Martyriumsbericht
Erste
Apologie: Gottesverständnis / Jesus
Christus - Logos / Taufe / Eucharistie
Zweite
Apologie: Gott - Keim des göttlichen
Logos - Platon
Dialog
mit dem Juden Tryphon: Trinität - das
Kreuz (xylon) in der Schrift
10 Wir haben
aber außerdem überkommen, daß Gott
einer materiellen Opfergabe nicht bedürfe, indem wir ja Ihn alles
spenden sehen; hingegen wurden wir unterwiesen und sind überzeugt
und glauben, daß Er Jene allein willkommen heiße, die das Ihm
innewohnende Gute nachahmen, Selbstbeherrschung und Gerechtigkeit und Menschenliebe
und was immer Gott eigen ist, der nach keinem Ihm erst gegebenen Namen
benannt wird. Weiter sind wir belehrt worden, daß alles im Anfang
Er, Seiner Güte zufolge, aus formloser Materie um der Menschen willen
erschaffen habe, die, wofern sie in Werken sich seinen Ratschlusses wert
zeigen werden, wie wir noch außerdem überliefert empfangen haben,
die würdevolle Bestimmung erhalten haben, zu Ihm heimzukehren und
bei Ihm zu sein, mitherrschend und unvergänglich, sowie leidensunfähig
geworden. Wie er sie nämlich am Anfang, da sie nicht waren, geschaffen
hat, ebenso halten wir dafür, daß um der geschehenen Erwählung
willen diejenigen, die das was Ihm wohlgefällt, erwählen, sowohl
der Unsterblichkeit als auch des Zusammenseins mit Ihm gewürdigt seien.
Denn daß wir von Anfang an geschaffen wurden, lag nicht an uns...
13 Daß
wir nun nicht gottlos sind, da wir doch den Schöpfer dieses
Alls verehren ... - welcher Vernünftige wird das nicht einräumen?
Und daß wir außerdem den, der unser Lehrer hierin gewesen und
dazu geboren worden ist, Jesus Christus, der gekreuzigt wurde unter
Pontius Pilatus, dem Landpfleger von Judäa zur Zeit des Kaisers Tiberius,
den wir als den Sohn des wahrhaftigen Gottes erkannt haben, an die zweite
Stelle setzen und daß wir den prophetischen Geist an dritter
Stelle mit Fug und Recht ehren, das werden wir zeigen. Denn darin beschuldigt
man uns der Torheit indem man sagt, daß wir die zweite Stelle nach
dem unwandelbaren und ewigen Gott, dem Weltschöpfer, einem gekreuzigten
Menschen zuweisen. Das sagt man, weil man das darin eingeschlossene Geheimnis
nicht kennt. Indem wir dieses erklären, bitten wir euch, recht dabei
aufzumerken.
23 .... Jesus
Christus
ist allein als der eigentliche Sohn Gottes gezeugt, weil er sein Logos,
Erstgeborener und seine Kraft ist, und er hat, nach seinem Ratschlusse
Mensch geworden, uns diese Lehren zur Umwandlung und Hinaufführung
des menschlichen Geschlechtes gegeben.
46 ... Wir
sind gelehrt worden und haben euch oben bereits eingeschärft, daß
Christus als der Erstgeborene Gottes der Logos ist, an
dem jedes Menschengeschlecht Anteil erhielt. Diejenigen,
die mit dem Logos (meta logou)
ihr Leben führten, sind Christen, auch wenn sie für gottlos
galten, wie Sokrates, Heraklit und andere ihresgleichen unter den Griechen,
und unter den Barbaren Abraham, Hananja, Asarja, Misael, Elias und viele
andere, von deren Taten oder Namen aufzuzählen wir als im Augenblick
zu weitläufig absehen möchten.
