Briefwechsel Eck - Übersicht Reformationsgeschichte
Nr. 389
Widmung Ecks, in: Apologia = METZLER Nr 95
Illustribus et excellentissimis dominis D. Nicolao Pernoti a Granvella, magistro Scrinii, libellorum sacrarumque constitutionum ac Imperialis sigilli custodi, Et D. Ludovico, Domino Prati supremo Imperiali Cubiculario, Patronis suis pientissimis obsequia offert paratissima. Edidit Bucerus, Proceres illustres, »Acta Comiciorum Ratisponensium«, sublesta fide, et in his egregie aliquando adulatur, ubique autem simulat religionem et pietatem, quam nunquam praestat, neque praestare intendit, sed omnia quae Christianismi sunt temerare praesumit. At divus Paulus nos an hac impia simulatione praemonuit, dum Corinthiis scriberet: »Ipse enim sathanas transfigurat se in angelum lucis, non est ergo magnum, si ministri eius transfigurentur, velut ministri iustitiae, quorum finis eritt super opera eorum.« Nam eiusmodi pseudoapostoli sunt operarii subdoli transfigurantes se in apostolos Christi, qualis prae caeteris est Bucerus, patriarchas suos imitans, Arrium, Eutycen, Pickardum, Hussum et similia monstra, nam in ipsa primitiva ecclesia martyrum huiusmodi simulatione fallebant simplices, ut docte Cyprianus monuit praelatos loquentes de diabolo et filiis eius haereticis: »Qui secundum apostoli vocem transfigurat se velut angelum lucis, et ministros suos subornat, velut ministros iustitiae, asserentes noctem pro die, interitum pro salute, desperationem sub obtentu spei, perfidiam sub praetextu fidei, Antichristum sub vocabulo Christi, ut dum verisimilia mentiuntur, veritatem subtilitate frustrentur, cum pluribus aliis quae sequuntur de primatu S. Petri et unitate Ecclesiae.« Quae sancti Martyris verba, si quis conferat cum epistola Buceri ad T. Illustrem dominationem Ludovice, mox agnoscet eum »suis coloribus depictum«. Et accurate hunc dolum haereticorum Bernardus expressit: »Hi sunt, inquit, qui veniunt in vestimentis ovium ad nudandos oves, ad spoliandos arietes, intus autem sunt lupi rapaces, hi sunt oves habitu, vulpes astu, actu et crudelitate lupi. Mali sunt, et videri boni volunt mali videri timent, ne parum sint mali. Etenim minus semper malitia palam nocuit, nec unquam bonus, nisi boni simulatione deceptus fuit, neque enim est apud eos virtutes colere, sed vitia colorare, quasi quodam virtutum Minio.« Recte monuit B. Gregorius »peculiare esse haereticis, ut simulata humilitate fideles decipiant.« At ne incauti catholici fucis verborum et simulatione impia seducantur, detraxi lupo rapacissimo ovium vestem, et asino Cumano pellem leoninam, ut advertenti non facile imponat, utcumque iactitet regnum Christi, instaurationem ecclesiae, sacramentorum puritatem, ministrorum ecclesiae pietatem, antiquum est proverbium: »Plures Thyrsigeros, paucos est cernere Bachchos.« Simulat pietatem, ut ferat impiam suam doctrinam et secrilegam, at adeo in sole posui eius dolos et fallacias, ut catholicus quisque illas vitare valeat et ei insultare et dicere sicut Septitiano: »Decipies alios verbis vultuque benigno, nam mihi iam notus dissimulator eris.« Cum vero vos, Illustres domini, divo
Imperatori nostro Carolo V. a Deo
coronato in hoc sacro fidei negotio
consiliis vestris astiteritis et pervigili
diligentia impense laboraveritis, si in
religione et fide pax et concordia statui
potuisset in Germania, si adversarii non
pertinacius in semel conceptis erroribus
obriguissent, quapropter et vestris
excellentissimis dominationibus volui
nostras »Apologias« et »Annotationes«
communicare, ut certius valeatis Nestoreo
vestro officio apud gloriosissimum
Caesarem satisfacere et ipse vestigia
piissimorum Imperatorum sequens
Constantini magni, Valentiniani, Gratiani,
Theodosii maioris, Theodosii minoris,
Marciani, Iustini, Iustiniani, Caroli magni
et aliorum Imperatorum et Regum
Catholicorum fidei integritatem conservet,
ecclesiam defendat et extirpatis ac
extinctiss haeresibus veram religionem
triumphare faciat. Ego me Illustribus
dominationibus vestris catholicis
commendo. Valete I ngolstadii 18. Decembris Anno salutis sesquimillesimo 41. Illustrium D.V. |
Den erlauchtesten und hervorragenden Herren,
Herrn Nikolaus Pernotus de Granvella, Magister
des Schiedsgerichts und Ausleger der
Reichsgesetze, Bewahrer des kaiserlichen Siegels,
und Herrn Ludwig Prato, oberstem kaiserlichen
Hofmeister, seinen frommen Patronen, entbietet
