Übersicht Reformationsgeschichte - Übersicht Briefwechsel Eck

Nr. 43

Christoph Scheurl (1) an Eck
Nürnberg
01-04-1517

Fischbach Scheurl-Archiv, cod G, fol 162r-163r
SODEN-KNAAKE, Briefbuch 2, 11f Nr 123


Scheurl ist begeistert, daß Eck seine Sympathie für Kaiser Maximilian I. teilt. Er berichtet ihm von Gerüchten am kaiserlichen Hof, die dem Nürnberger Rat zu Ohren gekommen sind und die Eck nicht verwirren werden. Eck soll ruhig Leonhard von Eck und den anderen herzoglichen Räten berichten. Sein Wiener Diarium hat Marsilius Uranius jetzt in Händen; noch heute wird Scheurl weitere Exemplare an die Erfurter und Wittenberger Freunde senden. Trutfetters Schriften soll Eck nach eigenem Ermessen weiterverteilen. Das Haus Behaims am Weinmarkt ist teilweise eingestürzt. Scheurl liegt mit Behaim in einem unbegründeten Streit. Eck weiß, daß dieses Haus von der Steuer befreit war und Scheurl deshalb den Rat anrief, der Dr. Letzscher zum Vermittler bestellt hat. Scheurl will wissen, ob Dr. Michel auf seinen Ratssitz verzichtet hat und wie es ihm geht. Gerüchte besagen, er sei krank, andere, er habe heimlich geheiratet. Scheurl möchte zwischen dem Sekretär und Bibliothekar des Kurfürsten Friedrich von Sachsen, Georg Spalatin, und Eck Freundschaftsbande knüpfen. Eck soll nur Spalatins letzten Brief an Scheurl lesen, um seine Gelehrsamkeit zu erahnen. Auch an Spalatin hat er Ecks Diarium gesandt mit der Bitte um Weiterleitung an Otto Beckmann.



(162r)Ad doctorem Johannem Ecken.

Obsequia parata.

Arbitor, optime vir, summum Deum tot ac tantas in te congessisse dotes, ut inde plerique celebres reddi potuissent, quae singule ad te amandum me invitant: inter ceteras autem laudo et perplacet quod caesarianus es et Maximiliani (2) castra sincera fide sequeris. Sum tibi in nulla virtute conferendus, sed hoc habeo tecum commune, et morum similitudo facile amicitiam gignere assolet.

Rumusculos igitur cesariane aule (3) sicut noster senatus accepit ita ad te mitto, nam his tuam probitatem frustrandam non sum arbitratus. Velim illos nomine meo cognomini tuo domino Eckio ac collegis communicacier.

Disputationes tuas noster Marsilius (4) grato animo accepit. Erpfudensibus (5) et Wittenburgensibus (6) suas hodie mitto. Libros (7) Eysenachensis pro arbitrio distrahes, non ignarus Hensen (8) tardiuscule solvere. (9) Domus adversarie nostre Pehaim (10) ad forum vinarium partim corruit, quamquam istud vicii domui non accidit quod ita aperte iniustam litem michi movit. Nosti eam a petitione censuum absolutam, unde ego patres appellavi qui accepto libello doctorem Letzscher (11), filiae socerum, in advocatum petenti assignarunt, unde vehementer scire desidero, an noster Michel (12) causae suae diffidens patrocinium respuerit et quid agat. Nunciatur valetudinarius, reliqui credunt amicos clam conciliare sibi matrimonium apud nos, ego hominis de me bene meriti fortunam cupio esse optimam, te vero, decus litterarum ac literatorum omnium, valere perpetuum, interea amare me mutuo.

Ex aedibus tuis (13) Kalendas Aprilis anno virginei partus 1517.

Princeps Federicus Saxo (14) apud se habet Georgium Spalatinum, (15) canonicum Aldenburgensem, bibliotecarium suum et qui chronicas scribit, michi amicissimum. (16) Opto vehementer inter vos constituere amicitiam. Si aliquid hominis vis videre, lege novissimas litteras ad me, nichil facit praeter scribere et legere, vetustatis amator, antiquissimi codices usu mecenatis ad hunc deferuntur. Propositum est nullum librum desiderari in bibliotheca principali. Nichil gratius utrique feceris quam si aliquam rationem nostri temporis librorum reddideris. Mitto illi disputationes tuas Otthoni (17) adscriptas, ut pellegat et domino suo reddat.

Parce ineptiis meis, qui dum finire debebam aliam telam exorsus sum: tribues hoc nostro in te amori qui tua facilitate abutitur.

