Vgl. Eck-Brief Nr 122
Lazarus Spengler
 (vgl http://www.bautz.de/bbkl/s/spengler_l.shtml.
 http://www.theologie.uni-erlangen.de/spengler-projekt/)


Schutzrede

Jch würd bey etlichen verdacht und offentlich beschuldigt, als ob ich Doctor Martinus Luthers Augustiner ordens discipel oder nachvolger ainer sey, und desselben leer und predog, jrs vermainens, unbillich und zu vil annemen und anhangen soll. - Damit nun die, so mich also verdencken und beschuldigen, und solchs, darfür ichs acht, meynethalben nit arger mainung, sonder aus disem grund thun, das sie wider Luther, vielleicht bey inen selbs allerley argkwons und verdechtlichkait seiner leer halben, als ob die nit christenlich oder gut sey, schaffen auch kain bessers versteen, ain lautere und aigentliche anzaigung, meins verstands und gemüts, in dieser sachen empfahen, so bitt ich sy, und ainen yeden, bey dem wider mich ain ungleicher verdacht derhalben einfallen mag, nachvolgende mein unterricht, auch die ursachen so mich bisher haben bewegt Doctor Luthers leerr nit gantz für ungeschickt oder nichten zu achten, und denselben Luther in die zal deren zu setzen, der sich meins achtens gemaine Christenhait und die hailig Römisch kirch für ainen sondern trostlichen gegründten verfechterdes hailigen glaubens, und außpraiter der hailigen Ewangelischen christenlichen leeren, nit unbillich erfröwen solt, gütlich anzuhören und alsdann, ob sy wöllen wider denselben Luther den ich mit diesen meinen antzaigen weder entheben oder underdrucken, rümen oder schelten, seyn leer auch (dieweil mir darüber zu erkennen nit gezimpt) nit verwerffen oder anderer weiß, dann so vil sy götlich und christenlich ist, angenommen haben will, deßgleichen wider mich als seinen discipel, darfür ich geacht wird, nach jrem gefallen, und doch dersgestalt zu urtheilen, das solchs bey frommen Christenlichen personen mer für ain billigen notturftigen grund dann selbs geschöpfften hessigen schein mög verstanden werden.


Und sag anfangs: Erkantnus christenlicher hailsamer und zugelassner leer steet meins bedunckens, und wie ein yeder verstendiger, on zweiffel bekennen muß, gründlich und aigentlich, in dem, ob dieselben leer und predig Christo als unserm leermaister und seligmacher (dieweil in jnen alle menschliche leer auch alles unser beginnen, on mittel muß ergründet und gezogen werden) gleichförmig, ob so der Ewangelischen underweysung, auch den Christenlichen haylsamen gesätzen, und der vernunfft gemäß sey, ob darinn meer Christus dann aigner genieß, weltlicher rum oder andere eytle Ursachen gesucht werden, ob die meer zu außrewtung beschwerlicher irsal dann erweiterung vil unnützer argumenta und farlicher scrupel der seelen und gewissens, auch meer zu underweysung des Christenvolks, dann erfüllung des gemainen mans oren fürderlich sey, und von personen fürgenommen werd, denen das auß erhaischung der purden irs ampts und gwissens billich gezim. - Ob nun anfangs Doctor Luthers leer und predig Christenlich und hailsam, auch Christenlicher ordnung und der vernunft gemeß seyen, das gibt das werk unwidersprechlich gezeugknus, denn alles das derselb Luther bisher gepredigt, geschriben, geleert, hat er allain auf das hailig Ewangelium, die sprüch der hailigen Propheten, und den hailigen Paulum on mittel gegründet, und also verstendig und offentlich dargelegt, das ich darwider wenig vernünfftiger argument, ia warlich zu reden gar kain gegründt widersprechen, befunden hab , und meins bedunkens, wo ich mich untersteen wölt Luthers leer und predig zu verwerfen oder für nichten zu achten, so müßt auß der not darauß