Briefwechsel Eck - Übersicht Reformationsgeschichte
Nr. 390

Eck an Friedrich Nausea, B. von Wien
Ingolstadt
20-12-1541



Epistolarum Miscellanea ad Nauseam, Basel 1550, 330

Eck müßte ein ganzes Buch schreiben, wenn er die "Regensburger Tragödie" beschreiben wollte. Ohne daß irgendjemand davon wußte, haben Granvella und der Graf von Manderscheid Gropper jenes »Einigungsbuch« schreiben lassen. Dieses unglückselige Buch ist dem Kaiser untergeschoben worden. Auf Ecks Protest hat ihm Granvella seine Gunst entzogen, so daß er für seine Mühen in Worms und trotz vieler anderweitiger Versprechungen keinen nennenswerten Entgelt erhielt. Er versteht sich eben nicht auf die Machenschaften der Höflinge, besonders nach der Abreise des Kaisers. Nausea wird Bucers Geschreibsel über die Vorgänge in Regensburg gesehen haben; er hat diesem nach der Veröffentlichung seines Buches nicht mehr geantwortet. Es wird in einer Woche im Druck erscheinen, so daß Nausea selbst sich ein Urteil bilden kann. Die Dinge stehen schlecht, wenn nicht Nausea ihm vom Kriegsschauplatz im Mittelmeer und in Ungarn brieflich gute Nachricht über Erfolge des Kaisers beziehungsweise König Ferdinands vermeldet hätte. Johannes Millecker hat in Wien einige Instrumente und Briefe, teilweise von seinem Bruder Simon Thaddäus stammend und bei Dr. Gaudentius für ihn aufbewahrt, zurückgelassen, die er gerne hätte. Der treue Notar des Wiener bischöflichen Konsistoriums Johannes Hildebrand Meckius soll für den Versand dieser Sachen durch den Boten sorgen.

Ioannes Eckius
Reverendissimo in Christo Patri ac Domino, Domino Friderico Nauseae, Episcopo Viennensi, Serenißimi Romani Regis etc. Consiliario, Patrono suo, S.P.D.

Paratissima obsequia, et foelicia ineuntis anni auspicia, Reverendissime Pater.

Si tragoediam Ratisbonensemm describere vellem, libro opus esset. Granvella et Comes a Mandraschit curaverunt nobis omnibus insciis, ut Gropperus quendam Librum conscriberet concordiae, homo puta in is rebus tot annis exercitatus. »Entia volunt male disponi«. Is miser et infoelix liber obtrusus est Imperatori, cui ego ut indocto contradixi. Unde gratiam omnem perdidi apud Granvellam, et pro tot laboribus meis Vormaciae habitis et magnificis promissis vix reddidit Blc. Et Eckius aulicorum anfractuum inexpertus non intellexit, nisi post abitionem Caesaris. Arbitror te vidisse farraginem Buceri de Actis Ratisbonae. Ego ei post eius promulgatum Librum mox respondi, idque primum hac septimana prodibit ex praelo, ubi quidem omnia intelliges.

Res sunt in malo statu, nisi quod iam venere literae magis propitiae subindicantes et non tantam iacturam passum Caesarem in mari barbarico, et Hungariam totam inclinatam ad nostrum Clementissimum FERDINANDUM Regem.

Caeterum puer meus Eckardus, Ioannes Milleckius, reliquit Viennae abiens instrumenta quaedam et literas, partim a D. Simone fratre meo commissas apud D. Gaudentium, et quia partim ad me pertinent, egerem istis. Et quia intelligo Ioannem Hildeprandum Meckium, notarium consistorii Episcopatus tui Viennensem fidelissimum, habere ista, cura, si quid potes, ut ad me mittat per istum nuncium.

Tu vero mihi rescribas, sed solum quae sunt ad honorem et gloriam Regis nostri: cui ita sum adfectus, ut alias nemini.

Vale raptim Ingelstadii XX. Decemb. Anno etc. C.XLII.

Johannes Eck
sagt dem Ehrwürdigsten Vater und Herrn in Christus, Friedrich Nausea, Bischof von Wien, Rat des römischen Königs etc, seinem Patron, beste Grüße!

Bereitwilligsten Gehorsam und ein glückliches Neues Jahr, Ehrwürdigster Vater!

Wollte ich die Regensburger Tragödie beschreiben, wäre ein ganzes Buch vonnöten. GRANVELLA und der Graf von Manderscheid haben dafür gesorgt, daß ohne unser Wissen GROPPER ein gewisses Konkordienbuch geschrieben hat, ein Mann, der ja so viele Jahre Übung in so etwas hat. »Die Dinge wollen schlecht geplant werden«: Dem Kaiser wurde dieses elende und unglückselige Buch geradezu aufgedrängt. Ich habe ihm als Werk mangelnder Gelehrsamkeit widersprochen habe. Von daher habe ich bei GRANVELLA alle Gunst verloren und für meine vielen Mühen in Worms außer großartigen Versprechungen kaum eine Gegenleistung erhalten. Und Eck, der in den Winkelzügen der Höflinge unerfahren ist, hat von den Vorgängen vor der Abreise des Kaisers nichts begriffen. Ich meine, daß Ihr das Geschreibsel BUCERS über die Regensburger Verhandlungen gesehen habt. Ich habe ihm bald nach Veröffentlichung seines Buches geantwortet; diese Antwort wird gleich diese Woche die Druckerpresse verlassen: dort werdet Ihr alles erfahren.

Die Dinge stehen schlecht, abgesehen von den etwas günstigeren Briefen, die gerade eingetroffen sind und die anzeigen, daß der Kaiser bei der Seeschlacht in dem Teil des Mittelmeeres, das den Ungläubigen gehört, keine so schwere Niederlage erlitten hat und daß jetzt ganz Ungarn zu König FERDINAND hinneigt.

Außerdem: mein Schützling ECKHARD JOHANNES MILLECKER hat bei seiner Abreise aus Wien einige Rechtsinstrumente und Briefe bei GAUDENTIUS zurückgelassen, zum Teil von meinem Bruder Doktor SIMON stammend; da einige davon mich betreffen, hätte ich sie gern in Händen. Und da ich weiß, daß JOHANNES HILDEBRAND MECK, Notar des bischöflichen Konsistoriums in Wien, diese hat, sorgt dafür, wenn Ihr könnt, daß er sie durch diesen Boten mir zusendet.

Schreibt mir bitte zurück, aber nur, soweit es unserem König zu Ehre und Ruhm gereicht: ich bin ihm nämlich mehr als jedem anderen zugeneigt.

Lebt wohl, in Eile. Ingolstadt 20. Dezember 1541.