Briefwechsel Eck - Übersicht Reformationsgeschichte
Nr. 378
Neapel Grande Archivo, Carte Farnesiane fasc. 1757 (Kopie aus
Aleanders Kanzlei)
V. SCHULTZE, Zwei Briefe Johann Ecks: ZKG 1 (1877) 472f
Paratissima obsequia, salutem cum sui commendatione. Reverendissime et amplissime pater: Non oportebat labores colloquii Wormatiensis tanta honoris prefatione extollere: agnosco enim me debitorem Sedis Apostolicae et Sanctissimi D.N., quare libenter et diligenter eis inserviam. Laus Deo, quod per gratiam Spiritus Sancti confido, me posse facile vincere eos hostes fidei et schismaticos, et disputando in arenam descenderint. Post conventus Frankfordie et Hagenoe habitos spargebant magno fastu arroganter in plebem, neminem audere congredi cum eis. Verbum Dei stare pro eis invicte. Huc et editis libellis sparserunt in vulgus. Quod si ego fuissem vocatus Hagenoam, repressissem et obstruxissem ego eis ora. At nemo me conduxit. Quamvis ergo paucis diebus disputaverimus, tamen profuit plurimum et multis millibus florenorum non poterit estimari. Jam enim experti Ekium illum antiquum imperterrito animo ausum cum eis congredi sicut et ante XXI annos, jam vero vana eorum cessat jactantia, cum obtulissem me paratum non solum disputaturum cum Melanchthone, verum etiam cum singulis ... At dum ventum est in palestram, ita eos terrui, at etiam adhortante Melanchthone nullus auderet surgere et congredi. Ad hoc mitiores facti sunt: qui me prius
criminabantur hostem evangelii, inimicum
veritatis, jam me laudant, salutant,
conveniunt, invitant, efferunt se paratos et
libenter audituros meam informationem. Cur autem non vocer Ratisbonam, miror; injussus non venio. Hoc autem, Reverendissime Pater offero
amplitudini tue, ut possis omnia de me
Sanctissimae D.N. polliceri. Valeas, felicissime Princeps. Ingolstadii Kl. Aprilis. Anno gratie 1541. Obsequentissimus servitor |
Dienstbereitschaft und Gruß zusammen mit meiner Empfehlung! Hochwürdigster und erlauchtester Vater. Es war nicht nötig, die Mühen um das Wormser Colloquium mit so umfänglicher ehrenvoller Einleitung hervorzuheben: ich weiß nämlich, daß ich in der Schuld des apostolischen Stuhles und des Heiligen Vaters stehe und ihnen deshalb gern und mit Eifer dienen will. Lob sei Gott, daß ich mit der Gnade des Heiligen Geistes darauf vertrauen kann, jene Feinde der Kirche und Schismatiker mit Leichtigkeit besiegen zu können, wenn sie zur Disputation in die Arena stiegen. Nach den in Frankfurt und Hagenau abgehaltenen Zusammenkünften verbreiteten sie mit großem Hochmut unter dem Volk, niemand wage es, mit ihnen zu disputieren. Das Wort Gottes stehe unbesieglich auf ihrer Seite. Das streuten sie auch in Druckschriften unter das Volk. Wäre ich aber nach Hagenau berufen worden, hätte ich ihnen das Maul gestopft. Aber keiner lud mich ein. Obgleich wir also nur wenige Tage disputiert haben, hat es dennoch großen Nutzen gebracht und könnte nicht mit vielen tausend Gulden aufgewogen werden. Sie haben nämlich erfahren, daß jener alte Eck es unerschrocken gewagt hat, mit ihnen zu disputieren wie vor einundzwanzig Jahren. Ihr wahnhaftes Prahlen hörte aber sofort auf, als ich mich erbot, nicht nur bereit zu sein, mit MELANCHTHON selbst zu disputieren, sondern mit dem ganzen Haufen. Aber als es zur Begegnung in der Kampfarena kam, erschreckte ich sie derartig, daß MELANCHTHON sie mahnte, so daß keiner es wagte, aufzustehen und mit mir zu disputieren. Daraufhin wurden sie zurückhaltender; die mich vorher einen Feind des Evangeliums geschimpft hatten, einen Widersacher der Wahrheit, loben mich jetzt, grüßen mich, kommen mit mir zusammen, laden mich ein und erbieten ihre Bereitschaft, meine Beiträge anzuhören. Es erstaunt mich, daß man mich nicht nach Regensburg ruft; ohne Aufforderung werde ich nicht kommen. Das aber, hochwürdigster Vater, biete ich Euch an, damit Ihr alles dem Heiligen Vater vortragen könnt. Lebt wohl, erhabener Fürst! Ingolstadt, 1. April im Jahr der Gnade 1541. Euer gehorsamster Diener |