Briefwechsel Eck - Übersicht Reformationsgeschichte
Nr. 363

Gasparo Contarini an Eck
Rom
24-04-1540


Rom Arch Vat, AA I-XVIII Nr 6461 fol 36
DITTRICH, Regesta Contarini (1881), 310f Nr 45


Obgleich er unter starkem Zeitdruck steht und trotz bester Absicht auf Ecks Brief vom 13-03-1540 im Augenblick nicht ausführlich antworten kann, möchte er ihm doch den Empfang des liebenswürdigen und frommen Schreibens bestätigen. Eck als Kämpfer für die Sache des Glaubens kann sich der Zuneigung des Papstes sicher sein. Der "Semilutheraner", über den Eck so ausführlich geschrieben hat (Witzel), ist ihm unbekannt; auch hat er über die mitgeteilten Dinge noch nicht nachdenken können, wird sich aber heute oder morgen mit Aleander nach dem Mahl darüber austauschen. Die Liste mit Ecks antilutherischen Schriften hat er empfangen und will sich bemühen, diese zu erwerben und sich ihnen nach Maßgabe seiner engbemessenen Zeit widmen. Er dankt für Ecks Angebot, ihm die Bücher aus Deutschland zu übersenden, möchte ihm jedoch keine Ungelegenheiten damit bereiten.


Al Echio.

+Iesus

Quamvis adeo me premat angustia temporis, ut mihi ipsi satis facere non possim, si literis tuis voluero respondere, nam hoc vesperi tabellarium hinc ad vos discessurum intellexi, nihilominus malui tibi significare, me responsurum esse commodiori tempore, quam praetermittere certiorem te facere, redditas mihi fuisse literas tuas plenas erga nos amoris et singularis cuiusdam religionis erga Christumm dominum nostrum et sanctam eius ecclesiam. Laudo pietatem animi tui, pro qua a Deo optimo magnum tibi praemium repensum iri proculdubio sperato. Hoc etiam certo scio, pro propensione animi, quam prae se fert sanctissimus pontifex erga vos: qui cominus certaris pro causa fidei, poteris unquam ingratitudinis nos insimulare.

Non satis intelligo, quisnam sit ille semiluteranus, de quo mihi tam multa scribis. Nondum postquam tuas literas accepi, tempus habui conferendi res vestras, quin potius nostras omnium, cum Cardinali Brundusino, cras fortasse aut hodie post prandium erimus simul ac omnia conferemus vicissim, quae et mihi et illi scribis. Vidi indicem commentariorum, quos ad hanc diem pro tuenda religione ab adversariis scripsisti. Dabo operam, ut hic inveniam apud bibliopolas aut apud quempiam alium tui studiosum, ac avidissime legam, cum potero. Quapropter gratias tibi agere debeo, quod ultro mihi eos obtuleris a Germania huc usque mittendos, et cum absque incommodo possum ego mihi eos parare, nolo hac in re ulla ratione onus tibi imponere. Faciam finem, cum premar angustia temporis.

Bene vale in domino nostri memor.

(Von anderer Hand:) Die 24. Aprilis 1540.

+ Jesus!

Obgleich mich der Zeitmangel sehr bedrängt, so daß ich es mir selbst nicht genug machen kann, selbst wenn ich Eure Briefe beantworten wollte, - denn ich erkannte heute abend, daß der Briefbote zu Euch abreisen soll -, wollte ich Euch doch lieber darauf hinweisen, daß ich Euren Brief voller Zuneigung zu mir und einzigartiger Frömmigkeit gegenüber unserem Herrn Jesus Christus und seiner heiligen Kirche erhalten habe. Ich preise Euren frommen Sinn, für den ihr vom allmächtigen Gott zweifelsfrei eine große Belohnung erhoffen dürft. Auch das weiß ich sicher, daß der Heilige Vater Euch gegenüber Wohlwollen zeigt, der Ihr für die Sache des Glaubens streitet: niemals könntet Ihr uns Undankbarkeit vorwerfen.

Ich weiß nicht genau, um wen es sich bei jenem Semilutheraner handelt, über den Ihr mir so ausführlich schreibt. Ich habe nach Empfang Eures Briefes noch keine Zeit gefunden, über Eure Angelegenheiten zu sprechen, um besser alle unsere Angelegenheiten vielleicht morgen oder heute nach dem Frühstück mit Kardinal ALEANDER zu bereden, was Ihr mir und ihm geschrieben habt. Ich habe die Liste mit den Schriften vor Augen, die Ihr zur Verteidigung des Glaubens gegenüber seinen Feinden geschrieben habt. Ich werde mich bemühen, sie hier bei den Buchhändlern aufzutreiben oder bei irgendeinem anderen Eurer Leser, und sie begierig lesen, wenn ich es vermag. Ich schulde Euch deshalb Dank, daß Ihr mir sogar angeboten habt, sie mir aus Deutschland hierher zu senden, und wenn ich sie mir ohne Probleme selbst beschaffen kann, will ich Euch damit nicht zur Last fallen. Nun muß ich schließen, da die Zeit drängt.

Lebt wohl im Herrn, und gedenkt meiner!

24.April 1540.