Briefwechsel Eck - Übersicht Reformationsgeschichte
Nr. 365
Rom Arch Vat, AA I-XVIII Nr 6461 fol 42
DITTRICH, Regesta Contarini (1881), 311 Nr 46
+Iesus Al Echio. Cum ob singularem animi tui virtutem et
praeclara officia tua erga apostolicam
sedem et ecclesiam Christi catholicam
magnopere tibi iam diu fuerim affectus,
non mediocriter cupiebam praestitum iri
mihi occasionem, ut coram frui possem
consuetudine tua, quam mihi fore
iucundissimam animo augurabar, et
conferre tecum nonnulla, quae pertinent
ad communia nostra studia, et nonnihil
conferre possent ad sublevandas, si non
tollendas calamitates temporum, in quae
incidimus. Verum non intelligebam,
quanam ratione possem fieri voti compos.
Nam tua ad nos profectio non videbatur,
ut mihi per literas significasti, conducere
rei christianae. Nostrae autem ad vos
profectioni videbatur officere corporis
nostri imbecillitas, aetas iam ingravescens
et officium, quo praesens praestare debeo
huic sanctissimae sedi. Verum Deus
optimus ac Sanctissimus Dominus Noster
praeter opinionem nostram nudiusquintus
in consistorio destinavit me legatum in
Germania. Equidem sentio impositum mihi
fuisse onus longe impar viribus meis,
quibus inniterer, utique muneri huic longe
praeclarissimo renuntiassem. Sed cum de
me omnino desperem ac solum nitar ope
divina, in qua omnia mihi posse videar,
alacri animo iniunctum mihi onus suscepi.
Ex quo laetor me occasionem habiturum
te videndi et alloquendi, quod maxime
optabam, quod etiam reor tibi pro animi
tui erga nos propensione iucundum et
gratum accidisse. Ideoque cum
accepissem tabellarium hinc ad vos
profecturum, nolui omittere, quin te meis
hisce literis salutarem et significarem me
ad vos legatum fuisse destinatum, ut hunc
nuncium non ex aliorum literis, sed ex
meis potissimum haberes. Plura Domino
favente coram agemus. Interim bene vale nostri memor. (Von anderer Hand:) Romae, 26. Maij 1540. |
Wegen Eurer einzigartigen Geisteskraft und Eurer hervorragenden Pflichterfüllung gegenüber dem apostolischen Stuhl und der katholischen Kirche Christi bin ich schon lange mit Euch so verbunden gewesen, daß ich mir nicht wenig eine Gelegenheit herbeiwünschte, Umgang mit Euch pflegen zu können, weil ich glaubte, von Eurem Geist erfreut zu werden und um einiges mit Euch zu besprechen, was unsere gemeinsamen Studien angeht, und daß wir uns über einiges hinsichtlich der gegenwärtigen Katastrophen verständigen könnten, um sie, wenn schon nicht zu beseitigen, sie doch weniger schwerwiegend werden zu lassen. Aber ich wußte nicht, wie ich diesen Wunsch verwirklichen könnte. Wie Ihr schriebt, schien Euch eine Reise zu uns der christlichen Sache nicht zu nützen. Eine Reise meinerseits zu Euch schien meine körperliche Schwäche unmöglich zu machen; hinzu kommt noch mein Alter und die Pflicht, die ich gegenwärtig gegenüber dem Heiligen Stuhl zu erfüllen habe. Der allmächtige Gott jedoch und der Heilige Vater
haben mich wider Erwarten vor vier Tagen in einem
Konsistorium zum Legaten für Deutschland
bestimmt. Ich glaube, daß diese Last meine mir zur
Verfügung stehenden Kräfte weit übersteigt: gern
hätte ich einer solchen glänzenden Mission selbst
entsagt. Da ich aber an mir gänzlich verzweifle und
mich nun allein auf die göttliche Hilfe stütze, mit
der mir alles möglich erscheint, habe ich mit
freudigem Mut die mir auferlegte Last
angenommen. Deshalb freue ich mich auf die
Gelegenheit, Euch zu sehen und mit Euch zu
sprechen, was ich sehr gewünscht habe, weil ich
glaubte, Euch für Eure Zuneigung Dank zu
schulden. Als ich daher die Anweisung erhielt, von
hier zu Euch aufzubrechen, wollte ich nicht
unterlassen, Euch mit meinem Brief zu grüßen und
Euch anzuzeigen, daß ich zur Legation nach
Deutschland bestimmt worden bin, damit Ihr diese
Nachricht nicht aus Briefen anderer erfahrt,
sondern besser von mir selbst. Das Weitere werden
wir, so Gott will, unter vier Augen besprechen.
Inzwischen lebt wohl und seid meiner eingedenk! |