et in festivitatibus saepius venirem, si esset hospicium proprium, sicut habet praepositura. Ad hec accedente dignitate praepositurae scripta mea forte majorem haberent dignitatem et Catholici ex eis reciperent majorem consolationem; postremo cum prius habeam ibi frumenta canonicatus, si accederent frumenta praepositurae, possem bonum et legitimum habere procuratorem, qui singula colligeret et debite conservaret ac me volente ac jubente venderet cum quibusdam aliis. Verum cum sit admodum intentus rebus suis, quod venit ad eum, non ejicit foras: me hactenus suspendit. Scio si Leo papa sederet jam in papatu, non confirmaret illi coadjutoriam nisi michi cederet praeposituram. Quamvis si ipse vel paucis annis superstes fuisset, omnino providisset michi de aliqua praepositura, sicut Marliani pollicebatur michi in die s. Ceciliae, quando novissime allocutus sum Beatitudinem Suam, et super illo promisso osculabar ei pedes: 9 diebus proximis mortuus est.

Omnino spero ut haeresim extinxisset; nam confidenter loquebar cum Sanctitate Sua et conquerebar quod aestate illa post edictum Caesaris parum fecisset; respondit: si vicerimus Mediolanum, vicimus Luterum. Nos tantos sumptus et impensas facimus non tam pro juribus quae abstulerunt nobis officiales regis Gallorum, quam quod cupimus extinctam Luteri haeresim. Et profecto his verbis nixus dum nuncius veniret de Mediolano capto, pollicebar michi victoriam paratam contra Luderum. Sed peccata nostra in Germania aliud merebantur.

Parce, dignissime antistes, quod tot verbis oneroso. Utinam praesens et coram de omnibus possem plurimis tecum agere.

Me commendo amplitudini tuae, quae me S.D.N. commendet, ne studia et labores ita spernet, ut indignum iudicet praepositura, cum Romae adhuc cardinalis existens sub Leone et Adriano admodum clementes me emplecteretur.

Vale et salve purpurati senatus decus et ornamentum.

Eichstet 13. Martij Anno salutis XLmo super sesquimillesimum.

E.R.P. a pedibus
I. Eckius

Bereitwilligster Gehorsam mit meiner Empfehlung.

Hochwürdigster Vater!

Ich möchte Eurer Herrlichkeit den beklagenswerten Zustand der deutschen Kirche beschreiben, damit Ihr, der Ihr unter den Prälaten die Reform der Kirche im Sinne habt, sowohl den Heiligen Vater wirkungsvoller ermahnt und die Kollegen im Kardinalskollegium zu gleichem Handeln antreibt; denn es könnte ein steinernes Herz bewegen, geschweige ein christliches: die Verwerfung so vieler Seelen, für die Christi Blut geflossen ist, und ewige Verdammnis sehen zu müssen, die Verwüstung so vieler Kirchen, die Verlassenheit so vieler Kleriker, das Aufhören der göttlichen Liturgie, die Entweihung der Sakramente: stattdessen bringen wir Tieropfer in Dan und Bethel dar, dem Namen Gottes Unflat, wobei sie sich dem Heiligen voller Ruchlosigkeit und Lästerung nähern; den Heiligen im Himmel wird die Verehrung verweigert, keine Fürsprache für die armen Seelen im Fegfeuer gehalten; die Messen werden abgeschafft, die Stiftungen ausgelöscht; Gebäude, Abgaben, Äcker, Kirchenbesitz und Klöster von Laien und habgierigen Adligen geraubt; Schätze, Kleinodien, Kelche zusammengerafft; Reliquien weggeworfen, kostbare mit Gold und Edelsteinen geschmückte Gewänder verschleudert, Altäre umgestürzt, Bilder des Gekreuzigten, Mariens und der Heiligen zerstört, bespuckt und zerbrochen; Prälaten und ihre kirchliche Weihe verachtet; besonders der Papst mit den Kardinälen und Bischöfen in üblen Ruf gebracht, übler beschimpft als Pilatus und Antiochus, der türkische Sultan oder der Khan der Tartaren das taten; nicht genug: der Papst wird als Antichrist, die Kardinäle als Häupter der Bestie, die Bischöfe als Diener des Drachens, Rom, das einst allen Christen verehrungswürdig war, als babylonische Hure, die Mönche als Raben und Wölfe, die Priester als Lemuren beschimpft; täglich ersinnen sie Scheußlicheres; den Ruf der Gottesdiener beschneiden sie grausam mit häßlichen Liedern, kränkenden Flugschriften, unehrenhaften Bildern, unaussprechlichen Gesängen; anstelle des Evangeliums, der reinen Lehre der Väter, der rechten christlichen Sitten- und Lebensordnung säen sie Häresien, Irrtümer, Aufruhr und Gotteslästerung, so daß weder in Leben, Wort, Beispiel, Kleidung oder Frömmigkeit eine Spur christlicher Haltung zu erkennen ist. Den Zölibat des Klerus verkehren sie in beständige Hurerei, die Jungfräulichkeit der Nonnen in Prostitution, die Mönchsgelübde in Possenreißerei, das Fasten in häßliche Schwelgerei, Enthaltsamkeit in Freßsucht, und das alles ohne Scham und Gewissen. Ein Tag reicht nicht aus, um diese Übel zu schildern. Glaubt mir, Hochwürdigster Vater, es geschehen bis heute noch schlimmere und unaussprechlichere Dinge!