61 Alle,
die sich von der Wahrheit unserer Lehren und Aussagen überzeugen lassen,
die glauben und versprechen, daß sie ihr Leben darnach einzurichten
vermögen, werden angeleitet, zu beten und unter Fasten Verzeihung
ihrer früheren Vergehungen von Gott zu erflehen. Auch wir beten und
fasten mit ihnen. Dann werden sie von uns an einen Ort geführt, wo
Wasser
ist, und werden neu geboren in einer Art Wiedergeburt,
die wir auch selbst an uns erfahren haben. Im Namen Gottes des Vaters und
Herrn aller Dinge, und im Namen unseres Heilandes Jesus Christus und des
Heiligen Geistes nehmen sie dann im Wasser ein Bad. Christus sagte ja:
»Wenn ihr nicht wiedergeboren werdet, werdet ihr Nicht in das Himmelreich
eingehen.« [Joh 3,3] Daß es nun aber für die einmal Geborenen
unmöglich ist, in den Leib ihrer Mutter zurückzukehren, leuchtet
allen ein. Durch den Propheten Isaias ist gesagt worden, auf welche Weise
jene, die gesündigt haben und Buße tun, von ihren Sünden
loskommen werden. Die Worte lauten: »Waschet, reiniget euch, schaffet
die Bosheiten aus eueren Herzen fort; lernet Gutes tun, seid Anwalt der
Waise und helfet der Witwe zu ihrem Recht: dann kommt und laßt uns
rechten, spricht der Herr! Und wären euere Sünden rot wie Purpur,
ich werde sie weiß machen wie Wolle; wären sie wie Scharlach,
ich werde sie weiß machen wie Schnee. Wenn ihr aber nicht auf mich
hört, soll das Schwert euch verzehren. Der Mund des Herrn hat gesprochen.«
[Is 1,16-20]
Dafür
haben wir von den Aposteln folgende Begründung überkommen: Da
wir bei unserer ersten Entstehung ohne unser Wissen nach Naturzwang aus
feuchtem Samen infolge gegenseitiger Vereinigung unserer Eltern gezeugt
wurden und in schlechten Sitten und üblen Grundsätzen aufgewachsen
sind, so wird, damit wir nicht Kinder der Notwendigkeit und der Unwissenheit
bleiben, sondern Kinder der freien Wahl und der Einsicht, und auch der
Vergebung unserer früheren Sünden teilhaftig werden, im Wasser
über dem, der nach der Wiedergeburt Verlangen trägt und seine
Vergehen bereut hat, der Name Gottes des Allvaters und Herrn ausgesprochen.
Der den Täufling zum Bade führt, gebraucht dabei nur eben diese
Bezeichnung; denn einen Namen für den unnennbaren Gott vermag niemand
anzugeben, und sollte jemand behaupten wollen, es gebe einen solchen, so
wäre er mit unheilbarem Wahnsinn behaftet. Es heißt aber dieses
BadErleuchtung,
weil jene, die das an sich erfahren, im Geist erleuchtet werden. Aber auch
im Namen Jesu Christi, des unter Pontius Pilatus Gekreuzigten, und im Namen
des Heiligen Geistes, der durch die Propheten alles auf Jesus Bezügliche
vorher verkündigt hat, wird abgewaschen, wer die Erleuchtung empfängt.
