Briefwechsel Eck - Übersicht Reformationsgeschichte
Nr. 400

Eck an Kardinal Alessandro Farnese
Ingolstadt
16-05-1542


Parma Arch di Stato Carteggio Farnesiano, Pistero Baviera 1536-51 (Autograph)
FRIEDENSBURG, Beiträge 484f

Der Schotte Robert Vauchop, der im Auftrag Morones die Sache des Glaubens auf dem Regensburger Reichstag vertritt, hat Eck befohlen, an Farnese einen Brief zu senden: er vertritt die Glaubenssache mit Eifer und hat sich von Eck überreden lassen, nach Landshut, die Residenz der bayerischen Herzöge, zu reisen, wo sich gerade Leonhard von Eck aufhielt. Landshut ist durch eine Brücke mit Regensburg verbunden und untersteht der Gewalt Herzog Ludwigs, durch dessen Unterstützung Regensburg im alten Glauben gehalten wird. Vauchop befahl Eck auch, falls Farnese anderweitig abgehalten sei, sich an Kardinal Marcello Cervini zu wenden. Eck dankt Farnese für das Geldgeschenk von 200 Kronen, die er zur Finanzierung der Hochzeit seines Bruders dringend brauchte. Morone, der von Farnese beauftragt war, das Geld an Eck anzuweisen, hat aus Innsbruck an Vauchop brieflich mitgeteilt, er verlasse gerade Deutschland auf dem Weg nach Modena; die 200 Kronen für Eck aber erwähnt er nicht. Daß der sächsische Kurfürst die dem Meißener Bischof gehörende Stadt Wurzen besetzt hatte, diese dann aber nach dem Feldzug des Hgs Moritz von Sachsen dem Bischof wieder zurückgab, soll Eck im Auftrag Vauchops ausführlich dem Kardinal Cervini berichten. Das fällt Eck umso leichter, als er vom Meißener Bischof und dem Kanzler des Hgs. Moritz inzwischen brieflichen Bericht erhalten hat und dazu noch zwei Tage mit dem Sekretär des Hgs. zusammen war. Im Streit um die Kustodie der Kirche in Regensburg mit Valentin Bocher hatte ihm der verstorbene Aleander und auch Contarini schon oft zu unterstützen versprochen und Farnese ihm bieflich nach Regensburg scheinbar bestätigt, Bocher habe auf seine Ansprüche verzichtet und Eck werde aus der Pfründe jährliche Einkünfte von 15 rheinischen Gulden erhalten. Jetzt sind fünf Jahre verstrichen, und nichts ist passiert.



Paratissima obsequia pro salute cum sui commendatione.

Reverendissime pater ac illustris domine.

Robertus Vauchop Scotus, qui ex commissione Reverendissimi episcopi Mutinensis negotium fidei Ratisponae agit, jussit ut litteras darem ad Amplitudinem Tuam; nam profecto ut est candido animo, magno zelo agit negotium et meo quidem suasu adiit Landsutum, regiam ducis Ludovici, ubi tunc etiam Leonhardus Eckius agebat: nam oppidum quod ponte jungitur Ratisponae, ad ditionem ducis Ludovici pertinet, cujus auxilio Ratisponam in antiqua fide retinet. Jussit idem ut dum Reverendissima P.T. pluribus negotiis obruitur, fusius omnia ad Reverendissimum cardinalem s. Crucis scriberem, uti in praesentia facio.

Quod liberaliter mihi providit Ill.D.T. in ducentis coronatis, magnas ago gratias, quia jam michi illis verte opus est ob fratrem, qui uxorem duxit; alioquin mea tenuitate contentor.

Cum litteris vestris etiam suas misit Mutinensis, in quibus inter alia scribit: jussus sum praeterea parare nescio quae, de quibus in adventu meo istuc tibi providebo. Jussus autem fuerat michi illos 200 coronatos dinumerare:

Dominus vero Robertus supra nominatus ostendit michi litteras Reverendissimi Mutinensis Oeniponte datas, quibus significat abitionem suam ex Germania et quod iter arripiat versus Mutinam patriam suam: at de 200 coronatis pro Eckio nichil; forte ex Mutina disponetur.

Quando patronus Luteri Saxo elector occupavit oppidum episcopi Misnensis et duce Mauricio Saxone in campum exeunte elector restituerit episcopo, jussit Robertus ut ad longum perscriberem Reverendissimo cardinali s. Crucis, quod jam plenius facere possum, quia interea super ea re litteras ab episcopo et cancellario ducis Mauricii accepi et secretarius ducis biduo fuit mecum.

