Alle 17 Sätze sind wörtliche Zitate.
Beurteilen Sie die einzelnen Sätze.
Welches Zitat entstammt der römisch-katholischen und welches der
lutherischen Tradition?
(1)
»Verworfen sei, wer sagt, der Mensch könne durch seine
Werke,
die durch die Kräfte der Natur oder durch die Lehredes Gesetzes
geschehen,
ohne die durch Jesus Christus gegebene göttliche Gnade vor Gott
gerechtfertigt
werden.«
katholische
oder lutherische Autorschaft
(2)
»Der Mensch wird nicht allein durch den Glauben, sondern auch
durch
die Werke gerechtfertigt, weil gewiß die gerecht erklärt
werden,
die Glauben und gute Werke haben. Denn die guten Werke in den Heiligen
sind, wie gesagt, Gerechtigkeit und gefallen wegen des Glaubens.«
katholische
oder lutherische Autorschaft
(3)
»Dieser Glaube, von dem die Rede ist, entsteht in der Buße,
und muß unter guten Werken, unter Anfechtungen und Gefahren
gestärkt
werden und wachsen.«
katholische
oder lutherische Autorschaft
(4)
»Mit allem, was man Gutes tut, mit Fasten und mit Beten, und was
man tun oder lassen mag, kann man Gott die Schuld der Sünde nicht
abgelten.«
katholische
oder lutherische Autorschaft
(5)
»Der Getaufte kann, auch wenn er wollte, sein Heil nicht
verlieren,
weil keine Sünden ihn verdammen können, außer der
Unglaube.«
katholische
oder lutherische Autorschaft
(6)
Sie verurteilen die ... , die sagen: Wer einmal gerechtfertigt ist,
kann
den Hl. Geist nicht mehr verlieren.
katholische
oder lutherische Autorschaft
(7)
Wenn jemand die Liebe nachläßt, so behält er, auch wenn
er großen Glauben hat, diesen nicht, er behält nämlich
nicht den Hl. Geist.
katholische
oder lutherische Autorschaft
(8)
»So ist insbesondere dieser falsche und epikureische Wahn
ernstlich
zurückzuweisen und zu verwerfen, daß gewisse sich einbilden,
der Glaube und die empfangene Gerechtigkeit und das Heil könne
durch
keine Sünden und Vergehen verloren gehen, auch wenn sie noch so
vorsätzlich
und in schlechter Absicht schlechte Werke tun... Gegen diesen
schädlichen
Wahn ... ist oft zu wiederholen und vorzutragen... Die solches tun,
werden
das Reich Gottes nicht besitzen (Gal 5,21; vgl. Eph 5,5).«
katholische
oder lutherische Autorschaft
(9)
»Auch wenn du Raub, Diebstahl und Mord begangen hättest, wie
es Tropfen im Meer und Sand gibt, auch wenn du ganz allein alle
Sünden
der Welt begangen, darüber nie Reue empfunden und sie auch nicht
bekannt
hättest, und dir selbst jetzt die Möglichkeit fehlte, sie zu
gestehen, so darfst du trotzdem keineswegs verzweifeln, denn in solchem
Falle genügt allein eine innere Zerknirschung... 'Gott hat noch
mehr
Erbarmen, als der Mensch zu sündigen vermag.'... Christus ist
für
die Sünder... gekreuzigt worden.«
katholische
oder lutherische Autorschaft
(10)
Es »wird der Mensch seiner Seligkeit ... ja nicht einmal durch
Gottes
Gnade gewiß, vielmehr befiehlt uns der Apostel (Phil 2,12),
allezeit
mit Furcht und Zittern uns um unsere Seligkeit zu mühen.«
katholische
oder lutherische Autorschaft
(11)
»Der Sohn wird durch seine Geburt, nicht durch sein Verdienst
Erbe.
Aber dadurch, daß er Gutes tut, verdient er sich vom Vater
über
das ihm geschuldete Erbe hinaus, daß er geachtet, verehrt,
ausgezeichnet
und vorgezogen wird. Aber durch seine guten Werke wird er nicht mehr
Sohn,
wenngleich er ein besserer wird. Dadurch daß er Schlechtes tut,
verdient
er sich die Rute, Schimpf und Streit, ohne daß dadurch sein
Erbrecht
angetastet wird ..., vorausgesetzt, daß er nicht ganz und gar
Unwürdiges
tut, so daß er die Enterbung verdient.«
katholische
oder lutherische Autorschaft
(12)
Sie verdammen auch jene, die lehren, daß die Sakramente ex opere
operato rechtfertigen, und nicht lehren, daß beim Gebrauch der
Sakramente
der Glaube erforderlich ist, der glaubt, daß die Sünden
vergeben
werden.