65 Nach
dem auf die Weise geschehenen Waschen führen wir den, der gläubig
wurde und uns beigesellt ist, zu denen, die sich Brüder nennen. Da
sind sie zusammen, um gemeinsam wohlgestimmt zu beten für sich selbst,
für den, der erleuchtet wurde , und für alle anderen, damit wir,
die wir das Wahre kennen gelernt haben, gewürdigt werden, auch durch
Werke als gute Bürger und Beobachter der Gebote erfunden werden und
damit wir zum ewigen Heil gerettet werden. Nach dem Gebet begrüßen
wir einander mit dem Friedenskuß. Dann
wird dem Vorsteher der Brüder Brot und ein Becher mit Wasser und Wein
gebracht. Er nimmt das und sendet Lob und Preis (doxa) zum Vater
des Alls durch den Namen des Sohnes und des Heiligen Geistes empor und
macht eine längere Danksagung (eucharistia)
dafür,
daß wir dieser Gaben von ihm gewürdigt worden sind. Hat er die
Fürbitten und das feierliche Dankgebet beendet, so stimmt das ganze
Volk ein mit dem Worte »Amen«. Dieses Amen bedeutet in der
hebräischen Sprache: Es geschehe! Nach der Danksagung des Vorstehers
und der Zustimmung des ganzen Volkes reichen die, welche bei uns Diakonen
heißen, jedem Anwesenden von dem unter Danksagung
geweihten (eucharisthentos)
Brot,
Wein und Wasser und bringen davon auch den Abwesenden.
66 Diese Speise
heißt für uns Eucharistie.
Daran
darf kein anderer teilnehmen, als der, der glaubt, daß das von uns
Gelehrte wahr ist, und der gewaschen wurde durch das Bad zur Vergebung
der Sünden und zur Wiedergeburt, und der so lebt, wie Christus es
aufgetragen hat.
Denn nicht
wie gewöhnliches Brot und wie gewöhnlichen Trank nehmen
wir das; sondern auf die Weise wie Jesus Christus, unser Erlöser,
durch Gottes Wort fleischgewordener, um unseres Heiles willen Fleisch und
Blut angenommen hat, so ist - wie wir belehrt worden sind - die durch das
Wort des Gebetes, das von ihm kommt, unter Danksagung geweihte Speise (eucharistetheisan
trophen), mit der unser Fleisch und Blut durch Umwandlung (kata
metabolen) genährt wird, Fleisch und Blut jenes fleischgewordenen
Jesus. Denn die Apostel haben in den von ihnen stammenden Denkwürdigkeiten,
welche Evangelien genannt werden, überliefert, daß ihnen so
aufgetragen sei: Jesus habe Brot genommen, Dank gesagt und gesprochen:
»Tut das zu meinem Gedächtnis, das ist mein Leib«; gleicherweise
habe er den Kelch genommen, Dank gesagt und gesprochen: »Dieses ist
mein Blut«, und er habe nur ihnen davon ausgeteilt. Daß dies
auch in den Mysterien des Mithras geschehe, haben die bösen Dämonen
in Nachahmung aufgenommen. Daß dort Brot und ein Becher mit Wasser
in den Mysterien der Einweihung gereicht wird, nachdem einige Worte gesprochen
wurden, wißt ihr oder könnt ihr leicht erfahren.
67 Wir erinnern
uns danach immer wieder gegenseitig daran. Und die, die etwas haben, kümmern
sich um alle, die Mangel haben, und wir sind füreinander
immer da. Bei allem aber, was wir darbringen, preisen wir (eulogoumen)
den Schöpfer des Alls durch seinen Sohn Jesus Christus und durch den
Heiligen Geist. Am Tag, den man Sonntag nennt,
findet eine Zusammenkunft aller in den Städten oder auf dem Lande
zu demselben Zweck statt, und es werden die Denkwürdigkeiten der
Apostel oder die Schriften der Propheten vorgelesen, solange die Zeit
reicht. Hat der Vorleser aufgehört, so macht der Vorsteher durch das
Wort eine Ermahnung und einen Aufruf zur Nachahmung all dieses. Dann stehen
wir alle auf und senden Gebete empor. Und wenn das Beten beendet ist, wird
Brot, Wein und Wasser herbeigebracht. Der Vorsteher spricht mit aller Kraft
Gebete und Danksagungen, und das Volk stimmt ein, indem es »Amen«
sagt, und die Ausspendung und Entgegennahme von den eucharistischen Gaben
(apo
ton eucharisthenton) geschieht für jeden, und den Abwesenden wird
es durch die Diakonen gebracht.