folgen, das ich auch Christus leer und underweysung, in die sich Doctor Luther allain fundiert, widersprechen und vernichten müßt, das sy aber von mir, als einem Christenmenschen weit, und wiewol ich wider denselben Luther, bißher von etlichen predigern und andern, die sich selbs in ainem argwohn gehabt, als sy der hailigen schrifft, die sie den grossen tail in Thoma, Bonaventura, Scoto, Magistro Sententiarum, Alexandro de Ales und andern dergleichen scholasticis ergründet haben, ganz bericht sein, nit für den geringsten grund jrs widerfechtens, dieses argument gehört hab, als ob sich Luther solcher leer unbillich unterstee, dann er sey ain mensch und gleich inen ain sünder, , auch nit meer, sonder viel geringer denn andere der heiligen Christenlichen kirchen leerer, es seyen vot jm geweßt, Augustinus Jeronimus Ambrosius etc.die vil gelerter dann er, auch hailig leut gewesen, mit wunderwercken geleuchtet, den geist gottes gehabt, und auß götlicher einsprechung geredt haben, solten nun derselben leer nichtzen seyn, und die Christenlich kirch bißher und solang in jrsal gestanden, und allererst durch Doctor Luthern, wie er sich untersteet reformirt werden, were ein erpermlich ding zehören, und gantz nit zuglauben etc. Zu dem sag ich, war ist es, Doctor Luther ist ain mensch, acht auch das er sich nit anders denn für ain sünder helt, erkenn es seind auch vor jm vil frommer, geschickter und hailiger leut geweßt, darunter ich meinen hailigen Patron, sant Jeronimum, nit für den geringsten zele, die mit jren leeren die Christenliche kirchen geziert und erleucht, und wider die mannigfaltigen eingefallen ketzern vil müe und arbait, die als ain schedlich unkraut außzureuten, gebraucht, haben aber nit dieselben, auch als menschen yrren mögen? Haben sy nit auch an vil orten ungeleichen verstand gehabt und gegen einander geschriben? Hatt nit ainer dise, der ander ain andere und widerwärtige meinung gehalten? Haben wir nit gesehen welcher gestalt unser Christen prediger, an vil orten für und für wider ainander offenlich geschrien, schrywen ainer mit seiner opinion auff Thomam, der ander auff Scotum, und der dritt auff Bonaventuram ergründet jre mainung behart und dafür gehalten haben, das sy in jren opinionen gantz gerecht seyen, davon sie auch ungeachtet das es doch allein opinionen seind, nit steen wollen, sonder sich dieselben, sy seyen gerecht oder nit, mit gewalt zu erfechten understanden. Und wie künnen wir mit warhait sprechen, das ausserhalb der leer Christi (die allain warhafft, beständig, und unzweyfenlich ist,) in den andern menschen leeren sie seyen ja geschriben durch wen sy wöllen, kein zweiffel zestellen sey, so doch die heiligen leerer, in jrer underweysung nitt ainer gleichmässigen mainung geweßt, auch die hailigen bißher gehalten Concilia, mer dann ainen weg gehalten und zu wandern beschlossen, zu dem das ich daran nie gezweiffelt, den hailigen lerern sey auch in jren doctrinen vil zugesetzt, das sy zu schreiben oder zu reden nie gedacht haben. Glaub auch, wo Christus widerumb leiblich auff erden kummen solt, wir würden derselben leer halben, die wir für gantz Christenlich und bestendig annemen, an vil orten ain widerwärtige urtail befinden, dann zu gleicher weiß, wie nach sant Augustinus spruch, vil menschen cörper auff erdtrich für hailig gehalten und geehrt werden, der seelen villeicht in der hellen begraben sein, welcher will dann nit auch dafür achten, das nitt minder etwo vil opiniones und sententz der leerer für Christenlich angenommen, die bey Gott reprobirt werden. Ich habe bißher gefunden, das sich auch fromm, hochgelert