Briefwechsel Eck - Übersicht Reformationsgeschichte
Nr. 368

Eck an Kardinal Tommaso Campeggio
Eichstätt
11-12-1540


Rom Arch Vat, Germania 58, fol 173v-174v (zeitgen. Kopie)


Bereits 1525 sind aufgrund der päpstlichen Bulle drei Priester auf Veranlassung des bayerischen Herzogs Wilhelm den päpstlichen Kommissaren wegen Häresie zur Aburteilung übergeben und alle drei degradiert worden. Einer blieb hartnäckig, widerrief aber angesichts des Feuertodes und wurde zur Enthauptung begnadigt, die anderen wurden zu lebenslangem Kerker verurteilt. Einer, Georg Amman, kehrte aus innerer Überzeugung zur Kirche zurück und wurde vom Fürsten begnadigt, so daß er die Absolution empfing und in seinem Priestertum bestätigt wurde. Eck selbst war es, der Amman mit der Kirche aussöhnte, jedoch fehlte ihm die Kompetenz, einen Degradierten wieder ins Priestertum einzusetzen. Da der Herzog wegen des Priestermangels drängte, wandte sich Eck um Vollmacht an den in Wien residierenden Legaten Aleander, auf den auch Ecks Bruder Simon Thaddäus einwirkte. Die von Aleander ausgestellte Bulle wurde in Freising wegen Nichterwähnung der Degradierung Ammans nicht anerkannt, da die Aufhebung der Degradierung eines Priesters allein dem Papst vorbehalten sei. Nach zwei weiteren drängenden Schreiben des Herzogs bittet Eck nun Campeggio, in dieser Sache an den Papst zu schreiben, so daß Amman wieder als Priester fungieren könne.


Reverendissime Pater:

Preteriere anni ferme XV, cum vi bullae Apostolicae tres sacerdotes Illustrissimo Principe Willelmo Bavariae agente comissariis Apostolicis presentati fuissent; ipsis convictis et confessis condemnati fuerunt de haeresi, omnibus tribus degradati, unus permansit contumax, at cum venit in locum penae revocavit, et gratia ei fuit facta, ut decollaretur.

Alii duo post degradationem in perpetuos carceres condemnati, quia non mox revocarunt.

Unus ex eis Georgius Ammen videbatur magis ex animo reverti ad ecclesiam et tanta patientia substituit carcerem, ut rigor mitigaretur, unde libere permissus est, ut exiret, et rediret ad carcerem pro arbitrio, et talem se gessit, ut Princeps placatus consenserit, ut a sede Apostolica impetrare possit, et absolutionem ac restitutionem officii et exercitii sacerdotalis.

Et quia non solum per litteras me sepe rogavit, sed et coram vidi suam patientiam et austeritatem vitae, ac desiderium ardens redeundi ad ecclesiam, unde eum absolvi et ecclesiae restitui iuxta facultates a sede Apostolica mihi datas; hoc solum mihi obstabat, quod degradatum non potui restituere ad exercitium officii sacerdotalis.

Scripsit autem ad me Illustrissimus Dux Guilhelmus, ut in tanta sacerdotum paucitate maxime praedicantium adiuvarem quo a Sanctissimi D.N. legato plenariam restitutionem consequeretur.

Scripsi ergo Domino meo Reverendissimo Cardinali Brundusino legato Viennam cum plena instructione, et frater meus Doctor Simon Thaddeus, tum vicarius Viennae in spiritualibus, sollicitavit apud Cardinalem, et obtinuit, verum cum Bulla post recessum Reverendissimi Domini legati fuerit mihi praesentata sub forma commissiva ad vicarium Frisingensem, at in ea bulla nulla fuit habita degradationis mentio, unde vicarius Frisingensis noluit eum restituere, eo quod Doctores communiter concludunt, degradatum non posse restitui, nisi per solum Pontificem.

Instituit autem Illustrissimus Princeps meus binis litteris, ut curarem hoc expediri, ut simpliciter restitueretur. Scripsi quidem Reverendissimo Cardinali Brundusino, cum essem apud episcopum Eystetensem, et nullum accepi responsum.

Ideo adhuc obsecro P.V. dignetur supplere neglecta per Reverendissimum legatum, et scribere Sanctissimo D.N. ut vivae vocis oraculo degradatum illum restituat post heresis abiurationem, quam fecit in optima forma, ut possit ministrare in officio sacerdotali, sacramenta administrare, et populo verbum Dei praedicare etc, et committat Reverendae P.V.