Die Wohlhabenden
und jeder, der es will, geben nach eigenem Ermessen, was jeder will, und
was da zusammenkommt, wird bei dem Vorsteher hinterlegt; dieser hilft damit
Waisen und Witwen und solchen, die wegen Krankheit oder aus einem anderen
Grund Not leiden, jenen, die im Gefängnis liegen, und den Fremden,
die vorübergehend bei uns weilen, kurz: er ist allen, die in Not sind,
ein Fürsorger. Am Sonntag halten wir alle gemeinsam die Zusammenkunft,
weil es der erste Tag ist, an dem Gott die Finsternis und den Urstoff umwandelte
und die Welt erschuf, und weil an diesem Tag Jesus Christus, unser Erlöser,
von den Toten aufstand. Denn am Tag vor dem Sabbat haben sie ihn gekreuzigt
und am Tag nach dem Sabbat, nämlich am Sonntag, ist er seinen Aposteln
und Jüngern erschienen und hat sie das gelehrt, was wir euch zur Beachtung
vorgelegt haben.
5
Der Vater des Alls hat, weil ungezeugt, keinen ihm beigelegten Namen. Denn
wenn jemand einen Namen erhält, so ist der Namensgeber älter
als er. Vater, Gott, Schöpfer, Herr und Gebieter sind keine Namen,
sondern nur Titel, die von seinen Wohltaten und Werken hergenommen sind.
Sein Sohn aber, der allein im eigentlichen Sinne sein Sohn heißt,
der Logos, der vor aller Schöpfung in
ihm war und der gezeugt wurde, als er im Anfange alles durch ihn schuf
und ordnete, wird Christus genannt, weil er gesalbt wurde und Gott durch
ihn alles ordnete, ein Name, der ebenfalls einen unerkennbaren Begriff
umschließt, sowie auch die Bezeichnung "Gott" kein Name, sondern
nur eine der Menschennatur angeborene Vorstellung eines unerklärbaren
Wesens ist. "Jesus" aber hat Namen und Begriff eines Menschen und Erlösers.
Denn, wie wir schon gesagt haben (1,23), er ist Mensch geworden, nach dem
Willen Gottes des Vaters zur Welt gekommen für die gläubigen
Menschen und zum Sturze der Dämonen . . .
13 Ich bekenne,
darum zu beten und heftig darum zu kämpfen, daß ich als Christ
erfunden würde, nicht weil die Lehren Platos denen Christi fremd seien,
sondern weil sie nicht in jeder Hinsicht an sie heranreichen, desgleichen
auch die der anderen, der Stoiker, der Dichter und der Geschichtsschreiber.
Jeder von ihnen hat entsprechend seinem Anteil am Keim
des göttlichen Logos (tou spermatikou
theiou logou) erkannt, was ihm gemäß war und wohl
geredet. Doch haben sie in wichtigen Dingen einander widersprechende Sätze
gelehrt und zeigen damit, daß sie kein einblickendes Verständnis
und keine unwiderlegbare Erkenntnis erlangt haben. Was sich aber bei allen
an wahren Aussprüchen findet, das kommt uns Christen zu; denn wir
verehren und lieben mit Gott den von dem ungewordenen und unaussprechlichen
Gott ausgegangenen Logos, nachdem er unsertwegen Mensch geworden ist, um
als Genosse unserer Leiden Heilung zu wirken. All die Schriftsteller konnten
durch die eingeborene Saat des Logos in ihrem Innern nur schattenhaft das
Seiende schauen. Denn es ist ein Unterschied zwischen einerseits dem Samen
und der Nachbildung einer Sache, die entsprechend der beschränkten
Fähigkeit verliehen wurde, und andererseits der Sache selbst, um dererwillen
die Teilhabe und das Abbild von ihr zustandekommt.
Dialog
mit dem Juden Tryphon
nach der ersten Apologie verfaßt
Ed. Otto, Bd I,2, 2-499. Dt.: BKV 33,
1917, 1-231.