und verstendig leut nit wenig beklagt, als ob etlich scribenten, die über die hailigen Ewangelia postilliert, und der sich unsere prediger bißher, als für die hailigen gschrifft gepraucht, mit jren außlegungen dem gaist der schrifft nit den klainsten safftgenommen, und von dem text und rechten verstand der hailigen Ewangelia, vil zu weit gelauffen haben, das mügen wir bey dem aussetzigen in dem Ewangelio ain ainige anzeigung nemen, dann welcher wil doch glauben, das Christus mit den worten, do er demselben gerainigten aussetzigen menschen saget, sich dem priester zu ertzaigen, gemaint hab, das er, wie ains tails derselben postillatores vermainen, peichten solt, so doch derselben zeit das beichten nit in übung, auch in der alten ee der prauch gewest ist, das sich die unreinen sonderlichen menschen, den davor der eingang der kirchen verspert was, als es heut zu tagen noch ist, nach jrer rainigung den priestern ertzaigen müßten, deßhalben ist es schimpflich, diß für ain unzweyfenlich argument zu halten, als ob die hailigen lerer als menschen nit hätten irren mügen, darüber ich gleichwol nit gedenck zu urtailen. Es wer aber erschrecklich, das heut zu tagen nit vil frommer hailiger leut auf erden sein solten, dann welcher mensch kan doch wissen, inm wem GOTT wonen, durch wen er auch und wie wunderlich er wirken wil, hatt er nit in leyplicher menschait am maisten bey und umb die sünder gewonet, hatt er nit dieselben am maisten geseliget, und für die gewaltigen und hochgelerten im gesatz berümbt und herfür getzogen, were auch nitt wenig erpärmlich zu hören, das alle ingenia und schicklikaiten (wie diese traumprediger und widerfechter vermainen,) mit denselben hailigen leerern gar vergangen und abgestorben, und noch der zeit nit auch verstendig, geleert und hochgeschickt leut, auß denen nit minder dann vor, der geist gotes reden mag, solten erfunden werden. Dann wer ist Origenes, Gregorius nazanzenus, Scotus, Franciscus Maronis, Alexander de Ales, Nicolaus de lira und andere dergleichen scribenten, der leer die ganz kirch vol nibelt, geweßt, haben sy nit auch als menschen geschriben, und nit mer dan sy verstands gehabt von sich geben mögen, zudem das auch diese und dergeleichen irrungen unser leerer und prediger, meins achtens nit den klainsten teil auß dem entspringt, das sy in jren opinionen also underschidlich und getailt, auch einen ungleichen und wie ich acht, gar vil derselben, ainen widerwertigen verstand der geschrifft haben, darumb auch derselben widerfechter argument, und vermaint urtailen, durch die sy über das, so allain got bekant, und kainem menschen zu wissen müglich ist, wöllen erkennen, nit allain schimpfflich und billich zu belachen, sonder auch der Christenhait gantz uneerlich sein, und wiewol sy zu besterckung jres antzaigens daran hencken, das derselben leerer mainung aber von der kirchen angenommen und zugelassen seyen, das will ich nit widersprechen, das ist aber auch war, das Luthers leer und predig bißher von der kirchen nit verworffen ist. Glaub auch nit, das die kirch dieselben auß den angetzaigten und hernach volgenden ursachen, so gerincklich reprobiren werd, derhalben sy von denselben gauckelpredigern nach der zeyt auch billich unveracht bleyben, und dieselben über das, deß sy aintweder nit gelernet, oder aber sunst kainen verstand haben, nit so vermessenlich und gantz ungeschicklich geurtailt werden solt. -