Pollicitus est michi Brundusinus piae memoriae. Promisit Contarenus tam saepe, et hoc litterae R.P.T. sonabant ad Ratisponam missae, ut Valentinus Bocher cederet praetenso iuri suo ad custodiam ecclesiae Ratisponensis, et qui possessor dudum concordavit mecum (qui habui preces regales) pro pensione XV fl. Renensium pro studente consanguineo, at interea nihil vult data, nisi Valentinus cesserit, et sit securus. Iam preterierunt quinque anni, tanta tempora vos Romae sinitis Eckium vestrissimum haerere in ancipiti.

Me commendo R.P.T. ac Illustri, in quam DEUS sospitet in multos annos.

Ingolstadii XVI. Maji Anno Gratiae M.D.XLII.

Bereitwilligster Gehorsam zum Gruß mit meiner Empfehlung!

Hochwürdigster Vater und erlauchter Herr:

Der Schotte ROBERT VAUCHOP, der im Auftrag des hochwürdigsten Bischofs von Modena die Glaubensangelegenheit in Regensburg vertritt, befahl, Eurer Herrlichkeit zu schreiben, denn da er wirklich von lauterer Gesinnung ist, handelt er in der Glaubensfrage mit großem Eifer und begab sich auf meinen Rat nach Landshut, wo Herzog LUDWIG residiert und wo damals noch LEONHARD VON ECK wirkte. Das ist nämlich eine Stadt, die durch eine Brücke mit Regensburg verbunden ist und die zum Herrschaftsgebiet Herzog LUDWIGS gehört: so konnte Regensburg im wahren Glauben gehalten werden. Derselbe befahl, da Eure väterliche Autorität von vielen Geschäften umgetrieben wird, alles ausführlichst dem hochwürdigsten Kardinal CERVINI zu schreiben, was ich auch gerade tue.

Daß mir Eure erlauchte Herrschaftlichkeit freigebig zweihundert Kronen zugebilligt hat, ist mir Anlaß zu großem Dank, denn ich brauche das Geld wirklich dringend für meinen Bruder, der geheiratet hat. Ansonsten bin ich mit meinen bescheidenen Verhältnissen zufrieden.

Zusammen mit Eurem Brief hat auch der Bischof von Modena einen eigenen geschickt, in dem er schreibt: »Ich soll Euch inzwischen etwas besorgen, von dem ich nichts Näheres weiß: ich werde bei meinem Eintreffen die Sache mit Euch regeln.« Er hatte aber den Auftrag, mir jene zweihundert Kronen zuzuweisen.

Der oben genannte ROBERT VAUCHOP zeigte mir einen in Innsbruck aufgegebenen Brief, in dem er seine Abreise aus Deutschland ankündigt und daß ihn seine Reise in seine Heimatstadt Modena führen wird. Von den zweihundert Kronen für Eck freilich schreibt er nichts; vielleicht wird er das von Modena aus in die Wege leiten.

Da LUTHERS Patron, der sächsische Kurfürst, die Bischofsstadt des Meissener Oberhirten besetzt hat und der Kurfürst während der Abwesenheit des sächsischen Herzogs MORITZ im Felde dem Bischof sein Territorium wiedergegeben hat, befahl ROBERT VAUCHOP, das ausführlich dem hochwürdigsten Kardinal CERVINI zu schreiben, was ich bereits jetzt tun kann, da ich inzwischen über diese Angelegenheit vom Bischof und vom Kanzler des Herzogs MORITZ einen Brief erhalten habe und der Sekretär des Bischofs zweimal bei mir war.

Kardinal ALEANDER, der Bischof von Brindisi seligen Angedenkens, hat mir zu Lebzeiten Versprechungen gemacht. Auch CONTARINI hat das oft getan, auch in den Briefen Eurer hochwürdigsten Väterlichkeit nach Regensburg klang es so, als ob VALENTINUS BOCHER auf sein vorgebliches Recht auf die Regensburger Kustodie verzichtet habe und daß der Besitzer der Pfründe sich mit mir (der ich königliche Fürsprache besitze) auf fünfzehn rheinische Gulden geeinigt hat zugunsten eines mit mir verwandten Studenten. Inzwischen aber will er vor einer ausdrücklichen Verzichtserklärung VALENTINUS BOCHERS nichts geben: er sei sicher, dabei im Recht zu sein. Schon sind fünf Jahre vergangen: so lange schon laßt Ihr in Rom Euren Eck im Ungewissen!

Ich empfehle mich Eurer hochwürdigsten Väterlichkeit, die Gott noch viele Jahre erhalten möge.

Ingolstadt, 16. Mai im Jahr der Gnade 1542.