56 1. Moses nun, der selige und treue
Diener Gottes, berichtet: Gott war es, der bei der Eiche von Mambre dem Abraham
erschien in Begleitung der beiden Engel, die mit ihm zum Strafgerichte
Sodomas ausgeschickt wurden von dem anderen Gatte, welcher stets über
den Himmeln bleibt, welcher nie jemandem erschien und nie in eigener Person
mit jemandem verkehrte, und in welchem wir den Weltschöpfer und Vater
erkennen. 2. Er erzählt nämlich also: "Es erschien ihm aber Gott
bei der Eiche von Mambre, als er um Mittag an der Türe seines Zeltes
saß. Er erhob seine Augen und schaute und siehe: drei Männer
standen nahe bei ihm. Als er sie sah, verließ er die Türe seines
Zeltes, eilte ihnen entgegen, fiel vor ihnen auf die Erde nieder und sprach"
und so weiter bis "Abraham aber machte morgens sich auf an den Ort, wo
er vor dem Herrn gestanden war, und richtete seinen Blick nach Sodoma und
Gomorrha und die umliegende Gegend und schaute und siehe: Eine Flamme stieg
auf von der Erde wie der Rauch eines Ofens."
Am Schlusse des Zitates fragte ich sie,
ob sie die Worte gekannt hätten. 3. Sie antworteten, gekannt hätten
sie die zitierten Worte schon, aber durch dieselben könne nicht bewiesen
werden, daß es außer dem Weltschöpfer noch einen anderen
Gott oder Herrn gebe, oder daß der Heilige Geist einen solchen erwähnt
habe.
4. Ich entgegnete: "Die Schrift kennt
ihr. Nun will ich versuchen, euch zu überzeugen von meiner Behauptung,
es stehe unter dem Weltschöpfer noch ein anderer Gott und Herr, von
ihm werde auch Erwähnung getan, und er werde Engel genannt, weil er
den Menschen verkünde, was der Weltschöpfer, über dem kein
anderer Gott steht, denselben verkünden will" . . .
60 .... 2. Ich erwiderte: "Meine Freunde,
wenn es auch damals zutraf, daß bei der Erscheinung, die Moses hatte,
ein Engel und Gott zugleich zugegen waren, wie auch der vorhin erwähnte
Text euch dargetan hat, so wird doch nicht der Gott, welcher zu Moses sprach,
er sei der Gott Abrahams, der Gott Isaaks und der Gott Jakobs, der Weltschöpfer
sein, sondern es ist damit der gemeint, welcher, wie euch gezeigt wurde,
dem Abraham und Jakob erschienen ist, welcher dem Willen des Weltschöpfers
dient und beim Strafgericht über Sodoma auch dessen Willen ausgeführt
hat. Wenn es also auch, wie ihr behauptet, zwei waren, ein Engel und Gott,
so wird doch gar niemand, auch der nicht, welcher nur ein bißchen
Verstand besitzt, zu erklären wagen, der Schöpfer und Vater des
Weltalls habe alles, was über dem Himmel ist, verlassen und sei in
einem kleinen Winkel der Erde erschienen."
61 1. "Meine Freunde!" fuhr ich fort,
"noch ein anderes Zeugnis will ich euch aus der Schrift geben: Vor allen
Geschöpfen als Anfang hat Gott aus sich eine vernünftige (logikos)
Kraft erzeugt, welche vom Heiligen Geiste auch Herrlichkeit des Herrn,
ein andermal Sohn, dann Weisheit, bald Engel, bald Gott, bald Herr und
Logos genannt wird, und welche sich selbst als ersten Feldherrn bezeichnet,
da sie in Gestalt eines Menschen Josua, dem Sohne des Nave, erschien. Alle
Attribute kommen derselben nämlich zu, weil sie dem väterlichen
Willen dient, und weil sie aus dem Vater durch das Wollen erzeugt worden
ist.