Johannes Eck bereitwilligen Gehorsam! Schon der heilige Paulus hat vor solcher lasterhaften Täuschung gewarnt, indem er den Korinthern schrieb: »Der Satan selbst nimmt die Gestalt eines Engels des Lichtes an. Es ist daher nichts Besonderes, wenn seine Diener in >>Diener der Gerechtigkeit«< verwandelt werden: Ihr Ende wird ihren Werken entsprechend sein. Denn solche falschen Apostel sind listige Arbeiter, die sich in Apostel Christi verwandelt haben<: vor allen anderen ist BUCER ein solcher, der seinen Erzvätern ARIUS, EUTYCHES, PIGHARDUS, HUS und ähnlichen Ungeheuern folgt, denn in der frühen Kirche der Märtyrer täuschten sie die einfachen Seelen mit solcher Verstellungskunst, wie CYPRIAN in gelehrter Weise die Bischöfe warnte, indem er vom Teufel und seinen Söhnen, den Häretikern, schrieb: »Dieser verwandelt sich gemäß dem Wort des Apostels in einen 'Engel des Lichts'«, und ehrt seine Gehilfen als »'Diener der Gerechtigkeit'«, indem sie die Nacht zum Tage erklären, Untergang zu Heil, Verzweiflung unter der Verhüllung der Hoffnung, Wortbrüchigkeit unter der Vorgabe der Treue, den Antichristen »Christus« nennen, indem sie lügenhaft mögliche Dinge vortragen, die Wahrheit mit ihrem Scharfsinn verderben, mit vielem anderen, dem sie im Hinblick auf den Primat des Petrus und die Einheit der Kirche folgen. Wenn jemand die Worte des heiligen Märtyrers mit dem Brief BUCERS an Eure hochwürdigste Herrschaftlichkeit, LUDWIG PRATO, vergleicht, wird er bald erkennen, daß er ihn »mit seinen Farben gemalt« hat. Und genau diese List der Häretiker hat der Heilige BERNHARD gemeint: »Diese sind es« - so schreibt er - »die unter der Verkleidung von Schafen daherkommen, um diesen alles wegzunehmen, die Schafböcke zu scheren; innen aber sind sie reißende Wölfe, der äußeren Erscheinung nach Schafe, ihrer List nach Füchse, nach Vorgehen und Grausamkeit Wölfe. Böse sind sie, als Gute aber wollen sie angesehen werden, als Böse zu erscheinen fürchten sie sich. Offen zur Schau getragene Bosheit hat stets wenig Schaden hervorgerufen, auch noch niemals bei einem Gutgesinnten, wenn dieser nicht durch Vortäuschung des Guten getäuscht wurde, noch pflegt der Böse Tugenden, sondern beschönigt nur seine Laster gleichsam mit einem ganzen Zinnober von Tugenden. Mit Recht hat der Heilige GREGOR gemahnt, es sei eine Besonderheit der Häretiker, die Gläubigen durch geheuchelte Demut zu täuschen. Und damit unvorsichtige Katholiken nicht durch den Aufputz der Worte und lästerliche Verstellung getäuscht werden, habe ich dem reißenden Wolf den Schaftspelz ausgezogen und dem kumanischen Esel das Löwenfell, damit er es dem Aufmerksamen nicht leicht überstülpen könne, sobald er nur das Königreich Christi, die Wiederaufrichtung der Kirche, die Reinheit der Sakramente, die Frömmigkeit der Diener der Kirche verkündet. Es gibt ein altes Sprichwort: »Man kann mehr Bachusstabträger erkennen als Weingötter selbst.« BUCER täuscht Frömmigkeit vor, um seine lästerliche und sakrilegische Lehre vorzutragen, aber ich habe seine Listen und Fallstricke ins helle Tageslicht gezogen, damit jeder Katholik sie meiden und ihn verspotten und mit SEPTICIANUS sprechen könne: »Du wirst andere mit deinen Worten und deinem gutmütigen Gesicht täuschen, denn für mich bist du ein bekannter Heuchler.« Da Ihr aber, erlauchte Herren, unserem göttlichen, von Gott gekrönten Kaiser KARL V. in dieser Glaubenssache mit Euren Ratschlägen beigestanden und mit unermüdlicher Sorgfalt über die Maßen Euch bemüht habt, daß in Deutschland Frieden und Eintracht geschaffen werden könnten, daß die Widersacher nicht heftiger auf den einmal angenommenen Irrtümern beharrt haben: deshalb wollte ich Euren hervorragenden Herrschaftlichkeiten unsere Ratschläge und Anmerkungen mitteilen, damit Ihr noch sicherer Eurem Nestorenamt beim glorreichen Kaiser entsprechen und dieser selbst die Integrität des Glaubens bewahren, die Kirche verteidigen und nach gründlicher Ausrottung der Häresien die wahre Religionn zum Triumph führen könne, und das unter Nachfolge der Spuren der frömmsten Kaiser KONSTANTIN DES GROSSEN, VALENTINIANS, GRATIANS, THEODOSIUS DES GROSSEN, THEODOSIUS DES JÜNGEREN, MARKIAN, IUSTIN, IUSTINIAN, KARLS DES GROSSEN und der übrigen katholischen Kaiser und Könige. Ich empfehle mich Euren erlauchtesten katholischen Herrschsaften! Lebt wohl. Ingolstadt, 12. Dezember im Jahr des Heils 1541. Euer erlauchtesten Herrschaften |