Und weil den Häresien nicht von Anfang an entgegengetreten wurde, kroch dieser Krebs heimlich weiter; der kleine Funke Luther wurde nicht sofort erstickt; ganz Deutschland hat er durch seinen Flächenbrand entvölkert, bis Eck in Leipzig in die Kampfarena stieg, um auf Anweisung des Heiligen Vaters mit den Bestien Luther und Karlstadt zu disputieren. Damals war es Zeit, diesem Ungeheuer ein Ende zu bereiten, jene Hydra zu verbrennen.

Ihr habt zwar in Rom dieses Mönchlein verachtet; die Deutschen hörten Luther mit großer Sympathie zu wegen des beifallswürdigen Arguments, er habe von Anfang an die Vermarktung der hl. Ablässe und die Mißbräuche der römischen Kurie in Predigten angeprangert; diese Übel hat bei uns jeder verabscheut; mit um so größerem Beifall wurde seine Unterscheidung, seine Vorwürfe gälten der römischen Kurie, nicht der römischen Kirche, übernommen.
Die ahnungslosen Erzbischöfe und Bischöfe lachten darüber und hofften insgeheim, von den Gravamina der römischen Kurie und den harten Abgaben, Konfirmationen, Palliengeldern, Verstößen gegen Privilegien, ungerechten Interventionen und umfangreichen Dispensen und ähnlichem frei zu werden: Indem sie auf Weniges blickten, glaubten sie dieser ganze Sturm werde auf Rom hereinbrechen; sie richteten ihren Sinn auf die Hoffnung auf Freiheit, ohne zu wissen, daß das der Anfang von Schmerzen und Knechtschaft ist.

Die Mönche haben diesem Übel keinen Widerstand entgegengesetzt wie einst; wohl weil ein Bruder dem andern nicht schaden wollte oder weil sie, abgeschreckt vom früheren Reuchlinstreit, den apostolischen Stuhl für ihnen gegenüber weniger geneigt hielten. Dieser hatte sich nicht nur nicht hinter ihre Aktionen gestellt, sondern sie dem allgemeinem Spott und Gelächter überlassen.

Ähnlich scheinen sich die drei berühmten Hochschulen von Paris, Löwen und Köln verhalten zu haben, so daß sie sich erst spät gegen die Häresien zusammenschlossen, um die Lagerstatt Salomons zu verteidigen. Denn deren Stellungnahmen, von denen der apostolische Stuhl immer viel gehalten hatte, kümmerten den Heiligen Stuhl jetzt wenig: daher beschnitten Versemacher mit schändlichen Büchlein den Ruf jener Theologen. Andere Hochschulen wiederum schwiegen ganz: die Gelehrten nämlich sahen sich vernachlässigt, wenig mit Benefizien und Würden ausgezeichnet; erhielten sie einmal eine Pfründe, wurde ihnen von den römischen Höflingen übel mitgespielt, so daß manche Gelehrte lieber Verzicht leisteten, als sich in Streitereien mit Rom einzulassen, wie es dem bedeutenden Theologen Wimpfeling und meinem Lehrstuhlvorgänger Zingel erging und mir bis zum heutigen Tag geschieht. Allein war ich einst von diesen Bestien umgeben, bis mir der gelehrte Herr Hieronymus Emser zu Hilfe kam, einst Sekretär des Legaten Raymund Peraudi bei dessen Legation. Denn die Prälaten, Kanoniker und Besitzer reicher Pfründen des apostolischen Stuhls waren, wie heute auch, stummer als die Fische: Und so drohte mir einst von ihrer Seite größere Gefahr, da sie die lutherische Partei begünstigten, mich aber verfolgten. Von ihnen ging das Büchlein mit dem Titel »Indoctorum canonicorum in Eckium« aus, in dem sie Luther beinahe mit Paulus gleichsetzten im Hinblick auf seine Verkündigung des reinen Evangeliums und seine geistlichen Gaben: Eck dagegen beschimpften sie als ungelehrt, sophistisch und als Schmeichler des Papstes.

