Briefwechsel Eck - Übersicht Reformationsgeschichte
Nr. 327
Parma Archivio di Stato (Autograph Ecks)
Post devotum osculum pedum beatorum. Beatissime pater: Etsi ex urbe Curtisanus
quidam omni ferme mense scribat, novum
adversus me concitari commentum, quo
gratia S.T. michi data invalidetur. Ea
autem omnia sunt huiusmodi, quae a nullo
modo principe umquam admitterentur,
multo minus a principe principum, a
Pontifice optimo Maximo. Quare in hunc diem confido, imo michi polliceor de S.T. omnia bona, ut s. beneficium a principe concessum maneat, velut maximi labores pro fide a me suscepti postulant. Et clementia tua in causa praepositurae Herbipolensis mei per omnia rationem habeat, neque me quinquagenarium in ulteriorem futurorum spem reiiciat novi reservati, nam gratia quae iacet est gratia, gratia minus ... non sortiretur effectum, aut praepropere revocaretur. Beatitudini T. me commendo. Ingoldstadii Kalendas Martias Anno gratiae M.D.XXXVII. S.T. humillimus servitor a pedibus (Beigefügtes Autograph Ecks an Paul III.:) Cum videam S.T., beatissime pater, impense favere nepoti suo Reverendissimo Cardinali S.R.E. vicecancellario, arbitror te prosapiae tuae ac Generi studiosum. Ego etsi theologicis, juridicis ac philosophicis studiis incubuerim et non nichil linguis, tum nostratibus historiis nonnullas horas ..., potissimum ubi in antiquis fundationibus monasteriorum et monachorum ephimeridibus aliquid deprendere potui et expiscari. Inter alia invenio Comites nobilissimos
Germaniae fuisse liliorum, qui sex lilia
deferebant, situ et ordine quo Farnesia
domus, sed tamen variis coloribus
ornabantur, et ab arcibus fratres divisi,
varia sortiebantur nomina. Nam principalis
familia fuit Castelbergiorum, ab arce quae
postea mutata est in monasterium Castel
ordinis S. Benedicti. Frater ex eis resedit
in arce Sultzbach, ubi iam ...arce est
pulchrum ... deferens VI lilia in rubro
campo in hunc diem. Tertius frater tandem
resedit in arce Floss, unde dicti sunt
Comites a Floss. Hodie arx adhuc manet
Antiquiburgi et Flossburgum dicitur: de
coloribus liliorum in hunc diem nil certi
habere potui, ita iactarunt quos legi et
audivi. Nam Capelbergi aliqui trahunt sex
lilia celestini seu jantini coloris in silvio
seu cernio colore, et Flossenburgio
ascribant sex alba lilia in ceruleo seu
celestino: alii rotunde permutant. Hoc tum
reperimus in annalibus nostris, Comitem
Bernigerum a Castelberg duxisse secum
ex Norico trecentos equites Imperatori
Friderico I. Barbarossae in expeditione
Romana, sed quia idem Comes Berniger
accidit comitem Hirsutum, venit in
indignationem Caesaris, et quia uxor sua
Adelhaidis fuit filia Comitis de
Wolfartshausen, qui erat sub Guelphone,
ideo factum est, ut Comes Berniger fieret
Guelphicae factionis. Guelphones autem
principes, quorum septem fuerunt ex
ordine illius nominis, semper
adversabantur ducibus Suevorum, ut illa
ad longum recensere possum. Fuit enim
etiam patria mea sub Guelphonum
dominio. Hec S.T., Pater sancte, suggerere volui, ut si quipiam habeat domus Farnesia de origine sua; an ne quicquam habeat inquam quod huic adiuvet, fusior essem in hac re explicanda. Nam multi Comites cum Guelphone descenderunt in Marchiam Spolitanam. Unde vera origo Guelphi data est, quod hodie tam frequens in Gibellin audimus in Italia. (In dorso:)
1537 Kal. Martii. Literae D. Io. Ecckii supplicantis pro reservatione ... ad Ecclesiae Herbipolensis praeposituram in favorem D. Mauritii ab Hutte |
