Briefwechsel Eck - Übersicht Reformationsgeschichte
Nr. 400
Der Schotte Robert Vauchop, der im
Auftrag Morones die Sache des Glaubens auf dem
Regensburger Reichstag vertritt, hat Eck befohlen, an Farnese einen
Brief zu senden: er
vertritt die Glaubenssache mit Eifer und hat sich von Eck
überreden lassen, nach
Landshut, die Residenz der bayerischen Herzöge, zu reisen, wo sich
gerade Leonhard von
Eck aufhielt. Landshut ist durch eine Brücke mit Regensburg
verbunden und untersteht
der Gewalt Herzog Ludwigs, durch dessen Unterstützung Regensburg
im alten Glauben
gehalten wird. Vauchop befahl Eck auch, falls Farnese anderweitig
abgehalten sei, sich an
Kardinal Marcello Cervini zu wenden. Eck dankt Farnese für das
Geldgeschenk von 200
Kronen, die er zur Finanzierung der Hochzeit seines Bruders dringend
brauchte. Morone,
der von Farnese beauftragt war, das Geld an Eck anzuweisen, hat aus
Innsbruck an
Vauchop brieflich mitgeteilt, er verlasse gerade Deutschland auf dem
Weg nach Modena;
die 200 Kronen für Eck aber erwähnt er nicht. Daß der
sächsische Kurfürst die dem
Meißener Bischof gehörende Stadt Wurzen besetzt hatte, diese
dann aber nach dem
Feldzug des Hgs Moritz von Sachsen dem Bischof wieder zurückgab,
soll Eck im Auftrag
Vauchops ausführlich dem Kardinal Cervini berichten. Das
fällt Eck umso leichter, als er
vom Meißener Bischof und dem Kanzler des Hgs. Moritz inzwischen
brieflichen Bericht
erhalten hat und dazu noch zwei Tage mit dem Sekretär des Hgs.
zusammen war. Im
Streit um die Kustodie der Kirche in Regensburg mit Valentin Bocher
hatte ihm der
verstorbene Aleander und auch Contarini schon oft zu unterstützen
versprochen und
Farnese ihm bieflich nach Regensburg scheinbar bestätigt, Bocher
habe auf seine
Ansprüche verzichtet und Eck werde aus der Pfründe
jährliche Einkünfte von 15
rheinischen Gulden erhalten. Jetzt sind fünf Jahre verstrichen,
und nichts ist passiert.
Paratissima obsequia pro salute cum sui commendatione. Reverendissime pater ac illustris domine. Robertus Vauchop Scotus, qui ex commissione Reverendissimi episcopi Mutinensis negotium fidei Ratisponae agit, jussit ut litteras darem ad Amplitudinem Tuam; nam profecto ut est candido animo, magno zelo agit negotium et meo quidem suasu adiit Landsutum, regiam ducis Ludovici, ubi tunc etiam Leonhardus Eckius agebat: nam oppidum quod ponte jungitur Ratisponae, ad ditionem ducis Ludovici pertinet, cujus auxilio Ratisponam in antiqua fide retinet. Jussit idem ut dum Reverendissima P.T. pluribus negotiis obruitur, fusius omnia ad Reverendissimum cardinalem s. Crucis scriberem, uti in praesentia facio. Quod liberaliter mihi providit Ill.D.T. in
ducentis coronatis, magnas ago gratias,
quia jam michi illis verte opus est ob
fratrem, qui uxorem duxit; alioquin mea
tenuitate contentor. Cum litteris vestris
etiam suas misit Mutinensis, in quibus
inter alia scribit: jussus sum praeterea
parare nescio quae, de quibus in adventu
meo istuc tibi providebo. Jussus autem
fuerat michi illos 200 coronatos
dinumerare: Dominus vero Robertus supra nominatus ostendit michi litteras Reverendissimi Mutinensis Oeniponte datas, quibus significat abitionem suam ex Germania et quod iter arripiat versus Mutinam patriam suam: at de 200 coronatis pro Eckio nichil; forte ex Mutina disponetur. Quando patronus Luteri Saxo elector occupavit oppidum episcopi Misnensis et duce Mauricio Saxone in campum exeunte elector restituerit episcopo, jussit Robertus ut ad longum perscriberem Reverendissimo cardinali s. Crucis, quod jam plenius facere possum, quia interea super ea re litteras ab episcopo et cancellario ducis Mauricii accepi et secretarius ducis biduo fuit mecum. Pollicitus est michi Brundusinus piae
memoriae. Promisit Contarenus tam
saepe, et hoc litterae R.P.T. sonabant ad
Ratisponam missae, ut Valentinus Bocher
cederet praetenso iuri suo ad custodiam
ecclesiae Ratisponensis, et qui possessor
dudum concordavit mecum (qui habui
preces regales) pro pensione XV fl.
