Schutzrede
Jch würd bey etlichen verdacht und offentlich beschuldigt,
als ob ich Doctor Martinus Luthers Augustiner ordens discipel oder nachvolger
ainer sey, und desselben leer und predog, jrs vermainens, unbillich und
zu vil annemen und anhangen soll. - Damit nun die, so mich also verdencken
und beschuldigen, und solchs, darfür ichs acht, meynethalben nit arger
mainung, sonder aus disem grund thun, das sie wider Luther, vielleicht
bey inen selbs allerley argkwons und verdechtlichkait seiner leer halben,
als ob die nit christenlich oder gut sey, schaffen auch kain bessers versteen,
ain lautere und aigentliche anzaigung, meins verstands und gemüts,
in dieser sachen empfahen, so bitt ich sy, und ainen yeden, bey dem wider
mich ain ungleicher verdacht derhalben einfallen mag, nachvolgende mein
unterricht, auch die ursachen so mich bisher haben bewegt Doctor Luthers
leerr nit gantz für ungeschickt oder nichten zu achten, und denselben
Luther in die zal deren zu setzen, der sich meins achtens gemaine Christenhait
und die hailig Römisch kirch für ainen sondern trostlichen gegründten
verfechterdes hailigen glaubens, und außpraiter der hailigen Ewangelischen
christenlichen leeren, nit unbillich erfröwen solt, gütlich
anzuhören und alsdann, ob sy wöllen wider denselben Luther den
ich mit diesen meinen antzaigen weder entheben oder underdrucken, rümen
oder schelten, seyn leer auch (dieweil mir darüber zu erkennen nit
gezimpt) nit verwerffen oder anderer weiß, dann so vil sy götlich
und christenlich ist, angenommen haben will, deßgleichen wider mich
als seinen discipel, darfür ich geacht wird, nach jrem gefallen, und
doch dersgestalt zu urtheilen, das solchs bey frommen Christenlichen personen
mer für ain billigen notturftigen grund dann selbs geschöpfften
hessigen schein mög verstanden werden.
Und sag anfangs: Erkantnus christenlicher hailsamer und zugelassner
leer steet meins bedunckens, und wie ein yeder verstendiger, on zweiffel
bekennen muß, gründlich und aigentlich, in dem, ob dieselben
leer und predig Christo als unserm leermaister und seligmacher (dieweil
in jnen alle menschliche leer auch alles unser beginnen, on mittel muß
ergründet und gezogen werden) gleichförmig, ob so der Ewangelischen
underweysung, auch den Christenlichen haylsamen gesätzen, und der vernunfft
gemäß sey, ob darinn meer Christus dann aigner genieß,
weltlicher rum oder andere eytle Ursachen gesucht werden, ob die meer zu
außrewtung beschwerlicher irsal dann erweiterung vil unnützer
argumenta und farlicher scrupel der seelen und gewissens, auch meer zu
underweysung des Christenvolks, dann erfüllung des gemainen mans oren
fürderlich sey, und von personen fürgenommen werd, denen das
auß erhaischung der purden irs ampts und gwissens billich gezim.