2. Doch sehen wir denn nicht ähnliche
Vorgänge auch bei uns? Wenn wir nämlich ein Wort (Logos)
aussprechen,
erzeugen wir ein Wort, ohne damit etwas zu verlieren, ohne daß also
die Vernunft (Logos)
in uns weniger wird. So sehen wir auch, daß
ein Feuer, wenn an ihm ein anderes entsteht, nicht deshalb, weil an ihm
etwas entzündet worden ist, verringert wird, daß es vielmehr
ein und dasselbe bleibt; das an ihm entzündete Feuer erscheint jenem
gleich, und doch hat es jenes nicht verringert, an dem es entzündet
wurde...
75 .... 4. Wenn wir nun wissen, daß
jener Gott dem Abraham, Jakob und Moses sich in so vielen Gestalten geoffenbart
hat, warum sollen wir ungläubig daran zweifeln, daß er gemäß
dem Willen des Vaters aller auch als Mensch durch eine Jungfrau geboren
werden konnte? Haben wir ja doch so viele Schriften, aus welchen klar erkannt
werden kann, daß auch diese Geburt vom Vater gewollt war.
xylon (Holz/Baum)
- im NT (neben stauros) Bezeichnung für
Kreuz -
hat in der Schrift (AT) positive Bedeutung:
86 1. Nach diesen Worten fuhr ich fort.
»Vernehmet: auf den, welcher gekreuzigt worden war, um, wie die Schrift
zeigt (1), in Herrlichkeit wiederzukommen,
verwies geheimnisvoll das Holz des Lebens" (2),
das, wie berichtet ist, im Paradies gepflanzt wurde, und die Geschichte
aller Gerechten. Moses wurde mit einem Stabe ausgeschickt, das Volk zu
erlösen" (3), und den Stab in der Hand,
an der Spitze des Volkes, hat er das Meer geteilt
(4). Dem Stabe verdankte er es, daß er Wasser aus dem Felsen
sprudeln sah (5). Und als er in das bittere
Wasser von Merra Holz warf, wurde es süß
(6).
2. Jakob legte Stäbe in die Wasserkanäle
und erreichte dadurch, daß die Schafe seines Oheims trächtig
wurden, und daß die Lämmer ihm gehörten
(7). Ferner rühmt sich Jakob, mit Hilfe seines Stabes den
Fluß überschritten zu haben (8).
Er behauptete, eine Leiter gesehen zu haben, und wie die Schrift geoffenbart
hat, stand Gott auf ihr (9); daß dieser
Gott nicht der Vater war, haben wir aus der Schrift bewiesen. Als Jakob
am gleichem Orte auf einen Stein Öl ausgegossen hat, wird ihm von
dem Gott, der ihm erschienen war. bezeugt, er habe eine Säule gesalbt
dem Gott, der ihm erschienen war (10).
3. Daß Christus in der Schrift
vielfach unter dem Symbol eines Steines verkündet wurde, haben wir
auch schon bewiesen (11). Daß jedes
Salben, sei es mit Olivenöl oder Myrrhenöl, oder sei es ein Salben
mit einer Mischung von Balsam, auf ihn hinwies, habe ich ebenfalls gezeigt
(12); denn der Logos erklärt: "Deshalb hat Dich, o Gott,
Dein Gott mit Öl der Freude gesalbt zur Auszeichnung vor Deinen Genossen"
(13). Auch erhielten ja alle Könige und die Gesalbten von
ihm den Namen König und Gesalbter, wie andererseits er selbst von
seinem Vater den Titel König, Gesalbter, Priester, Engel empfing,
und was er sonst an dergleichen Titeln hat oder bekam.
4. Durch das Blühen seines Stabes
wurde Aaron als Hoherpriester erwiesen (14).
Stab aus der Wurzel Jesse soll Christus sein, so hat Isaias
(15) vorherverkündet. Und David sagt
(16) von dem Gerechten, er sei wie der Baum, der gepflanzt ist
am Wasserbächen, der zur rechten Zeit Frucht geben wird, und dessen
Blätter nicht abfallen werden. Wie eine Palme - heißt es
(17) - wird der Gerechte blühen.
