Clericis et Deo deuotis nec causas agere, nec
aliquid
proprium habere licet. Item Ieronimus ad quendam suum Leuitam, de duobus generibus hominum Duo sunt genera Christianorum. Est autem genus unum, quod mancipatum divino officio, et deditum contemplationi et orationi, ab omni strepitu temporalium cessare convenit, ut sunt clerici, et Deo devoti, videlicet conversi. κληρος enim grece latine sors. Inde huiusmodi homines vocantur clerici, id est sorte electi. Omnes enim Deus in suos elegit. Hi namque sunt reges, id est se et alios regentes in virtutibus, et ita in Deo regnum habent. Et hoc designat corona in capite. Hanc coronam habent ab institutione Romanae ecclesiae in signo regni, quod in Christo expectatur. Rasio vero capitis est temporalium omnium depositio. Illi enim victu et vestitu contenti nullam inter se proprietatem habentes, debent habere omnia communia. . 1. Aliud vero est genus Christianorum, ut sunt laici. λαός enim est populus. His licet temporalia possidere, sed non nisi ad usum, Nichil enim miserius est quam propter nummum Deum contempnere. His concessum est uxorem ducere, terram colere, inter virum et virum iudicare, causas agere, oblationes super altaria ponere, decimas reddere, et ita salvari poterunt, si vicia tamen benefaciendo evitaverint. (Friedberg I 678): |
Den Klerikern und den durch Gelübde Gott
Geweihten
ist es nicht erlaubt, Prozesse zu führen noch Eigenes zu
besitzten. Derselbe Hiernonymus an einen gewissen Leviten, über die zwei Arten der Menschen. Es gibt zwei Arten von Christen. Die eine Art aber ist die, der es zukommt, dem göttlichen Dienst verpflichtet und hingegeben der Kontemplation und dem Gebet, sich von allem Getöse der zeitlichen Dinge fern zu halten, nämlich die Kleriker und die Gott durch Gelübde Geweihten bzw. die Konversen. κλρoς (kleros) bedeutet nämlich im Griechischen soviel wie lateinisch Los. Von daher werden derartige Menschen Kleriker genannt, d.h. durch das Los erwählte. Alle hat nämlich Gott zu den Seinigen erwählt. Diese nämlich sind Herrscher, d.h. solche, die über sich und andere in Tugenden herrschen, und so in Gott Herrschaft haben. Und dies bezeichnet die Krone (Tonsur) auf ihrem Kopf. Diese Krone haben sie von der Anordnung der Römischen Kirche her zum Zeichen der Herrschaft, die in Christus erwartet wird. Das Scheren des Kopfes ist das Ablegen alles Zeitlichen. Jene nämlich sollen, zufrieden mit Nahrung und Kleidung und ohne Eigentum untereinander, alles gemeinsam haben. .1. Es gibt aber die andere Art der Christen, nämlich die Laien. ΛαÎς (laos) nämlich heißt Volk. Diesen ist es erlaubt, Zeitliches zu besitzen, aber nur zum Gebrauch; denn nichts ist erbärmlicher als um des Geldes willen Gott zu verachten. Diesen ist eingeräumt zu heiraten, die Erde zu bebauen, untereinander Richter zu sein, Prozesse zu führen, Opfergaben auf die Altäre zu legen, den Zehnten zu zahlen und so können sie zum Heil kommen, wenn sie die Laster durch Gutestun meiden. |
Einwand gegen Cluny: Und auch bezüglich der weltlichen Besitzungen, die von euch nach Art der Weltleute in Besitz genommen sind, was wollt ihr da antworten, da ihr in keiner Weise von jenen zu abzuweichen scheint? Denn Burgen, Landgüter und Bauern, Knechte und Mägde, und was schlimmer ist, Zoll-Abgaben und fast alle derartigen Gewinne nehmt ihr unterschiedslos an, besitzt sie nicht rechtmäßig und verteidigt sie mit allen Mitteln gegen Anfeindungen. Und so führen entgegen den Bestimmungen des monastischen Standes Religiosen weltliche Prozesse, Mönche werden Prozessierer, klagen an und werden angeklagt, machen Zeugen, entgegen dem Apostel (vgl. 2 Tim 2,4) nehmen sie an Gerichten teil und unter dem Vorwand des zu schützenden Eigentums-Rechtes kehren sie mit den Herzen nach Ägypten zurück, ... Hand anlegend an den Pflug, blicken sie zurück, und deswegen können sie für das Reich Gottes nicht geeignet sein (vgl. Lk 9,64). Daß ihr in all diesen Dingen Übertreter eurer Profess und eures Gelübdes seid, haben wir aufs offenkundigste gezeigt. (PL 189,116) |