- Ob nun anfangs Doctor Luthers leer und predig Christenlich und hailsam,
auch Christenlicher ordnung und der vernunft gemeß seyen, das gibt
das werk unwidersprechlich gezeugknus, denn alles das derselb Luther bisher
gepredigt, geschriben, geleert, hat er allain auf das hailig Ewangelium,
die sprüch der hailigen Propheten, und den hailigen Paulum on mittel
gegründet, und also verstendig und offentlich dargelegt, das ich darwider
wenig vernünfftiger argument, ia warlich zu reden gar kain gegründt
widersprechen, befunden hab , und meins bedunkens, wo ich mich untersteen
wölt Luthers leer und predig zu verwerfen oder für nichten zu
achten, so müßt auß der not darauß folgen, das ich
auch Christus leer und underweysung, in die sich Doctor Luther allain fundiert,
widersprechen und vernichten müßt, das sy aber von mir, als einem
Christenmenschen weit, und wiewol ich wider denselben Luther, bißher
von etlichen predigern und andern, die sich selbs in ainem argwohn gehabt,
als sy der hailigen schrifft, die sie den grossen tail in Thoma, Bonaventura,
Scoto, Magistro Sententiarum, Alexandro de Ales und andern dergleichen scholasticis
ergründet haben, ganz bericht sein, nit für den geringsten grund
jrs widerfechtens, dieses argument gehört hab, als ob sich Luther
solcher leer unbillich unterstee, dann er sey ain mensch und gleich inen
ain sünder, , auch nit meer, sonder viel geringer denn andere der
heiligen Christenlichen kirchen leerer, es seyen vot jm geweßt, Augustinus
Jeronimus Ambrosius etc.die vil gelerter dann er, auch hailig leut gewesen,
mit wunderwercken geleuchtet, den geist gottes gehabt, und auß götlicher
einsprechung geredt haben, solten nun derselben leer nichtzen seyn, und
die Christenlich kirch bißher und solang in jrsal gestanden, und allererst
durch Doctor Luthern, wie er sich untersteet reformirt werden, were ein
erpermlich ding zehören, und gantz nit zuglauben etc. Zu dem sag ich,
war ist es, Doctor Luther ist ain mensch, acht auch das er sich nit anders
denn für ain sünder helt, erkenn es seind auch vor jm vil frommer,
geschickter und hailiger leut geweßt, darunter ich meinen hailigen
Patron, sant Jeronimum, nit für den geringsten zele, die mit jren leeren
die Christenliche kirchen geziert und erleucht, und wider die mannigfaltigen
eingefallen ketzern vil müe und arbait, die als ain schedlich unkraut
außzureuten, gebraucht, haben aber nit dieselben, auch als menschen
yrren mögen? Haben sy nit auch an vil orten ungeleichen verstand gehabt
und gegen einander geschriben? Hatt nit ainer dise, der ander ain andere
und widerwärtige meinung gehalten? Haben wir nit gesehen welcher gestalt
unser Christen prediger, an vil orten für und für wider ainander
offenlich geschrien, schrywen ainer mit seiner opinion auff Thomam, der ander
auff Scotum, und der dritt auff Bonaventuram ergründet jre mainung
behart und dafür gehalten haben, das sy in jren opinionen gantz gerecht
seyen, davon sie auch ungeachtet das es doch allein opinionen seind, nit
steen wollen, sonder sich dieselben, sy seyen gerecht oder nit, mit gewalt
zu erfechten understanden. Und wie künnen wir mit warhait sprechen,
das ausserhalb der leer Christi (die allain warhafft, beständig, und
unzweyfenlich ist,) in den andern menschen leeren sie seyen ja geschriben
durch wen sy wöllen, kein zweiffel zestellen sey, so doch die heiligen
leerer, in jrer underweysung nitt ainer gleichmässigen mainung geweßt,
auch die hailigen bißher gehalten Concilia, mer dann ainen weg gehalten
und zu wandern beschlossen, zu dem das ich daran nie gezweiffelt, den hailigen
lerern sey auch in jren doctrinen vil zugesetzt, das sy zu schreiben oder
zu reden nie gedacht haben. Glaub auch, wo Christus widerumb leiblich auff
erden kummen solt, wir würden derselben leer halben, die wir für
gantz Christenlich und bestendig annemen, an vil orten ain widerwärtige
urtail befinden, dann zu gleicher weiß, wie nach sant Augustinus
spruch, vil menschen cörper auff erdtrich für hailig gehalten
und geehrt werden, der seelen villeicht in der hellen begraben sein, welcher
