Briefwechsel Eck - Übersicht Reformationsgeschichte
Nr. 389

Eck an Nicolaus Pernot de Granvella und Ludovico Prato
Ingolstadt
18-12-1541



Widmung Ecks, in: Apologia = METZLER Nr 95


Bucers Edition des Berichts über den Regensburger Reichstag ist voller Glaubensirrtümer, Schmeicheleien und Heuchelei; diese Verstellungskunst des Satans hat bereits Paulus und später Cyprian von den Pseudoaposteln berichtet, die sich als Apostel Christi ausgeben. Zu diesen gehört auch Bucer. Man vergleiche nur das Schreiben Cyprians mit Bucers Brief an Ludovico Prato, um zu verstewhen, was Bernhard und Gregor I. zum Verhalten der Häretiker geschrieben haben. Um unvorsichtige Katholiken vor dieser Verführungskunst zu bewahren, hat Eck dem reißenden Wolf Bucer das Schafsfell in der vorliegenden »Apologia« abgezogen. Die Schrift soll Granvella und Prato helfen, Karl V. weiterhin weisen Rat in den Religionsangelegenheiten bei der Wiederherstellung von Frieden und Einheit in Deutschland zuteil werden zu lassen, damit dieser seinen frommen Vorfahren seit Konstantin nachfolgen und seiner Aufgabe als christlicher Kaiser entsprechen kann.



Illustribus et excellentissimis dominis D. Nicolao Pernoti a Granvella, magistro Scrinii, libellorum sacrarumque constitutionum ac Imperialis sigilli custodi, Et D. Ludovico, Domino Prati supremo Imperiali Cubiculario, Patronis suis pientissimis obsequia offert paratissima.


Edidit Bucerus, Proceres illustres, »Acta Comiciorum Ratisponensium«, sublesta fide, et in his egregie aliquando adulatur, ubique autem simulat religionem et pietatem, quam nunquam praestat, neque praestare intendit, sed omnia quae Christianismi sunt temerare praesumit.

At divus Paulus nos an hac impia simulatione praemonuit, dum Corinthiis scriberet: »Ipse enim sathanas transfigurat se in angelum lucis, non est ergo magnum, si ministri eius transfigurentur, velut ministri iustitiae, quorum finis eritt super opera eorum.« Nam eiusmodi pseudoapostoli sunt operarii subdoli transfigurantes se in apostolos Christi, qualis prae caeteris est Bucerus, patriarchas suos imitans, Arrium, Eutycen, Pickardum, Hussum et similia monstra, nam in ipsa primitiva ecclesia martyrum huiusmodi simulatione fallebant simplices, ut docte Cyprianus monuit praelatos loquentes de diabolo et filiis eius haereticis: »Qui secundum apostoli vocem transfigurat se velut angelum lucis, et ministros suos subornat, velut ministros iustitiae, asserentes noctem pro die, interitum pro salute, desperationem sub obtentu spei, perfidiam sub praetextu fidei, Antichristum sub vocabulo Christi, ut dum verisimilia mentiuntur, veritatem subtilitate frustrentur, cum pluribus aliis quae sequuntur de primatu S. Petri et unitate Ecclesiae.«

Quae sancti Martyris verba, si quis conferat cum epistola Buceri ad T. Illustrem dominationem Ludovice, mox agnoscet eum »suis coloribus depictum«.

Et accurate hunc dolum haereticorum Bernardus expressit: »Hi sunt, inquit, qui veniunt in vestimentis ovium ad nudandos oves, ad spoliandos arietes, intus autem sunt lupi rapaces, hi sunt oves habitu, vulpes astu, actu et crudelitate lupi. Mali sunt, et videri boni volunt mali videri timent, ne parum sint mali. Etenim minus semper malitia palam nocuit, nec unquam bonus, nisi boni simulatione deceptus fuit, neque enim est apud eos virtutes colere, sed vitia colorare, quasi quodam virtutum Minio.« Recte monuit B. Gregorius »peculiare esse haereticis, ut simulata humilitate fideles decipiant.«