Christopherus Scheurl doctor.
An Dr. Johannes Eck

Meine Dienstbereitschaft zuvor!

Bester Freund, ich glaube, daß Gott in Dir so viele und so große Gaben vereinigt hat, daß man damit mehrere bedeutende Männer machen könnte, von denen einige Dich mir liebenswert machen: unter anderem lobe ich und gefällt mir sehr, daß Du kaiserlich gesinnt bist und dem Lager MAXIMILIANS in Vertrauen und Treue Gefolgschaft leistest. Ich kann mich mit Dir in keiner Tugend vergleichen, aber das habe ich mit Dir gemeinsam, und die Ähnlichkeit der Neigungen pflegt leicht Freundschaft hervorzubringen.

Die Gerüchte vom Kaiserhof, wie sie unser Rat empfangen hat, gebe ich so an Dich weiter, denn ich glaube nicht, daß durch diese Deine redliche Gesinnung enttäuscht werden kann. Ich möchte, daß die Gerüchte in meinem Namen Deinem Namensvetter LEONHARD VON ECK und den Kollegen bekannt werden.

Deinen Bericht von der Wiener Disputation hat unser MARSILIUS URANIUS dankbar empfangen, und ich sende die für sie bestimmten Exemplare heute an die Erfurter und Wittenberger. TRUTFETTERS Bücher kannst Du nach Gutdünken verkaufen im Wissen, daß HENSEN sehr zögerlich zahlt. Das Haus unserer Widersacherin LUCIA BEHAIM ist zum Weinmarkt hin teilweise eingestürzt, obgleich das dem Nachbarhaus nicht widerfahren ist, was mir offensichtlich einen unberechtigten Rechtsstreit einbrachte. Du weißt, daß LUCIA BEHAIM von Steuerforderungen befreit ist, weshalb ich an die Räte appellierte. Diese haben nach Empfang der Schrift der um Doktor LETZSCHER, den Schwiegervater der Tochter, als Rechtsbeistand Bittenden die Sache an diesen überwiesen. Ich möchte daher dringend wissen, ob unser MICHEL aus Mißtrauen gegenüber der Angelegenheit sein Patrozinium nicht übernommen hat und was er unternimmt. Mit liegt die Nachricht vor, er sei krank; die übrigen glauben, seine Freunde hätten ihm heimlich eine Hochzeit bei uns arrangiert; ich wünsche dem um mich hochverdienten Mann viel Glück, Dir aber, Zierde aller Wissenschaften und Gelehrten, ständige Gesundheit, in der Zwischenzeit, daß Du meine Zuneigung erwiderst.

Aus dem Haus, in dem Du das letztemal hier gewohnt hast, am 1. April 1517.

 Der Fürst FRIEDRICH VON SACHSEN hat GEORG SPALATIN als Berater bei sich; dieser ist Kanoniker in Altenburg und sein Bibliothekar, der auch Chroniken verfaßt. Ich bin mit ihm gut befreundet. Ich hoffe sehr, eine freundschaftliche Beziehung zwischen Euch knüpfen zu können. Wenn Du etwas von ihm sehen willst, lies die letzten Briefe an mich; er tut nichts außer schreiben und lesen, ein Liebhaber alter Sachen; alte Codices werden nach Art eines Mäzenaten an ihn verkauft. In der fürstlichen Bibliothek soll kein einziges Werk fehlen. Nichts Willkommeneres hättest Du getan, als ihn über Neuerscheinungen zu benachrichtigen. Ich sende ihm Deine für OTTO BECKMANN bestimmten Disputationsberichte aus Wien, damit er sie liest und seinem Herrn übersetzt.

Verzeihe meine Torheiten, da ich, obgleich ich Schluß machen sollte, neue Pfeile abgeschossen habe: rechne das meiner Liebe zu Dir zugute, die Deine Güte mißbraucht.

Christoph Scheurl, Doktor

.

1. Vgl. Brief  13-09-1516.

2. Kaiser Maximilian (*1459, +1519), zu Scheurls Begeisterung für den Kaiser vgl. GRAF, Scheurl, 69; auch SCHEURL, Geschichtbuch (Knaake), 129-131. Eck hatte Maximilians Taten und Beziehungen zu einzelnen Personen aus seinem Lebensumfeld bereits öffentlich thematisiert (vgl. die [Widmungs-]Briefe 18-04-1514 und 13-10-1516). Dabei erfuhr Maximilian schon durch die Kapitalschrift Hervorhebung (vgl. hierzu ausführlicher bei Brief 18-01-1517). Die mittelbaren Beziehungen Ecks zum Kaiser rühren aus mehreren Quellen. Zum einen sind hier GREGOR REISCH (vgl. Brief 13-10-1516) und GEILER VON KAYERSBERG (vgl. Brief 18-03-1512) zu nennen, die den Kaiser seelsorgerisch betreuten (vgl. WIESFLECKER, Maximilian 5, 153), und die den frühen Eck, der zu beiden in persönlichem Kontakt stand, beeinflußt haben. So heißt es in ECK, Ricii responsio, Br:

 »[...] præceptor noster chartusianus [sc. Gregor Reisch], diui Cæsaris Maximilianis instante morte spiritualis medicus & confessionis auditor [...]«,

 und in ECK, Postilla. Ander Theyl Fest, 395:

 »[Sc. Maximilian] Ist Gottsfuerchtig gewesen, vnd hat sonderlich grosse Penitentz vnd Abstinentz gehalten in der Karwochen, hat auch zum offtern mal von guter gewisse wegen zu jm berufft den Hochgelehrten Doctor Johan Keysersperger Predigcanten zu Straßburg. Auch in viel Sachen der gewissen hat er gebraucht den Prior in der Chartauß zu Freyburg im Breußgaw, nach dem er auch geschickt hat am Todtbeth gen Weiß, wie dann er zu jhm kommen ist, hat gar ein schoens Seligs End genommen [...]«).

Andere Kontakte ergaben sich über den Vertrauten des Kaisers MATTHÄUS LANG, der dann auch die Vermittlung des am 26-10-1517 für den Kaiser erstellten Gutachtens über einige Glaubensgeheimnisse vermittelte (vgl. Brief 13-10-1516 und Anhang V) und wenn Eck hier ein »Heilkraut« (herbam), vgl. Anhang V, vorletzter Satz) für den Kaiser anbrachte, sah er sich ganz im Gefolge von Reisch und Kaisersberger als geistliche Medici (s.o.). Weiterhin laufen Linien zum Kaiservertrauten CUSPINIAN (vgl. Brief 09-11-1516, a2r) und - Berater PEUTINGER (vgl. Brief 19-12-1514). Überhaupt sind die »Caesareaner« in den u.a. von reichspatriotischen Gefühlen getragenen südwestdeutschen Humanistenkreisen zu finden, vgl. SCHINDLING, Reichsverfassung, 177. Der Verweis von op.cit.178 auf einen direkten Kontakt zwischen Eck und Maximilian im Rahmen des Glaubensgutachtens beruht auf einer Fehlinterpretation der (sekundären) Vorlage (vgl. Brief 13-10-1516 Anm., JOACHIMSEN, Peutingeriana, 270ff; WIESFLECKER, Maximilian 5, 154; ULMANN, Kirchenreform, 203; sowie GIEHLOW, Gebetbuch, 41, der bei SCHLECHT, Spottgedichte, 219 Anm.3 falsch rezipiert wird). Bei all der Hochachtung Ecks für den Kaiser ist interessant, wie er ihn mit einem eindrucksvollen Zeugnis in die soziale Dimension des mittelalterlichen Memento-mori-Gedankens stellt, so in seiner Gedenkpredigt für Maximilian:

»Der Maximilianus er so viel Kriegs gefuert hat wider Vngern, wider die Venediger, wider den Koenig von Franckreich, wider die Flaemming, Schweitzer vnd Geldern, Den so viel Fuersten, Herren vnd Potentaten gefoercht hahen, ja ab seinem Namen ist mancher erzitert, vnnd was ist er jetzt? Er ist Kot, Aschen, Erden, ein Speiß der Wuerm, ein Krottensack, ein Burger der Erden (incola terræ), ein Mist, ein fauler stinckender Coerpel vnd ermanet alle Menschen, daß sie solches Ends gewarten muessen, durch die Wort deß Weysen vnd schreyet zu vns, zu allen Menschen die im gantzen Reich, vnd in allen seinen Erblanden seynd: O Mensch gedenck meines Vrtheils, dann das dein wirdt auch also seyn, mir gestert, dir heut. Welches seynd gewesen die Wort. A.[men] Aue MARIA.«

Vgl. ECK, Postill. Ander Theyl Fest. 392.

3. Diese Gerüchte vom Kaiserhof, auch in den Briefen vom gleichen Tag (s.u.) an Spalatin (»Res Caesaris ex Otthone accipies«) und Luther (»Res Caesaris Otto explicabit«) erwähnt (vgl. WA Briefe 1, 92 Anm.3), sind auch dort nicht näher faßbar; vgl. aber Brief 13-10-1517.