will dann nit auch dafür achten, das nitt minder etwo vil opiniones
und sententz der leerer für Christenlich angenommen, die bey Gott reprobirt
werden. Ich habe bißher gefunden, das sich auch fromm, hochgelert und
verstendig leut nit wenig beklagt, als ob etlich scribenten, die über
die hailigen Ewangelia postilliert, und der sich unsere prediger bißher,
als für die hailigen gschrifft gepraucht, mit jren außlegungen
dem gaist der schrifft nit den klainsten safftgenommen, und von dem text
und rechten verstand der hailigen Ewangelia, vil zu weit gelauffen haben,
das mügen wir bey dem aussetzigen in dem Ewangelio ain ainige anzeigung
nemen, dann welcher wil doch glauben, das Christus mit den worten, do er
demselben gerainigten aussetzigen menschen saget, sich dem priester zu ertzaigen,
gemaint hab, das er, wie ains tails derselben postillatores vermainen, peichten
solt, so doch derselben zeit das beichten nit in übung, auch in der
alten ee der prauch gewest ist, das sich die unreinen sonderlichen menschen,
den davor der eingang der kirchen verspert was, als es heut zu tagen noch
ist, nach jrer rainigung den priestern ertzaigen müßten, deßhalben
ist es schimpflich, diß für ain unzweyfenlich argument zu halten,
als ob die hailigen lerer als menschen nit hätten irren mügen,
darüber ich gleichwol nit gedenck zu urtailen. Es wer aber erschrecklich,
das heut zu tagen nit vil frommer hailiger leut auf erden sein solten, dann
welcher mensch kan doch wissen, inm wem GOTT wonen, durch wen er auch und
wie wunderlich er wirken wil, hatt er nit in leyplicher menschait am maisten
bey und umb die sünder gewonet, hatt er nit dieselben am maisten geseliget,
und für die gewaltigen und hochgelerten im gesatz berümbt und herfür
getzogen, were auch nitt wenig erpärmlich zu hören, das alle ingenia
und schicklikaiten (wie diese traumprediger und widerfechter vermainen,)
mit denselben hailigen leerern gar vergangen und abgestorben, und noch der
zeit nit auch verstendig, geleert und hochgeschickt leut, auß denen
nit minder dann vor, der geist gotes reden mag, solten erfunden werden. Dann
wer ist Origenes, Gregorius nazanzenus, Scotus, Franciscus Maronis, Alexander
de Ales, Nicolaus de lira und andere dergleichen scribenten, der leer die
ganz kirch vol nibelt, geweßt, haben sy nit auch als menschen geschriben,
und nit mer dan sy verstands gehabt von sich geben mögen, zudem das
auch diese und dergeleichen irrungen unser leerer und prediger, meins achtens
nit den klainsten teil auß dem entspringt, das sy in jren opinionen
also underschidlich und getailt, auch einen ungleichen und wie ich acht,
gar vil derselben, ainen widerwertigen verstand der geschrifft haben, darumb
auch derselben widerfechter argument, und vermaint urtailen, durch die sy
über das, so allain got bekant, und kainem menschen zu wissen müglich
ist, wöllen erkennen, nit allain schimpfflich und billich zu belachen,
sonder auch der Christenhait gantz uneerlich sein, und wiewol sy zu besterckung
jres antzaigens daran hencken, das derselben leerer mainung aber von der
kirchen angenommen und zugelassen seyen, das will ich nit widersprechen,
das ist aber auch war, das Luthers leer und predig bißher von der kirchen
nit verworffen ist. Glaub auch nit, das die kirch dieselben auß den
angetzaigten und hernach volgenden ursachen, so gerincklich reprobiren werd,
derhalben sy von denselben gauckelpredigern nach der zeyt auch billich unveracht
bleyben, und dieselben über das, deß sy aintweder nit gelernet,
oder aber sunst kainen verstand haben, nit so vermessenlich und gantz ungeschicklich
geurtailt werden solt. -
Zum andern, ob Luthers leer Christenlicher ordnung und der vernunfft
gemeß sey, stell ich in ains yeden vernünfftigen frommen menschen
erkantnus, das waiß ich aber unzweyfenlich, das mir, der sich für
kain hochvernünfftigen gelerten oder geschickten helt, mein lebenlang
ainich leer oder predig so starck in mein vernunfft nie gegangen ist, hab
auch von kainem meer begreiffen mögen, das sich meines verstands Christenlicher
ordnung also vergleicht, als Luthers und seiner nachvolger leer und underweysung.