 Zum andern, ob Luthers leer Christenlicher ordnung und der vernunfft gemeß sey, stell ich in ains yeden vernünfftigen frommen menschen erkantnus, das waiß ich aber unzweyfenlich, das mir, der sich für kain hochvernünfftigen gelerten oder geschickten helt, mein lebenlang ainich leer oder predig so starck in mein vernunfft nie gegangen ist, hab auch von kainem meer begreiffen mögen, das sich meines verstands Christenlicher ordnung also vergleicht, als Luthers und seiner nachvolger leer und underweysung. Gott wölt, das mir dise gnad verliehen würd, mich denselbigen underweisungen gemeß zu halten, und alles mein leben darnach zu regulieren, wer ich guter hoffnung, ob ich wol etlichen menschen, und sonderlich denen, die Luthern und sein leer verfolgen, nit gefiel, und bey jnen für ain Ketzer geachtet wurd, ich wolt doch got als ain tail und glied ains Christenmenschen gefellig erscheinen. Jch hab auch bißher von viel treffenlichen hochgelerten personen, geistklichs und weltlichs stands, gar zu offtern mal gehört, das sy gott darumb danckpar geweßt sein, das sy die stund erlebt, Doctor Luthern und seine leer zu hören, dann welcher vernünfftiger Christenmensch wil mit ainichem glimpff, auch gutem wissen und verständigen ursachen dise leer und predig, zuvor on vorgende erkantnus der hailigen Römischen kirchen (dero urtail als ein Christenman in allweg underworffen haben wil) vernichten und reprobiren, doch dieweil uns darinnen, so vil ich ye hab funden und versteen mügen, der recht ordenlich weg zu Christo, als der grundfest alles unsers hails, gewisen wirt. Jst nit war, das bißher etwo vil fabel oder merlein prediger durch jr ungeschickt opinion (darinnen sy also verwickelt, das sy auch in denselben gar eraltet sein) dem schlechten ungelerten volck vil unruwiger gewissen gemacht, und dahin gewisen haben, auff jre werck mer dann die gnad gottes zu bawen, haben sy nit den grossen tail unser geistlichait und frümkait meer auff die äussern Cerimonien und ertzaigung, als Rosenkrentz und psalter beeten, all tag den himmlischen Rosenkrantz zu päppern, vil wallfarten und fasten zu machen, groß kertzen und vil licht auffzünden, die armen seelen mit dem geweichten wasser zu trösten und ander dergeleichen eusserliche wirckungen, dann die lieb und wirckung im hertzen gestelt, vil mer dem gesetz dann der gnad, mer em fleisch dann dem gaist nachgevolgt, haben uns nit dieselben leerer unzalbar vil scrupel in unsern hertzen, allain mitder weitläuffigen ungeschickten ordnung des peichtens, auch den unerkanten namen tothern, und umbstend der sünden, darein sich auch die seligkait der menschen vil mer oder zum wenigsten so statlich, als in das bereuwen, darvon alle geschrifft meldung thut, ergrindt haben, darumb das jnen die beichtpfenning den beutel gefült, verursacht, haben synit auch bißher den ablaß allain von jrs nutz wegen mit ainer übermessigen pomp, und vil höher dann die gnad und den schatz des glaubens und pluts Christi (darauß wir das klaid unser werck wo sy gerecht verdienstlich und zur seligkait fürderlich sein sollen, waschen müssen) erhebt und denselbigen ablaß, gleich einer failen kauffmannsware im land hin und wieder umbgefürt, und nit allain denselben ablaß, sonder auch alle Sacrament der kirchen, und dartzu das ich mich schämt zu melden, die seelen in dem fegfeuer umb geld verkaufft, und das arm unverstendig volck, wie ich von vil derselben selbs gehört, dahin gefürt, das sy gewislich glaubt und on zweyfel dafür gehalten, als ob sy allain in krafft des Ablaß on mittel von allen jren sünden entpunden, und dadurch zur seligkait gefürdert wurden, und ee der klang des groschen in den ablaß kasten, damit sy die seelen auß den handen des fegfeuers möchten erledigen, vergieng, so were die seel schon zum hymel, haben uns