Briefwechsel Eck - Übersicht Reformationsgeschichte
Nr. 394

Eck an Kard. Alessandro Farnese
Ingolstadt
19-01-1542



Neapel Grande Archivio, carte Farnesiane, fasc 731 (Autograph)
FRIEDENSBURG, Beiträge 477f Nr 144

Morone hat sich gegenüber Eck sehr lobend über Farnese ausgelassen, so daß es nur recht war, niemand anderem als ihm die vermehrte Neuauflage seines »Enchiridion« zu widmen. Gern hätte er in Regensburg den Mahnungen Farneses entsprochen, aber zwei Umstände haben das verhindert: List und Betrug der Häretiker, die sogar den Kaiser und die Reichsstände getäuscht haben, wie es zu allen Zeiten Handlungsweise der Häretiker war. Farnese kann alles der beigefügten »Apologia« Ecks entnehmen, die er trotz der Grausamkeit des hessischen Landgrafen und der mit ihm verbündeten Fürsten zu veröffentlichen wagte. Eck trägt mit Würde die Beschimpfung, ein "Papist" zu sein, die jetzt alle Katholiken trifft. Die Papst und Kardinälen gewidmete »Apologia« wird zeigen, daß Eck gern den Namen eines "Romanisten" führt. Kardinal Contarini hat ihm zwei Dinge versprochen, aber keins gehalten. Es geht um fehlende Mittel für die Finanzierung der Eheschließung seines einzigen Bruders Simon Thaddäus. Farnese möchte sich doch in Ecks Namen beim Papst um Unterstützung bemühen. Auch möchte Farnese weiter auf die Einberufung des Generalkonzils drängen, damit die christliche Welt erkennt, daß es nicht am Papst liegt, wenn es nicht zu einem Konzil kommt.

Reverendissime in Christo pater ac illustris princeps.


Paratissima obsequia pro salute cum sui commendatione.

Episcopus Mutinensis nuncius apostolicus, vir hercle bonus et praestabilis prudentiae ac omni virtutis genere preditus, adeo laudes tuas praedicavit ut mirifice tibi sim affectus, quae omnia litterae tuae humanissimae confirmarunt.

Quare »Enchiridion« catholicum adversus haereses, auctum et locupletatum, nemini ac Amplitudini tuae dedicatum praelo commisi et nostris hominibus publicavi.

Quae per litteras admonuit Reverendissima Paternitas Tua, curassem summa fide Ratisponae.

At duo maxime obstiterunt:
primo quod negotium fidei non dextro tractabatur ab hostibus ecclesiae; omnia erant plena dolis et fraudibus; quod si non persensissem astus impios ac meos Illustrissimos principes praemonuissem, haeretici et imperatorem augustum a Deo coronatum et reliquos ordines imperii decepissent, ut peculiaris est haereticorum virtus ab antiquo Catholicis imponere.

At illa liquido ex »Apologiis« meis intelliguntur, quas simul mitto excusas, nihil veritus Hessi crudelitatem et principum sibi adhaerentium, et adeo non recuso papistae nomen, quo Catholicos contemptim appellant, ut »Apologias« Sanctissimo Domino Nostro ac sacro collegio nuncupaverim, ut aperte videant me non dedignare Romanensium aut Romanistarum nomen.

Duo pollicitus est michi Reverendissimus cardinalis a Contarenis, neutrum praestat: idcirco cum eo expostulo; quod si defecerit, accusabo eum coram Celsitudine Tua.

Sanctissimo Domino Nostro pudebat scribere; memini tamen in litteris Sanctitatis Suae me scripturum Reverendissimae Paternitati Tuae.
Est autem hoc negotium, fratrem meum unicum Simonem, utriusque juris doctorem, matrimonio junxi cum honesta puella. Emunxerunt ex me, ut contribuerem plus quam sit in facultatibus meis: at quia honestum erat matrimonium, persuaserunt ut omnia promitterem. At cum erit michi grave etiam datis terminis, rogo Amplitudinem Tuam dignetur apud Sanctissimum Dominum Nostrum instare, meo vero nomine, supplicare ac obsecrare ut aliquod subsidium michi ministret. Me obligatissimum sedi apostolicae reddet adhuc obligatiorem.

