Hugo von St.Viktor:
De quinque septenis seu septenariis

Kap.1: Die fünf in der Hl.Schrift enthaltenen Siebenerreihen

An erster Stelle stehen die sieben Laster:
    erstens Hochmut (superbia)
    zweitens Neid (invidia)
    drittens Zorn (ira)
    viertens Traurigkeit (tristitia)
    fünftens Habsucht (avaritia)
    sechstens Völlerei (gula)
    siebtens Zügellosigkeit (luxuria)

Dagegen werden an zweiter Stelle die sieben Bitten des Vaterunser gestellt...

Danach folgen an dritter Stelle die sieben Gaben des Hl.Geistes:
    erstens der Geist der Furcht des Herrn (sp. timoris Domini)
    zweitens der Geist der Frömmigkeit (pietatis)
    drittens der Geist des Wissens (scientiae)
    viertens der Geist der Stärke (fortitudinis)
    fünftens der Geist des Rates (consilii)
    sechstens der Geist des Verstandes (intellectus)
    siebtens der Geist der Weisheit (sapientiae)

An vierter Stelle kommen dann die sieben Tugenden:
    erstens die Armut des Geistes, d.h. die Demut  (paupertas spiritus, id est humilitas)
    zweitens die Milde bzw. die Güte (mansuetudo sive benignitas)
    drittens die Reue bzw. der Schmerz (compunctio sive dolor)
    viertens der Hunger nach Gerechtigkeit bzw. das gute Verlangen (essuries justitiae sive desiderium bonum)
    fünftens die Barmherzigkeit (misericordia)
    sechstens die Reinheit des Herzens (cordis munditia)
    siebtens der Friede (pax)

Zum Schluß stehen an fünfter Stelle die sieben Seligkeiten:
    erstens das Reich Gottes (regnum coelorum)
    zweitens der Besitz des Landes der Lebenden (possessio terrae viventium)
    drittens der Trost (consolatio)
    viertens die Sättigung der Gerechtigkeit (justitiae satietas)
    fünftens Barmherzigkeit (misericordia)
    sechstens das Sehen Gottes (visio Dei)
    siebtens das Kindsein Gottes (filiatio Dei).
 

Unterscheide so zuerst dies, damit das verstehst:
Die Laster selbst sind gleichsam die Schwächezustände der Seele bzw. die Wunden des inneren Menschen (quosdam animae languores, sive vulnera interioris hominis), der Mensch selbst ist der Kranke, der Arzt Gott, die Gaben des Hl.Geistes das Gegenmittel (antidotum), die Tugenden die Gesundheit (sanitatem), die Seligkeiten die Freude des Glücks (felicitatis gaudium).
 

Kap 2.: Welches Verderben die sieben tödlichen Laster dem Menschen bringen (vitia mortalia).

Es gibt also sieben Haupt- bzw. Ursprungslaster (vitia capitalia, sive prinicipalia).
Aus diesen entstehen alle Übel. Diese sind die finsteren Quellen und Abgründe, von denen die Ströme Babylons ausgehen und, auf die ganze Erde geleitet, immer weiter mit Bosheit durchtränken. Von diesen Strömen sagt der Psalmist in der Person des gläubigen Volkes: An den Flüssen Babylosn saßen wir und weinten, als wir deiner gedachten Sion ...Ps 136).
Von diesen sieben Lastern, den Verwüstern und Zerstörern des Ganzen der Natur und den gleichzeitigen Produzenten der Keime aller Übel wollen wir... reden.

Sieben also sind es
und von diesen berauben drei den Menschen,
das vierte schlägt den Beraubten,
das fünfte wirft den Geschlagenen hinaus,
das sechste führt den Hinausgeworfenen in die Irre und
das siebte versklavt den Hinausgeführten.

Der Hochmut nämlich nimmt dem Menschen Gott,
der Neid nimmt ihm den Nächsten,
der Zorn nimmt ihm sich selbst;
die Traurigkeit schlägt den Beraubten,
die Habsucht wirft den Geschlagenen hinaus,
die Völlerei führt den Hinasugeworfenen in die Irre
und die Zügellosigkeit versklavt den Irregeführten.