In hoc faciet Sanctissimus D.N. rem acceptam Principi, utilem ecclesiae, cui aliquamdo obtinget, et sacerdoti patientissimo imponet perpetuum onus spiritualiter orandi pro Sanctitate sua etc.

J. Eckius.

Hochwürdigster Vater!

Es sind etwa fünfzehn Jahre vergangen, als kraft der päpstlichen Bulle drei Priester auf Veranlassung des erlauchtesten Herzogs WILHELM von Bayern den päpstlichen Kommissaren überstellt wurden. Nach ihrer Überführung und ihrem Bekenntnis wurden sie wegen Häresie verurteilt, alle drei degradiert; einer blieb halsstarrig; als er aber an die Stätte der Urteilsvollstreckung kam, widerrief er und wurde es wurde ihm die Vergünstigung gewährt, daß er geköpft wurde.

Die beiden anderen wurden nach ihrer Degradierung zu ewigem Kerker verurteilt, da sie nicht sogleich widerriefen.

Einer von ihnen, GEORG AMMAN, schien mehr aus innerer Überzeugung zur Kirche zurückkehren zu wollen und ertrug den Kerker mit solcher Geduld, daß die harte Behandlung gemildert wurde, so daß ihm erlaubt wurde, den Kerker zu verlassen und nach eigener Entscheidung dorthin zurückzukehren. Er verhielt sich so, daß der Fürst besänftigt zustimmte, beim apostolischen Stuhl nachzusuchen, ihm Absolution und Wiedereinführung in sein priesterliches Amt und dessen Ausübung zu gewähren.

Und weil er mich nicht allein oft brieflich bat, sondern ich auch persönlich seine Geduld, seinen anständigen Lebenswandel und seine brennende Sehnsucht sah, zur Kirche zurückzukehren, habe ich ihn absolviert und der Kirche zurückgegeben im Sinne der mir vom apostolischen Stuhl gegebenen Vollmachten; nur das eine war mir nicht möglich, nämlich den Degradierten wieder mit der Ausübung seines priesterlichen Amtes zu beauftragen.

Auch hat mir der erlauchte Herzog WILHELM geschrieben, ich solle angesichts solchen Priestermangels, besonders an Predigern, dazu beitragen, daß durch den Legaten des Heiligen Vaters seine vollständige Wiedereinsetzung erfolge.

Also schrieb ich meinem Herrn, dem hochwürdigsten Kardinal ALEANDER, dem Legaten in Wien mit allen Vollmachten, und mein Bruder Doktor SIMON THADDÄUS, damals in Wien geistlicher Vikar, drängte den Kardinal und hatte Erfolg, denn die Bulle darüber wurde mir nach der Abreise des hochwürdigsten Herrn Legaten gezeigt in Gestalt eines Sendschreibens an den Generalvikar in Freising, jedoch war in dieser Bulle keinerlei Erwähnung der Degradation. Daher wollte der Freisinger Generavikar ihn nicht wieder in sein Amt einsetzen, weil die Doktoren übereinstimmend meinten, ein Degradierter könne nur allein durch den Papst wieder eingesetzt werden.

Auch verfügte mein erlauchter Fürst in zwei Briefen, für die Ausführung zu sorgen, damit er in einfacher Weise wieder eingesetzt würde. Ich schrieb also dem hochwürdigsten Kardinal ALEANDER, als ich beim Eichstätter Bischof weilte, erhielt aber keine Antwort.

Daher bitte ich hiermit Eure Väterlichkeit, das vom hochwürdigsten Herrn Legaten Versäumte auszuführen und dem Heiligen Vater zu schreiben, daß er in feierlicher Form jenen Degradierten wieder einsetze nach seiner Abschwörung der Häresie, die er in vollständiger Einhaltung der Form vollzogen hat, damit er sein priesterliches Amt wieder ausüben, die Sakramente verwalten, dem Volk das Wort Gottes verkünden kann usf. Das möge er dann Eurer hochwürdigsten Väterlichkeit mitteilen.

Auf diese Weise wird der Heiligste Vater dem Fürsten genüge und der Kirche etwas Nützliches tun, der er einst dienen wird, sowie einem sehr frommen Priester die dauernde Last auferlegen, in frommer Weise für Seine Heiligkeit zu beten usf.

J. Eck