Antwort von Petrus Venerabilis an Bernhard von
Clairvaux: Wer urteilt nicht, daß es besser und nützlicher ist, daß alle die oben einzeln genannten Dinge jene besitzen... Denn solange sie von den Weltlichen in Besitz gehalten werden, werden sie, wie wir fast in allem sehen, weltlich verwaltet. Aber nach Übertragung des Rechtes darüber an die Religiosen, werden diese von Religiosen, wenn sie nicht nur dem Namen nach, sondern auch in Wirklichkeit Religiosen sind, in Religiosen entsprechender Weise gehandhabt. Und um beispielsweise einige Punkte namentlich anzuführen: Wenn eine Burg den Mönchen geschenkt wird, hört sie auf, Burg zu sein, und beginnt, ein Bethaus zu sein. Und keiner kämpft mehr von da aus gegen körperliche Feinde in körperlicher Schlachtreihe, sondern Geistliche kämpfen mit geistlichen Wurfspießen. So geschieht es, daß das, was vorher für den Teufel kämpfte, nun für Christus zu kämpfen beginnt, und was vorher eine Räuberhöhle war, ein Haus der Gebete wird. Dieselbe Begründung können wir bezüglich der Bauern, Knechte und Mägde anführen: Daß die Mönche dieses legitimerweise besitzen können, zeigen wir aufs beste. Allen nämlich ist es bekannt, wie die weltlichen Herren über Bauern, Knechte und Mägde herrschen. Sie sind nämlich nicht zufrieden mit deren gewöhnlichem und geschuldetem Dienst, sondern beanspruchen für sich in unbarmherziger Weise die Sachen mit den Personen und die Personen mit den Sachen. So kommt es, daß sie über die gewohnten Abgaben hinaus deren Güter drei oder viermal im Jahr oder sooft sie wollen wegnehmen, mit unzähligen Diensten beschweren, schwere und untragbare Lasten aufbürden. Von daher zwingen sie oft diese auch den eigenen Grund und Boden zu verlassen und in die Fremde zu fliehen, und (was schlimmer ist), sie scheuen sich nicht, diese Personen, die Christus mit einem so teueren Preis, d.h. mit seinem Blut, erkauft hat, für eine so geringe Sache wie das Geld zu veräußern. Die Mönche aber, auch wen sie dieses in Besitz haben, haben es doch nicht in ähnlicher, sondern in ganz unterschiedlicher Weise. Sie bedienen sich nämlich nur der legitimen und geschuldeten Dienste der Bauern zum Lebensunterhalt, quälen sie nicht mit Überforderungen und legen nichts Untragbares auf. Wenn sie dies Not leiden sehen, unterstützen sie diese auch mit eigenen Mitteln. Knechte und Mägde haben sie nicht wie Knechte und Mägde, sondern wie Brüder und Schwestern. (PL 189, 145f) |
MEISTERIN TENGSWICH (VON ANDERNACH) an Hildegard von Bingen ... Auch etwas anderes Ungewöhnliches über Euern Brauch kam uns zu Ohren, nämlich, daß Eure jungen Frauen <virgines> an Festtagen beim Psalmengesang mit losen Haaren in der Kirche stehen. Als Schmuck tragen sie glänzendweiße Seidenschleier, die so lang sind, daß sie den Boden <superficiem terrae> berühren; auch haben sie golddurchwirkte Kränze auf dem Haupt, in die beiderseits und hinten Kreuze eingeflochten sind, vorn aber geziemend ein Bild des Lammes eingeprägt ist. Dazu sollen ihre Finger mit goldenen Ringen geschmückt sein, obgleich doch der erste Hirte der Kirche dergleichen in seinem Brief verbietet, wenn er mahnend sagt: Die Frauen sollen sich bescheiden benehmen und sich nicht mit gekräuseltem Haar, Gold, Perlen oder einem kostbaren Gewand zieren (1 Tim 2,9). Außerdem - das erscheint uns nicht weniger wundersam als dies alles - würden nur Frauen aus angesehenem und adeligem Geschlecht in Eure Gemeinschaft aufgenommen, den Nichtadeligen und weniger Begüterten verwehrt Ihr weithin die Aufnahme