(Damnant igitur illos, qui docent quod sacramenta ex opere operato
iustificent nec docent fidem requiri in usu sacramentorum, quae credat
remitti peccata.)
katholische
oder lutherische Autorschaft
(13)
Die Sakramente sind wirksam, auch wenn die Priester, durch die sie
gereicht
werden, nicht fromm sind
katholische
oder lutherische Autorschaft
(14)
Es nimmt den Sakramenten nicht ihre Wirksamkeit, daß sie durch
Unwürdige
gehandelt werden, denn diese repräsentieren die Person Christi
wegen
ihrer Berufung durch die Kirche. Sie repräsentieren nicht ihre
eigenen
Personen, wie Christus bezeugt: Wer euch hört, hört mich.
Wenn sie das Wort Christi, wenn sie die Sakramente darreichen, reichen
sie sie in Stellvertretung Christi dar.
(Nec adimit sacramentis efficaciam, quod per indignos tractantur, quia
repraesentant Christi personam propter vocationem ecclesiae, non
repraesentant
proprias personas, ut testatur Christus, Qui vos audit, me audit. Cum
verbum
Christi, cum sacramenta porrigunt, Christi vice et loco porrigunt.)
katholische
oder lutherische Autorschaft
(15)
Diese Güter (die ewige Gerechtigkeit, der Hl. Geist und das ewige
Leben) werden nicht zuteil außer durch das Dienstamt des Wortes
und
der Sakramente.
katholische
oder lutherische Autorschaft
(16)
Im Mahl des Herrn sind Leib und Blut Christi wahrhaft und wesentlich
(vere
et substantialiter) gegenwärtig und werden wahrhaft mit jenen
Dingen,
die gesehen werden (in Erscheinung treten - quae videntur), Brot und
Wein,
denen dargereicht, die das Sakrament empfangen... Und wir wissen,
daß
nicht nur die Römische Kirche die leibhaftige Gegenwart Christi
bekräftigt,
sondern daß auch die Griechische Kirche jetzt wie einst derselben
Ansicht ist. Das nämlich bezeugt der Meßkanon bei ihnen, in
dem der Priester offensichtlich betet, daß nach der Wandlung des
Brotes der Leib Christi werde (ut mutato pane ipsum corpus Christi
fiat).
Und Vulgarius, ein wie es uns scheint nicht dummer Schriftsteller, sagt
beredt, daß das Brot nicht nur Bild ist, sondern wahrhaft in das
Fleisch verwandelt wird (panem non tantum figuram esse, sed vere in
carnem
mutari).
katholische
oder lutherische Autorschaft
(17)
Und nach dem Evangelium oder, wie man sagt, nach göttlichem Recht,
kommt den Bischöfen als Bischöfen, d.h. als denen, denen das
Dienstamt (ministerium) des Wortes und der Sakramente anvertraut ist,
folgende
Rechtsgewalt (iurisdictio) zu: Sünden zu vergeben, Lehre
zurückzuweisen,
die mit dem Evangelium nicht übereinstimmt (reicere doctrinam ab
evangelio
dissentientem), und Gottlose, deren Gottlosigkeit bekannt ist, aus der
Gemeinschaft der Kirche auszuschließen (excludere a communione
ecclesiae)
ohne menschliche Gewalt, sondern durch das Wort. Hier müssen
notwendig
und nach göttlichem Recht die Gemeinden (ecclesiae) ihnen Gehorsam
leisten nach jenem Wort: Wer euch hört, hört mich.
katholische
oder lutherische
Autorschaft
(18)
Wieviele gedruckte deutsche Bibelübersetzungen (Vollbibeln. AT +
NT)
gab es vor Luther?
0
oder 1 oder 6 oder 12 oder 18 oder 24?