Gott wölt, das mir dise gnad verliehen würd, mich denselbigen
underweisungen gemeß zu halten, und alles mein leben darnach zu regulieren,
wer ich guter hoffnung, ob ich wol etlichen menschen, und sonderlich denen,
die Luthern und sein leer verfolgen, nit gefiel, und bey jnen für ain
Ketzer geachtet wurd, ich wolt doch got als ain tail und glied ains Christenmenschen
gefellig erscheinen. Jch hab auch bißher von viel treffenlichen hochgelerten
personen, geistklichs und weltlichs stands, gar zu offtern mal gehört,
das sy gott darumb danckpar geweßt sein, das sy die stund erlebt,
Doctor Luthern und seine leer zu hören, dann welcher vernünfftiger
Christenmensch wil mit ainichem glimpff, auch gutem wissen und verständigen
ursachen dise leer und predig, zuvor on vorgende erkantnus der hailigen Römischen
kirchen (dero urtail als ein Christenman in allweg underworffen haben wil)
vernichten und reprobiren, doch dieweil uns darinnen, so vil ich ye hab
funden und versteen mügen, der recht ordenlich weg zu Christo, als
der grundfest alles unsers hails, gewisen wirt. Jst nit war, das bißher
etwo vil fabel oder merlein prediger durch jr ungeschickt opinion (darinnen
sy also verwickelt, das sy auch in denselben gar eraltet sein) dem schlechten
ungelerten volck vil unruwiger gewissen gemacht, und dahin gewisen haben,
auff jre werck mer dann die gnad gottes zu bawen, haben sy nit den grossen
tail unser geistlichait und frümkait meer auff die äussern Cerimonien
und ertzaigung, als Rosenkrentz und psalter beeten, all tag den himmlischen
Rosenkrantz zu päppern, vil wallfarten und fasten zu machen, groß
kertzen und vil licht auffzünden, die armen seelen mit dem geweichten
wasser zu trösten und ander dergeleichen eusserliche wirckungen,
dann die lieb und wirckung im hertzen gestelt, vil mer dem gesetz dann der
gnad, mer em fleisch dann dem gaist nachgevolgt, haben uns nit dieselben
leerer unzalbar vil scrupel in unsern hertzen, allain mitder weitläuffigen
ungeschickten ordnung des peichtens, auch den unerkanten namen tothern,
und umbstend der sünden, darein sich auch die seligkait der menschen
vil mer oder zum wenigsten so statlich, als in das bereuwen, darvon alle
geschrifft meldung thut, ergrindt haben, darumb das jnen die beichtpfenning
den beutel gefült, verursacht, haben synit auch bißher den ablaß
allain von jrs nutz wegen mit ainer übermessigen pomp, und vil höher
dann die gnad und den schatz des glaubens und pluts Christi (darauß
wir das klaid unser werck wo sy gerecht verdienstlich und zur seligkait
fürderlich sein sollen, waschen müssen) erhebt und denselbigen
ablaß, gleich einer failen kauffmannsware im land hin und wieder umbgefürt,
und nit allain denselben ablaß, sonder auch alle Sacrament der kirchen,
und dartzu das ich mich schämt zu melden, die seelen in dem fegfeuer
umb geld verkaufft, und das arm unverstendig volck, wie ich von vil derselben
selbs gehört, dahin gefürt, das sy gewislich glaubt und on zweyfel
dafür gehalten, als ob sy allain in krafft des Ablaß on mittel
von allen jren sünden entpunden, und dadurch zur seligkait gefürdert
wurden, und ee der klang des groschen in den ablaß kasten, damit
sy die seelen auß den handen des fegfeuers möchten erledigen,
vergieng, so were die seel schon zum hymel, haben uns nit dieselben unser
prediger sovil kirchengesetz fürgelegt, das sy damit die gebot Christi
gantz zurück geworfen haben? Jst nit der, der an ainem Freytag durch
verbot des kirchengesatz flaisch gegessen, für streflicher dann ain
gotslesterer oder eprecher, die got verwirft, geacht? Was mißprauch