Um das Volk zu ködern, verkündete Luther dann Zügellosigkeit des Lebenswandels, denn er erklärte, daß das Fastem jedem freigestellt sei, er erlaubte an verbotenen Tagen den Fleischgenuß und hob das Beichtgebot auf. Schon reichten ihm die Laien die Hand und gingen ihm ins Netz. Dadurch kühner geworden, griff er in das Klosterleben ein und verlangte seine Abschaffung. Er erklärte die Gelübde für nichtig; gestützt auf die Genußsucht der Mönche und Nonnen erlaubte er selbst den Priestern Ehefrauen, wodurch er seine Sekte so sehr vergrößerte, daß er viele Tausende in den Irrtum hineinzog. Die Messe wurde schrittweise in den Abgrund gerissen: zuerst überredete er zur Kommunion unter beiderlei Gestalt, dann las er Evangelium und Episteln in der Messe in Deutsch, und mit der Leugnung des Fegfeuers hob er die Ein-, Sieben- und Dreißigtagsgedenken und die Jahresgedächtnismessen auf, dann, von dort aus zur Leugnung des Opfercharakters der Messe herabgesunken, schaffte er schließlich die Privatmessen ganz ab und lehrte, es genüge an jedem Ort eine einzige Messe. Von den Erfolgen ermutigt, schafften die Zwinglianer die Messe schließlich ganz ab. So geschah es, daß nach Auslöschung der Privatmessen die Laien die Vielzahl von Klerikern und Mönchen für unnütz erklärten: so verboten sie ihnen das Messelesen, die Matutin und die anderen kanonischen Horen und alle Zeremonien; sie nahmen ihnen die Privilegien und die kirchliche Immunität und unterwarfen den gesamten Klerus den weltlichen Räten oder entfernten ihn ganz. So geschah es, daß in sechzehn Kathedralkirchen der Klerus entweder ins Exil getrieben oder weltlicher Dienstbarkeit unterworfen wurde, um entweder Luthers neuen Glauben anzunehmen oder stumm dazusitzen, ohne das göttliche Offizium beten zu dürfen.

Damit Ihr noch größeres Mitleid mit der deutschen Kirche empfindet und noch mehr klagt, werde ich in Kürze beschreiben, wie sich dieses Übel heimlich ausgebreitet hat: ich werde in Oberdeutschland beginnen, wo die Grisonen, das ganze Bistum Chur, mit Ausnahme des Wallis, alle in Aufruhr sind. Von den Schweizern sind Zwinglianer: Bern, Zürich, Basel, Schaffhausen, Glarus, Appenzell, Sankt Gallen und außerdem fast dreißig andere freie Städte. Allein Luzern, Uri, Schwyz, Unterwalden, Zug, Fribourg und Solothurn verharren als kleine Herde im alten Glauben.

In Schwaben halten die Prälaten bisher durch; die Adligen sind frei, sehr wenige unter ihnen hängen den Häresien an, jedoch sind fast alle Städte der Apostasie verfallen: Augsburg, Ulm, Nördlingen, Memmingen, Kempten, Eisen, Biberach, Lindau, Konstanz, Eßlingen, Reutlingen, Schwäbisch Hall, Heilbronn. So sieht es im ganzen Herzogtum Württemberg aus, wo sich dreizehn reiche Männerklöster befinden, sieben Kollegiatskirchen, mehr als zweitausend Kurats- und einfache Benefizien; ich schweige von den Brüder- und Nonnenklöstern.

Ferner sind in Franken die brandenburgische Markgrafschaft Georgs mit vielen Städten, Klöstern, Kirchen und Pfarreien in die Häresie gefallen; zusammen mit mehreren Grafschaften ebenso Nürnberg, Weißenburg, Winzheim mit mehreren kleineren abhängigen Städtchen.

Thüringen, Meißen und ganz Sachsen haben wir nach dem Tod des katholischen Herzogs Georg verloren.