bei Euch. Darüber sind wir sehr bestürzt und von der Ungewißheit großen Zweifels verunsichert, wenn wir schweigend im Geist erwägen, daß der Herr in der Urkirche bescheidene und arme Fischer erwählt hat, und der heilige Petrus damals den zum Glauben bekehrten Heidenvölkern gesagt hat: Ich habe wirklich erfahren, daß bei Gott kein Ansehen der Person gilt (Apg 10,34). Wir erinnern uns außerdem an die Worte des Apostels an die Korinther: Nicht viele Mächtige, nicht viele Vornehme, sondern das Niedrige und Verächtliche dieser Welt hat Gott erwählt (1 Kor 1,2628). Alle Anweisungen der früheren Väter nämlich, von denen alle, die im geistlichen Stand leben, bestens unterrichtet sein sollen, haben wir - so gut wir können - genau durchforscht und nichts derartiges in ihnen gefunden. Denn eine so große Neuerung in Eurer Lebensweise übersteigt unseren dürftigen Maßstab unvergleichlich weit und versetzt uns in nicht geringe Verwunderung. Daher empfinden wir so Kleine in der geschuldeten Liebe innige Mitfreude mit Euern Fortschritten. Dennoch möchten wir in dieser Angelegenheit etwas Genaueres von Euch erfahren. Wir haben beschlossen, Eurer Heiligkeit unser kleines Schreiben zu schicken und beschwören Euch demütig und ergeben, Eure Würde möge es nicht verschmähen, uns bald mitzuteilen, welche Autorität diesen klösterlichen Brauch rechtfertigt. Lebt wohl und gedenkt unsrer in Euern Gebeten. |
ANWORT DER HILDEGARD VON BINGEN ... Daher soll sich <auch> die Frau nicht wegen ihres Haares überheben und sich schmücken oder sich mit einem auffallenden Diadem und irgendeinem Goldschmuck hervortun, außer auf Wunsch des Mannes, um ihm im rechten Maß zu gefallen. - Das betrifft die Jungfrau nicht. Sie steht vielmehr in der Einfalt und Unversehrtheit des schönen Paradieses da, das niemals welk erscheinen wird, sondern immer in der vollen Grünkraft der Blüte am Reis bleibt. Der Jungfrau ist es nicht geboten, ihr üppiges Haar zu bedecken, sondern sie verhüllt sich freiwillig in größter Demut, weil der Mensch die Schönheit seiner Seele verbirgt, damit sie kein Habicht durch Hochmut raubt. Die Jungfrauen sind im Hl. Geist der Frömmigkeit und im Morgenrot der Jungfräulichkeit vermählt. Daher ziemt es sich für sie, wie ein Gott geweihtes Brandopfer vor den Hohenpriester zu treten. Deshalb steht es der Jungfrau um der Freiheit und der Offenbarung im mystischen Hauch des Fingers Gottes willen gut an, ein glänzendweißes Gewand anzulegen, als deutlichen Hinweis auf die Vermählung mit Christus. Sie soll erkennen, daß sich ihr Geist festigt, wenn er sich in die Unversehrtheit einfügt, und auch erwägen, wer der ist, dem sie vermählt ist, wie geschrieben steht: Sie tragen seinen Namen und den Namen seines Vaters auf ihrer Stirn geschrieben (Offb 14,1)... Gott kommt es zu, jede Person zu untersuchen und zu erforschen, so daß der geringere Stand sich nicht über den höheren erhebe, wie es der Satan und der erste Mensch taten, die höher fliegen wollten, als sie gestellt worden sind. Und welcher Mensch sammelt seine ganze Herde in einem einzigen Stall, nämlich Ochsen, Esel, Schafe, Böcke, ohne daß sie aneinandergeraten? Daher gebe es auch einen Unterschied, daß nicht verschiedene Menschen zu einer Herde vereint, durch stolze Überheblichkeit und durch entehrenden Unterschied auseinandergesprengt werden. Vor allem darf die sittliche Würde nicht zerbrochen werden, wenn sie sich gegenseitig in Haß zerfleischen, indem der höhere Stand über den niedrigeren herfällt, und der niedrigere sich über den höheren erhebt. (Hildegard von Bingen: Im Feuer der Taube. Die Briefe, Übers. u. hg. von Walburga Storch OSB. Augsburg 1997, 110-114) |