und strefflicherübung seind auch bißher mit dem ban gegen schuldigen
und unschuldigen menschen gepraucht, und dero etwo vil umb drey haller,
auch zu zeiten gantz unwissent, für abgeschnitne glider gotes und
der kirchen über die Cantzel ausgeruffen, auch als die unglaubigen
auff das feld begraben, mit sampt andern mißpreuchen und kindischen
irrungen, der die gantz Christenhait bißher vol geweßt ist,
und die ich, auff das ich nit gleich Doctor Luthern für ain ketzer
beschuldigt wurd, zu melden underlaß? Dieselben scrupel und irrungen
hat Luther meins ermessens durch gegründt Christenlich anzaigung der
hailigen göttlichen geschrifft also gerainigt, das ains yeden vernunfft
das gar leuchtlichen begreiffen mag, derhalben wir jm auch des vil billicher
rum, danck und lob veriehen, dann also für ein ketzer und veind der
kirchen ausschreyen, und doch ausserhalb ains geschainten spiegelfechtens
dargegen nichts bestendigs, das in der göttlichen schrifft gegründet
sey, darthun solten, und so vil hoher etlich traumprediger, die sich gleichwol
für groß Theologos rümen, Doctor Luthers leer meer mit
ainem gewalt, dann vernünftigen redlichen und gegründten ursachen
understeen zu widerfechten, so vil mer wird die bey mir für christlicher
und gegründter geacht, dann es ist gar ain schwach baufellig und unbestendig
widerfechten, das mit ainem gewalt, und nit mit rechter zugelaßner
maß und ordnung vernünfftiger beschützung fürgenommen
wirdt. Jch bin auch alles zweyfels on, sich hab bißher gar mancher
understanden, Doctor Luthern und sein predig gleich ainem sauren bier und
doch in den wincklen und unverstendigen leutten außzuschreyen, der
die hailige schrifft durch ain neberloch gelesen, und den ich in vernunfft,
kunst und geschicklichait nit für gnugsam achte, jm ainen schuch
riemen aufzulösen.
Zum dritten, So hab ich in allen Doctor Luthers doctrinen leeren
underweysungen befunden, das er eigentlich mehr Christum dann questum oder
aignen nutz gesucht, dann dieweil er wider die unschicklichen leer der ablaßprediger,
die meer zu irem geitz und genüß, dann der menschen hail gedienet,
vil geprediget, und on scheuhen geschriben, hat er nit allain denen, die
der sach interesse haben, sonder auch seynem aigen orden meer dann in ainem
weg allerlay nachteils zugefügt, und mitt solchen gleichwol die Römischen
kirchen, und vil gaistlicher stend auff sich geladen. Jch hab auch von Doctor
Luthern personlich gehört, wie das etlich seine schrifften antzeigung
geben, das er ob allen bedroungen hoher und nider stend, die jm bißher
in vilfeltig weg under augen kommen, gantz kain entsetzen hab, sonder das
end seines fürnemens endtlich dahin gestelt hab, sey sein leer von got
und auß got, so setz er jm kainen zwayfel, got werd auch dieselben
handhaben und schützen, sey es aber menschenwerck, so werd die mit der
Zeit und on allen widerstand selbs zu trümmern geen. Welcher wolt nun
glauben oder ainichen argkwon haben, wo Luther durch sein leer und underweysung
nit Christum und der menschen hail suchet, das er sich on not und mit sein
selbs und des gantzen ordens nachtail und schaden in diese farlichkait seiner
eer (das er ain ketzer und vergiffter der kirchen soll gescholten werden)
und darzu in far seines leibs und lebens, das im für und für gedröet
wird, solt begeben?
Zum vierten, wird mir kain verstendiger mit warheit nimer widersprechen
mögen, das er bey ihm selbs, wo er anders Luthers und seiner nachvolger
predig und underweysung gehört hat, und die warheit bekennen will,
vil zweiflicher irsal und scrupel verwickelter conscientz erlediget ist.
