Briefwechsel Eck - Übersicht Reformationsgeschichte
Nr. 386

Eck an Abt Gerwig Blarer
Ingolstadt
14-09-1541


Stuttgart StA, Weingartner Miss. 33, 517 (Autograph)
H. GÜNTER, Gerwig Blarer, Abt von Weingarten 1520 - 1567. Briefe und Akten 1 (Stuttgart 1914), 405f Nr 596

Zur Erfüllung einer in Regensburg getroffenen Vereinbarung sendet Eck seinen Knecht Hans Stettberger nach Weingarten, um von dort einen Wagen mit Wein abholen zu lassen. Er berichtet von weiteren Weingeschäften mit Würzburg und Ulm. Wegen der ungewöhnlichen Färbung hätte er gerne ein Faß Memminger Weines, wie er ihn im Jahre 1500 kennengelernt hat. Das Gerücht, die Türken wären an Wien vorbei bis Melk vorgestoßen, hat sich nicht bewahrheitet. Bei Komorn und Altenburg gibt es Truppenbewegungen; über Ofen und Pest hinaus ist der Türke jedoch noch nie vorgedrungen. Wäre Eck dem Rat der Ärzte gefolgt, ginge es ihm schlechter als in Regensburg. Eck läßt eine Schrift gegen den Wucher der Juden und ihren Beschützer Osiander drucken und bereitet Anmerkungen zum Buch Josua vor; eine Neuauflage des »Enchiridion« geht dem Abt zu. Eck erinnert sich an die für die Franzosen siegreiche Schlacht bei Marignano (1515). Die Weinfässer sollten einen Vermerk tragen, wo der Wein jeweils herstammt.


Wie e. gn. zu Regenspurg verhaissen hat, ain wagen mit wein zu geben, semel pro semper, für all künftig und vorgende vorderung, also schick ich hie mein knecht Hansen Stettberger, und im gelt geben auf die für zu bestellen von Wingarten bis gen Ulm nach dem aimer. Ich hab müssen jetz geben von Würzburg gen Ingelstat, sint 21 meil, des bischofs wein, 26 aimer ingelstetter, sint, als ich hör, 13 ulmer; dan unser zwen aimer thund zu Ulm erst ain. E. gn. waisst bas den brauch der fürleut bei euch, dan ich gedenken kan. Ich hab dem knecht fast gold geben.

Waisst e. gn., wie der gulden auf 18 batzen kummen. Obs bei euch auch sei, waiss ich nit; aber under 71 cr. wolt ich nit, das sie hingeben wurden. Ee thet ihr mir ain dienst und lihet die minz dar und nemmen das gold anstat; wolt ichs bald lösen.

Vor 41 jaren, wan ich gen Memingen kam, so het man leibfarb seewein, hiess man schiller, war gmain. Von seltzame wegen wolt ich gern der farb ain fässlin haben.

Es kamen zu dem ersten grausame mär, als wär unser hör gar erlegt, die Turken branten um Wien bis gen Melk. Aber der hinkand bot hat bessere mär bracht, das die raisige all sint herüber gfiert, auch das fussvolk bis on 2500, darunder vil kranker. Sint also zwen haufen der unser, ainer gen Gomorra zogen, der ander gen Altenburg. Kain Turk hat nie dergleichen than, das er herauf wolt weiter dan gen Pest und Ofen zu dem minch.

Hett ich hie den medicis gefolgt, es solt mir wol übeler gangen sein dan zu Regenspurg; ich nim aber kain sirupel meer.

Hie lass ich trucken ain büechlin wider ain judenvater, sicht dem Hosand gleich. Postea supplebo. Est avisamentum contra civitates et nobiles, qui tolerant judeos usurarios.

Darnach würd ich trucken lassen Annotationes in Josue.

Ich schick ain neus »Enchiridion«.

Valeat r.p.v. felicissime.

Ingolstadii, 14, Sept. (da der Franzos schlacht gewonen zu Manlian ist heut 26 jar) anno gratie 41.

Wolt, das an jedem fass stünd, wa der wein gewachsen.
Ich will gern sehen, wie wol ihr den wagen laden werden.

Da ja Euer Gnaden in Regensburg zugesagt hat, einen Wagen mit Wein zu senden, »ein für alle Male, für alle künftigen und früheren Forderungen«, schicke ich Euch hiermit meinen Knecht HANS STETTBERGER. Ich habe ihm Geld mitgegeben für die Bestellung pro Eimer von Weingarten nach Ulm. Ich habe mir jetzt von Würzburg nach Ingolstadt, das sind einundzwanzig Meilen, Bischofswein senden lassen: sechsundzwanzig Eimer Ingolstädter Wein entsprechen, wie ich höre, dreizehn Ulmer , denn für zwei Ingolstädter bekommt mann in Ulm nur einen. Euer Gnaden kennt die Preise der Fuhrleute bei Euch besser als ich je tat. Ich habe dem Knecht viele Gulden mitgegeben.

Euer Gnaden wird wissen, wie es möglich ist, daß auf einen Gulden jetzt achtzehn Batzen kommen. Ob es bei Euch auch so ist, weiß ich nicht, aber ich will nicht, daß sie weniger als einundsiebzig Kreuzer geben. Ihr tut mir einen Gefallen, wenn Ihr Münzen geben und dafür Gulden entgegennehmen wolltet: ich würde sie später eintauschen.

Vor einundvierzig Jahren, als ich nach Memmingen kam, gab es dort weißen Seewein, den man allgemein »Schiller« nannte. Wegen seiner Seltenheit würde ich gern ein kleines Faß mit Wein dieser Farbe haben.

Es ist erneut ein schreckliches Gerücht aufgetaucht, unser Heer sei vernichtend geschlagen, die Türken drängten über Wien bereits in Richtung Melk. Der hinkende Bote hat aber eine bessere Nachricht überbracht, daß nämlich die Söldner sämtlich zurückgeführt wurden, auch das Fußvolk bis auf zweitausendfünfhundert Mann, darunter viele Kranke. Zwei Heerhaufen der Unsrigen sind also noch da, von denen einer in Richtung Komorn, der andere in Richtung Altenburg zog. Bisher ist kein Türke weiter vorgedrungen als bis Ofen und Pest und das Gebiet des Bischofs von Großwardein.

Wäre ich hier dem Rat der Ärzte gefolgt, ginge es mir jetzt schlechter als damals in Regensburg; ich nehme aber keine Medizin mehr ein.

Ich lasse hier ein Buch gegen einen Verteidiger der Juden drucken, der dem OSIANDER ähnlich sieht. Später mehr! Es ist eine Anweisung gegen die Städte und die Adligen, die den Wucher der Juden dulden.

Danach werde ich Anmerkungen zu Josua drucken lassen.

Ich übersende Euch eine neue Ausgabe des »Enchiridion«.

Es möge Eurer hochwürdigsten Väterlichkeit gut ergehen!

Ingolstadt, 14. September (sechsundzwanzig Jahre nach dem Tag der siegreichen Schlacht gegen die Franzosen bei Marignano) im Jahr der Gnade 1541.

Ich möchte, daß auf jedem Faß notiert ist, wo der Wein gewachsen ist.
Ich will gern sehen, wie gut Ihr den Wagen beladen werdet.