Alt- und Neumark entwickelten sich zum Schlechten hin, nachdem der Kurfürst mit seinem Bruder nach dem Tod des Vaters, des guten Fürsten Joachim I., in diesem Jahr sich der Sekte angeschlossen haben: dort befinden sich viele Bistümer, Klöster, Kathedralkirchen, ungezählte Städte, weites und bevölkerungsreiches Land.

Verloren ging auch ganz Hessen, das ganze Herzogtum Lüneburg, das Herzogtum Braunschweig zum größten Teil, ähnlich auch das Herzogtum Mecklenburg mit ganz Holstein, Stormarn, Pommern, Preußen, Dänemark, Schweden, Norwegen, wohlhabende Königreiche.

Allein die Herzöge von Braunschweig Heinrich und Erich, sowie Herzog Albrecht von Mecklenburg sind in diesen weiten Landstrichen im Gehorsam gegenüber dem apostolischen Stuhl verblieben.

Ich übergehe die großen Reichsstädte dort: Lübeck, Braunschweig, Magdeburg, Bremen, Goslar, Mühlhausen, Frankenhausen, Görlitz und viele andere.

Kehren wir zum Rhein zurück: Die Schweizer, Straßburg und andere Städte, Weißenburg, Landau, Worms, das zum großen Teil verloren ist, die berühmte Messestadt Frankfurt.

Die Markgrafschaft Baden ist zum großen Teil verloren: den Priestern ist dort die Ehe erlaubt, den Mönchen das Verlassen der Klöster, der größte Teil der Zeremonien ist abgeschafft, das Sakrament unter beider Gestalt zugelassen, die Wahl der Speisen vernachlässigt; unter Herzog Friedrich ist allmählich alles zusammengebrochen. Große Hoffnung wurde darauf gesetzt, daß er nach seiner Rückkehr aus Spanien die lutherisch Gesinnten bestrafen würde dafür, daß sie in seiner Abwesenheit zwei lutherische Laienprediger in Amberg eingesetzt hatten, die die Kommunion unter beider Gestalt reichten; aber jener tat nichts: weder entließ er die Laienprediger noch verbot er die Kommunion unter beiden Gestalten, sondern ließ letztere von einem lutherischen Priester vollziehen.

Im Herrschaftsbereich von König Ferdinand steht alles gut, wenn es auch viele heimliche Lutheraner unter den Baronen und dem Adel Österreichs gibt.

Schlesien ist zum größten Teil infiziert, besonders Breslau.

Unsere edlen bayerischen Fürsten, die Herzöge Wilhelm und Ludwig, dulden keinerlei Häresie: damit niemand auch nur ein ketzerisches Wörtchen zu äußern wagt, bestrafen sie mit großer Strenge alle Abweichler vom Glauben. Es gibt dreiundsiebzig reiche Klöster, sieben Kollegiatskirchen, fünfunddreißig Städte, zweiundsiebzig Burgen, Festungen, Adelssitze, ungezählte Landsitze. Von den bayerischen Pfalzgrafen sind der Kurfürst und die anderen gutgesinnt, wenn sie auch Abweichler nicht so bestrafen, mit Ausnahme des Herzogs Johannes im Hunsrück mit seinem Sohn, dem Herzog Friedrich, der der Beste ist. Im allgemeinen sind die übrigen rheinischen Fürsten gutgesinnt.

Nun seht Ihr, Hochwürdigster Vater, wie weit die Sache um sich frißt und sich jedes Jahr neue Verbündete einverleibt und an Kräften beständig zunimmt.

Wie schwierig es also ist, jene alle in den Schafstall Christi zurückzuführen, werdet Ihr aufgrund Eurer Klugheit und Gelehrsamkeit leicht begreifen! Mit der Häresie pflegt nämlich hartnäckige Widerborstigkeit verbunden zu sein und widerborstige Hartnäckigkeit. Dann werden Fürsten und Obrigkeiten, die andere verführt haben, zaudern, nicht nur, weil sie andere in so große Irrtümer hineingerissen haben, sondern weil sie es sind, die so große Sakrilegien, Gotteslästerungen und Frevel zu verantworten haben.

Ferner ist es schwierig, Gewohnheiten aufzugeben, noch schwieriger, zum Entwöhnten zurückzukehren, wenn sie in zehn, fünfzehn oder zwanzig Jahren nicht mehr gebeichtet, die übrigen Zeremonien nicht gepflegt, nicht gefastet haben und in ihrem Zustand der Exkommunikation taub geworden sind: wer wird es erreichen, daß sie aus ganzem Herzen zurückkehren?

