Briefwechsel Eck - Übersicht Reformationsgeschichte
Nr. 391

Eck an Papst Paul III.
Ingolstadt
01-01-1542


Neapel Grande Archivo
ZKG 1 (1877), 473


Wie die Häretiker gegen die Ehre der Kirche und des apostolischen Stuhls vorgehen, konnte der Papst aus Morones Berichten und dem Buch Bucers ersehen. Eck hat versucht, brieflich, auch vom Krankenbett aus, die Fürsten vor den Fallstricken der Häretiker zu bewahren. Nach den schweren Beschimpfungen und Kränkungen Bucers hat Eck unter Gefahr für Leib und Leben eine Verteidigungsschrift verfaßt, die er Papst und Kardinalskollegium widmet. Auch dem Vizekanzler Farnese hat Eck in diesem Sinn geschrieben.


S.D.N. Paulo III. Sancte Romane et apostolice ecclesie pont. opt. max.

Post oscula pedum beatorum et sui commendationem.
Beatissime pater:
Quae schismatici moliantur adversus ecclesiam Dei ac sedis apostolicae honorem, potuisti non obscure ex relatione S.T. legati, viri oppido venerandi, ac impio Buceri libro ms. relligere. Ego pro virili parte, ne principes a sycophantiis hereticorum circumvenirentur Ratisponae, jam per litteras a me scriptas, jam per litteras, dum per infirmitatem scribere non possem, a me dictatas, perpetuo insisto officio meo. Evulgato autem Buceri infami libro, in quo non solum R. ecclesiam ac R. huius legatum multis mendaciis proscidit ac impietatibus, sed et principes Catholicos et reverendissimos Episcopos ac illustrissimos proceres multis injuriis affecit, ego qui debeo honorem Christo, ecclesie catholice et sedi apostolicae ac principibus meis Bavarie christianissimis, maledictionibus illius, ad Catholicorum consolationem, occurri, etsi me non fugiat, quanto id facerem cum periculo ac discrimine vitae, quia canes isti ac lupi nos ubique circumdant. At Deus, qui salvavit Danielem in laco leonum, etiam eruet a framea animam meam et de manu canus unicam meam, ut cum jubilo dicam: principes persecuti sunt me gratis.

Hunc laborem S.T., maximo sacrorum antistiti ac sacro tuo collegio dedicavi pro mea in sedem apostolicam reverentia. Reverendissimo Cardinali A. Farnesio Vicecancellario scripsi, non tamen importune, sed quantum placuerit clementiae tuae.

D.O.M. conserva S.T. incolumem in multos annos.

Ingolstadii Bavarie Kl. Jan. Anno 1542.

Servitor ac capellanus
a pedibus
J. Eckius.


Fußkuß und Empfehlung zuvor!
Heiliger Vater,
wie sehr die Schismatiker der Kirche Gottes und der Ehre des apostolischen Stuhls Beschwernisse bereiten, konntet Ihr unverblümt aus dem Bericht Eures Legaten, der in Regensburg sehr verehrt wird, und dem elenden Buch BUCERS ablesen. Ich für meinen Teil nehme unentwegt mein Amt wahr, und zwar durch von mir persönlich geschriebene Briefe oder durch solche, die ich diktiert habe, da ich sie aufgrund meiner Krankheit nicht selbst verfassen konnte, mit dem Ziel, daß die Fürsten in Regensburg nicht durch die Ränke der Häretiker umgarnt werden können. Nach Veröffentlichung aber des infamen Buches BUCERS, in dem er nicht nur die Kirche und ihren Legaten mit vielen Lügen und Kränkungen lästert, sondern auch die katholischen Fürsten und ehrwürdigsten Bischöfe und vornehmen Herren mit vielen Beleidigungen schmähte, bin ich, der ich Christus, der katholischen Kirche und dem apostolischen Stuhl sowie meinen allerchristlichsten bayerischen Herzögen Ehre schuldig bin, gegen dieses aufgestanden, sogar, wenn unvermeidlich, unter Gefahr für Leib und Leben, weil diese Hunde und Wölfe uns überall umschleichen. Aber Gott, der Daniel in der Löwengrube gerettet hat, wird auch meine Seele vor dem Aufgespießtwerden und der Klaue des Hundes erretten, und ich werde mit Jubel rufen: die Fürsten haben mich vergebens verfolgt.

Dieses Werk habe ich Eurer Heiligkeit, dem Obersten Bischof und dem Heiligen Kollegium im Gehorsam gegen den apostolischen Stuhl gewidmet. Dem Hochwürdigsten Kardinal und Vizekanzler ALESSANDRO FARNESE habe ich geschrieben, nicht ungelegen, sondern auf Euren Wunsch hin.

Der Herr bewahre Eure Heiligkeit unversehrt für viele Jahre!

Ingolstadt in Bayern, 1. Januar 1542.

Als Diener und Kaplan zu Euren Füßen,
Johannes Eck.