Dann haben nit unser prediger leeren und antzaigung den grossen tail dahin
gelendt, uns vil sünden, auch durch den Ablaß friden und rew,
da kaine ist, zu machen, und dadurch unsern conscientz so mancherlay enger
netz und strick zu legen, das nit wol müglich denen zu entpfliehen.
Dadurch ist der mensch mer geengstigt dann getröst, mer in verzweiflung,
dann in erquickung, mer in übermessige forcht, dann lieb und vertrawen
zu got gefgürt, geursacht, das doch das joch und der weg zu der seligkait,
nach antzaigung des hailigen Evangelii gantz süß und hailsam,
und mer durch ain ordenlich rechtgegründt vertrawen zu gott, dann diese
gauckelpredigen zu erlangen ist, welcher wölt doch so vermessen sein,
sich nitt billich für ain menschen und sünder zu erkennen, ist
nit got von der sünder wegen auff erden kommen, haben wir nit bißher
auff unser selbs erfindigen superstition meer und höher, dann die
gesetz gotes unsern grund gestellt. Darinn hat uns Luther meins achtens
nit wenig vernünfftiger Christenlichen leuterung gethan und dohin
gewisen, got mer, dan jm selbs flaischlichen wercken und den gesetzen der
menschen zu trawen. Denn welcher wölt doch glauben, das got darumb
komen wer, wie etlich mer auß ainem traum, dann der schrifft, predigen,
uns so vil schwerer pürden und gesetz auffzulegen, und mit dem zumüssigen,
das uns zu tragen nit möglich wer, so doch got dem menschen nichts,
das jm unmüglich und unträglich, hatt aufgeleget. Es ist auch meins
achtens gar ain geringe kunst, den menschen, wie wir bißher für
und für gesehen haben, in vil sünden, irrungen und zweyfel zu
verwickeln, sonder vil fruchtparer, die zweifeligen, irrigen und trostlosen,
von solchen farlichen stricken und fangnussen, die meer zu verdamnuß
dann dem hail dienen, zu erledigen. - Und ist wol zu verwundern, waiß
auch nit, wofür ichs bey mir halten soll, das die, so sich für
lux mundi und sondere leerer der kirchen halten, und demnach für andere
der Christenmenschen hail und nützperkeit billich betrachten, und das
nach allen jrem vermögen, ja auch pis zu vergiessung irs pluts fürdern
solten, zu solcher unschicklichkait kommen, zu sagen, das diese des Luthers
predigen nit offenlich, sonder allain in der schul bey den gelerten solten
geörtert und disputirt werden, , dann aintweders ist Luthers leer gerecht,
götlich und Christenlich, oder aber ungerecht, wider Christenliche ordnung
und das hail der menschen. Jst sie gerecht und götlich, wo wirt sy niendert
billicher, dann bey denen, den sy allenthalben zu guten kommen mag, offenlich
und nit allain in den schulen oder warlicher zu reden in den synagogen, do
unser selbs erfindungen und menschenwerck, meer denn gottes leer herfür
getzogen werden, außgeschrien und verkündt, dieweil es doch
zum hail der menschen dient, und das liecht des gottes wort nit verborgenlich
under ain schäffle gestürtzt, sonder offenlich auff ainen leuchter
allen eingenden zu ainem schein und trost gesteckt werden soll. Jst sie
aber ungöttlich, so mag abermals fruchtparer sein, das auff ainmal
bey allem volck, als ain unchristenlich gifft außzureiten, dann dise
undJene opinion mit nachtail des glaubens zu halten, und also in vil personen
unaußgereut bleyben zu lassen. Dieselb disputation und gezenck der
gelerten ist auch meins achtens der weg gar nit, dergeleichen yrrsal, wo
anders dise Doctor Luthers leer solt ungerecht sein, außzureiten,
sonder es muß durch andere mittel, und nemlich durch ain ordenlich
geschickt Concilium nach ordnung der römischen kirchen decerniert, beschlossen
und reformiert werden. Es were dann dieselben vermainten Theologi, die in
iren geschöpfften irsal bis zum end ires alters verharrt haben, auch
kain anders dann jr irrig opinion wissen, oder ains bessern underricht werden
wöllen, dise fürsorg triegen, das sy durch dise leer der rechten
Theologia in jren thoreten kindischen mainungen und underweysungen zu schanden
gemacht, und für die, die laut des hailigen Ewangelii für Rabi
gehalten, auff dem marckt von den menschen gegrüßt, und in den
wirtschafften die obersten stat haben wölten, nitt meer bey dem gemainen
volck dafür geacht, und dem nach in jrem selbs yrsal verfürt
und betrogen werden.