Darüberhinaus: wie viele sind seit ihrer Kindheit in diesen Irrtümern genährt und erzogen worden, und so wurden sie taub und wissen nichts von unserem Glauben; ihr ganzes Leben hindurch glaubten sie allein ihre Häresien, kennen nichts anderes, benötigen einen neuen Katechismus.

Außerdem: wie schwierig wird es sein, die Priester von ihren Frauen zu trennen, die Mönche und Nonnen zu bewegen, wieder ihr Ordenskleid anzulegen, wieder ins Kloster zurückzukehren; am schwierigsten aber wird es sein, den Kirchen, Klöstern und Stiftungen das Entwendete zurückzugeben: oft ist dieses bereits verkauft oder in anderer Weise zweckentfremdet, Kirchen, Klöster und Friedhöfe profanisiert: hier werden tausend Probleme entstehen.

Und sollten sie überhaupt von sich aus zurückkehren wollen und nicht lieber mit Hilfe der weltlichen Gewalt hartnäckig ihre Irrtümer verteidigen: woher sollen wir die Mönche bekommen, damit die Klöster wieder in ihren früheren Zustand versetzt werden können? Woher die Priester für die Pfarreien und Kuratien? Ich schweige von den einfachen und den Kollegiatskirchen, da uns Katholiken so viele Priester fehlen und selbst die Lutheraner großen Mangel daran leiden? Es muß ein Weg gefunden werden, die Jugend wieder in die Schulen und zum Empfang der Heiligen Weihen zu locken.

Dazu aber müssen den »afrikanischen Wölfen«, den römischen Höflingen, Fesseln angelegt werden, die Tag und Nacht in Sorge um ihre Präbenden verbringen, nicht daß ich den Heiligen Vater dafür tadle, daß er die Diener der römischen Kurie versorgt, jedoch diejenigen, die damit Handel treiben, die nicht mit zwanzig, dreißig Pfründen zufrieden sind, sondern solche ablösen, sie gegen Abgaben verkaufen mit der einklagbaren Möglichkeit, sie ein für alle Mal zu pachten, morgen aber schon wieder neue Pfründen erlangen, mit denen sie erneut Handel treiben.
Ich kenne aus der Zeit Leos X. einen Pfründenjäger, der uns neununddreißig Pfründen und eine Propstei aufzählte: ich dagegen halte seit einunddreißig Jahren theologische und seit zehn Jahren philosophische Vorlesungen und konnte niemals eine einzige Propstei bekommen, nicht einmal eine kleine.

Was aber besonders schmerzlich ist: selbst diejenigen, die im wahren Glauben verblieben sind, sind habgieriger und nachlässiger im katholischen Glauben geworden. Die Laien nämlich, die bisher, vor Beginn dieser Häresie, zweimal in der Fastenzeit zu beichten pflegten, lassen größtenteils eine Beichte aus. Einst galt es als schwere Sünde, während des Fastens Eier zu essen, jetzt gilt das nichts mehr, da die Lutheraner sogar Fleisch essen; das Gleiche gilt für das Fasten, die Kirchenvisitationen, Stiftungen, Feiertage und anderes. Die nicht-lutherischen Priester zelebrieren sehr selten, kümmern sich weniger um ihre Versäumnisse, vernachlässigen schneller das Breviergebet oder geben es ganz auf, soweit sie gar nicht mehr zelebrieren.

Zusammengefaßt: die kanonische Strenge und die kirchliche Disziplin sind gänzlich ausgehöhlt, so daß es schwierig ist, das ganze Leben der Kleriker zur alten Sittenstrenge zurückzuführen.

Ja, selbst wenn man das alles zur alten Richtschnur zurückführen könnte, wieviel Mühe wird es machen, die Kathedralkirchen zu reformieren, besonders wenn die Domherren ausschließlich Adlige sind; denn wo vierundzwanzig, dreißig oder vierzig Kanoniker sind, sind davon nur fünf oder sechs Priester. Ich kenne eine Kathedralkirche, an der vierundfünfzig Domherren leben und nur drei davon Priester sind, und die dabei die besten und fettesten Pfründen besitzen; und, was ich mit Schmerz ausspreche, wieviele in allen Kathedralkirchen beten teilweise gar nicht mehr, andere beten die Horen nur selten, keiner studiert Theologie, denn in einigen Kathedralkirchen befinden sich mehr als fünfzig adlige Kanoniker, von denen keiner an Hochschulen Theologie gehört oder promoviert hat; kaum sechs oder acht von ihnen sind Doktoren des Rechts. Wie viele von ihnen sind Lutheraner, die Luthers Bücher besitzen und lesen, die sich, obwohl Kanoniker, nach Wittenberg zum Studium begaben, mit ihrem engem Kontakt zu Luther prahlen, daß sie mit Luther sangen und speisten!

