Sonderforschungsbereich 496, Teilprojekt B6:
Das Päpstliche Zeremoniell in der Frühen Neuzeit (1563-1789).
Höfische Repräsentation, theologischer Anspruch und liturgische Symbolik
Das Päpstliche Zeremoniell in der Frühen Neuzeit stellt eine besonders komplexe Form symbolischer Kommunikation und Wertevermittlung dar. In seiner liturgisch-höfischen Doppelfunktion musste es auf vielerlei Transformationen und Herausforderungen reagieren: die nachtridentinische theologische Uniformisierung und ekklesiologische Zentralisierung wie auch auf die erneute diplomatische Bedeutung Roms "als heiliger Hof",an dem die europäischen Nationen um ihren Rang wetteiferten und den man sich auch zeremoniell zum Vorbild nahm. Die komplexe Binnenstruktur der römischen Kurie, etwa die Zuordnung von Papst, Kardinalnepot und Kardinälen, die Rangfolge der Kongregationen mit der Inquisition als "Suprema" verlangte auch nach zeremonieller Vermittlung. Das Projekt wird durch die kommentierte Edition eines Diariums eines päpstlichen Zeremonienmeisters erstmals das Gesamtgeflecht symbolischer Kommunikation am päpstlichen Hof der Frühen Neuzeit erhellen, und zwar am Beispiel des kurzen, aber (kirchen-)politisch und theologisch bedeutsamen Pontifikat Gregors XV. (1621-23). Hierzu wird das von der Forschung noch kaum benutzte Archiv der Zeremoniarkongregation im Apostolischen Palast herangezogen, das zusammen mit den Beständen des Archivio di Stato di Roma und der Biblioteca Apostolica Vaticana eine erschöpfende Basis für historisch-kritisches Arbeiten bietet.