Briefwechsel Eck - Übersicht Reformationsgeschichte
Nr. 378

Eck an Kardinal Alessandro Farnese
Ingolstadt
01-04-1541



Neapel Grande Archivo, Carte Farnesiane fasc. 1757 (Kopie aus Aleanders Kanzlei)
V. SCHULTZE, Zwei Briefe Johann Ecks: ZKG 1 (1877) 472f


Eck möchte sich hier nicht ausführlich über das Wormser Colloquium äußern, auf dem es ihm im Dienst des apostolischen Stuhls mit Hilfe des Heiligen Geistes gelungen ist, über die Feinde des Glaubens den Sieg davonzutragen. Nach den Treffen in Frankfurt und Hagenau hatten diese ausgestreut, niemand würde es wagen, mit ihnen zu streiten, da das Wort Gottes selbst auf ihrer Seite stünde. Bereits in Hagenau hätte er ihnen den Mund gestopft, aber niemand hat ihn dorthin gerufen. Seit einundzwanzig Jahren wissen die Schismatiker, wie unerschrocken der alte Eck ihnen entgegenzutreten pflegt. Auch mit Melanchthon ist er bereit zusammenzutreffen, der niemanden findet, der sich getraut, mit ihm zusammen Eck Widerpart zu bieten. Die Gegner sind jetzt milder geworden: haben sie ihn früher als Feind des Evangeliums beschimpft, so grüßen sie ihn jetzt auf der Straße und suchen das Gespräch mit ihm. Daher wundert sich Eck, bisher keinen Ruf nach Regensburg bekommen zu haben. Ohne Aufforderung jedoch will er nicht dorthin gehen.


Paratissima obsequia, salutem cum sui commendatione.

Reverendissime et amplissime pater:

Non oportebat labores colloquii Wormatiensis tanta honoris prefatione extollere: agnosco enim me debitorem Sedis Apostolicae et Sanctissimi D.N., quare libenter et diligenter eis inserviam.

Laus Deo, quod per gratiam Spiritus Sancti confido, me posse facile vincere eos hostes fidei et schismaticos, et disputando in arenam descenderint.

Post conventus Frankfordie et Hagenoe habitos spargebant magno fastu arroganter in plebem, neminem audere congredi cum eis. Verbum Dei stare pro eis invicte. Huc et editis libellis sparserunt in vulgus. Quod si ego fuissem vocatus Hagenoam, repressissem et obstruxissem ego eis ora. At nemo me conduxit.

Quamvis ergo paucis diebus disputaverimus, tamen profuit plurimum et multis millibus florenorum non poterit estimari.

Jam enim experti Ekium illum antiquum imperterrito animo ausum cum eis congredi sicut et ante XXI annos, jam vero vana eorum cessat jactantia, cum obtulissem me paratum non solum disputaturum cum Melanchthone, verum etiam cum singulis ... At dum ventum est in palestram, ita eos terrui, at etiam adhortante Melanchthone nullus auderet surgere et congredi.

Ad hoc mitiores facti sunt: qui me prius criminabantur hostem evangelii, inimicum veritatis, jam me laudant, salutant, conveniunt, invitant, efferunt se paratos et libenter audituros meam informationem.

Cur autem non vocer Ratisbonam, miror; injussus non venio.

Hoc autem, Reverendissime Pater offero amplitudini tue, ut possis omnia de me Sanctissimae D.N. polliceri.

Valeas, felicissime Princeps.

Ingolstadii Kl. Aprilis. Anno gratie 1541.

Obsequentissimus servitor
Jo. Eckius.

Dienstbereitschaft und Gruß zusammen mit meiner Empfehlung!

Hochwürdigster und erlauchtester Vater.

Es war nicht nötig, die Mühen um das Wormser Colloquium mit so umfänglicher ehrenvoller Einleitung hervorzuheben: ich weiß nämlich, daß ich in der Schuld des apostolischen Stuhles und des Heiligen Vaters stehe und ihnen deshalb gern und mit Eifer dienen will.

Lob sei Gott, daß ich mit der Gnade des Heiligen Geistes darauf vertrauen kann, jene Feinde der Kirche und Schismatiker mit Leichtigkeit besiegen zu können, wenn sie zur Disputation in die Arena stiegen.

Nach den in Frankfurt und Hagenau abgehaltenen Zusammenkünften verbreiteten sie mit großem Hochmut unter dem Volk, niemand wage es, mit ihnen zu disputieren. Das Wort Gottes stehe unbesieglich auf ihrer Seite. Das streuten sie auch in Druckschriften unter das Volk. Wäre ich aber nach Hagenau berufen worden, hätte ich ihnen das Maul gestopft. Aber keiner lud mich ein.

Obgleich wir also nur wenige Tage disputiert haben, hat es dennoch großen Nutzen gebracht und könnte nicht mit vielen tausend Gulden aufgewogen werden.

Sie haben nämlich erfahren, daß jener alte Eck es unerschrocken gewagt hat, mit ihnen zu disputieren wie vor einundzwanzig Jahren. Ihr wahnhaftes Prahlen hörte aber sofort auf, als ich mich erbot, nicht nur bereit zu sein, mit MELANCHTHON selbst zu disputieren, sondern mit dem ganzen Haufen. Aber als es zur Begegnung in der Kampfarena kam, erschreckte ich sie derartig, daß MELANCHTHON sie mahnte, so daß keiner es wagte, aufzustehen und mit mir zu disputieren.

Daraufhin wurden sie zurückhaltender; die mich vorher einen Feind des Evangeliums geschimpft hatten, einen Widersacher der Wahrheit, loben mich jetzt, grüßen mich, kommen mit mir zusammen, laden mich ein und erbieten ihre Bereitschaft, meine Beiträge anzuhören.

Es erstaunt mich, daß man mich nicht nach Regensburg ruft; ohne Aufforderung werde ich nicht kommen.

Das aber, hochwürdigster Vater, biete ich Euch an, damit Ihr alles dem Heiligen Vater vortragen könnt.

Lebt wohl, erhabener Fürst!

Ingolstadt, 1. April im Jahr der Gnade 1541.

Euer gehorsamster Diener
Johannes Eck.