Dann: wie schlecht dienen sie den Kirchen: selten sind sie an Ort und Stelle, noch seltener in der Kirche, sehr selten im Chor; auch wenn die Residenzpflicht gilt, kommen sie, nehmen das Geld und gehen wieder, wie der »Hund den Nil verläßt«. Und wie könnte kanonische Disziplin beobachtet werden, wo der Dechant nicht Priester ist? Ich kannte vor wenigen Jahren eine Kirche, wo weder der Bischof, noch der Propst, noch der Dechant Priester waren. Einst hätten die Höflinge einen Dechanten, der nicht Priester war, soviele Jahre in der Dekanatsverwaltung nicht geduldet; jetzt aber schweigen sie und quälen die Einfältigen: »Sie verzeihen den Raben, die Tauben aber werden streng bestraft«.

Der Papst hatte mir eine Pfründe gewährt. Meinen Anspruch trat ich jetzt an den neu gewählten Bischof von Eichstätt ab. Vereinbart war eine Pension von fünfhundert Gulden. Als die Sache zur Verhandlung an den apostolischen Stuhl gelangt war, entzog mir der Papst zweihundert Gulden und teilte mir mit, daß es nicht in seiner Absicht läge, einem Theologen eine Propstei zu geben. So entgalt mir der Papst meine Mühen, Disputationen, Schriften, Erklärungen, Lebensgefahr, die ich zur Erhaltung des Glaubens und zur Ehre des apostolischen Stuhls auf mich nahm, und zur gleichen Zeit wurden sovielen Ungelehrten und hoffentlich nicht auch noch lutherisch Gesinnten Pfründen vergeben!

König Ferdinand jedoch, der wußte, wie ich in Leipzig und Baden mit den Häretikern disputiert hatte, welche Mühen ich auf Reichstagen auf mich genommen hatte: er sah meine Schriften und gewährte mir königliche Anwartschaften, kraft derer ich eine Präbende mit Kustodenamt erhielt. Ich einigte mich mit Mitbewerbern, daß der Kustos zwanzig Gulden und der Kaplan fünfzehn Gulden für den Unterhalt eines Knaben gab, damit dieser studieren konnte. Sie wollen jedoch nicht einen Heller geben, wenn sie nicht von den Ansprüchen eines gewissen Valentin Bocher, Paramentenbewahrer des Papstes, befreit werden, der ihnen Zitation nach Rom angedroht hat. Obgleich er jedoch gegen die Anwartschaften nichts ausrichten konnte, machte er mir viel Ärger. Mein Patron, der Hochwürdigste Kardinal Aleander, hat oft versprochen, mich freizustellen; nichts jedoch hat er mir bisher zukommen lassen, wodurch ich jene von der Furcht vor der angedrohten Zitation befreien konnte.

Im nächsten Mai werden fünf Jahre verstrichen sein, nachdem der apostolische Nuntius in seiner Anwesenheit mir in Regensburg ein freies Kanonikat verlieh. Von ihm gedrängt, sagte ich zu und hatte Auslagen dafür zu leisten; unverzüglich wurde ich im folgenden Jahr nach Rom zitiert; jedoch geschah inzwischen gar nichts. Der Hochwürdigste Kardinal von Trient hatte mir versprochen, für meine Befreiung zu sorgen; nach seinem Tod jedoch drohen mir wiederum Zitationen nach Rom. Zu Lebzeiten des Papstes Leo bin ich nicht so belästigt worden! Ich werde darüber unter vier Augen berichten.