1) Der Satz
könnte auch lutherisch sein, ist aber Zitat aus den
Beschlüssen des Konzils von Trient: De iustificatione, can.1 (DS
1551)
(2)
Der Satz
könnte auch katholisch sein, ist aber Zitat aus der lutherischen
Bekenntnistradition,
der Verteidigung des Augsburgischen Bekenntnisses: Ap 4,252 (BSLK
209,39-43)
(3)
Der Satz
könnte auch katholisch sein, ist aber Zitat aus der lutherischen
Bekenntnistradition,
der Verteidigung des Augsburgischen Bekenntnisses Ap 4,350 (BSLK
227,7ff)
(4)
Der Satz
könnte auch lutherisch sein, ist aber Zitat aus dem
spätmittelalterlichen Beichtspiegel des Marquard v. Lindau, Das
Buch der zehn Gebote, Venedig
1483, hg. v. W. van Maren, Amsterdam 1984, S. 20.
(5)
Luther, De captiv. Babylon. (WA 6, 529,11-15). Später, etwa
in den Schmalkaldischen Artikeln, hat Luther diese ungeschütze
Formulierung gegen Mißdeutugen abgesichert. Vgl. dazu im
einzelnen die Ausführungen auf dieser Seite zum Verständnis von simul iustus et peccator
(6)
Der Satz
könnte auch katholisch sein, ist aber Zitat aus der lutherischen
Bekenntnistradition,
dem Augsburgischen Bekenntnis: CA 12,7 (BSLK 67, 12ff)
(7)
Der Satz
könnte auch katholisch sein, ist aber Zitat aus der lutherischen
Bekenntnistradition,
der Verteidigung des Augsburgischen Bekenntnisses: Ap 4 (BSLK 201,52ff)
(8)
Der Satz
könnte auch katholisch sein, ist aber Zitat aus der lutherischen
Bekenntnistradition:
Konkordienformel, Sol. Decl. IV,31 (BSLK 947,11-35)
(9)
Der Satz
könnte auch lutherisch sein, ist aber Zitat aus der
spätmittelalterlichen Vorbereitung auf das Sterben: der Ars
moriendi [15.Jh.], hg. v. J. Laager, Zürich 1996, S. 201.
(10)
Luther, Brief vom 31.10.1517 an Erzb. Albrecht von Mainz (WABr 1, 108)
(11)
Luther, Rhapsodia seu concepta in librum de loco iustificationis, 1530
(WA 30 II, 670,21-30)
(12)
Der Satz stammt aus dem Augsburgischen Bekenntnis in der
geschichtswirksamen Ausgabe von 1531: CA 13, Ed.pr. (BSLK 68).
Zur Sachfrage vgl. Gemeinsame
römisch-katholische/evangelisch-lutherische Kommission: Das
Herrenmahl, Exkurs: Die
Wirksamkeit der Sakramente sola fide und ex opere operato -
Grundlagen und Perspektiven des katholisch-lutherischen Dialoges.
Beispiel Wirkung
der Sakramente ex opere operato
(13)
Der Satz wird meist als katholisch eingeordnet, ist aber Zitat aus der
lutherischen Bekenntnistradition: Augsburgisches Bekenntnis CA 8 (BSLK
62)
(14)
Der Satz könnte auch katholisch sein, ist aber Zitat aus der
lutherischen Bekenntnistradition, der Verteidigung des Augsburgischen
Bekenntnisses:
Ap 7,28 (BSLK 240,40ff)
(15)
Der Satz könnte auch katholisch sein, ist aber Zitat aus der
lutherischen Bekenntnistradition: Augsburgisches Bekenntnis: CA 28,8f
(BSLK 122,1ff)
(16)
Der Satz könnte auch katholisch sein, ist aber Zitat aus der
lutherischen Bekenntnistradition, der Verteidigung des Augsburgischen
Bekenntnisses:
Ap 10,1f (BSLK 247,46-248,21)
(17)
Der Satz könnte auch katholisch sein, ist aber Zitat aus der
lutherischen Bekenntnistradition: Augsburgisches Bekenntnis: CA 28,20ff
(BSLK 123f)
(18)
Entgegen einer noch weit verbreiteten Meinung hat Luther nicht zum
erstenmal die Bibel ins Deutsche übersetzt. Es gab vielmehr
bereits vor Luther 18 verschiedene im Druck herausgekommene Vollbibeln
in deutscher Übersetzung, nämlich 14 oberdeutsche und 4
niederdeutsche Übersetzungen. Daneben gab es
eine Fülle von Teilübersetzungen: Psalmen, Epistel- und
Evangelienbücher etc.