Zum fünfften, das Doctor Luthern auß billichait gezimm
und zustee, dergleichen Christenlich doctrin, zu underweysung des Christenlichen
volcks fürzunemen, des mag ain yeder dise gegründte bewegung nemen,
dann anfencklich ist Doctor Luther ain ordens man, zum andern ain prediger,
zum dritten ain Doctor, dem in allweg auß erhaischung seines ampts
zusteet, die Christenliche leer nit zu verschweigen, sonder biß zu
vergießung bluts zu verfechten, und zum vierdten, so ist offenlich
und unwidersprechlich, haben auch das mit allain zu Nürnberg sonder
schier an allen orten teutscher land gehört, mit was unverschämpter
vermessenhait, auch wie gantz unschicklich und unchristenlich ettlich, und
sonderlich ainer, Johannes Tetzel prediger ordens, den ablaß und andere
yrsal vil zeit und jar gepredigt und auß ainem scrupel und zweyfel
zehen gemacht, darmit auch das gemain volck also verfürt hat, das nit
wenig zu erparmen geweßt ist, denselben offenlichen unschicklichaiten
durch die heupter der Christenhait zu schmach, schand und ferlichait derselben,
dergestalt zuzusehen. Ob nun Doctor Luthern nit billich geziembt hab, wider
dise unchristenliche Beschwerung leeren zu schreyen, dargegen den rechten
grund der warhait, sovil er bey jm selbs, und durch mittel der gnaden gottes
verstanden hat, zu eröffnen, und das ainfeltig volck von jrem jrsal
zu weisen, wolt ich gern yemandt bestendigklich hören widersprechen.
Und dieweil sich dann dieselben gnaden oder ablaßprediger nitt geschempt
haben, jr vermessenhait offenlich in alle welt, auch auff den cantzeln zu
predigen, und daran zu hencken, ob ain Engel oder sant Peter von hymel keme,
dem volck ain anders und jren predigen ain widerwertiges zu sagen, das sy
vil meer jnen denselben leeren, dann ainem Engel oder Petro dises fals glauben
geben solten, darmit sy auch bey dem Christenvolck nit ainen geringen gifftigen
saamen eingeseet, warumb solt dann nit billich Doctor Luthern zugelassen
sein, solchen schedlichen yrsal und offenliche verfürung vil menschen
gleicherweiß in publico und nit in den schulen (wie die reden, deren
plinthait nur ymer alle tag meer an den tag kumpt) außzureiten, so
doch auff ain offenliche gemaine kranckhait auch billich ain unverporgne
gemaine artzney volgen soll. - Jch hab bey mir allweg dafür geacht,
und halt es auß vil treffenlichen unwidersprechlichen indicia und antzaigunge,
noch für unzweyfenlich, das got der almechtig wider dise ungeschickte
verdamliche yrrung durch Doctor Luthern ainen Daniel im Volck erweckt hab,
uns die augen unser Blindhait, darinnen wir fürwar auß verfürung
unser Theologi nun etwan vil zeit gelegen seind, zu eröffnen und den
nebel und finsternus solcher unschicklikait von uns zu nemen, ungeachtet
das bey vil draumpredigern anderer weiß wil verstnden werden, das
müssen wir aber dem, der ein unzweifenlicher erkenner der rechten
warhait ist, bevelhen, der wolle uns (bitt ich hertzlich) dietunkeln unsers
gemüts benemen, und erkanntnus seiner götlichen warhait und willens,
darmit wir nit irren, gnädigklichen mittailen.