Ich kehre zu den öffentlichen Dingen zurück:
In Deutschland gibt es zahlreiche Universitäten: Basel, Freiburg, Tübingen, Ingolstadt, Wien, Heidelberg, Mainz, Trier, Erfurt, Leipzig, Wittenberg, Frankfurt an der Oder, Köln und Löwen. Von diesen befinden sich Basel, Tübingen, Erfurt, Leipzig, Wittenberg und Frankfurt an der Oder in den Händen der Häretiker; und dennoch verleihen sie in den einzelnen Fakultäten das Doktorat. Dasselbe hat, so heißt es, der Landgraf von Hessen in seiner Hochschule in Marburg beibehalten, die er selbst aus eigener Unbesonnenheit ohne päpstliche und kaiserliche Autorität gegründet hat. An diese lutherischen Universitäten strömt der größte Teil der Studenten. In Briefen von neulich habe ich davor gewarnt, ihnen diese Privilegien zuzuerkennen und die so Promovierten als solche zu tolerieren; sie seien vielmehr von vornherein unfähig, diesen Grad zu erwerben und die dadurch mit Pfünden versehenen seien der Pfründen verlustig und unfähig Pfründen anzunehmen etc. das ganze folgende Jahr nach Abschluß ihrer Studien, entsprechend ähnlichen und besten Klauseln.
Bereits vor zwanzig Jahren sollte so vorgegangen werden; Papst Leo hatte mich in dieser Sache nach Rom gerufen. Er versprach, alles das durchführen zu lassen; nur Wittenberg sei völlig infiziert. Sein plötzlicher Tod hat ihn uns jedoch innerhalb eines Monats entrissen. Seine Seele möge bei Gott leben. Er war der einzige unter den Päpsten, der meine Studien als Mäzen gefördert hat.
Als ich von meinem erlauchten Fürsten zu Papst Hadrian gesandt wurde, trug ich ihm das gleiche Anliegen vor; jener aber »sah« und »besorgte«, bis er starb!
In gleicher Weise verfuhr ich gegenüber Clemens nach dessen Wahl. Dieser sagte seinem Legaten Campeggio zu, dies und das durchführen zu lassen. In der Zeit seiner Legation nach Deutschland sagte Campeggio jedoch jedes Mal auf meine Anfrage hin, er habe keinerlei Weisung dieser Art erhalten. Ob unser jetziger Papst etwas beschließen will, ist seinem Ratschluß und Euren Kollegen im Kardinalskollegium anheimgestellt.

Aber, um zu dem Punkt zu gelangen, auf den ich zu sprechen kommen wollte: Erasmus und die Lutheraner mahnen die scholastischen Theologen, nur »bonae litterae« zu treiben (so nennen sie das elegant); sie verdarben damit sowohl die Philosophie wie die Theologie; auch zerstörten sie an den deutschen Universitäten, die noch nicht lutherisch geworden sind, die philosophischen Studien gänzlich. Niemand unterrichtet mehr in scholastischer Theologie; nur noch wenige von uns Doktoren sind noch am Leben, die sich darum bemüht haben. Wenn ich es auch nicht lobe, wie von den Lehrern der Pariser Sorbonne jenes Wasser der Philosophen mit dem Wein der Theologie allzusehr vermengt wurde, so kann ich doch nicht erkennen, wie ein Theologe recht ausgebildet sein könnte, ohne die von Petrus Lombardus gesammelten Sentenzen der Väter kennengelernt zu haben, wenn ich diesen auch niemals dazu zwingen wollte, all die haecceitates, formalitates, instantiae originis et naturae, entia rationis zu lernen, wenn er es auch nicht bereut haben würde, in seiner Jugend all diese Dinge in sich aufgenommen zu haben. Daher bedürfen die großen Hochschulen der inneren Reform: die Knaben lesen die Dialoge des Erasmus; aber nehmen sie damit nicht auch die Verachtung von Gottesdienst und Zeremonien sowie Haß auf die Mönche in sich auf? Daher brauchen die Schulen, die das Luthertum beinahe zugrundegerichtet hat, große Verbesserungen und Reformen.

Wie jedoch sollen wir diesen großen Übeln entgegenwirken?
Ich antworte: nur mit einem Konzil, dem einzigen heilbringenden Mittel für die angefochtene Kirche. Über dessen Heilsamkeit und Nutzen einer so bedeutendenden Persönlichkeit wie Euch zu sprechen, macht mich erröten; aus Eurem Geschlecht ist soviel an erlesenen Persönlichkeiten hervorgegangen, daß es unseres Unkrautes nicht bedarf.

Ich will hier abbrechen: der Heilige Vater hört schlecht beim Thema Konzil; die Lutheraner sind aufgebracht: sie haben sich insoweit einem Konzil verschlossen, da ein solches, wie sie sagen, niemals in der Absicht des Papstes gelegen habe, weder in Mantua noch in Vicenza und so fort. Erspart mir, hochgeehrter Vater, dieses dumme Zeug und Geschwätz; wäre ich nicht ermuntert worden durch den Ruf Eurer Integrität und Gelehrsamkeit, wobei noch der Auftrag des Herrn Sadoletus hinzukommt, hätte ich Euch in keiner Weise mit so vielen Worten belästigt. Da die Postzustellung jedoch verzögert war, wollte ich zu meinem Versprechen auch stehen.