At ne incauti catholici fucis verborum et simulatione impia seducantur, detraxi lupo rapacissimo ovium vestem, et asino Cumano pellem leoninam, ut advertenti non facile imponat, utcumque iactitet regnum Christi, instaurationem ecclesiae, sacramentorum puritatem, ministrorum ecclesiae pietatem, antiquum est proverbium: »Plures Thyrsigeros, paucos est cernere Bachchos.«

Simulat pietatem, ut ferat impiam suam doctrinam et secrilegam, at adeo in sole posui eius dolos et fallacias, ut catholicus quisque illas vitare valeat et ei insultare et dicere sicut Septitiano: »Decipies alios verbis vultuque benigno, nam mihi iam notus dissimulator eris.«

Cum vero vos, Illustres domini, divo Imperatori nostro Carolo V. a Deo coronato in hoc sacro fidei negotio consiliis vestris astiteritis et pervigili diligentia impense laboraveritis, si in religione et fide pax et concordia statui potuisset in Germania, si adversarii non pertinacius in semel conceptis erroribus obriguissent, quapropter et vestris excellentissimis dominationibus volui nostras »Apologias« et »Annotationes« communicare, ut certius valeatis Nestoreo vestro officio apud gloriosissimum Caesarem satisfacere et ipse vestigia piissimorum Imperatorum sequens Constantini magni, Valentiniani, Gratiani, Theodosii maioris, Theodosii minoris, Marciani, Iustini, Iustiniani, Caroli magni et aliorum Imperatorum et Regum Catholicorum fidei integritatem conservet, ecclesiam defendat et extirpatis ac extinctiss haeresibus veram religionem triumphare faciat. Ego me Illustribus dominationibus vestris catholicis commendo.

Valete I

ngolstadii 18. Decembris Anno salutis sesquimillesimo 41.

Illustrium D.V.
deditissimus
Io. Eckius.

Den erlauchtesten und hervorragenden Herren, Herrn Nikolaus Pernotus de Granvella, Magister des Schiedsgerichts und Ausleger der Reichsgesetze, Bewahrer des kaiserlichen Siegels, und Herrn Ludwig Prato, oberstem kaiserlichen Hofmeister, seinen frommen Patronen, entbietet Johannes Eck bereitwilligen Gehorsam!

Erlauchte Herren: BUCER hat die Akten des Regensburger Reichtages mit geringer Zuverlässigkeit herausgegeben: in diesen führt er hier und da Schmeichelreden, überall aber täuscht er Religiosität und Frömmigkeit vor, die er nicht besitzt und das auch gar nicht beabsichtigt, sondern er nimmt sich vor, alles, was das Christentum ausmacht, zu beflecken.

Schon der heilige Paulus hat vor solcher lasterhaften Täuschung gewarnt, indem er den Korinthern schrieb: »Der Satan selbst nimmt die Gestalt eines Engels des Lichtes an. Es ist daher nichts Besonderes, wenn seine Diener in >>Diener der Gerechtigkeit«< verwandelt werden: Ihr Ende wird ihren Werken entsprechend sein. Denn solche falschen Apostel sind listige Arbeiter, die sich in Apostel Christi verwandelt haben<: vor allen anderen ist BUCER ein solcher, der seinen Erzvätern ARIUS, EUTYCHES, PIGHARDUS, HUS und ähnlichen Ungeheuern folgt, denn in der frühen Kirche der Märtyrer täuschten sie die einfachen Seelen mit solcher Verstellungskunst, wie CYPRIAN in gelehrter Weise die Bischöfe warnte, indem er vom Teufel und seinen Söhnen, den Häretikern, schrieb: »Dieser verwandelt sich gemäß dem Wort des Apostels in einen 'Engel des Lichts'«, und ehrt seine Gehilfen als »'Diener der Gerechtigkeit'«, indem sie die Nacht zum Tage erklären, Untergang zu Heil, Verzweiflung unter der Verhüllung der Hoffnung, Wortbrüchigkeit unter der Vorgabe der Treue, den Antichristen »Christus« nennen, indem sie lügenhaft mögliche Dinge vortragen, die Wahrheit mit ihrem Scharfsinn verderben, mit vielem anderen, dem sie im Hinblick auf den Primat des Petrus und die Einheit der Kirche folgen.

