Bericht über die Verhandlungen im Vierzehnerausschuß auf dem Reichstag zu Augsburg 1530
 

Acta der Sieben Vorordneten
von Churfursten, Fursten und Stenden
mit den anderen Sieben von den protestierenden Churfursten, Fursten und iren Verwandten hiertzu verordnet,
angefangen 16. Augusti umb 2 Uren nachmittag, ano etc. 30



Erstlich haben gemeiner stendt verordnete den anderen sieben verordneten angezeigt: Das sie sich in dieser sachen aller zenckischen, disputierlichen und weitleuffigen reden enthalten und den nechsten zur handlung griffen, mit fruntlicher bitt, das sie dergleichen auch thun wollen und, was von uns geredt, dasselb der guten und wolmeynung, wie es beschehe, und in keinem argen uffzunehmmen. Gleichermaß sollten ihre furträg von uns auch verstanden werden.
Und dise meynung haben inen des andern theils verordneten gefallen lassen. Und haben also in namen Gottes ir ubergeben confession furhanden genommen, von artickel zu artickel, und darin ist man in gleichem und ungleichem verstandt, wie per partes hernach volgt.

Der erst artickel in irer confession schrifft ist gleich mit gemeyner kirchen.

Des andern artickels ist man vorglichen nach beschehner irer ußlegung und declaration, nemlich:
    Das die erbsundt sey ein mangel ursprunglicher gerechtigkeit,
        welche dann erforderte glauben, vertrawen und gottliche forcht;
    das auch die begirliche naigung, so uß der erbsundt erwechst, pleyb in dem menschen,
    aber die erbsundtliche schuld werde durch den tauff hingenommen,
    id est: Quod tollatur quoad formale, sed maneat quoad materiale.

Des dritten artickels ist man gleich.

Articulus 4., 5. et 6. admittuntur ea declaratione:
    Quod verbum „sola", ibi „sola fide" etc., videlicet sola fide iustificemur, obmittatur,
    et quod remissio peccatorum sit per gratiam gratum facientem et fidem formaliter
    et per verbum et sacramenta instrumentaliter.

Articulus 7. et 8. admittuntur cum declaratione verbi „sanctorum", scilicet:
    Quod fatentur in ecclesia in hac vita esse malos et peccatores.

Articulus 9. admittitur.

Articulus 10. de corporis et sanguinis Christi distributione admittitur
    adiecto verbo vere, realiter, im teutschen wesentlich.

Articulus 11. Huius articuli declaratio remissa est ad articulum infra de confessione.

Und dises, wie hie oben geschriben, ist uff den 16. tag augusti nachmittag gehandelt.

Uff den 17. tag augusti ist der 
12. artickel furhanden genommen, und haben im selben die verordneten des anderen theils, nach langer controversia hin und wider beschehen, uff nachvolgender meynung bestanden und dise antwurt geben: 
    Non recusamus tres partes penitentiae ponere, scilicet:
    contritionem, que significat terrores incussos conscientiae agnito peccato;
    confessionem, sed in hoc oportet respicere ad absolutionem et illi credere -
        non enim remittitur peccatum, nisi credatur, quod propter meritum passionis Christi remittatur;
    tertia pars est satisfactio, videlicet digni fructus penitentiae,
        sed propter satisfactiones concorditer sentimus non remitti peccatum quoad culpam.
        Verum de hoc nondum convenit, utrum necessarie sint satisfactiones ad remissionem peccati quoad penam. 

Uff den 12. artickel sindt die chur und fursten mit iren verwandten dem nit zewider,
        das drey theil der buß oder penitentz gesetzt werden, nemlich
    zum ersten den ruwen, ,contritio' genannt,
        dardurch angezeigt wurd das schreck, so der gewissen inbildet oder inkumpt durch erkantnus der sunden.
    Darnach die beicht, das ist bekanntliche ußsprechung oder erclagung der sunden;
        aber in derselben soll man ein uffsehens haben uff die absolution und derselben glauben geben,
        dann die sundt wurdt nit vergeben, es werde dann geglaubt nachlassung der sunden
        durch den verdienst des leidens Christi.
    Das dritte teil der penitenz ist genugthuung, nemlich wirdige fruchten der penitentz,
        doch halten wir einhelligklich, das die sund der schuld halben, nit nachgelassen werd von wegen der gnugthuung.
        Aber in dem hat man sich nit vorglichen, ob die satisfaction, das ist genugtuung,
        vonnotten sey zu nachlassung der sunden, sovil die peen belanget.

Articulus, 13. ist man gleichhellig.

Articulus 14. ist man auch gleich, wie der in worten begriffen;
    sovil aber desselben ferrer declaration belanget, ist behalten under dem tittel „von gaistlicher gewaltsam".

Articulus 15. ist uffgeschoben zu den artickeln von der kirchengewalt und closterglubden.

Articulus 16., 17., 18., 19., ist man gleichhellig.

Articulus 20.
    Sovil derselb die predicanten und deren entschuldigung belanget, lest man in seinem wert beston,
        nachdem man sich in dieser underhandlung desselben nit beladet.
    Soviel aber den glauben belanget, lest man bleiben bey obgemeltem vierten artikel und desselbsen declaration.
    Soviel aber die gute wercke belanget, ist man in dem gleich,
        das man gute werck wyrcken soll und muß
        und das die werck, so uß glauben und gnaden gewurcket, Gott gefellig seyendt
        und von der verheißung Gotes wegen belonet werden.
        Ob aber dieselben werck verdienstlich auch ob und wie man in dieselben hoffen soll,
        hatt man sich nicht vergleichen konen; ist zu anderm angestellt.

Articulus 21, von heiligen diennst.
    In disem articul ist man zweyer puncten verglichen,
    nemlich das alle heligehn und engel im himel bey Gott fur uns bitten,
    das auch der gebrauch der kirchen,
    so der heyligen gedechtnus und feyre haltet und Gott bittet, das uns der heyligen bitt furdre,
    christlich und wol gehalten werd.
    Aber anruffung der heiligen betrefffen ist man auch eynig in dem,
    das kein ußgedruckt gebot in der heiligen schrift daruber sey, das iemant gebotten sey, heiligen anzeruffen,
    aber in dem das die heiligen nach herbrachtem gebrauch gemeyner kirchen christlicher meynung
        wol angerufft werden mogen darinnnen ist man dermasssen zwispaltig,
    das die verordneten von stenden uff herbrachter meynung und haltung der kirchen pleiben,
    aber die chur- und fursten mit iren verwandten hallten solliches fur ein zweifelig und sorglich ding sein,
    von vile wegen der mißbrauch, und das daruber kein ußgedruckte schrifft sey.