Briefwechsel Eck - Übersicht Reformationsgeschichte
Nr. 394
Neapel Grande Archivio, carte Farnesiane, fasc 731 (Autograph)
FRIEDENSBURG, Beiträge 477f Nr 144
Reverendissime in Christo pater ac illustris
princeps.
Episcopus Mutinensis nuncius apostolicus,
vir hercle bonus et praestabilis prudentiae
ac omni virtutis genere preditus, adeo
laudes tuas praedicavit ut mirifice tibi sim
affectus, quae omnia litterae tuae
humanissimae confirmarunt. Quare »Enchiridion« catholicum adversus haereses, auctum et locupletatum, nemini ac Amplitudini tuae dedicatum praelo commisi et nostris hominibus publicavi. Quae per litteras admonuit
Reverendissima Paternitas Tua, curassem
summa fide Ratisponae. At duo maxime
obstiterunt: At illa liquido ex »Apologiis« meis intelliguntur, quas simul mitto excusas, nihil veritus Hessi crudelitatem et principum sibi adhaerentium, et adeo non recuso papistae nomen, quo Catholicos contemptim appellant, ut »Apologias« Sanctissimo Domino Nostro ac sacro collegio nuncupaverim, ut aperte videant me non dedignare Romanensium aut Romanistarum nomen. Duo pollicitus est michi Reverendissimus cardinalis a Contarenis, neutrum praestat: idcirco cum eo expostulo; quod si defecerit, accusabo eum coram Celsitudine Tua. Sanctissimo Domino Nostro pudebat
scribere; memini tamen in litteris
Sanctitatis Suae me scripturum
Reverendissimae Paternitati Tuae. De concilio universali agite ut orbis Christianus videat non stare per pontificem quominus concilium fiat. Me commendo quam maxime, cardinei senatus ornamentum non vulgare. Ingoldstadii 19 Januarii anno gratiae 1542. |
Hochwürdigster Vater in Christus und erlauchter Fürst! Meine Dienstbereitschaft zum Gruß und meine Empfehlung. Der Bischof von Modena und apostolische Nuntius, ein wahrhaft gutgesinnter und mit jeder Art von vorausschauender Klugheit und Tugend begabter Mann, hat Euer Lob und Eure Tugenden so sehr hervorgehoben, daß ich Euch sehr zugetan bin, was alles Eure freundlichen Briefe bestätigt haben. Ich habe daher das katholische »Enchiridion gegen die Häresien«, vermehrt und angereichert, Eurem Namen und Eurer Herrlichkeit gewidmet, der Druckerpresse übergeben und für »die Unseren« veröffentlicht. Wozu mich Eure hochwürdigste Väterlichkeit brieflich ermahnt hat, habe ich mit bester Absicht in Regensburg besorgt. Zwei Dinge aber haben mich sehr behindert: Erstens, daß die Glaubenssache nicht rechtens von
den Feinden der Kirche behandelt wurde. Alles war
voller Listen und Betrügereien. Wenn ich die
lästerlichen Listen nicht deutlich bemerkt hätte und
meine erlauchtesten Fürsten vorgewarnt hätte,
hätten die Häretiker sowohl den von Gott
gekrönten Kaiser als auch die übrigen Reichsstände
getäuscht, wie es eine besondere Fähigkeit der
Häretiker von alters her ist, den Katholiken etwas
aufzudrängen. Jenes aber ist deutlich aus meiner »Apologie« zu ersehen, die ich Euch zugleich gedruckt zusende, ohne Furcht vor der Grausamkeit PHILIPPS VON HESSEN und der mit ihm verbündeten Fürsten, und daher weise ich auch den Titel eines »Papisten« nicht zurück, mit dem sie die Katholiken verächtlich beehren, so daß ich meine »Apologie« unserem Heiligen Vater und dem Heiligen Kollegium gewidmet habe, damit sie deutlich erkennen, daß mich der Name eines »Römlings« oder »Romanisten« nicht kränkt. Zwei Dinge hat mir der hochwürdigste Kardinal CONTARINI versprochen: nichts hält er. Daher richte ich an ihn meine Aufforderung; sollte ich keinen Erfolg haben, werde ich ihn vor Euer Wohlgeboren anklagen. An den Heiligen Vater zu schreiben schämte ich
mich; ich erinnere mich noch, daß ich auf die Briefe
Seiner Heiligkeit hin Euch schreiben wollte. Arbeitet für das Universalkonzil, damit die christliche Welt erkennt, daß es nicht am Papst liegt, wenn es kein Konzil gibt. Ich empfehle mich nach Kräften Euch als ungewöhnlicher Zierde des Kardinalskollegiums. Ingolstadt, 19. Januar im Jahr der Gnade 1542. |