Wenn jemand die Worte des heiligen Märtyrers mit dem Brief BUCERS an Eure hochwürdigste Herrschaftlichkeit, LUDWIG PRATO, vergleicht, wird er bald erkennen, daß er ihn »mit seinen Farben gemalt« hat.

Und genau diese List der Häretiker hat der Heilige BERNHARD gemeint: »Diese sind es« - so schreibt er - »die unter der Verkleidung von Schafen daherkommen, um diesen alles wegzunehmen, die Schafböcke zu scheren; innen aber sind sie reißende Wölfe, der äußeren Erscheinung nach Schafe, ihrer List nach Füchse, nach Vorgehen und Grausamkeit Wölfe. Böse sind sie, als Gute aber wollen sie angesehen werden, als Böse zu erscheinen fürchten sie sich. Offen zur Schau getragene Bosheit hat stets wenig Schaden hervorgerufen, auch noch niemals bei einem Gutgesinnten, wenn dieser nicht durch Vortäuschung des Guten getäuscht wurde, noch pflegt der Böse Tugenden, sondern beschönigt nur seine Laster gleichsam mit einem ganzen Zinnober von Tugenden. Mit Recht hat der Heilige GREGOR gemahnt, es sei eine Besonderheit der Häretiker, die Gläubigen durch geheuchelte Demut zu täuschen.

Und damit unvorsichtige Katholiken nicht durch den Aufputz der Worte und lästerliche Verstellung getäuscht werden, habe ich dem reißenden Wolf  den Schaftspelz ausgezogen und dem kumanischen Esel das Löwenfell, damit er es dem Aufmerksamen nicht leicht überstülpen könne, sobald er nur das Königreich Christi, die Wiederaufrichtung der Kirche, die Reinheit der Sakramente, die Frömmigkeit der Diener der Kirche verkündet. Es gibt ein altes Sprichwort: »Man kann mehr Bachusstabträger erkennen als Weingötter selbst.«

BUCER täuscht Frömmigkeit vor, um seine lästerliche und sakrilegische Lehre vorzutragen, aber ich habe seine Listen und Fallstricke ins helle Tageslicht gezogen, damit jeder Katholik sie meiden und ihn verspotten und mit SEPTICIANUS sprechen könne: »Du wirst andere mit deinen Worten und deinem gutmütigen Gesicht täuschen, denn für mich bist du ein bekannter Heuchler.«

Da Ihr aber, erlauchte Herren, unserem göttlichen, von Gott gekrönten Kaiser KARL V. in dieser Glaubenssache mit Euren Ratschlägen beigestanden und mit unermüdlicher Sorgfalt über die Maßen Euch bemüht habt, daß in Deutschland Frieden und Eintracht geschaffen werden könnten, daß die Widersacher nicht heftiger auf den einmal angenommenen Irrtümern beharrt haben: deshalb wollte ich Euren hervorragenden Herrschaftlichkeiten unsere Ratschläge und Anmerkungen mitteilen, damit Ihr noch sicherer Eurem Nestorenamt beim glorreichen Kaiser entsprechen und dieser selbst die Integrität des Glaubens bewahren, die Kirche verteidigen und nach gründlicher Ausrottung der Häresien die wahre Religionn zum Triumph führen könne, und das unter Nachfolge der Spuren der frömmsten Kaiser KONSTANTIN DES GROSSEN, VALENTINIANS, GRATIANS, THEODOSIUS DES GROSSEN, THEODOSIUS DES JÜNGEREN, MARKIAN, IUSTIN, IUSTINIAN, KARLS DES GROSSEN und der übrigen katholischen Kaiser und Könige. Ich empfehle mich Euren erlauchtesten katholischen Herrschsaften!

Lebt wohl.

Ingolstadt, 12. Dezember im Jahr des Heils 1541.

Euer erlauchtesten Herrschaften
sehr ergebener
Johannes Eck.