nit dieselben unser prediger sovil kirchengesetz fürgelegt, das sy damit die gebot Christi gantz zurück geworfen haben? Jst nit der, der an ainem Freytag durch verbot des kirchengesatz flaisch gegessen, für streflicher dann ain gotslesterer oder eprecher, die got verwirft, geacht? Was mißprauch und strefflicherübung seind auch bißher mit dem ban gegen schuldigen und unschuldigen menschen gepraucht, und dero etwo vil umb drey haller, auch zu zeiten gantz unwissent, für abgeschnitne glider gotes und der kirchen über die Cantzel ausgeruffen, auch als die unglaubigen auff das feld begraben, mit sampt andern mißpreuchen und kindischen irrungen, der die gantz Christenhait bißher vol geweßt ist, und die ich, auff das ich nit gleich Doctor Luthern für ain ketzer beschuldigt wurd, zu melden underlaß? Dieselben scrupel und irrungen hat Luther meins ermessens durch gegründt Christenlich anzaigung der hailigen göttlichen geschrifft also gerainigt, das ains yeden vernunfft das gar leuchtlichen begreiffen mag, derhalben wir jm auch des vil billicher rum, danck und lob veriehen, dann also für ein ketzer und veind der kirchen ausschreyen, und doch ausserhalb ains geschainten spiegelfechtens dargegen nichts bestendigs, das in der göttlichen schrifft gegründet sey, darthun solten, und so vil hoher etlich traumprediger, die sich gleichwol für groß Theologos rümen, Doctor Luthers leer meer mit ainem gewalt, dann vernünftigen redlichen und gegründten ursachen understeen zu widerfechten, so vil mer wird die bey mir für christlicher und gegründter geacht, dann es ist gar ain schwach baufellig und unbestendig widerfechten, das mit ainem gewalt, und nit mit rechter zugelaßner maß und ordnung vernünfftiger beschützung fürgenommen wirdt. Jch bin auch alles zweyfels on, sich hab bißher gar mancher understanden, Doctor Luthern und sein predig gleich ainem sauren bier und doch in den wincklen und unverstendigen leutten außzuschreyen, der die hailige schrifft durch ain neberloch gelesen, und den ich in vernunfft, kunst und geschicklichait nit für gnugsam achte, jm ainen schuch riemen aufzulösen.

Zum dritten, So hab ich in allen Doctor Luthers doctrinen leeren underweysungen befunden, das er eigentlich mehr Christum dann questum oder aignen nutz gesucht, dann dieweil er wider die unschicklichen leer der ablaßprediger, die meer zu irem geitz und genüß, dann der menschen hail gedienet, vil geprediget, und on scheuhen geschriben, hat er nit allain denen, die der sach interesse haben, sonder auch seynem aigen orden meer dann in ainem weg allerlay nachteils zugefügt, und mitt solchen gleichwol die Römischen kirchen, und vil gaistlicher stend auff sich geladen. Jch hab auch von Doctor Luthern personlich gehört, wie das etlich seine schrifften antzeigung geben, das er ob allen bedroungen hoher und nider stend, die jm bißher in vilfeltig weg under augen kommen, gantz kain entsetzen hab, sonder das end seines fürnemens endtlich dahin gestelt hab, sey sein leer von got und auß got, so setz er jm kainen zwayfel, got werd auch dieselben handhaben und schützen, sey es aber menschenwerck, so werd die mit der Zeit und on allen widerstand selbs zu trümmern geen. Welcher wolt nun glauben oder ainichen argkwon haben, wo Luther durch sein leer und underweysung nit Christum und der menschen hail suchet, das er sich on not und mit sein selbs und des gantzen ordens nachtail und schaden in diese farlichkait seiner eer (das er ain ketzer und vergiffter der kirchen soll gescholten werden) und darzu in far seines leibs und lebens, das im für und für gedröet wird, solt begeben?