Renensium pro studente consanguineo, at
interea nihil vult data, nisi Valentinus
cesserit, et sit securus. Iam preterierunt
quinque anni, tanta tempora vos Romae
sinitis Eckium vestrissimum haerere in
ancipiti. Me commendo R.P.T. ac Illustri, in quam DEUS sospitet in multos annos. Ingolstadii XVI. Maji Anno Gratiae M.D.XLII. |
Bereitwilligster Gehorsam zum Gruß mit meiner Empfehlung! Hochwürdigster Vater und erlauchter Herr: Der Schotte ROBERT VAUCHOP, der im Auftrag des hochwürdigsten Bischofs von Modena die Glaubensangelegenheit in Regensburg vertritt, befahl, Eurer Herrlichkeit zu schreiben, denn da er wirklich von lauterer Gesinnung ist, handelt er in der Glaubensfrage mit großem Eifer und begab sich auf meinen Rat nach Landshut, wo Herzog LUDWIG residiert und wo damals noch LEONHARD VON ECK wirkte. Das ist nämlich eine Stadt, die durch eine Brücke mit Regensburg verbunden ist und die zum Herrschaftsgebiet Herzog LUDWIGS gehört: so konnte Regensburg im wahren Glauben gehalten werden. Derselbe befahl, da Eure väterliche Autorität von vielen Geschäften umgetrieben wird, alles ausführlichst dem hochwürdigsten Kardinal CERVINI zu schreiben, was ich auch gerade tue. Daß mir Eure erlauchte Herrschaftlichkeit freigebig zweihundert Kronen zugebilligt hat, ist mir Anlaß zu großem Dank, denn ich brauche das Geld wirklich dringend für meinen Bruder, der geheiratet hat. Ansonsten bin ich mit meinen bescheidenen Verhältnissen zufrieden. Zusammen mit Eurem Brief hat auch der Bischof von Modena einen eigenen geschickt, in dem er schreibt: »Ich soll Euch inzwischen etwas besorgen, von dem ich nichts Näheres weiß: ich werde bei meinem Eintreffen die Sache mit Euch regeln.« Er hatte aber den Auftrag, mir jene zweihundert Kronen zuzuweisen. Der oben genannte ROBERT VAUCHOP zeigte mir einen in Innsbruck aufgegebenen Brief, in dem er seine Abreise aus Deutschland ankündigt und daß ihn seine Reise in seine Heimatstadt Modena führen wird. Von den zweihundert Kronen für Eck freilich schreibt er nichts; vielleicht wird er das von Modena aus in die Wege leiten. Da LUTHERS Patron, der sächsische Kurfürst, die Bischofsstadt des Meissener Oberhirten besetzt hat und der Kurfürst während der Abwesenheit des sächsischen Herzogs MORITZ im Felde dem Bischof sein Territorium wiedergegeben hat, befahl ROBERT VAUCHOP, das ausführlich dem hochwürdigsten Kardinal CERVINI zu schreiben, was ich bereits jetzt tun kann, da ich inzwischen über diese Angelegenheit vom Bischof und vom Kanzler des Herzogs MORITZ einen Brief erhalten habe und der Sekretär des Bischofs zweimal bei mir war. Kardinal ALEANDER, der Bischof von Brindisi seligen Angedenkens, hat mir zu Lebzeiten Versprechungen gemacht. Auch CONTARINI hat das oft getan, auch in den Briefen Eurer hochwürdigsten Väterlichkeit nach Regensburg klang es so, als ob VALENTINUS BOCHER auf sein vorgebliches Recht auf die Regensburger Kustodie verzichtet habe und daß der Besitzer der Pfründe sich mit mir (der ich königliche Fürsprache besitze) auf fünfzehn rheinische Gulden geeinigt hat zugunsten eines mit mir verwandten Studenten. Inzwischen aber will er vor einer ausdrücklichen Verzichtserklärung VALENTINUS BOCHERS nichts geben: er sei sicher, dabei im Recht zu sein. Schon sind fünf Jahre vergangen: so lange schon laßt Ihr in Rom Euren Eck im Ungewissen! Ich empfehle mich Eurer hochwürdigsten Väterlichkeit, die Gott noch viele Jahre erhalten möge. Ingolstadt, 16. Mai im Jahr der Gnade 1542. |