Briefwechsel Eck - Übersicht Reformationsgeschichte
Nr. 398

Eck an Kardinal Gasparo Contarini
Ingolstadt
02-05-1542



Rom Arch Vat Arm 62 vol 37 fol 123 (Autograph)
FRIEDENSBURG, Beiträge 483f Nr 146 (Anfang fehlt)


Eck wiederholt seine Klagen, daß ihn die Kurie in seinen Nöten im Stich läßt, besonders im Streit mit Valentin Bocher um die Regensburger Kustodie und die durch den Tod Fabris frei gewordene Domherrenpfründe in Konstanz, die ihm 80 Florentiner eingebracht hätte. Auch hat er auf eine Sendung von fünf Exemplaren seiner »Apologia« nach Rom, die ihm 8 Florentiner Transportkosten verursacht hat, weder vom Papst, noch vom Kardinalskollegium, noch von Contarini, dem inzwischen verstorbenen Aleander oder Farnese eine Antwort erhalten. Auch die beigefügten Briefe blieben unbeantwortet; ebenso erfolgte keine Reaktion auf die Zusendung seines Aggauskommentars an Blosius und des »Enchiridions« an den Sachwalter in Rom, Vitus Krumherr. Da die Sendungen bereits im Januar abgegangen sind, müssen die Bücher wohl als verloren gelten; besonders Contarini hätte auf die »Apologia« wohl mit einigen Zeilen geantwortet, da Eck ihn darin hat verteidigen wollen. Bucer hat seine »Acta Colloquii« inzwischen ins Deutsche übertragen; da er einige Lügen eingestreut hat, die in der lateinischen Fassung noch fehlten, will ihm Eck in deutscher Sprache antworten. Gott gebe, daß das so oft versprochene Generalkonzil bald einberufen wird.








.Misi ad urbem quinque exemplaria »Apologiarum« et pro portatura dedi 8 fl. et nihil responsi accepi a quoquam. Exemplaria autem offerenda fuerint Sanctissimo Domino Nostro, sacro collegio, Reverendissimae Paternitati Tuae, Reverendissimo Aleandro piae memoriae, cardinali Fernesio; singulares litteras addidi; domino Blosio commentarium nostrum »in Aggeum«, magistro Vito Khrummer sollicitatori »Enchiridion«. Cum autem miserim in Januario et nondum ab aliquo accepi responsum, vereor libros interceptos. Nam etiamsi nemo responderet ex aliis, Reverendissima Paternitas Tua, nisi esset ingratissima, vel duabus lineis significasset quomodo placeret liber, quoniam magna parte suscipit partes tuas et defensionem tuam. Adhuc rescribe vel unico verbo.

Apostata Bucer librum suum vertit germanico, et quia more suo miscuit multa mendacia, quae etiam in latino non habentur, ego ei jam etiam germanice respondeo. Potissime mentitur me mortuum in decretali parte.

Deus faciat ut concilium toties promissum exordiamini.

Me commendo.

Ingolstadii 2 maji 1542.

Romae apud magistrum Vitum Khrummer vestri possunt de his certificari.


Bereitwilligster Gehorsam zum Gruß mit meiner Empfehlung!

Hochwürdigster Vater in Christus:

Schon im fünften Jahr ist bei Euch in Rom im Hinblick auf den Rechtsstreit mit VALENTIN BOCHER alles in der Schwebe: nach Kurtisanenart behandelt er seinen Anspruch auf die Regensburger Kustodie; ich habe bisher nichts als Worte erhalten. Ich schäme mich, wie oft mir Prälaten und bedeutende Männer mit Verwunderung entgegengehalten haben, warum ich von dieser römischen Last nicht frei komme, um frei die königlichen Interventionen genießen zu können, was fahrlässig von diesem »Küchenbullen« des Papstes verhindert wird...

Ich habe nach Rom fünf Exemplare der »Apologie« geschickt. Für den Transport habe ich acht Gulden ausgegeben und dabei von niemandem auch nur eine Antwort erhalten. Die Exemplare sollten unserem Heiligen Vater, dem Heiligen Kollegium, Eurer hochwürdigsten Väterlichkeit, dem hochwürdigsten ALEANDER frommen Angedenkens sowie dem Kardinal FARNESE überreicht werden. Für jeden habe ich einen besonderen Brief beigelegt, dem Herrn BLOSIUS meinen Kommentar zu Haggäus, Magister VITUS KRUMHER, meinem Sachwalter in Rom, das »Enchiridion«. Da meine Sendung aber im Januar abging und ich bisher von keinem eine Antwort erhalten habe, fürchte ich, daß die Bücher verloren gegangen sind. Denn wenn auch keiner von den anderen antworten würde, hätte mir doch Eure hochwürdigste Väterlichkeit - es sei denn, Ihr seid mir nicht gut gesinnt - in zwei Zeilen kundtun können, wie Euch das Buch gefallen hat, denn zum größten Teil enthält es Eure Beiträge und die Verteidigung Eurer Person. Schreibt mir deshalb doch wenigstens ein einziges Wort!

Der Apostat BUCER hat sein Buch ins Deutsche übersetzt, und weil er nach seiner Art viele Lügen darunter gemischt hat, die im Lateinischen nicht vorkommen, antworte ich ihm jetzt auch in Deutsch. Besonders lügt er im Dekretalenstil, daß ich tot sei.

Gott mache, daß Ihr das so oft versprochene Konzil bald beginnt.

Ich empfehle mich.

Ingolstadt, 2. Mai 1542.

In Rom bei Mgister VITUS KRUMHER kan Eure Antwort auf diesen Brief sichergestellt werden.