5. Vom Baume herab erschien Gott dem
Abraham gemäß dem Schriftwort: "bei der Eiche von Mambre"
(18). Siebzig Weiden und zwölf Quellen fand da& Volk,
nachdem es den Jordan überschritten hatte (19).
David behauptet, in Stab und Stock von Gott getröstet worden zu sein.
(20)
6. Als Elisäus ein Holz in den Jordan
warf, holte er die eiserne Axt heraus, mit welcher die Söhne der Propheten
Holz fällten für den Bau des Hauses, in dem sie das Gesetz und
die Gebote Gottes lesen und betrachten wollten (21),
so sind auch wir durch die gar schweren Sünden, welche wir begangen
haben, untergesunken, wurden aber von unserem Christus durch seinen Kreuzestod
und durch die Reinigung mit Wasser erlöst und zu einem Hause des Gebetes
und der Andacht gemacht (22). Ein Stab
war es auch, der verriet, daß Juda der Vater der von Thamar geheimnisvoll
geborenen Söhne war (23).«
94 1. Saget mir nämlich: Hatte nicht
Gott durch Moses befohlen' (24), man dürfe
durchaus kein Bild und keine Darstellung von dem machen, was im Himmel
oben ist oder auf der Erde? Hat er aber nicht trotzdem in der Wüste
durch Moses die eiserne Schlange errichten lassen und sie als Zeichen aufgestellt,
als Erlösungszeichen für die, welche von den Schlangen gebissen
worden waren? (25) Und doch kann Gott nicht
der Ungerechtigkeit beschuldigt werden.
2. Er hat nämlich, wie ich oben
gesagt habe (26), durch dieses Zeichen
ein Geheimnis kundgetan, sofern er durch dasselbe verkündete, er vernichte
die Kraft der Schlange, welche auch den Adam zur Sünde verleitet hatte,
er erlöse dagegen von den Schlangenbissen, das ist den sündhaften
Handlungen, Götzendienst und anderem Unrecht, diejenigen, welche an
Jesus glauben, der durch das erwähnte Zeichen, das Kreuz, sterben
wollte.
97 1. Als der Prophet Moses bis zum Abend
(27) in Kreuzgestalt blieb, und Or und Aaron seine Hände
stützten, da geschah auch dies nicht ohne Grund. Denn auch der Herr
blieb fast bis zum Abend am Kreuze, und gegen Abend begruben sie ihn
(28); am dritten Tage stand er sodann auf. David hatte dies mit
folgenden Worten ausgesprochen: "Mit meiner Stimme schrie ich zu dem Herrn,
und von seinem heiligen Berge erhörte er mich. Ich schlief und schlummerte;
ich erhob mich, da der Herr sich meiner annahm".
(29)
2. Auf welche Art er sterben wollte,
hatte auch Isaias in ähnlicher Weise gesagt, und zwar mit den Worten:
"Ich streckte aus meine Hände zu einem ungehorsamen und widerspenstigen
Volke, zu denen, welche auf schlimmem Wege wandeln."
(30) Auch von seiner Auferstehung hat Isaias gesprochen: "Sein
Grab ist fortgenommen aus der Mitte" (31),
und: "Ich werde ihm die Reichen geben zum Lohne für seinen Tod"
(32).
3. Wieder an amderer Stelle, nämlich
im einundzwanzigsten Psalme, sagte David mit Bezug auf das Leiden und das
Kreuz in geheimnisvollem Gleichnisse also: "Sie haben meine Hände
und meine Füße durchbohrt, alle meine Gebeine halben sie gezählt,
sie aber sahen mich und schauten mich an. Meine Kleider verteilten sie
unter sich, und über mein Gewand warfen sie das Los."
