Briefwechsel Eck - Übersicht Reformationsgeschichte
Nr. 370
Er hat Ecks Brief vom 26-08-1540 noch unmittelbar vor seiner Abreise nach Worms erhalten. Er ist sehr bewegt, daß Eck so wenig Hoffnung auf Einigung und Aufhebung des Schismas in Deutschland besitzt. Auch in aussichtsloser Lage muß ein Christ jedoch gegen jede Hoffnung auf Gottes Vorsehung und Christi Erbarmen hoffen. Es gilt, durch Wohltun die Gegner zu beschämen, daß sie sich von ihren Brüdern losgetrennt haben. Der Streit selbst ist Gott anzuempfehlen. Über Ecks persönliche Anliegen hat Contarini mit dem Papst und dem Internuntius Johannes Lucretius gesprochen: Valentin Bocher wird eine Kompensation für die Abtretung seiner Regensburger Pfründe an Eck erhalten. Der Papst ist Eck wohlgesonnen.
+Jesus. Accepi literas tuas, quas ad me dederas,
iam accinctus ad iter, quod incolumem
perfecisse ac iam Vormatiam pervenisse
plurimum laetor et privati et publici
commodi gratia. Verum vehementer
commotus sum, quod ex tuis literis
intellexi parum te spei habere, futuram
esse reconciliationem animorum in hoc
religionis negotio nobilissimae istius
vestrae nationis, neque hoc schisma, quod
inimicus homo fecit, ut in evangelio, in
ecclesia Christi resarciendum esse nostra
hac tempestate. Nimirum verbis satis
consequi non possem, quantum animo
doleo. Verum, doctissime Echi, etiam in
causa desperata non est omnino viro
christiano desperandum, quem doceat
credere in spem etiam contra spem et
quem oporteret illius apostoli saepius,
immo fore semper meminisse: »Gaudeo in
infirmitatibus meis, ut appareat in me
virtus Christi, qui fiebam robustus, cum
infirmus eram.« Debemus nos itidem,
quanto minorem nobis spem hominum
ingenia praebent, tanto maiorem concipere
de Dei providentia et de Christi
misericordia. Pollicitus ipse est, qui fidelis
est in omnibus verbis suis, se nobis semper
affuturum usque ad consummationem
saeculi. Nostrum vero reor officium esse
semper orare Deum optimum maximum, a
quo auctore est omnia pax et omnis
unitas, et instauret ecclesiae suae unitatem
demisso e coelo in corda nostra spiritu suo
sancto. Nostras enim partes esse reor
vincere id quod est malum in bono, ac
certare beneficentia et beneficiis, adeo
quod pudeat vel saltem iure pudere possit
adversarios nostros, quod dissideant a
fratribus amicis. Haec nobis censeo
facienda esse, eventum vero
committendum Deo immortali. Egi cum Pontifice de tuo negotio simulque internuncio domino Ioanni Lucretio allocutus sum Valentinum adversarium tuum, cui sanctissimus Pontifex mihi pollicitus est satisfacturum esse, cum primum occasio debita dabitur, ut suo iuri cedat in tui gratiam. Nam audio eius iura potiora esse. Pontifex te plurimum amat ac doctrinam tuam magni facit. Nos tui amantissimi sumus neque unquam deerimus tuis temporibus. Bene vale in Domino. Romae, die 6. Ianuarii 1541. |
Ich habe Euren Brief empfangen, den Ihr mir zustelltet, als ich schon zur Abreise gerüstet war. Ich habe mich sehr gefreut, diese unversehrt überstanden zu haben und bereits nach Worms gelangt zu sein, dankbar für die Bequemlichkeit im Privaten und Öffentlichen. Sehr heftig bewegt aber hat mich, als ich aus Eurem Brief entnahm, wie wenig Hoffnung Ihr habt, daß es zu einer Aussöhnung in der Religionssache in Eurer so edlen Nation kommen wird noch daß in unserer Zeit dieses Schisma im Evangelium und in der Kirche, das der böse Feind ausgelöst hat, wieder beseitigt werden kann. Freilich kann ich Euren Worten nicht ganz folgen, so großen Schmerz ich auch empfinde, denn, mein so gelehrter Eck, auch in einer aussichtslosen Angelegenheit darf ein Christ nicht völlig verzweifeln, sondern er soll an die Hoffnung auch »gegen alle Hoffnung« glauben und sich immer wieder an den Ausspruch des Apostels erinnern: »Ich freue mich meiner Schwachheiten, damit in mir die Kraft Christi aufscheint, der ich in meiner Schwachheit stark bin.« Wir sollen also, je weniger menschliche Hoffnung wir haben, um so mehr die göttliche Vorsehung und die Barmherzigkeit Christi ergreifen. Er selbst, der in allen seinen Worten verläßlich ist, hat versprochen, daß er »bis ans Ende der Zeiten bei uns sein wird.« Ich glaube, daß es unsere Pflicht ist, den allmächtigen Gott allzeit zu bitten, den Urheber allen Friedens und aller Eintracht, daß er die Einheit seiner Kirche wieder herstelle, nachdem er vom Himmel den Heiligen Geist in unsere Herzen gesandt haben wird. Ich glaube, daß es an uns ist, das zu besiegen, was im Guten böse ist, und mit Hilfe von Güte und Wohltun zu streiten, so sehr, daß es unsere Feinde beschämt oder doch mit Recht beschämen könnte, daß sie von ihren Brüdern getrennt sind. Dies, glaube ich, haben wir zu tun; den Ausgang aber sollten wir dem unsterblichen Gott überlassen. Ich habe mit dem Papst über Eure Sache
gesprochen und sogleich mit Hilfe des JOHANNES
LUCRETIUS mit Eurem Gegner VALENTINUS
BOCHER Verbindung aufgenommen. Der Papst
will ihm - so hat er mir versprochen -
Entschädigung leisten, wenn sich Gelegenheit dazu
ergibt, damit er seine Ansprüche zu Euren Gunsten
abtritt. Ich höre nämlich, daß sein Rechtsanspruch
größer ist. Der Papst liebt Euch sehr und hält sehr
viel von Eurer Lehre. Wir sind Euch sehr gewogen
und werden Euch allzeit Beistand leisten. Lebt wohl im Herrn! Worms, 6. Januar 1541. |