Aus der Lebensgeschichte Norberts von Xanten: ... Auf Veranlassung des Bischofs wählten ihn die Kanoniker zu Sankt Martin in der Vorstadt [von Laon] zum Abte. Sie suchten ihn vom Bischofe und Papste zu erhalten: Norbert mußte sich nun dazu äußern und sprach demütig zum Papste: Verehrungswürdiger Vater, erinnerst du dich nicht des Predigtamtes... zu dem ich bestimmt bin? Doch gebe ich zu, daß ich nichts über mich verfügen kann außer in einem, in meinem Vorsatz. Ohne schwere Schädigung meiner Seele kann ich ihm nicht untreu werden. Unser Vorhaben aber ist: fremdes Gut nicht anstreben; was uns geraubt wurde, nicht durch Verhandlungen, weltliche Gerichte oder Klagen wieder zu bekommen suchen; niemanden wegen zugefügten Unrechts oder Schadens irgendwie mit einer kirchlichen Strafe belegen zu lassen, sondern - um, in aller Kürze zu schließen - ich habe es als meinen Anteil erwählt, nach richtiger Einsicht in aller Reinheit ein evangelisches und apostolisches Leben zu führen.... (J. Bühler, Klosterleben, Frankfurt 1989, S.349). |
Liudgers Erinnerungen an Bonifatius und Gregor
von
Utrecht, c.9. An erster Stelle muß ich eine denkwürdige Tat, die er im Geist des Evangeliums vollbrachte, mitteilen. Er hat Feinden in bewundernswerter Liebe verziehen und damit der Nachwelt ein segensreiches Beispiel gegeben. Gregor hatte väterlicherseits edle und angesehene Brüder. Von mütterlicher Seite waren die Brüder jünger, ihrer weltlichen Stellung nach geringer und mußten im Dienst der älteren stehen. Einmal wurden nun einige von den älteren Brüdern, die beim Herrscher in Ansehen standen, in weiter entfernte Gebiete Galliens gesandt; die jüngeren mußten ihnen Gefolgschaft leisten. Diese wollten nach einiger Zeit ihre Eltern und ihre Heimat aufsuchen. Mit Erlaubnis der älteren machten sich zwei Halbbrüder meines Lehrers Gregor auf den Weg in ihre fränkische Heimat. Während sie in jugendlicher Kühnheit allzu sorglos ihres Weges zogen, wurden sie in einem Wald von grausamen Räubern umstellt und ermordet. Die traurige Nachricht darüber konnte ihren Herren, die damals in jenen Gebieten eine ansehnliche Macht besaßen, nicht lange verheimlicht werden. Sobald sie davon hörten, schickten sie ihre Leute nach allen Seiten aus, um die Räuber und Mörder zu suchen und zu ergreifen. Sie wurden auch gefunden, ergriffen und sofort gefesselt vorgeführt. Obwohl man sie jeder Strafe und des grausamsten und sofortigen Todes würdig erachtete, dachten sie aus Ehrfurcht und Liebe zu ihrem älteren und gemeinsamen Bruder Gregor, daß sie ihn nach dem Tod seiner Lieben dadurch etwas trösten könnten, wenn sie die Mörder der Brüder vor sein persönliches Gericht brächten. Zur Genugtuung und Milderung seines Schmerzes sollte er selbst sie nach seinem Belieben hinrichten lassen. Das taten sie auch. Zwei von ihnen ließen sie vor ihn führen; indem sie irdisch dachten nach der törichten Weisheit dieser Welt, die den Feinden nicht fromm zu verzeihen versteht. Er aber war ein geistlicher Mann, belehrt von dem Herrn Jesus und seinem heiligen Evangelium, in dem er das Schriftwort gelernt hatte: Liebt eure Feinde und betet für die, die euch verfolgen, damit ihr Söhne eures Vaters im Himmel werdet (Mt 5,44f / Lk 6,27). So nahm er sie in geistlicher Weise und gnädig auf, indem er an sein eigenes ewiges Heil, an die Erlösung der ermordeten Brüder und an das gesegnete Beispiel für die Nachwelt dachte. Er ließ sie befreien, ein Bad nehmen, saubere Kleider anziehen und speisen. Als sie ihm dann vorgeführt wurden, gebot er ihnen: Geht hin in Frieden und hütet euch davor, noch einmal ein solches Verbrechen zu begehen, damit nicht etwas Schlimmeres mit euch geschehe. So ließ er sie in Frieden wegziehen und mahnte sie noch mit väterlicher Liebe, sich in Zukunft überall vor seinen übrigen Verwandten in acht zu nehmen. (Basilius Senger, Liudger in seiner Zeit, Münster 1982, S.64.) |