De concilio universali agite ut orbis Christianus videat non stare per pontificem quominus concilium fiat.

Me commendo quam maxime, cardinei senatus ornamentum non vulgare.

Ingoldstadii 19 Januarii anno gratiae 1542.

Hochwürdigster Vater in Christus und erlauchter Fürst!

Meine Dienstbereitschaft zum Gruß und meine Empfehlung.

Der Bischof von Modena und apostolische Nuntius, ein wahrhaft gutgesinnter und mit jeder Art von vorausschauender Klugheit und Tugend begabter Mann, hat Euer Lob und Eure Tugenden so sehr hervorgehoben, daß ich Euch sehr zugetan bin, was alles Eure freundlichen Briefe bestätigt haben.

Ich habe daher das katholische »Enchiridion gegen die Häresien«, vermehrt und angereichert, Eurem Namen und Eurer Herrlichkeit gewidmet, der Druckerpresse übergeben und für »die Unseren« veröffentlicht.

Wozu mich Eure hochwürdigste Väterlichkeit brieflich ermahnt hat, habe ich mit bester Absicht in Regensburg besorgt.

Zwei Dinge aber haben mich sehr behindert:

Erstens, daß die Glaubenssache nicht rechtens von den Feinden der Kirche behandelt wurde. Alles war voller Listen und Betrügereien. Wenn ich die lästerlichen Listen nicht deutlich bemerkt hätte und meine erlauchtesten Fürsten vorgewarnt hätte, hätten die Häretiker sowohl den von Gott gekrönten Kaiser als auch die übrigen Reichsstände getäuscht, wie es eine besondere Fähigkeit der Häretiker von alters her ist, den Katholiken etwas aufzudrängen.
[Zweitens hat mich meine Krankheit behindert.]

Jenes aber ist deutlich aus meiner »Apologie« zu ersehen, die ich Euch zugleich gedruckt zusende, ohne Furcht vor der Grausamkeit PHILIPPS VON HESSEN und der mit ihm verbündeten Fürsten, und daher weise ich auch den Titel eines »Papisten« nicht zurück, mit dem sie die Katholiken verächtlich beehren, so daß ich meine »Apologie« unserem Heiligen Vater und dem Heiligen Kollegium gewidmet habe, damit sie deutlich erkennen, daß mich der Name eines »Römlings« oder »Romanisten« nicht kränkt.

Zwei Dinge hat mir der hochwürdigste Kardinal CONTARINI versprochen: nichts hält er. Daher richte ich an ihn meine Aufforderung; sollte ich keinen Erfolg haben, werde ich ihn vor Euer Wohlgeboren anklagen.

An den Heiligen Vater zu schreiben schämte ich mich; ich erinnere mich noch, daß ich auf die Briefe Seiner Heiligkeit hin Euch schreiben wollte.
Es geht nämlich um folgende Angelegenheit: ich habe meinen einzigen Bruder SIMON, Doktor beider Rechte, mit einem ehrbaren Mädchen verheiratet. Man bedrängte mich, mehr als in meinen Möglichkeiten steht, zu dieser Hochzeit beizutragen, und weil es eine ehrbare Eheschließung war, überredete man mich, alles zuzusagen. Aber da es wegen des verstrichenen Termins ernst für mich wird, bitte ich, Eure Herrlichkeit möge gnädig bei unserem Heiligen Vater darauf drängen, jedoch in meinem Namen, sowie bitten und flehen, mir etwas Unterstützung zu gewähren. Das würde mich dem apostolischen Stuhl gegenüber noch verpflichteter machen als ich es schon bin.

Arbeitet für das Universalkonzil, damit die christliche Welt erkennt, daß es nicht am Papst liegt, wenn es kein Konzil gibt. Ich empfehle mich nach Kräften Euch als ungewöhnlicher Zierde des Kardinalskollegiums.

Ingolstadt, 19. Januar im Jahr der Gnade 1542.