Und zum sechsten und letsten, das ich billich für hoch
bewig, so hat sich doctor Luther ye und allweg des schrifftlich und mündtlich
angepotten, dieweil er sein leer und opiniones, bißher allain in
das hailig Evangelium, und also den mund der warheit, der nit irren mag,
und die waren göttlichen schrifft ergründet, und was er geredt
und geschriben, offenlich und on alle scheuhen und entsitzen dargelegt und
angezaigt hat, und demnach kain bessers, dann sein leeren, deßhalben
antzaigen, erkennen undfinden kan, derhalben im auch (er wölt denn wider
sein selbs aigen gewissen und erkanntnus reden) kain anders zu lernen wöll
gezimmen, so bit er ainen yeden verstendigen, damit er sich auch auff meer,
dann ain treffenliche universitet in Franckreich und teutschen landen erpotten,
jne ains bessers mit grund der warhait zu berichten, oder das bäbstliche
hailigkait ain anders erkenn, oder die Kirch ain anders beschließ,
und wo der ains beschehe, so wolt er nit allein seiner mainung ganz abstehen,
sonder sich auch als der, so geirrt, erkennen. Das ist ye ain Christenlich
gemüt auch tapffer voll erpieten, das billig denen, so Luthern bißher
mer auß vermessenhait, dann mit vernunfft, kunst und grund der warhait
verfolgt, auch für ain ketzer berüchtigt, und alle widerwertigkait,
sovil an jnen gewest, zugefügt, und bey andern gefundirt haben, solch
jr verfolgung und schmach benemen, und dahin füren solt, Doctor Luthern
das zu geben und mitzutailen, das sy in geleichem fall von andern gern gehabt
haben wolten. - Jch hab bißher gesehen, das sich etwovil unser Theologi
wider Doctor Luthern mit ainem grossen pracht emport, und gleich den bösen
hunden, vil gemarret, aber wenig gebissen haben, all an jm Ritter werden,
und dendanck ersuchen wöllen, wie jn aber samentlich und sonderlich
der harnisch irer kindischen schimpflichen argumenta angestanden, was eeren
und überwindung sy auch bißher außerhalb täglicher
schmachschrifften, darein sy meer, dann auff die hailigen göttlichen
schrifft jr fundament stellen, davon getragen, haben wir scheinbarlich befunden,
und sehen das noch all tag, Luther hat sich bißher kains andern schirmstraichs
wider seine vervolger, denn allein deren, die jn unser rechter fechtmeister
Christus in dem hailigen Evangelio gelernt, gepraucht und wie ich nit anders
gesehen, alle die so gegen jm das schwert auffgehaben, mitt grossen eeren
geschlagen. Glaub auch gentzlich, das jr vil ain anders, dann sy wider Luthern
schreiben, und reden, bey jnen selbs wissen und erkennen, und dises jr geplerr
allain darumb fürnemen auß neid oder von jres aigen nutz wegen,
ainen rum und lob, wie sy inen selbs ain freud schöpffen damit zu eriagen.
Des seind die grund und antzaigung meiner bewegung die mich auch nit onzeutlich
verursachen, Doctor Luthern und sein leer unangefochten und unvernicht
zu halten, wil doch darmit, dieweil es mir kains wegs gezimpt, yemand zu
gut oder nachtail nichtzit beschlossen, auch nichtzit das Christenlicher
ordnung in ainich weg entgegen seyn solt, angenommen haben, sonder mich
in allem dem, das ainen rechten Christenmenschen zu halten, zu glauben,
und zu laisten, auß göttlicher billigkait und Christenlicher
gehorsam zusteet, dem urtail und erkantnuß gotes und der hailigen
Christenlichen kirchen in allweg underworffen haben. Got sey lob.
(Lazarus SPENGLER, Schriften
Bd 1, Gütersloh 1995, 73ff u. RIEDERER, Beytrag 197 - 208)