4. Gemeint ist Marsilius Uranius (Prenninger) aus Tübingen, den Scheurl auch in einem Brief an Beckmann vom 09-07-1513 erwähnt; vgl. BAUCH, Briefbuch, 438. In Nürnberg eignete Eck das Buch zudem noch ANTON KOBERGER jun. zu; vgl. Brief 04-08-1516.

5. Gemeint sind BARTHOLOMÄUS VON USINGEN ([Barth. Arnoldi], der Lehrer Luthers, +1532 (vgl.BÄUMER, Usingen) und JODOKUS  TRUTFETTER (vgl. Brief 13-09-1516):. Für Bartholomäus von Usingen vgl. Brief vom 31-03-1517 (vgl. SCHEURL, Briefbuch (Soden-Knaake) II, 8:

»Quum Eckius apud me diverteret, reverende pater, legit mihi litteras quas a te accepit et ad te dedit. Interea misit tibi muneri hasce suas disputationes, sed ego putaui te honorandum fore libello aeternae praedestinationis, non diffidens illum propter authoris authoritatem gratum futurum«),

 Trutfetter am 01-04-1517 (vgl. op.cit.11:

 »Eckius mittit disputationes suas, homo nihil superbus immo humanissimus, tametsi morum suavitatem quidam desiderent.«).

6. Vgl. den Brief an Martin Luther vom  14-01-1517 (WA Br 1, 91):

 »Amicum meum Iohannem Eckium de virtute tua feci certiorem, unde amicitiae tuae percupidus nedum ad te literas dedit, sed et libellum cum disputationibus suis mittit. Non dubito, sis illi responsurus et fidem meam liberaturus, qui turpe ducis in amore vinci, humanitate superari. Rogo autem te familiariter rescribas, quam tua amicitia dignum iudico«

  und an Andreas Karlstadt (vgl. Brief 14-01-1517; SCHEURL, Briefbuch (Soden-Knaake) II, 13):

 »Salutem. Divertit apud me Eckius Ingolstadiensis, disputator acerrimus, amicus meus, quem in plerisque animi dotibus tibi iudicavi similem, unde rogavi tecum amicitiam constitueret, quod et tu esses homo de litteris et litteratis bene meritus. Unde nedum epistolam tumultuarie dictavit sed et in praesenti libellum mittit, ut ita intelligas esse tui studiosum. Verum non diffido, fidem meam liberabis, respondebis humanissime, qui voluntati meae nunquam defuisti, qui semper turpe duxisti in amore cedere, humanitate superari.«.

Karlstadt kam in seinem als Brief an Eck (26-04-1519) abgefaßten Vorwort zu seinen Conclusiones (gegen Ecks Thesen für Leipzig) auf Eck, Vienna zurück. Die entsprechende Stelle lautet (übersetzt und zitiert bei WALCH XV, 827: »Bei denen in Wien hat der Schreihals elendiglich den Kürzern gezogen; sein Herz ist noch von den Stichen, mit denen seine Gegner es durchbohrten, ganz matt und wund; doch hat er mit der Zunge, die die Wunden verheimlichte, den Siegern entgegengezischt. Sobald er sich aber aus dem Kot des Kampfes wieder aufgelesen und fortgemacht, hat er ein Lob erdichtet und mit dem nie erhaltenen Sieg sich getröstet, und das erdichtete Lob denen, die viele Meilen vom Kampf entfernt waren kund gemacht. Es bezeugen das Verschiedene, die ihn in Wien mit metaphysikalischen Grillen haben um sich werfen hören.«).
Vgl. auch Ecks Sicht der Anbahnung der amicitia in Brief 14-03-1519 an Kasp. v. Wessobrunn u. Joh. Zinngießer von Polling (wir zitieren den Einblattdruck Eck, Deo amantiss. prelatis; vgl auch WA Briefe 1, 319-323); Amiciciam tamen in se meam Lutterus causatur simulatam, fateor amicissimam ob litteras & studium cum eo inij, nec viso (vt cum doctis facere soleo) sed tantopere a communi amico doctiss. Christophero Iureconsulto integerrimo, commendato.

7. Bücher Trutfetters (zum Namen "Eisenachensis" vgl. Brief 13-09-1516), vgl. übernächste Anm.

8. s.u. nächste Anm.