 Zum vierten, wird mir kain verstendiger mit warheit nimer widersprechen mögen, das er bey ihm selbs, wo er anders Luthers und seiner nachvolger predig und underweysung gehört hat, und die warheit bekennen will, vil zweiflicher irsal und scrupel verwickelter conscientz erlediget ist. Dann haben nit unser prediger leeren und antzaigung den grossen tail dahin gelendt, uns vil sünden, auch durch den Ablaß friden und rew, da kaine ist, zu machen, und dadurch unsern conscientz so mancherlay enger netz und strick zu legen, das nit wol müglich denen zu entpfliehen. Dadurch ist der mensch mer geengstigt dann getröst, mer in verzweiflung, dann in erquickung, mer in übermessige forcht, dann lieb und vertrawen zu got gefgürt, geursacht, das doch das joch und der weg zu der seligkait, nach antzaigung des hailigen Evangelii gantz süß und hailsam, und mer durch ain ordenlich rechtgegründt vertrawen zu gott, dann diese gauckelpredigen zu erlangen ist, welcher wölt doch so vermessen sein, sich nitt billich für ain menschen und sünder zu erkennen, ist nit got von der sünder wegen auff erden kommen, haben wir nit bißher auff unser selbs erfindigen superstition meer und höher, dann die gesetz gotes unsern grund gestellt. Darinn hat uns Luther meins achtens nit wenig vernünfftiger Christenlichen leuterung gethan und dohin gewisen, got mer, dan jm selbs flaischlichen wercken und den gesetzen der menschen zu trawen. Denn welcher wölt doch glauben, das got darumb komen wer, wie etlich mer auß ainem traum, dann der schrifft, predigen, uns so vil schwerer pürden und gesetz auffzulegen, und mit dem zumüssigen, das uns zu tragen nit möglich wer, so doch got dem menschen nichts, das jm unmüglich und unträglich, hatt aufgeleget. Es ist auch meins achtens gar ain geringe kunst, den menschen, wie wir bißher für und für gesehen haben, in vil sünden, irrungen und zweyfel zu verwickeln, sonder vil fruchtparer, die zweifeligen, irrigen und trostlosen, von solchen farlichen stricken und fangnussen, die meer zu verdamnuß dann dem hail dienen, zu erledigen. - Und ist wol zu verwundern, waiß auch nit, wofür ichs bey mir halten soll, das die, so sich für lux mundi und sondere leerer der kirchen halten, und demnach für andere der Christenmenschen hail und nützperkeit billich betrachten, und das nach allen jrem vermögen, ja auch pis zu vergiessung irs pluts fürdern solten, zu solcher unschicklichkait kommen, zu sagen, das diese des Luthers predigen nit offenlich, sonder allain in der schul bey den gelerten solten geörtert und disputirt werden, , dann aintweders ist Luthers leer gerecht, götlich und Christenlich, oder aber ungerecht, wider Christenliche ordnung und das hail der menschen. Jst sie gerecht und götlich, wo wirt sy niendert billicher, dann bey denen, den sy allenthalben zu guten kommen mag, offenlich und nit allain in den schulen oder warlicher zu reden in den synagogen, do unser selbs erfindungen und menschenwerck, meer denn gottes leer herfür getzogen werden, außgeschrien und verkündt, dieweil es doch zum hail der menschen dient, und das liecht des gottes wort nit verborgenlich under ain schäffle gestürtzt, sonder offenlich auff ainen leuchter allen eingenden zu ainem schein und trost gesteckt werden soll. Jst sie aber ungöttlich, so mag abermals fruchtparer sein, das auff ainmal bey allem volck, als ain unchristenlich gifft außzureiten, dann dise undJene opinion mit nachtail des glaubens zu halten, und also in vil personen unaußgereut bleyben zu lassen. Dieselb disputation und gezenck der gelerten ist auch meins achtens der weg gar nit, dergeleichen yrrsal, wo anders dise Doctor Luthers leer solt ungerecht sein, außzureiten, sonder es muß durch andere mittel, und nemlich durch ain ordenlich geschickt Concilium nach ordnung der römischen kirchen decerniert, beschlossen und reformiert werden. Es were dann dieselben vermainten Theologi, die in iren geschöpfften irsal bis zum end ires alters verharrt haben, auch kain anders dann jr irrig opinion wissen, oder ains bessern underricht werden wöllen, dise fürsorg triegen, das sy durch dise leer der rechten Theologia in jren thoreten kindischen mainungen und underweysungen zu schanden gemacht, und für die, die laut des hailigen Ewangelii für Rabi gehalten, auff dem marckt von den menschen gegrüßt, und in den wirtschafften die obersten stat haben wölten, nitt meer bey dem gemainen volck dafür geacht, und dem nach in jrem selbs yrsal verfürt und betrogen werden.

