Briefwechsel Eck - Übersicht Reformationsgeschichte
Nr. 397

Eck an Hz. und Pfalzgraf Ottheinrich von Pfalz-Neuburg
Ingolstadt
22-02-1542



München BayHStA Neuburger Akten Nr 25
Th. KOLDE, Zwei Briefe von Joh. Eck: Beiträge zur bayer. KG 7/5, 231f Nr II


Eck konnte dem Pfalzgrafen die gewünschten Bücher wegen der Unordnung, die durch die Hochzeit seines Bruders in seiner Wohnung entstanden war, nicht senden. Dann hat er das Ehepaar auf seinem Rückweg nach Salzburg bis Schrobenhausen begleitet. Dem Pfalzgrafen geht es wohl vorrangig um das Büchlein, in dem die Juden gegen den Vorwurf verteidigt werden, in der Diözese Eichstätt einen Ritualmord an einem Christenkind begangen zu haben. Möglicherweise ist Osiander der Autor, da bekannt ist, daß er in Nürnberg die Juden öffentlich ib Schutz genommen hat. Besonders der Stil des Buches spricht für Osianders Autorschaft. Die zweite Schrift, die er dem Pfalzgrafen zuschickt, ist Johann Stamlers OESA »Dialogus de diversarum gencium sectis« von 1508, wo er die interessante Passage über jüdische Ritualmorde markiert hat.

Durchleuchtiger hochgeborner fürst E.F.G. seien mein underthänig gehorsam dienst mit fleiss zu vor.

Gnediger:
Anfengklich thu ich mein entschuldigung, warum ich die buecher nit bald geschickt,laut E.F.G. begern, dan ich hab auf die hochzeit biecher, kesten, tisch etc. auf raumen muessen, und darnach aintzig jedes wider an sein stat geordnet, und bin darauf mit meinem bruder und seiner frawen gen Schrobenhausen gezogen: von dan er weiter den weg auf Saltzburg nimt sein alten dienst biß auf Ostern:

wie ich aber ietz kummen spat, hab ich E.F.G. brieve gefunden.

Und fur das erst, ist Ja das buechlin, mir ietz ubersant, das ich verlegt hab: obs aber Hosiander das gemacht hab, ist das also durch herr Haugen v. Parspergs juden, die sollich buechlin geantwurt haben, anzaigt worden seinem richter: So waißt das gantz Nurmberg, wie er auf der Cantzel die Juden verfochten hat, man due Ihn unrecht mit der kinder mord: das vil erberigen übel an Ihm gefallen.

So sint auch sonst vil starcker vermutung, das er author deß büchlins sei, und wan khain mensch mir sagte vom tichter des buches: so gibts doch der stilus, wie er so unbindig ursachen fürbringt und darauf trotzt und bocht: so es doch alles kunstloß, unschliessig und ungegründt ist ain lauter gschwetz, unnütz weschen, und wie sein art ist, jederman lestern und schmähen und schenden, was stat er sei, und daneben sich hohmachen, mit sein hochtrabenden worten, und ist doch alles nur Sophistrej.

Fur das ander schick E.F.G. doctor Johan Stamlers buch, und ist dise materi am XX. Blat mit einer Zedel verzaichet.

Hiemit ich mich E.F.G, in aller underthänigkeit befilch.

Datum Ingolstat am XXI. februarii Anno etc. XLII.

E.F.G.
underthäniger gehorsamer Caplan
Jo. Eck.

(In dorso:)
Dem durchleuchtigen hohgebornen fursten und herren, herr Ottheinrich pfaltzgraven bei Rhein hertzogen In Nider und obern Baiern etc. meinem gnädigen herren.

(Kanzleivermerk:)
Juden betreffend von D. Egken.
Dem durchlauchten, hochgeborenen Fürsten und Herren, Herrn Ottheinrich, Pfalzgraf bei Rhein, Herzog in Nieder- und Oberbayern usf., meinem gnädigen Herrn.

Durchlauchter, hochgeborener Fürst: meinn untertäniger, williger Diensteifer zuvor!

Gnädiger Herr:
Zu Beginn möchte ich mich entschuldigen, daß ich die Bücher nicht sogleich geschickt habe, wie es Eure Fürstlichen Gnaden verlangten, denn ich habe wegen der Hochzeit Bücher, Kisten, Tische usf. aufräumen müssen und habe danach wieder alles an seine Stelle gerückt. Dann bin ich mit meinem Bruder und seiner Frau nach Schrobenhausen gezogen; von dort zieht er weiter nach Salzburg, um dort seinen bisherigen Dienst bis Ostern fortzuführen.

Als ich aber jetzt spät zu Hause eintraf, habe ich den Brief Eurer Fürstlichen Gnaden vorgefunden.

Erstens ist das Buch, das mir jetzt zugesandt wurde, dasjenige, das ich verlegt hatte: daß es von OSIANDER stammt, ist von dem Juden des HUGO VON PARSBERG seinem Richter mitgeteilt worden; diese Juden haben solche Art Bücher übergeben.

Inzwischen weiß ganz Nürnberg, wie OSIANDER auf der Kanzel die Juden verteidigt hat, daß man diese nämlich zu Unrecht des Kindermords beschuldigt habe. Vielen ehrbaren Bürgern hat das an ihm sehr mißfallen.

Auch sonst gibt es die starke Vermutung, daß er der Autor des Büchleins ist. Auch wenn mir nämlich keiner den Namen des Verfassers genannt hätte, so zeigt doch der Stil, wer der Verfasser ist, führt er doch so unvermittelt Gründe an, auf die er trotzig pocht. Alles ist jedoch kunstlos, mit falschen Folgerungen und ohne Begründungen, lauter Geschwätz, unnützes Räsonnieren und, wie es OSIANDERS Art ist, voller Lästerungen gegen jedermann, Schmähungen und Kränkungen, daneben Hochmut, hochtrabende Worte, dabei nichts als Sophisterei.

Zum anderen sende ich Euer Fürstlichen Gnaden das Buch Doktor JOHANN STAMLERS: die gemeinte Stelle habe ich bei Blatt 20m mit einem Zettel markiert.

Ich befehle mich hiermit Eurer Fürstlichen Gnaden in aller Untertänigkeit.

Gegeben zu Ingolstadt am 22. Februar im Jahr usf. 42.

Eurer Fürstlichen Gnaden
untertäniger, gehorsamer Kaplan
Johannes Eck.