9. Scheurl hatte den Vertrieb von Trutfetters Logik- und Physikbüchern im süddeutschen Raum protegiert. Bis zum September 1515 waren Exemplare nach Freiburg, Ingolstadt und Frankfurt gegangen. Auf einer Geschäftsreise in dieser Sache im Frühjahr 1516 hatte er Eck kennengelernt. Der hier angesprochene Vertrieb Trutfetterscher Bücher durch Eck bzw. Hensen (er ist nicht näher zu identifizieren) wird allerdings kaum von Bedeutung gewesen sein, da mit den Eckschen Kommentarwerken hier eine direkte Konkurrenz bestand; Belegstellen und Einzelheiten bei SEIFERT, Logik, 18.

10. S.u. nächste Anm.

11. SCHEURL, Briefbuch (Soden-Knaake), 11 Anm. 42 verweisen auf Albrecht Letzscher, er heiratete am 27-01-1517 die Tochter des Michel Behaim, Lucia.

12. Zu diesem Dr. Michel vgl. Brief 12[?]-10-1516. Die mögliche Identifizierung bei SCHEURL, Briefbuch (Soden-Knaake) II, 11 Anm.42 mit dem mit Katharina Locher verehelichten Patrizier und Ratsherr Michael (VI.) Behaim (vgl. BOSL, Bayerische Biographie, 56) verbietet sich vom Anforderungsprofil der zu identifizierenden Person (ab 1516 Studium in Ingolstadt; vorher Doktorat (mindestens M.A.); jüngerer Student vgl. die ihm in Brief 12[?]-10-1516 prognostizierte Karriere).

13. Die Ansicht (Enders), Scheurl habe diesen Brief aus Ecks Haus in Ingolstadt geschrieben, wird durch die angeführten Schreiben vom gleichen Tag aus Nürnberg widerlegt (s.o.); vgl. hier auch WA Briefe 1, 91 Anm.1: [...]'ex aedibus tuis' (aus dem Hause, in dem Du das letztemal hier gewohnt hast) [...].

14. Friedrich III. von Sachsen, der Weise (*1463, +1525), trat für die Rechte des Fürstenstandes gegenüber dem Kaiser ein und gründete 1502 die Landesuniversität Wittenberg, als Schutzherr Martin Luthers hatte er maßgeblichen Anteil an den äußerlich günstigen Bedingungen für die reformatorische Bewegung, vgl. I. LUDOLPHY, Friedrich der Weise, Göttingen 1989.

15. Georg Spalatin (eigtl. Burckhardt), (*1484, +1545), 1507 Pfarrer, 1508 Prinzenerzieher am Hof Friedrichs III. von Sachsen, dann dessen Berater, Sekretär und Hofkaplan mit später engem Kontakt zu Martin Luther.
Lit.: I. HÖSS: Georg Spalatin. Ein Leben in der Zeit des Humanismus und der Reformation. Weimar (1956) 1989 (2.Auflage); G. MÜLLER: Der Mann im Hintergrund. In: Nachrichten der Ev.-luth. Kirche in Bayern 50/1, 1995, 11-13; K. DIENST: BBKL X (1995), 865-868; R. DECOT: LThK3 9, 2000, 802f .
Wie im Falle Luthers, Karlstadts und Trutfetters erhielt Spalatin ebenfalls am 01-04-1517 einen Brief von Scheurl. Dort hieß es:
 »Apud Ingolstadiam profitetur Johannes Eckius theologus, disputator acerrimus, amicus meus: hunc cupio cum Wittenbergensibus meis constituere amicitiam et imprimis tecum, qui homo es eruditus. Non cedet hoc academiae ognomiae sicut intelliges ex libello deliciis meis Otthoni [Beckmann] adscripto, quem illi lectum transmittas. Valde autem te rogo, ut Eckio nostro familiariter scribas qui etiam Graece callet. Invenies hominem doctum et ex sententia tua, et ego te et egregiam virtutem tuam illi notam faciam.« (SCHEURL, Briefbuch (Soden-Knaake) II, 13f.)

16. Vgl. die zahlreichen (seit dem 01-01-1511) gewechselten Briefe zwischen Spalatin und Scheurl, vgl. SCHEURL, Briefbuch (Soden-Knaake) II, Register.

17. Otto Beckmann (*1576, +1556), Humanist und Prof. der Rhetorik in Wittenberg, der sich nach vorheriger Freundschaft ab 1520 von seinen reformatorischen Kollegen distanzierte, vgl. R. BÄUMER, Beckmann: LThK (2.Aufl) 2, 92; V. Tenge-Wolf: LThK (3.Aufl.) 2,116. Zum Verhältnis Scheurl - Beckmann vgl. GRAF, Scheurl, 47, BAUCH, Briefbuch, passim, auch die Äußerung in dem Brief vom 01-04-1515 (op.cit. 447), wenn Beckmann stürbe, würde er 100 Messen für ihn lesen lassen.