Zum fünfften, das Doctor Luthern auß billichait gezimm und zustee, dergleichen Christenlich doctrin, zu underweysung des Christenlichen volcks fürzunemen, des mag ain yeder dise gegründte bewegung nemen, dann anfencklich ist Doctor Luther ain ordens man, zum andern ain prediger, zum dritten ain Doctor, dem in allweg auß erhaischung seines ampts zusteet, die Christenliche leer nit zu verschweigen, sonder biß zu vergießung bluts zu verfechten, und zum vierdten, so ist offenlich und unwidersprechlich, haben auch das mit allain zu Nürnberg sonder schier an allen orten teutscher land gehört, mit was unverschämpter vermessenhait, auch wie gantz unschicklich und unchristenlich ettlich, und sonderlich ainer, Johannes Tetzel prediger ordens, den ablaß und andere yrsal vil zeit und jar gepredigt und auß ainem scrupel und zweyfel zehen gemacht, darmit auch das gemain volck also verfürt hat, das nit wenig zu erparmen geweßt ist, denselben offenlichen unschicklichaiten durch die heupter der Christenhait zu schmach, schand und ferlichait derselben, dergestalt zuzusehen. Ob nun Doctor Luthern nit billich geziembt hab, wider dise unchristenliche Beschwerung leeren zu schreyen, dargegen den rechten grund der warhait, sovil er bey jm selbs, und durch mittel der gnaden gottes verstanden hat, zu eröffnen, und das ainfeltig volck von jrem jrsal zu weisen, wolt ich gern yemandt bestendigklich hören widersprechen. Und dieweil sich dann dieselben gnaden oder ablaßprediger nitt geschempt haben, jr vermessenhait offenlich in alle welt, auch auff den cantzeln zu predigen, und daran zu hencken, ob ain Engel oder sant Peter von hymel keme, dem volck ain anders und jren predigen ain widerwertiges zu sagen, das sy vil meer jnen denselben leeren, dann ainem Engel oder Petro dises fals glauben geben solten, darmit sy auch bey dem Christenvolck nit ainen geringen gifftigen saamen eingeseet, warumb solt dann nit billich Doctor Luthern zugelassen sein, solchen schedlichen yrsal und offenliche verfürung vil menschen gleicherweiß in publico und nit in den schulen (wie die reden, deren plinthait nur ymer alle tag meer an den tag kumpt) außzureiten, so doch auff ain offenliche gemaine kranckhait auch billich ain unverporgne gemaine artzney volgen soll. - Jch hab bey mir allweg dafür geacht, und halt es auß vil treffenlichen unwidersprechlichen indicia und antzaigunge, noch für unzweyfenlich, das got der almechtig wider dise ungeschickte verdamliche yrrung durch Doctor Luthern ainen Daniel im Volck erweckt hab, uns die augen unser Blindhait, darinnen wir fürwar auß verfürung unser Theologi nun etwan vil zeit gelegen seind, zu eröffnen und den nebel und finsternus solcher unschicklikait von uns zu nemen, ungeachtet das bey vil draumpredigern anderer weiß wil verstnden werden, das müssen wir aber dem, der ein unzweifenlicher erkenner der rechten warhait ist, bevelhen, der wolle uns (bitt ich hertzlich) dietunkeln unsers gemüts benemen, und erkanntnus seiner götlichen warhait und willens, darmit wir nit irren, gnädigklichen mittailen.