Demütiger Fußkuß! Heiliger Vater: Wenn auch ein Höfling fast jeden Monat aus Rom schreibt, daß dort neue erfundene dinge über mich verbreitet werden, durch die die mir von Eurer Heiligkeit gewährte Gnade entkräftet wird, so handelt es sich dabei um Verhaltensweisen, die sonst von keinem Fürsten geduldet würden, am wenigsten vom Fürsten der Fürsten, dem Papst. Deshalb vertraue ich darauf bis auf den heutigen Tg, ja ich verspreche mir von Eurer Heiligkeit alles Gute, daß nämlich die mir von einem Fürsten gewährte Pfründe erhalten bleibt, wie es die um des Glaubens willen von mir übernommenen großen Anstrengungen erfordern. Eure Heiligkeit möge in der Sache der Würzburger Propstei in allem für mich eintreten und mich nicht auf die Hoffnung nach einer fünfjährigen Wartezeit auf eine neue Pfründenreservation zurückwerfen, denn eine gewährte Gnade bleibt eine Gnade, anders kann sie keine Folgen haben oder sie würde vorzeitig rückgängig gemacht. Ich empfehle mich Eurer Heiligkeit. Ingolstadt, 1. März im Jahr der Gnade 1537. Eurer Heiligkeit demütigster Diener, Euch zu
Füßen (Beigefügtes Autograph Ecks an Paul III.:) Da ich sehe, Heiliger Vater, daß Eure Heiligkeit Eurem Neffen, dem hochwürdigsten Kardinal der Heiligen Römischen Kirche und Vizekanzler seine besondere Gunst schenkt, glaube ich, daß Ihr sehr für die Herkunft Eures Geschlechtes Interesse habt. Wenn ich auch vor allem theologische, juristische und philosophische, daneben etwas sprachliche Studien betreibe, so verbringe ich doch so manche Stunde mit den Geschichtswerken der Unsrigen, besonders wenn ich in alten Sammlungen in Registern von Klöstern und Mönchen etwas finden und herausfischen konnte. Unter anderen finde ich, daß sehr edle deutsche Grafen die Lilien im Wappen tragen; die Lilien führen sie in der gleichen Anordnung wie das Haus FARNESE, jedoch in verschiedenen Farben, und Brüder unterscheiden sich von Burg zu Burg und tragen verschiedene Namen. Die Hauptfamilie waren die KASTELBERGER nach einer Burg, die später in das Benediktinerkloster Kastell umgewandelt worden ist. Ein Bruder von ihm lebte auf der Burg Sulzbach, einer...schönen Burg, und bis heute führt er sechs Lilien auf rotem Feld. Ein dritter Bruder schließlich lebte auf der Burg Floss: von daher heißen sie Grafen von Floss. Bis heute befindet sich die Burg in Altenburg und wird Floßburg genannt: über die Farben der Lilien konnte ich bis heute nichts Gewisses in Erfahrung bringen. So lauten die Zeugnisse , die ich gelesen und gehört habe: die KASTELBERGER tragen sechs Lilien in Himmel- oder Veilchenblau..., dem FLOSSBURGER schreibt man sechs weiße Lilien in rötlicher oder himmelblauer Farbe zu; andere wechseln sie aus. Das aber fanden wir in unseren Annalen, daß der Graf BERNIGER VON KASTELBERG dreihundert Reiter aus Noricum beim Ronzug Kaiser FRIEDRICHS I. BARBAROSSA angeführt habe, aber weil derselbe Graf BERNIGER Graf von Hirsau wurde, fiel er beim Kaiser in Ungnade; und weil seine Gemahlin ADELHEID eine Tochter des GRAFEN VON WOLFRATSHAUSEN war, der einem Guelfen unterstand, geschah es, daß Graf BERNIGER zur guelfischen Partei wechselte. Die guelfischen Fürsten aber, von denen es sieben unter diesem Namen gab, waren immer Feinde der Herzöge von Schwaben: ich konnte das seit langem beobachten, denn auch meine Heimat stand unter guelfischer Herrschaft. Das, Heiligster Vater, wollte ich Eurer Heiligkeit an die Hand geben, damit das Haus FARNESE etwas über seinen Ursprung erfährt. Damit Ihr etwas Hilfreiches hättet, bin ich beim Erläutern etwas ausführlicher geworden. Viele Grafen sind mit dem Guelfen in die Mark Spoleto hinab gezogen. Dort könnte der wahre Ursprung des Guelfen sein, was wir heute in Italien so oft gegenüber den Ghibellinen vernehmen. |