Acta
der Sieben Vorordneten
von Churfursten, Fursten und Stenden
mit den anderen Sieben von den protestierenden Churfursten, Fursten
und iren Verwandten hiertzu verordnet,
angefangen 16. Augusti umb 2 Uren nachmittag, ano etc. 30
Erstlich haben gemeiner stendt
verordnete den anderen sieben verordneten angezeigt: Das sie sich in dieser
sachen aller zenckischen, disputierlichen und weitleuffigen reden enthalten
und den nechsten zur handlung griffen, mit fruntlicher bitt, das sie dergleichen
auch thun wollen und, was von uns geredt, dasselb der guten und wolmeynung,
wie es beschehe, und in keinem argen uffzunehmmen. Gleichermaß
sollten ihre furträg von uns auch verstanden werden.
Und dise meynung haben inen
des andern theils verordneten gefallen lassen. Und haben also in namen
Gottes ir ubergeben confession furhanden genommen, von artickel zu artickel,
und darin ist man in gleichem und ungleichem verstandt, wie per partes
hernach volgt.
Der erst artickel in irer confession schrifft ist gleich mit gemeyner kirchen.
Des andern artickels ist
man vorglichen nach beschehner irer ußlegung und declaration, nemlich:
Das die erbsundt sey ein mangel
ursprunglicher gerechtigkeit,
welche dann erforderte glauben,
vertrawen und gottliche forcht;
das auch die begirliche naigung,
so uß der erbsundt erwechst, pleyb in dem menschen,
aber die erbsundtliche schuld
werde durch den tauff hingenommen,
id est: Quod tollatur quoad
formale, sed maneat quoad materiale.
Des dritten artickels ist man gleich.
Articulus 4., 5. et 6. admittuntur
ea declaratione:
Quod verbum „sola",
ibi „sola fide" etc., videlicet sola fide iustificemur, obmittatur,
et quod remissio peccatorum sit per gratiam
gratum facientem et fidem formaliter
et per verbum et sacramenta
instrumentaliter.
Articulus 7. et 8. admittuntur
cum declaratione verbi „sanctorum", scilicet:
Quod fatentur in ecclesia in hac vita esse malos
et peccatores.
Articulus 9. admittitur.
Articulus 10. de corporis
et sanguinis Christi distributione admittitur
adiecto verbo vere,
realiter, im teutschen wesentlich.
Articulus 11. Huius articuli declaratio remissa est ad articulum infra de confessione.
Und dises, wie hie oben geschriben, ist uff den 16. tag augusti nachmittag gehandelt.
Uff den 17. tag augusti ist
der
12. artickel furhanden genommen,
und haben im selben die verordneten des anderen theils, nach langer controversia
hin und wider beschehen, uff nachvolgender meynung bestanden und dise antwurt
geben:
Non
recusamus tres partes penitentiae ponere, scilicet:
contritionem, que significat
terrores incussos conscientiae agnito peccato;
confessionem, sed in
hoc oportet respicere ad absolutionem et illi
credere -
non enim remittitur peccatum,
nisi credatur, quod propter meritum passionis Christi remittatur;
tertia pars est satisfactio,
videlicet digni fructus penitentiae,
sed propter satisfactiones
concorditer sentimus non remitti peccatum quoad culpam.
Verum de hoc nondum convenit,
utrum necessarie sint satisfactiones ad remissionem peccati quoad penam.
Uff den 12. artickel sindt die chur und fursten mit iren verwandten
dem nit zewider,
das drey theil der buß
oder penitentz gesetzt werden, nemlich
zum ersten den ruwen,
,contritio' genannt,
dardurch angezeigt wurd
das schreck, so der gewissen inbildet oder inkumpt durch erkantnus der
sunden.
Darnach die beicht,
das ist bekanntliche ußsprechung oder erclagung der sunden;
aber in derselben soll man
ein uffsehens haben uff die absolution und
derselben glauben geben,
dann die sundt wurdt nit
vergeben, es werde dann geglaubt nachlassung der sunden
durch den verdienst des
leidens Christi.
Das dritte teil der penitenz ist genugthuung,
nemlich wirdige fruchten der penitentz,
doch halten wir einhelligklich,
das die sund der schuld halben, nit nachgelassen werd von wegen der gnugthuung.
Aber in dem hat man sich
nit vorglichen, ob die satisfaction, das ist genugtuung,
vonnotten sey zu nachlassung
der sunden, sovil die peen belanget.
Articulus, 13. ist man gleichhellig.
Articulus 14. ist man auch
gleich, wie der in worten begriffen;
sovil aber desselben ferrer declaration belanget,
ist behalten under dem tittel „von gaistlicher gewaltsam".
Articulus 15. ist uffgeschoben zu den artickeln von der kirchengewalt und closterglubden.
Articulus 16., 17., 18., 19., ist man gleichhellig.
Articulus 20.
Sovil derselb die predicanten und deren entschuldigung
belanget, lest man in seinem wert beston,
nachdem man sich in dieser
underhandlung desselben nit beladet.
Soviel aber den glauben belanget, lest man bleiben
bey obgemeltem vierten artikel und desselbsen declaration.
Soviel aber die gute wercke
belanget, ist man in dem gleich,
das man gute werck wyrcken
soll und muß
und das die werck, so uß
glauben und gnaden gewurcket, Gott gefellig seyendt
und von der verheißung
Gotes wegen belonet werden.
Ob aber dieselben werck
verdienstlich auch ob und wie man in dieselben
hoffen soll,
hatt man sich nicht vergleichen
konen; ist zu anderm angestellt.
Articulus 21, von heiligen
diennst.
In disem articul ist man zweyer puncten verglichen,
nemlich das alle heligehn
und engel im himel bey Gott fur uns bitten,
das auch der gebrauch der
kirchen,
so der heyligen gedechtnus und feyre haltet und
Gott bittet, das uns der heyligen bitt furdre,
christlich und wol gehalten
werd.
Aber anruffung der heiligen betrefffen ist man auch
eynig in dem,
das kein ußgedruckt gebot in der heiligen
schrift daruber sey, das iemant gebotten sey, heiligen anzeruffen,
aber in dem das die heiligen nach herbrachtem gebrauch
gemeyner kirchen christlicher meynung
wol angerufft werden mogen
darinnnen ist man dermasssen zwispaltig,
das die verordneten von stenden uff herbrachter
meynung und haltung der kirchen pleiben,
aber die chur- und fursten mit iren verwandten hallten
solliches fur ein zweifelig und sorglich ding sein,
von vile wegen der mißbrauch, und das daruber
kein ußgedruckte schrifft sey.