Und zum sechsten und letsten, das ich billich für hoch bewig, so hat sich doctor Luther ye und allweg des schrifftlich und mündtlich angepotten, dieweil er sein leer und opiniones, bißher allain in das hailig Evangelium, und also den mund der warheit, der nit irren mag, und die waren göttlichen schrifft ergründet, und was er geredt und geschriben, offenlich und on alle scheuhen und entsitzen dargelegt und angezaigt hat, und demnach kain bessers, dann sein leeren, deßhalben antzaigen, erkennen undfinden kan, derhalben im auch (er wölt denn wider sein selbs aigen gewissen und erkanntnus reden) kain anders zu lernen wöll gezimmen, so bit er ainen yeden verstendigen, damit er sich auch auff meer, dann ain treffenliche universitet in Franckreich und teutschen landen erpotten, jne ains bessers mit grund der warhait zu berichten, oder das bäbstliche hailigkait ain anders erkenn, oder die Kirch ain anders beschließ, und wo der ains beschehe, so wolt er nit allein seiner mainung ganz abstehen, sonder sich auch als der, so geirrt, erkennen. Das ist ye ain Christenlich gemüt auch tapffer voll erpieten, das billig denen, so Luthern bißher mer auß vermessenhait, dann mit vernunfft, kunst und grund der warhait verfolgt, auch für ain ketzer berüchtigt, und alle widerwertigkait, sovil an jnen gewest, zugefügt, und bey andern gefundirt haben, solch jr verfolgung und schmach benemen, und dahin füren solt, Doctor Luthern das zu geben und mitzutailen, das sy in geleichem fall von andern gern gehabt haben wolten. - Jch hab bißher gesehen, das sich etwovil unser Theologi wider Doctor Luthern mit ainem grossen pracht emport, und gleich den bösen hunden, vil gemarret, aber wenig gebissen haben, all an jm Ritter werden, und dendanck ersuchen wöllen, wie jn aber samentlich und sonderlich der harnisch irer kindischen schimpflichen argumenta angestanden, was eeren und überwindung sy auch bißher außerhalb täglicher schmachschrifften, darein sy meer, dann auff die hailigen göttlichen schrifft jr fundament stellen, davon getragen, haben wir scheinbarlich befunden, und sehen das noch all tag, Luther hat sich bißher kains andern schirmstraichs wider seine vervolger, denn allein deren, die jn unser rechter fechtmeister Christus in dem hailigen Evangelio gelernt, gepraucht und wie ich nit anders gesehen, alle die so gegen jm das schwert auffgehaben, mitt grossen eeren geschlagen. Glaub auch gentzlich, das jr vil ain anders, dann sy wider Luthern schreiben, und reden, bey jnen selbs wissen und erkennen, und dises jr geplerr allain darumb fürnemen auß neid oder von jres aigen nutz wegen, ainen rum und lob, wie sy inen selbs ain freud schöpffen damit zu eriagen. Des seind die grund und antzaigung meiner bewegung die mich auch nit onzeutlich verursachen, Doctor Luthern und sein leer unangefochten und unvernicht zu halten, wil doch darmit, dieweil es mir kains wegs gezimpt, yemand zu gut oder nachtail nichtzit beschlossen, auch nichtzit das Christenlicher ordnung in ainich weg entgegen seyn solt, angenommen haben, sonder mich in allem dem, das ainen rechten Christenmenschen zu halten, zu glauben, und zu laisten, auß göttlicher billigkait und Christenlicher gehorsam zusteet, dem urtail und erkantnuß gotes und der hailigen Christenlichen kirchen in allweg underworffen haben. Got sey lob.

(Lazarus SPENGLER, Schriften Bd 1, Gütersloh 1995, 73ff u. RIEDERER, Beytrag 197 - 208)