Heute erhielt ich einen Brief, dem zufolge der Hochwürdigste Administrator von Passau, Herzog Ernst, Koadjutor von Salzburg werden soll. Dieser ist unser Eichstätter Propst, durch den ich schon während der Pest aufgrund seiner Güte Zuflucht im Haus der Propstei gefunden habe; und da ich für die Mühe bei der Wahrnehmung des Stipendiums meiner Ingolstädter Lektur nichts außer einer Kanonikatspräbende erhalten habe (die anderen Domherren gehören sämtlich dem Adel an), deren Einkünfte aus Getreide besteht, dessen Ernte im Einsammeln weniger Früchte mir in meiner Rolle als Gutsverwalter viel Ungelegenheit bereitet, habe ich den Hochwürdigsten Herzog Ernst gebeten, mir für die Propstei zweihundert Gulden zu geben, und zwar aus zwei Gründen: weil, wenn ich mich auch verpflichtet hatte, meine Lebensjahre, die mir Gott schenkt, mit Lesen und Disputieren an der Theologischen Fakultät zu verbringen, mich dennoch die Propstei nicht behindern würde, da für mich die Residenzpflicht nicht gilt, das heißt: ich besitze im Zusammenhang mit meinem Kanonikat keine Häuser, da ich mich ja an der Universität aufhalten muß. Somit habe ich, wenn ich nach Eichstätt gehe, dort kein Logis und bin gezwungen, anderen zur Last zu fallen und bei Festlichkeiten öfter zu erscheinen, als wenn es eine eigene Wohnung wäre, wie eine Propstei sie besitzt. Durch die Würde als Inhaber einer Propstei bekämen auch meine Schriften vielleicht mehr Ansehen, und die Katholiken empfingen aus ihnen mehr Trost. Schließlich, wenn ich zu dem Getreide aus meinem Kanonikat noch das Getreide aus der Propstei bekäme, könnte ich einen guten und erfahrenen Verwalter einstellen, der alles erntet, es in der nötigen Weise lagert und es in meinem Auftrag zusammen mit verschiedenen anderen Produkten verkauft. Da Herzog Ernst jedoch allzusehr mit seinen eigenen Problemen beschäftigt ist, leitet er das, was an ihn gelangt, nicht weiter und läßt mich bis jetzt im Unklaren. Ich weiß, wenn Leo noch Papst wäre, würde er Herzog Ernst nicht als Koadjutor bestätigen, ehe er mir die Propstei abgetreten hätte. Wenn Leo nur noch wenige Jahre Oberhaupt der Kirche gewesen wäre, hätte er mir sowieso zu einer Propstei verholfen, wie er mir in der Marliana am Festtag der Heiligen Caecilia 1521 versprach, als ich zuletzt mit Seiner Heiligkeit sprach und ihm für jenes Versprechen die Füße küßte: neun Tage später war er tot!

Überhaupt bin ich der Meinung, er hätte die Häresie ausgetilgt, denn ich sprach mit Seiner Heiligkeit im Vertrauen und beklagte, daß er in jenem Sommer 1521 nach dem Erlaß des kaiserlichen Ediktes zu wenig unternommen habe. Er entgegnete: »Wenn wir Mailand besiegt haben, werden wir auch Luther besiegen. Wir leisten unsere großen Investitionen und Abgaben nicht in erster Linie zur Wiedererlangung dessen, was uns die Verwalter des französischen Königs entwendet haben, sondern wir wollen, daß die lutherische Häresie ausgelöscht werde.« Und als die Botschaft von der Eroberung Mailands eintraf, versprach ich mir, gestützt auf die Worte des Papstes, daß die Unterwerfung Luthers bevorstand! Unsere Sünden haben aber in Deutschland anderes verdient!

Verzeiht, würdigster Bischof, daß ich Euch so wortreich belästige. Persönlich und unter vier Augen könnte ich ausführlicher mit Euch sprechen.

Ich empfehle mich Eurer Herrlichkeit und bitte, mich beim Heiligen Vater zu empfehlen; er möge nicht meine Studien und Mühen verachten, so daß ich nicht einmal einer Propstei würdig wäre, denn damals als Kardinal unter Leo und Hadrian hat er mich überaus milde behandelt.

Lebt wohl, Zierde und Schmuck des Kardinalskollegiums.

Eichstätt 13. März im Jahr des Heils 1540.

Eurer Hochwürdigsten Väterlichkeit zu Füßen
Johann Eck.