(33) Als sie nämlich Jesus kreuzigten, durchbohrten sie
mit Nägeln seine Hände und Füße, und nach der Kreuzigung
verteilten sie beim Würfelspiel unter sich seine Kleider
(34), dem Lose die Entscheidung lassend über das, was jeder
gewollt hatte.
4. Ihr bezieht auch den erwähnten
Psalm nicht auf Christus, da ihr völlig verblendet seid, und da ihr
es nicht einseht, daß in eurem Volke außer unserem Jesus allein
niemals einer, der den Namen König hatte, in seinem Leben an Händen
und Füßen durchbohrt wurde und durch das erwähnte Geheimnis,
das ist den Kreuzestod, starb.
129 1. Nun aber werde ich noch zum Beweise
hierfür bereits erwähnte Zitate wiederholen. Wenn es heißt
"Es ließ der Herr Feuer regnen vom Herrn aus dem Himmel", dann erwähnt
der Logos in der Prophezeiung zwei verschiedene Personen, von welchen die
eine auf Erden war, da sie nach ihrem Berichte herniedergestiegen war,
um zu sehen nach dem Geschrei über Sodoma, während die andere
Person im Himmel war. Diese letztere ist als Gott Vater auch der Herr des
Herrn, welcher auf Erden war; er ist für ihn, den mächtigen Herrn
und Gott, die Ursache des Seins.
2. Wenn ferner der Logos erklärt,
Gott habe im Anfang gesprochen: "Siehe, Abraham ist geworden wie einer
aus uns", dann ist gerade durch das Wort "wie einer aus uns" wiederum auf
eine Mehrzahl hingewiesen. Nicht jedoch sind die Worte in bildlicher Sprache
gesprochen, wie die Sophisten und diejenigen, denen die Fähigkeit
abgeht, die Wahrheit zu sagen und zu verstehen, zu erklären wagen.
3. Und im Buche der Weisheit ist gesagt:
"Wenn ich euch das verkündet habe, was täglich geschieht, will
ich daran denken, von dem Ewigen zu erzählen. Der Herr erschuf mich
als Anfang seiner Wege für seine Werke. Vor der Zeit, im Anbeginn,
ehe er die Welt erschuf und die Abgründe erschuf, ehe die Wasserquellen
hervorbrachen und die Berge aufgestellt wurden, hat er mich gesetzt; vor
allen Hügeln erzeugt er mich."
1. Dan 7,13f; Ps 23,7
2. Vgl. Gen 2,9; Spr 3,13
3. Vgl. Ex 4,17
4. Vgl. Ex 14,16
5. Vgl. Ex 17,5f; Num 20,8
6. Ex 15,23-25
7. Vgl. Gen 30,37f
8. Vgl. Gen 32,10
9. Vgl. Gen 28,12f
10. Vgl. Gen 28,18; 31,13
11. s.o. c. 70,1; 76,1
12. s.o. c.56,14; 63,4
13. Ps 44,7
14. Vgl. Num 17,8
15. Jes 11,1
16. Ps 1,3
17. Ps 91,13
18. Vgl. Gen 18,1
19. Vgl. Exod 15,27; Num 33,9. Die Geschichte an
welche Justin erinnert, erfolgte nach dem Durchzug durch das Rote Meer
20. Vgl. Ps. 22,4
21. Vgl. 4 Kön. 6,1-7.
22. Vgl. Irenäus, Gegen die Häresien
V 17.4; Tertullian, Gegen die Juden 13
23. Vgl. Gen 38,25f.
24. Ex 20,4
25. Num 21,8
26. s.o. c.91,4
27. Ex 17,12
28. Vgl. Mt 27,57; Mk 15,42
29. Ps 3,5f
30. Jes 65,2: vgl. Barnabas 12,4
31. Jes 57,2
32. Jes 53,9
33. Ps 21,17f
34. Vgl. Mt 27,35; Joh 20,35; Evang. des Petr.
12